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WM -V SW .«w,, s48. Fottsetznng) (Nachdruck verboten/. I' und auf einem hübschen, behaglichen Fauteuil Platz nehmend, „und was das Geheimhalten anbetrifst, so ist dies, wenig- zur Seite, mit dem er e stens vorläufig, allerdings geboten. Ich rechne auf Ihre Ver- hierher versetzt worden, sen auf dieselbe zählens Meiner Treu, habe ich es Her Am Sp, Fra Coo beib russ und Letz PS naö rüg mel gra wu töd in m B Li h« Im Lanue geheimer Mächte. Original-Roman von Ndolph« Belüt. tod Pa tro Ge der Ja Pa de, M g«! St lei we fin sü „Genug! Was ich wünsche, soll sein Schade nicht sein und der Ihre nicht. Führen Sie ihn zu mir." Bordeur verbeugte sich achtungsvoll und entfernte sich. Nach einigen Minuten ließ er einen Mann von etwa dreißig Jahren mit glattrasirtem, schlauem Gesicht und geschmeidigem lakaien- haftem Wesen, doch ohne LivrSe, in Zivilkleidung, zu Gardiner ein, der, mit einer devoten Verbeugung nur den Amerikaner verstohlen mit einem prüfenden Blick musternd, an der Thür stehen blieb, während der Wirth wieder verschwand und die Beiden allein ließ. manden lieber als seinen Herrn zu hintergehen und sich Jeder, mann zu verkaufen, der ihm deu besten Preis zahlt. Gegen Sie aber wird er zuverlässiger sein als gegen irgend einen Menschen auf der Welt, denn Sie werden ihn gut bezahlen und haben mich ,ur Seite, mit dem er es nicht verderben will. Ich bin von Lyon .... i, wo ich früher Gefangenenaufseher war. Bon dort kenne ich ihn — der Einzige unter uns hier in Paris — aus meinem damaligen Amte her, wissen Siel" doch als ein Glück betrachtet, daß Sie mich hier auffanden, und ich Ihnen durch meine Bekanntschaft mit dem Manne nützlich sein konnte, um doch mindestens etwas für das Geld zu thun, das ich damals für nichts empfangen ..." „Lassen Sie das! Die Sache mit jenem Gelde ist abgethan, und ich werde neue Dienste, die Sie mir beweisen, auch neu be lohnen. Es kam mir bei meinem Vorhaben darauf an, alle meine früheren Verbindungen, nach den verschiedensten Richtungen hin, wieder anzuknüpsen, und ich suchte auch Sie aus, wobei ich hörte, daß Sie den Dienst verlassen und dieses kleine Restaurant hier übernommen." „Ich that es, weil man vorsichtig sein muß", versetzte Bordeur mit bedenklichem Kopsschütteln. „Zwar hatte ich ja schließlich gar nichts Böses begangen — aber doch nur, weil es nicht dazu ge kommen, — und da hatte ich ein schlechtes Gewißen! Ich wagte nicht, meinen Reichthum zu zeigen, um keinen Argwohn zu er- regen, und setzte mich vorläufig in dem Geschäft hier fest, unter dem Vorgeben, daß ich es mit einer kleinen Erbschaft meiner Frau erworben. Jetzt freilich glaube ich, daß es Schicksalsfügung war, da es mich hier wieder mit Ihnen zusammentreffen ließ und mir Gelegenheit giebt, Ihnen dienlich zu sein, der Sie doch, davon bin ich überzeugt, gewißlich einen guten Zweck verfolgen. Mußte ich doch durch einen glücklichen Zufall in der Lage sein, just einen Mann zu kennen, wie Sie ihn brauchen, und ihn Ihnen zuzusühren..." „Genug jetzt, Ist er hier?" „Er wartet unten im Gastzimmer, bis ich ihn rufe, nicht wenig gespannt, um was es sich handeln mag." „Ging er bereitwillig darauf ein, zu kommen?" „Gewiß that er's, da ich ihm guten Verdienst in Aussicht stellte, und dieser Burtin — Burtin heißt er — ist nicht der Mann, zurückzubleiben, wo's ein gutes Douceur giebt. Zudem wagt er nicht, mir etwas abzuschlagen. Er fürchtet, daß ich seine Vergangenheit verrathcn könnte, die nicht ganz rein ist und ihn seine Stellung als herrschaftlicher Domestik kosten würde." „Kann man seinen Worten Glauben schenken, ihm für einen Auftrag vertrauen?" „Wenn er gut bezahlt wird, ja! Er ist ein echter, durch triebener Domestik vornehmer Leute, der jederzeit bereit ist, Nie- Fried ventii Bote, zu be Mark in d< Bürg Der, agitat verwc hat, ! derS ohne vom lange revol große lich b Genn zu w grwie r dcutfi Aus Kam> worfi 22 L der? „Abt auf t nicht r Hintl Herz> dazu Orlei der l nach ange! lang, daß gedai zuers von seine zurü groß wurt Herz Boui er, ri muß Grm seher Feld der l verzi die erkai Mai Ville zeml Gra mit entsc verz von nigc »An wir! und könr unte ihre Stv 23. Kapitel. „Nehmen Sie Platz, mein Lieber", begann Gardiner gemächlich die Unterhaltung, auf einen Stuhl an der anderen Seite des Tisches deutend, auf welchen sich der Neuangekommene, mit leisen, höflichen Schritten nähcrtretend, erwartungsvoll niederließ. „Sie haben gehört, daß ich Sie zu sprechen wünsche. Werde ich bei dem, was ich von Ihnen verlangen werde, gut durch Sie bedient, so soll Ihnen eine Belohnung zu Theil werden, die für Ihre Verhältnisse ein Vermögen sein wird. Andernfalls erhalten Sie nichts — das heißt, nichts weiter als die Bekanntgabe dessen, was Herr Bordeur von Ihnen zu sagen weiß. Sie ver stehen mich." Der Fremde, in dessen Gesicht es bei den Worten von der Belohnung und dem Vermögen gespannt aufgeblitzt, war bei den letzten Worten Gardiner's verlegen zusammengeznckt. „Ew. Gnaden sollen auf mich zählen dürfen", sagte er. „Ich werde bedacht sein, ganz zu Ew. Gnaden Befehlen zu stehen." „Kennen Sie mich?" fragte Gardiner. „Nein, mein Herr!" Die gespannten, forschenden Blicke, mit denen der Fremde den Amerikaner musterte, bewiesen, daß er die Wahrheit sagte. Gardiner überlegte einen Augenblick. Er hatte zu ost Ge legenheit gehabt, die magische Gewalt zu beobachten, welche sein Name ausübte, als daß er hier hätte auf dieselbe verzichten dürfen. Sein Name konnte bei diesem Manne nur dazu dienen, ihm denselben mit einem Schlage zu erobern. „Ich bin Mr. William Hanley-Gardiner aus New-Porl", sagte er. „Kennen Sie den Namen?" „Ah, — Mr. Gardiner — der reiche — der — der Herr Hanley-Gardiner aus Amerika, meine ich!" fuhr sein Gegenüber schnell und f eudig überrascht empor. „Oh, ob ich Ew. Gnaden kenne, den gnädigen Herrn! Jeder Mensch in Paris kennt den Namen, denke ich. Ew. Gnaden haben ganz über mich zu be fehlen — ich werde dem gnädigen Herrn dienen, soweit er eS nur wünscht." (Fortsetzung folgt.) Bon den Mitgliedern des Reichstag», schreibt die „Köln. Zty. die bei dem Erlaß de» Preßgesetzes mitgewirkt, hat wohl keiner auch nur entfernt an die Möglichkeit gedacht, daß man den ein zelnen Bestimmungen desselben eine solche Ausdehnung geben werd«, wie eS heute versucht wird. Bor Kurzem wurde erst der höchst befremdlichen Entscheidung deS ReichSgrrichtS gedacht, wonach der Korrektor unter dem Gesichtspunkte der Beihilfe bestraft wer den könne, nunmehr macht die Staatsanwaltschaft in Berlin den Versuch, Angestellte, die eine rein technische Thätigkeit bei Her stellung einer Druckschrift entwickeln, Maschinenmeister, ebenfalls unter dem Gesichtspunkte der Beihilfe zur strafrechtlichen Verant wortung zu ziehen. Für die Feinheit einer solchen RechtSaus- legung geht uns, wie wir offen zugeben müssen, das Berstündniß ab, wir glauben aber auch, daß es unter den tüchtigsten Krimi nalisten recht viele geben wird, welche mit diesem Fortschritte der Gesetzesauslegung nicht gleichen Schritt halten können; wenn ein Angestellter, der vollständig außer Stande ist, auf den Inhalt einer Zeitung irgend welchen Einfluß ausüben zu können und der zudem nach den Weisungen zu verfahren hat, die ihm erthrilt werden, als Gehilfe im strafrechtlichen Sinne betrachtet wird, dann hat die Gesetzesauslegung eine Höhe erreicht, welche den Eingriff der gesetzgebenden Gewalt geboten erscheinen läßt. Wir gehören nicht zu Denjenigen, die wegen jedes unbefriedigenden UrtheilS alsbald die Klinke der Gesetzgebung in Bewegung setzen möchten, aber angesichts der weitgehenden Erweiterungen, welche dasPreß- gesctz durch die Auslegung in den letzten Jahren erhalten hat, scheint es uns allerdings nothwendig zu sein, d'urch geeignete Bestimmungen dem weitgeben, den Auslegungseiser der Staatsanwaltschaften und Gerichte einen wirksa men Zügel anzulegen. Wenn das Preßgesetz Lücken hat, so möge man sie auf dem ver fassungsmäßig allein zulässigen Wege der Gesetzgebung ausfüllen, die Auslegung ist aber nicht dazu da, die Arbeit der Gesetzgebung zu besorgen und am allerwenigsten eignet sich das Preßrecht für so feine Auslegungen, wie sie anscheinend jetzt in Mode ge kommen sind. Die Meldungen der „Krzztg.", daß bereits ein neuer Ent wurf betr. Abänderungen des Freizügigkeitsgesetzes fertig- gestellt sei, sind ebenso wie die darüber mitgetheilten Einzelheiten allenthalben auf lebhafte Zweifel gestoßen, und diese erscheinen, wie von bestunterrichteter Seite verlautet, völlig gerechtfertigt. Einst weilen befindet sich die Angelegenheit noch insofern im Stadium der Vorbereitung, als es sich nur um Erhebungen über die Ver hältnisse der ländlichen Arbeiter über Sachsengängerei Zuzug fremder Arbeiter und dergleichen mehr handelt. Erst von den Ergebnissen dieser Erhebungen macht man die weiteren Arbeiten abhängig. Augenblicklich wird dem Eingang umfassender Gutachten sowie auch der Beantwortung von Anfragen entgegengesehen, die aus die verschiedenen Bundes-Regierungen gerichtet worden sind. Es ergiebt sich hieraus, das jetzt der Entwurf eine greifbare Gestalt noch nicht gewonnen haben kann und Angaben über ihn nur auf Vermuthungen fußen dürsten. Die streikenden Buchdrucker Berlins waren am Mittwoch Abend wieder auf dem Bock versammelt, um den Situa tionsbericht des Herrn Besteck entgegenzunehmen, der diesmal die Lage der Streikenden als keineswegs günstig zu bezeichnen sich gezwungen sah. Ich hoffe, Kollegen — bemerkte Herr Besteck, Sie werden auch, trotz der Aussicht auf ein Entsagung forderndes Weihnachtsfest, standhaft bleiben. Die Lage ist eine gespannte. Es liegt an Ihnen, ob wir siegen oder unterliegen. Wenn Sie, falls es sein muß, eine oder zwei Wochen einmal Opfer bringen können, dann müssen wir siegen und ich hoffe fest, daß Jeder von Ihnen seine Pflicht thun wird. Mil einem Hoch auf den Neun stundentag wurde die Versammlung geschloffen. ^Mit großer Entrüstung theilt der „Vorwärts" das folgende Schreiben mit, welches vor Kurzem dem Redakteur der sozial demokratischen „Fränkischen Tagespost", der in Lanzendorf (Bezirk Bayreuth) eine Wählerversammlung abhalten wollte, zugegangen ist: „Von der Gemeindeverwaltung Lanzendorf. Lanzendorf, den 13. Dezember 1891. Dem sozialdemokratischen Agitator Herrn Oehme wird hiermit eröffnet, daß die Gesammtgemeinde gestern den Beschluß faßte, einen sozialdemokratischen Agitator in ihrer Mitte nicht auftreten zu lassen. Sie legte sofort die dem Wirthe 23. November 234 und am 21. Dezember 227, war also am letzt genannten Termine um 7 Mark billiger. Gerade diese Preis- vewegung aber offenbart die Tendenz, den größten Theil der goll- ennäßigung in die Hände der in- und ausländischen Spekulanten -leiten zu lassen; denn wir oben bemerkt, ist der Unterschied »wischen Dezember- und Aprilweizen nur drei Mark, während die Differenz zwischen dem an denselben Terminen »u liefernden Roggey 15 Mark betrug. Zieht man naturgemäß von dieser (angeblich den Zollbetrag reprüsentirenden) Differenz die pro Dezember erfolgte Erhöhung von rund 7 Mark ab, so bleibt Netto- differrnz per Aprll 8 Mark; fast genau so wie bei Aprttweizen, wenn «au zu dem Preisunterschiede dieser Frucht die Ermäßigung pro Dezember von 7 Mark zuzählt. Sollte aber wirklich der Preisnachlaß bei den Brotfrüchten im April aus 8 Mark bestehen bleiben, so wird auch davon der Konsument nichts merken. DieS nachzuweisen wird leicht sein, wenn man daS Gewicht der Back- waare nach eingetrrtenrr Ermäßigung der Zölle mit dem heutigen Gewicht de» Gepäck» in Vergleich zieht. Soll der Konsument von den Zollherabsetzungrn Vortheil haben, so muß der Terminhanvel eingeschränkt, so muß ferner die amtliche Brottaxe eingeführt „An die Konservativen in Reich und Land" richtet die „Kreuzztg." die Mahnung, bei aller pflichtmäßigen Opposition gegen verfehlte Maßnahmen der Regierung, wie die Landgemeinde-Ord nung und die Handelsverträge, nicht grollend oder schadenfroh zu- zuseyen, sondern positiv zu arbeiten: Das unS zu positiver Arbeit seit unserer Geburt als Pattei angewiesene Gebiet ist das der sozialen Frage. Sie ist der Schlüssel zum Herzen des Volkes, sie der Talisman, der seinem Träger die führende Rolle im poli tischen Leben sichert. Ergreife Vie konservative Pattei diesen Zauberstab, werde sie der Ordipu», der die Sphinx unschädlich macht. Gehe sie mit Jnitiativ-Anträgen vor, denen bei der Ge sinnung deS Monarchen und der Stimmung der Volksmaffe der Erfolg nicht fehlen kann. Stelle sie dem „großen Werke" des Herrn Reichskanzlers ihr großes Werk an die Seite, und über lasse sie es der Nachwelt, zu entscheiden, welches von beiden größer sei. Eine entschiedene Stellungnahme zur Judenfrage ist nothwendig, aber der Antisemitismus thut es nicht allein. Das jüdische Uebergewicht aus dem Gebiete der öffentlichen Meinung und auf wirthschaftlichem Gebiete ist nur ein Symptom, das Eine von unserer geistigen und sittlichen, das Andere von unserer sozialen Verlotterung. Gelingt eS nicht, der Gesellschaft jwieder eine feste Ordnung zu geben und diese Ordnung mit dem rechten Geiste zu erfüllen, so nützt aller Zornesmuth und aller Guerilla krieg gegen die Juden nichts. Haben wir aber diese Ordnung »so änn unS weder der große noch der kleine Land-Ausschlächter mehr schaden. Zeit ist nicht mehr zu verlieren. Findet die so verstandene soziale Frage nicht bald eine Antwort im christlichen und monarchischen Sinne, so wird sie „mit wildwehendem Locken- haar und erzenen Sandalen" sich ihren Weg über die bisherigen Institutionen hinwegbahnen. Gott hat unserer Zeit diese Frage zur Beantwortung gestellt; sie ist der Prüfstein für Staaten und Kirchen, für Stände und Parteien. Bleiben sie die Antwort schuldig, fo haben sie ihre Rolle auSgespielt. Die „Nordd. Allg. Ztg." bringt folgende Mittheilung: „Durch Vie Blätter geht eine aus der Braunschweiger „LandeSztg." stam mende Notiz, nach welcher der Reichskanzler Gras v. Caprivi „in einer Fraktionssitzung der Konservativen formell" hätte erklären lassen, „so lange der Reichskanzler sei, werde von dem Kornzoll von 3,50 Mk. nicht abgewichen werden." Die Konservativen hätten nur aus eine gleiche formelle Zusage im Plenum gewartet, um ihr« Opposition gegen die Handelsverträge auszugeben. Allem Anscheine nach liegt in der vorstehenden Meldung nur die will kürliche Variation einer im Privatgespräch gefallenen Aeußerung vor, in welcher eine Frage über die Dauer des gegenwärtigen Grtreidezolles mit dem Hinweis aus die Verträge beschicken worden war. Gegenüber einem Hinweis in der „Allgemeinen Ztg." darauf, daß die in der Reichstagsrede des Grafen vonCaprivi ent- baltenen Zusagen gegen die Verwirklichung der deutschfreisinnigen Hoffnungen als Programmpunkte angesehen werden dürsten, von denen nicht abgcgangen werde, schreibt der „Hannov. Kourier": „Größer und „aktueller" ist übrigens die Besorgniß, daß der Wir finden Mr. Gardiner, dicht in einen leichten, dunklen Reisemantel gehüllt, der seine lange Gestalt fast ganz bedeckt, den Kragen desselben hoch emporgcschlagen, den breitkrämpigen, niederen Filzhut tief ins Gesicht gezogen, so daß von seinem ruhigen, aleichmüthigen Amerikaner-Antlitz fast nichts zu sehen, auf dem Wme zu einem entlegenen obskuren Vorstadtrestaurant, dessen ein stöckiges Haus frei in einem sehr bescheidenen Gartenfleckchen lag, daS es auf allen Seiten umgab. Gardiner schritt durch den Vordertheil des Göttchens an den erleuchteten Fenstern der Gaststube vorüber und durch den schmalen freien Raum, der nach dem etwas größeren Hintergarten führte, um daS Haus herum nach der Rückseite desselben, deren Fenster in tiefem Dunkel lagen. An eines derselben pochte er in an gemessenen Zwischenpausen, offenbar ein verabredetes Zeichen gebend. Die kleine Hintetthür des Hauses öffnete sich, ein Mann guckte heraus. „Master — Master — der Herr, den ich erwarte?" fragte er leise. „Ich bin's, Bordeur. Was haben Sie?" „Nichts, nichts, Mr. Gardiner", gab der Gefragte leise zurück. „Ich erkannte Sie nur nicht gleich und wollte vorsichtig sein, da Sie es gar so wichtig nehmen mit der Sache. Bitte, kommen Sie." Er nahm ein Licht und schritt, gefolgt von Gardiner, eine Stiege hinauf nach einem im Verhältniß zu der übrigen Umge bung sehr komfortabel eingerichteten Mansardenzimmer, das an scheinend ein Theil seiner behaglichen Privatwohnung war und VaS er mit Gardiner betrat, die Thür sorgsam hinter sich schließend. Bei dem Scheine des Lichts erkennen wir einen alten Be kannten in dem Manne wieder. Es war Bordeur, der einstige Gefangenenaufseher von La Grande Roquette, den Gardiner da mals für die projektirte Flucht Börard's gewonnen hatte, jetzt Wirth deS kleinen Vorstadtrestaurants, das er aus dem von Gar diner empfangenen Gelde anzukaufen für gut erachtet, nachdem er seinen Dienst quittirt. „Wichtig genug ist mir die Sache, daß Sie dieselbe auch für Ihr Interesse als wichtig betrachten dürfen", entgegnete der Ameri kaner in Beantwortung der vorherigen Bemerkung des Wirths Ureiderfle* Lell» L. Reichskanzler und Ministervräsidcnt der Geneigtheit, Wünschen de» Zentrum» und der Polen entgegenzukommeu, nicht einen ent scheidenden Widerstand entgegensetzen werde. In dieser Beziehung liegen leider in den Auslassungen de» Grafen Taprivi noch durch aus keine beruhigenden Zusagen vor." Ein Wort über „militärische Beschwichtigungen" bringt heute die „Köln. Zeit." im Folgenden: Wenn wir ans die militärischen Betrachtungen in der großen Rede, womit der Reichs kanzler am 28. November gewissermaßen die Session des Reichs tag« eröffnete, erst heute in eingehender Weise zurückkommen, so liegt der Grund dieser Verzögerung darin, daß wir in die handels politischen Erörterungen des Reichstags keine kriegerischen Klänge hineinmischen wollten. Jene Betrachtungen habe« mindestens ebensosehr die Aufmerksamkeit de» Auslandes wie deS Inlandes erregt. Sie haben im Osten wie im Westen Beifall gefunden, ähnlich wie vor einiger Zeit die Aeußerungen io Osnabrück. In der französischen Presse klang der Grundgedanke durch, Deutsch land sei bescheidener geworden und bekenne offen in amtlicher Form, daß das russisch-französische Bündniß das Gleichgewicht in Europa wieder herstrlle. In der russischen Presse freute man sich über die Angabe, daß im deutsch-österreichischen Grenzgebiet mehr Truppen ständen als im russischen, und schloß sich de» Reichs- kanzler» tadelnden Worten über die deutschen Zeitungsschreiber an, von denen die Beunruhigung nusgehe. Wir sind keineswegs über zeugt, daß die Ausführungen des Reichskanzlers die Bedenklichkeit beschwichtigt haben, womit man in Deutschland den militärischen Maßregeln Rußlands zusieht. Jedenfalls könnten sie dies nach haltig nur dann, wenn sie beweiskräftig wären, und wir be zweifeln, daß sie es sind. Die 300 icm, die der Reichskanzler in seinen Zirkel genommen ha«, um ein beiderseitiges Grenzgebiet abzuschneiden, waren allerdings für Beruhigungszwecke günstiger, al« wenn etwa mit 250 Icm gerechnet würde. Mit 300 lcm fielen die bedeutenden deutschen Garnisonen: Stettin, Berlin und Dresden in das Grenzgebiet, wodurch natürlich die Zahl der deutschen Grenztruppen eine gewaltige Vermehrung erfuhr. Ein Grenzgebiet von 250 icm im Halbmesser bietet gleich ein anderes Bild. Die deutsch-österreichischen Grenztruppen erfahren eine beträchtliche Verminderung, während die Stärke der russischen, die wesentlich im Grenzgebiet bis zu 200 lcm liegen, ungefähr die gleiche bleibt. Aber selbst wenn jene großen deutschen Standquartiere hereingezogen werden, stimmt die Berechnung deS Reichskanzlers nicht, wie nachgcwiesen werden kann. In Deutschland kommen bei der Annahme von 300 Icm Grenz gebiet zur Berechnung: das Gardekorps (mit Ausnahme eines Infanterie-Regiments), das 1., 5., 6., 17. Armeekorps, größten- theils auch das 2., 3., 12. Armeelorvs. Deren Stärke beträgt, wie man aus der Rangliste entnehmen kann: 190 Bataillone Fußtruppen, 136 Schwadronen, 154 Batterien. In die Fuß truppen sind Eisenbahn- und Pionierbataillone eingerechnet. Auf österreichisch-ungarischer Seite liegen in jenem Grenzgebiet ungefähr 136 Bataillone, 96 Schwadronen, 98 Batterieen. Die deutschen und die österreichisch-ungarischen Grenztruppen betragen daher Zusammen: 326 Bataillone, 232 Schwadronen, 252 Batterieen. Zür Rußland ergiebt sich dagegen: 471 Bataillone, 300 Schwadronen, 175 Batterieen, für die Verbündeten: 326 Bataillone, 232 Schwadronen, 252 Batterieen. Rußland hat somit 145 Bataillone und 68 Schwadronen mehr, 77 Batterieen weniger. Diese geringere Stärke der Artillerie ist jedoch nur scheinbar, denn die Minderzahl der Batterieen gleicht sich durch die größere Geschütz- stärke der russischen Batterieen aus. Es befindet sich somit selbst in dem für Rußland so günstig abgemessenen Grenzgebiet von 3001cm Halbmesser eine ganz bedeutende russische Uebermachr. Wäre der Grenzstreifen schmäler gezogen, so würde dieselbe, wie schon gesagt, noch viel mehr zu Tage treten. Im Vertrauen aus die Beschaffenheit unserer Truppen wie der Heere unserer Ver bündeten braucht diese Ucbermacht allerdings weder in Deutschland noch in Oesterreich. Ungarn Besorgnisse Hervorzurusen. Aber der Reichskanzler kann es der deutsch-österreichischen Presse nicht ver argen, wenn sic ihre Leser durch sachverständige Federn über diese Verhältnisse unterrichtet. Der Reichskanzler liebt es nicht, wenn Zeitungsschreiber ihre Artikel mit lateinischen Redensarten schließen. Wir sind daher höflich genug, den unserer Feder sich ausdrängenden Wahrheitsspruch in philosophischer Ruhe zu verschweigen.