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Politische Umschau. sie zu zahle» gehabt Hütten und die ihrerseits die Folge der e» Grtreidepreise seien. Dazu komme im Süden die Neigung heute möchte ich nur sagen: ^onckum meriäies. Welchen der Behauptung, daß wir sür die Landwirthschast jetzt „gar keinen Schutzzoll mehr hätten", reden wir hier selbstverständlich über haupt nicht; und ebensowenig vermögen wir uns mit dem Rath, schlag des Zorns, nun auch den Schutzzoll der Industrie zu zer. trümmern, zu befreunden. Dergleichen hier und da in der Presse auftauchende Kraftstücke haben in der parlamentarischen Vertretung unter der sein Ansehen leiden könnte. Ich bin zu einer so tief greifenden Kritik, wie ich sie üben müßte, wenn ich heute im Reichs tage reden wollte, weniger berufen wie Andere; ich bin 50 Jahre im Dienste des Staates gewesen und Jahrzehnte lang an erster Stelle; gegen dellen Leiter öfsemlich so aufzutreten, wie ich müßte, wenn ich im Reichstage überhaupt redete, widerstrebt meinem Ge fühle und ist mir peinlich, und eS müßten noch stärkere Gründe wie heule vorliegen, daß ich diesen Widerwillen überwinde. Die Nöthigung dazu läust mir vielleicht nicht weg, aber ich will eS noch abwarten. Ucbcr die Handelsverträge schreibt die »Kani. Korr.": „Die Sach lage sür die Beurtheilung Ser Handelsverträge seilens der konser vativen Fraktion des Reichstages iü durch die letzten Debatten im Reichstage, insbesondere durch die jüngste Rede des Reichs kanzlers zweifellos in mehriacher Hinsicht eine andere geworden. Sollten einzelne Mitglieder dieser Fraktion gleichwohl bei ihrer Ablehnung der Handelsverträge verharren, jv werden wir selbst verständlich jeden Versuch, in Zweiscl zu ziehen, daß auch diese Herren ihr Votum so abgeben, wie sie cs ihrem Gewissen, ihrem Vaterland« und dem Interesse der Landwirthschast schuldig zu sein glauben, energisch zurückweiscn. Nur verüble man uns nicht den Ausdruck der bangen Sorge, daß eine spätere Zeit ein Recht zu dem Urtheil erhalten könnte, daß die konservative Partei wenigstens in einem Theile, in zu starrer Hinlcnkung des Blickes auf ein Sondcrinteresfe und aus Nedenpunkte — um von der Möglichkeit der Unterstellung noch anderer Motive zu schweigen —, die Bedeutung eines weltgeschichtlichen Augenblicks nicht ersaßt hätte und hinter ihrer großen Vergangenheit zurückgesallen wäre, wie den Rechtstitel aus eine gleiche sührende Rolle in der Zukunft aus der Hand gegeben hätte. Von solchen Maßlosigkeiten, wie Jnduriezweigen dies Ganze gefährlich ist und welche es weniger schädigt, das kann ich nicht bcurtheilen, und wie der Reichstag das so schnell beurtheilen will, ist mir unerklärlich. DaS Beun ruhigendste am Ganzen ist mir der Verzicht des Reichstages, wenn er in wenigen Tagen das begutachten und zur dauernden Einrichtung machen will, was Herren vom grünen Tisch in Zeit eines JahrcS im Geheimen auSgcarbeitet haben. Wer hat denn alle diese Aenderungen und Bestimmungen entworfen? Geheim- räthe,ausschließlich Konsumenten, auf die daSBibelwortpaßt: Siesäen nicht, sie rnten nicht und sammeln nicht in die Scheuern — Herren, die der Schuh nicht drückt, den sie sür den Fuß der Industrie zu rechtschneiden. — Die Burcaukratie ist es, an der wir überall kranken. Ich würde nie den Muth gehabt haben, auf zwölf Jahre den Sprung inS Dunkle zu thun. Die Härten der neuen Verträge werden sich beim Gebrauche bald herausstellen und sie werden unabänderlich sein. Sich derselben jetzt, vor der endgiltigen Fest legung, bewußt zu werden, dafür bleibt der Industrie mcht Zeit. Es war ja bisher Alles ein Geheimniß. Wenn gesagt worden ist, unter der vorigen Regierung sei dieselbe Taktik des Verschweigen» beobachtet worden, so ist das eine falsche Vorstellung. Wir haben 1878 damit begonnen, die Tariffrage in die Oeffcntlichkcit zu Wersen: wir haben das gemacht, was sie Engländer „kair pla^" und die Franzosen „oarts sur tadle" nennen. (Offnes Spiel!) Diesmal war heimliche Vorbereitung beliebt, und der Reichstag soll sich in wenigen Tagen mit dem Ganzen abfinden. Darin liegt politisch ein sehr bedauernswerthes Ergebniß. Wenn der Reichstag das aus sich ncmmr, so schädigt er sein Ansehen im Bolle: Will er es wahren, so mutz er in so einschneidenden Fragen wenigstens die Anstandsfrist beobachten, in der eine sachliche Freiber-, den 16. Dezember Der deutsch« Reichstag setzte gestern die zweite Berathung de« »»deltvertrage- mit Oesterreich-Ungarn fort. Die Debatte über rt. S, welche schon Tag« vorher fast die ganze Sitzung in A»- »ruch genommen hatte, wurde zunächst vom Abg. v. Stauffen- kr- (stets.) wieder ausgenommen, der feine Verwunderung da- au-sprach, daß tu der bisherigen Erörterung die lanowirth- lichen Zölle einen so unverhältnißmäßcg breiten Raum , Während doch der Hauptnachdruck aus den großen cheu Gedanken der wirthschaftlichen Zusammenfassung der zu legen sei. Die schwierige Lage der Grundbesitzer, amentlich auch der Bauern in Süd- und Südwestdeutschland, ühre hauptsächlich von den hohen Preisen de- Grundbesitze» her, ie sie zu zahlen gehabt hätten und die ihrerseits die Folge der cht Oesterreich, sondern England der Partei, bei dem Niveau von Einsicht und ruhiger Besonncn- üad Amerika würden den Nutzen davon haben. Trotzdem werde heil, welcbcS sie rcprüsentirt, sicherlich leinen Nährboden zu er- -r für de» Vertrag stimmen. Abg. Grumbt (Rp.) sprach sich warten." handelt sich nicht bloS um Transit-, sondern auch um Mühlen- läaer, nicht bloS um Getreide, sondern auch um andere Waaren. Die Verhandlungen schweben noch. Daß russisches Getreide über Oesterreich eingesührt werden möchte, ist nicht wahrscheinlich, denn der österreichische Zoll beträgt 2,50 Gulden. DaS Geschält dieser Einfuhr würde nicht rentabel sein. Abg. Rickert (freis) erklärte, der Vertrag sei früh genug bekannt gewesen. Abg. Holtz (Rp.) bedauerte die übereilte Berathung der Verträge. Der Zoll sei nur nach oben, nicht aber nach unten gebunden; cs wäre hiermit der erste Schritt gethan zur gänzlichen Abschabung. 3 M. 50 Pf. fei lein Schutz mehr; er werde den Vertrag ablehnen Abg von der Schulenburg (kons.) führte aus, die deutscheLandwirthschast kann den Abgg. Graf Mirbach und Graf Kanitz für ihre Ver dienste um dieselbe nicht genug danken. Der Bauer schließt sich de« Zolle« wegen an die Konservativen an, weil er dort den Schutz seiner Interessen findet. Redner verwahrte sich sodann gegen die Bezeichnung seiner Freunde, die gegen die Verträge stimmen wür den, als Fronde. Abg von Münch (wild) sprach seine Aner kennung über das Bestreben des Fürsten Bismarck auS, keinen Unterschied zwischen Süddeutschen uns Preußen zu machen. Redner, wiederholt zur Sache gerufen, fand die Herabsetzung der Getreide ^öÜe für schädlich und betonte, »ich slkad Amerika würden den Nutzen «stehen könne; sei da« nicht der Fall, so solle er die Initiative »r Abänderung des Wührung-system- ergreifen, wozu Deutsch- aud ohnrhin moralisch verpflichtet sei, da eS zuerst die WährungS- «rhältuisse gestört habe. Der Zollschuh von 5 Mark sei für die irthschast unentbehrlich; habe doch die deutschkonservative >1887 für 6Mk. Arnzoll einstimmig gestimmt! Daß 1879 Kornzoll von 1 Mark von den Konservativen für genügend worden, könne nicht für die spätere Gestaltung der Ver- isse maßgebend sein. Die Rede klang auS in eine lebhafte ! über die Ablehnung der KvmmissionSberathung. Würde zweite Berathung vor Weihnachten geschlossen, die dritte aber »ach dem Feste vertagt, dann wäre Gelegenheit gegeben, über Verträge mit den Vertrauensmännern der Partei im Lande zu benehmen; da dies aber nicht beliebt sei, könne er und Wit ihm die Mehrzahl der Deutschkonservativen die Vorlage nicht eu. Abg. Thomsen (wildliberal) trat für den HandelS- trag ein und bekämpfte die immer wieder mit großer Beharr- keit vorgetragene Behauptung, daß die Kornzölle vor Allem Klringrundbesitzer, dem Bauern, zum Nutzen gereichen aus id seiner persönlichen Erfahrungen als holsteinischer Hos- r. Auf dem bäuerlichen Grundbesitz liege in Preußen die re Hand der Bureaukratie; man wache ihn aus kommunalem vollständig frei und es werde besser werden. Abg. von dorff (Rp.) meinte, daß diese Freiheit nur der weiteren Zeitung der Sozialdemokratie auf dem platten Lande zu gute men wurde. Gegen den Reichskanzler bemerkte der Redner, er niemals eine Erhöhung, sondern nur eine Revision des henden Zolltarifs gefordert habe, um die vorhandenen Un- Angefichts her schwebende»- HandelSvertragSverhaudlnngen dürfte eine Aufzählung derjenige» Länder, mit denen wir gegen wärtig im MeisthegünstigungSverhältniß stehen, von Interesse sein. Es find die Argrntimsche Konsödrration, Belgien, Chile Costarica, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Hawaische Inseln, Italien, Korea, Liberia, Mexiko, Niederlande, Oesterreich- Ungarn, Persien, Portugal, Rumänien, Schweden und Norwegen, Schweiz, Serbien, Spanien, Türkei, Vereinigte Staaten von Amerika. Man berichtet auS Straßburg: Seither bestand in einer An- zahl von Gemeinden des rein deutschen Sprachgebiets der Ge brauch, daß ein Gottesdienst französisch gepredigt wurde. In den Städten ist es üblich, abwechselnd deutsch und französisch zu predigen, letzteres stets im Hauptgottesdienst, während das 'Deutsche in den Rebengottesdienst verwiesen und dadurch die Gemeinde künstlich in eine deutsche und französisch« getheilt wird. Da in der Regel nur ein verschwindender Bruch, theil der Zuhörer den französischen Predigten zu folgen vermag, so liegt kein Bedürfniß für solche vor, im Gegentheil verlangt daS kirchliche Interesse, daß zum Volke in einer ihm verständlich«! Sprache geredet wird. Seitens der Regierung ist wiederholt bei der bischöflichen Behörde eine entsprechende Aenderung angeregt worden, bis jetzt aber ohne Erfolg. Um so erfreulicher ist daher, daß der neue Bischof vr. Fritzen aus eigenem Antriebe in mehreren Gemeinden, unter anderen in Colmar, angeordnet hat, daß zunächst wenigstens theilweise die französischen Predigten durch deutsche ersetzt werden sollen. Zur Hebung der hiesigen kirchlichen Ver hältnisse wird es auch beitragen, daß von jetzt ab nur solche junge Leute zum Studium der Theologie zugclassen werden, die eine deutsche Abiturientenprüfung bestanden haben, und daß auch der Ausbildung deS Klerus im Deutschsprechen größere Aufmerksam keit gewidmet wird. Bis vor Kurzem war die Umgangssprache in den bischöflichen Lehranstalten noch französisch. In einer Generalversammlung der Berliner Maurer hielt der Buchdrucker PH. Schmitt, der in den meisten Buchdrucker-Ver sammlungen den Vorsitz geführt hat, einen Bortrag über den Buch - druckerausstand. Herr Schmitt erklärte, daß die Buchdrucker bei Anfang des Ansstandes einen Nnterstützungsfond von 645000 Mark besessen hatten. Außerdem seien noch 70000 M. vorhanden gewesen, über welche die einzelnen Gauvereine daS Verfügungs recht gehabt hätten. Durch die Länge derZeit seien nun aber die Mittel erschöpft. Die „unabhängigenSozialisten" hielten am Sonn tag in Berlin eine von etwa 700 Personen besuchte Versammlung ab. Genosse Beetz bemerkte, man könne nicht wie Bebel und Lieb knecht erst auf den „Kladderadatsch" warten, sondern müsse sich vorher über das Wie? des Zukunstsstaates klar werden. Auch Wilhelm Werner nahm daS Wort: Die letzten Jahre hätten ihm einen förmlichen Ekel gegen den Parlamentarismus eingeflößt. Die Herren wollen da herrschen, denken nicht daran, durch die Wahlagitation das Volk zu belehren. Vor vielumstrittenen Wahl kreisen hüten sie sich, sie gehen nur an Wahlkreise heran, wo ihnen im Voraus 40000 Stimmen sicher sind. Die Bourgeois vermalten wenigstens ihre Gelder in der ihnen vorgcschriebenen Weise. Das thut der sozialdemokratische Parleivorstand nicht. Es befinden sich 370000 Marl in der Parteikasse, davon wird aber kein Parteigenosse unterstützt, leine Provinzialpresse erhält Unterstützung, wenn sie nicht ein ganz gefügiges Werkzeug ist und nur daS abdruckt, was der „Vorwärts" erlaubt. Es findet nur Zrüsunz möglich ist Daß der Reichstag nicht die Mög- ichkeit habe, an den Verträgen zu ändern ist eine weitere falsche Vorstellung. Er kann bei jedem einzelnen Paragraphen sagen: Den wollen wir nicht, und werden ablehncn, wenn er nicht ge ändert wird. Der Reichstag ist in der Gesetzgebung auch über die Zölle vollkommen gleichberechtigt mildem Bunüesrathe. . . Unser Zusammenhalten im Reiche beruht aus den Verträgen, welche die deutschen Regierungen mit einander geschlossen haben, aber auch auf der gemeinsamen Vertietung im Reichstage. Diese widerstandsfähig und in Ansehen zu erhalten, ist unsere nationale Ausgabe. Hierzu würde ich auch in den jetzt vorliegenden Ver handlungen gern Mitwirken, aber nachdem alle Jratlioncn auS Gründen deS Fraltionsinteresses sich vorher verpflichtet haben, muß ich mein Austreten sür nutzlos halten. Ich weiß, waS so em Fraktionsbeschluß besagt, an ihm ist nicht zu rütteln, wie auch nachher die Haltung der Fraktion wechseln mag. Angenommen wird das Ganze so wie so. Mein Hinkommen und meine Aus spräche würden jetzt sich darauf beschränken müssen, die Urheber der Vorlage und die, welche sie annehmcn, ohne Erfolg zu lnti- sircn und anzugreisen. DaS ist eine Ausgabe, die nur widerstrebt. Ich hoffe, daß der Reichstag selbst in Erlenntniß seiner Stellung > im Lande sich wenigstens vor einer Uebercilung hüten werde, Verwendung, um tue Ehrgeizigen wieder in den Reichstag zu bringen und um unbeliebte Männer, welche wirklich daS Wohl deS Volke» wollen, bec Seite zu bringen. Wenn die Bourgeois es fertig bringen, ihnen unbequeme Arbeiter aus eine „schwarze Liste" zu setzen, so ist der sozialdemokratische Partcivoritand da mit noch lange nicht zufrieden, er würde Jeden, der eine nicht immer zustimmende Meinung zu haben sich erlaubt, am liebsten gleich nach Cayenne verschicken. Gerechtigkeit giebt eS in dieser Partei nicht, wo sollte dieselbe unter dem Einflüsse des „General- slaatsanwalts" Auer auch Herkommen. Unter diesen Umständen kann man von den 35 s.zialistischen Abgeordneten auch nicht ver langen, daß sie eine andere Meinung haben sollen, alS der Partei- vorstand, sind sie doch alle von der Krippe abhängig. Der Ein« als Redakteur, der Zweite als Expedient, der Dritte als Wander redner rc. Die Sozialdemokraten werden cs noch einmal bereue», daß sie gegen diese „Bravonrphilister" nicht zeitig genug Front gemacht Haden. Auch vr. Friedländer und der Genosse Curth wandten sich gegen de>HParteivorstand. Der Erstere, weil der Parteivorstand ganz und gar in das Marxistische Lager üderge- gangen. Letzterer sprach Bebel jede Bedeutung als Parlamen tarier ab. Das Verhalten des Herrn Floquet, des Vorsitzenden der frarrzöfischen Abgeordnetenkammer, während der Verhandlungen über die Kirchenpolitik wird nicht ohne Nachspiel bleiben. Di« Opportunisten, wüthend über Floquet's Einmischung in die Ab stimmung, bereiten für die im Januar stattfindende Erneuerung deS Kämmervorstandes «ine Verschwörung vor. Sie wollen Floquet fallen lassen und mit Hilfe der Rechten, welche ihm seine Be merkung über Pius IX. nachträgt, Casimir Pürier zum Vor sitzenden wühlen. Der „Figaro" ersährt, daß der neue sranzösische Gesandte in Peking gestern vom Kaiser im Innern des Palastes empfangen worden isi und mcht, we bisher alle fremden Diplomaten, cn dem außerhalb des Palastes gelegenen Saale für die Abordnungen botmäßiger Volker. — Aus dem Testament GGoy'S geht hervor, daß dieser Vatcrlandsfreund einen ansehnlichen Theil seines Vermögens, 4 300 000 Franken, in England in Sicherheit ge bracht hatte. Die Bestürzung, welche seit der Veröffentlichung der Handels verträge in Frankreich Platz gegriffen hat, ist vollauf berechtigt. Das starre Festhalten an einem auf die Spitze getriebenen Schutz zollsystem hat Frankreich gegen sämmtliche europäische Staaten abgeschlossen. Die Folgen dieser durch eigene Schuld herbeige führten wirthschastlichenVereinsamung werden jetzt besonder» fühlbar werden, wo der Dreibund eine handelspolitische Vere ngung von Mitteleuropa bereits geschassür bat und der Anschluß der Schweiz, Hollands, Belgiens, Serbiens an dieses Handelssystem mehr oder wcn:z:r iahe bevorsteht. Zur Abschwächung der , drohenden wirtschaftlichen Schädigungen i;i von der französischen : Regierung ein Gesetzentwurf vorgelegt worden, der ihr die Er- , mächtigung ertheilt, die gekündigten Handelsverträge vom 1. Fe- : bruar 1892 ab zu verlängern. Minister Ribot erklärte, man würde den : betreffenden Ländern den Zoll nach dem Minimaltarif gewähren. : jedoch würde dieser Tarif abgeändert werden können; er halte es für unmöglich, von den anderen Ländern zu erreichen, daß sie - ihre eigenen Tarife aufrecht erhalten. Die Zollkommission der französischen Kammer beschloß, die Berathung des Gesetzentwurfes : ungesäumt nach derjenigen deS Budgets zu beantragen, und ; nahm den Entwurf der Regierung mit unwesentlichen Aende- rnngen an. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Frank reich und Bul-aritw hat, soweit bis jetzt erkennbar ist, nirgend« fltichheiten in der Verzollung der Rohprodukte, Halb- und Ganz- s abrikate zu beseitigen. DaS sei jetzt leider illusorisch geworden, l »ie die Mitwirkung de» Parlaments bei den einzelnen Positionen ' KS vereinbarten Tarifs überhaupt; ein solcher Veizicht deSReichi- lag« aber auf ein verfassungsmäßiges Recht sei sehr bedauerlich. Die Interessen deS kleinen ManneS, besonder» des kleinen bauern, seien in dem Vertrage nicht genügend berücksichtigt, ob- vohl der Kampf gegen die Sozialdemokratie seit dem Erlöschen X« Sozialistengesetzes auf dem platten Lande ohnehin schon viel chverer zu sührrn sei, als vorher. Mit einem Günsezoll, mit dem bettsrdernzoll und dergleichen wäre wirksame Unterstützung mög- Ich gewesen. Am Meisten Hütte sich aber eine Mitwirkung des Reichstags vor der Einleitung der Verhandlungen und jedenfalls vor dem Abschluß der Vertrüge empfohlen. Reichskanzler von Caprivi lehnte eS ob, aus die Aufhebung des Soziattsten» zrsrtztS zurückzukommen, da ohnedies schon die Debatte mit zahl- celcheo Gegenständen belastet sei, die mit den Vorlagen nichts zu thun Hütten; daß der Abgeordnete von Kärdorff wieder daS Ge flügel unter seine Fittiche genommen habe, beweise nur, daß der Werth der Verträge als eines Ganzen in dem Bilde, welches das HauS sich davon mache, immer mehr gegen die kleinen Details Mrucktrete, die man in den Vordergrund stelle. Mit einer Re vision de« Zolltarif» würe man doch um die kolossale Frage, die c» zu lösen gelte, nicht herumgekommen. Eine Mitwirkung des Reichstag-, wie Herr v. Kärdorff sie wolle, sei in der Verfassung nicht vorgesehen; würde der Reichstag sie beschließen, die verbün dete» Regierungen Hütten nichts dagegen. Abg. Wltte (dsr.) führte Klage darüber, daß die durch die fortgesetzten Zollcrhöhungen der umliegenden Staaten so enorm geschädigte thüringer Spiel- waarenindustri« in den Verträgen gar nicht berücksichtigt sei. Vom BundrSratbStische wurde erwidert, daß die allgemeine Kon junktur zum Abschluß der Vertrüge, wie sie vorliegen, gezwungen Habe. Abg. Birk (Soz.) bemängelte speziell im Interesse der Bierbrauerei und des Bierkonsums die nicht genügende Herab setzung deS Zolles auf Braugerste. Aus den Gecreidezöllen habe da»Meiste der Großgrundbesitz und derMilitarismus herausgezogen. Abg. Gras von Kanitz (deutschkons.) wünschte zu wissen, wie eS mit der Verzollung der bereits vor dem 1. Februar aus den Transitlagern befindlichen Getreidevorrülhen gehalten werden soll. Der Zollerlaß würde auf diese Vorrüthe nur in die Taschen dcr Lagerinhaber fließen. Wichtig würde es auch sein, die Herkunft deS Getreide» sestzustellru. Reichskanzler von Caprivi: Es hhreidergrr «eit« S. gegen die Festhaltung zweier Systeme bei der Einfuhr von Holz, nämlich nach Feftmeter» und Gewicht, auS. Nur der Kubikmeter könne für die Verzollung maßgebend seit-, wenn die Reichskaffe nicht geschädigt werden solle. Dazu komme noch die Bevorzugung der österreichischen Holz-Importeure durch die Elsenbahn-Resaktien (geheime Wiedererstattung von Bahnfrachten), die ja künftig fort« fallen sollen, woran er aber nicht recht glaube. — Staatssek retär von Bötticher meinte, daß dieS ja Grumbt alS Importeur nur angenehm sein könne. Dieser erwiderte, daß er hier nicht seine privaten, sondern die Gesammtinteressen zu vertreten habe. Abg. Graf Mirbach (kons) bedauerte, daß der Schutz deS deut- schen WaldcS durch diese einschneidende Maßregel gefährdet ist. Abg. Graf Arnim befürchtete, die Ermäßigung deS Holzzolles werde eine Ueberschwemmung mit österreichischem Holze hcrbci- sühren. Fürst BiSmarck hat, wie schon gestern kurz gemeldet am letzten Sonnabend tue Siegener Deputation empfangen, welche ihm den Ehrenbürgerbrief der Stadt überbrachte und hat an die selbe eine längere Ansprache gerichtet, deren markantesten Stellen wir wiedergeben wollen; der Altreichskanzler sprach Folgendes: Ich bin auS den amtlichen Beziehungen zu Ihrer Industrie heraus und kann auch jetzt in Berlin die Sache nicht angreifen. Wenn ich hinküme und im Reichstage den Mund austAte, so müßte ich der herrschenden Politik schärfer entgegentreten, als ich eS bisher meiner Stellung und meiner Vergangenheit angemessen finde; ich müßte entweder schweigen, oder so reden, wie ich denke Wenn ich letztere- thue, so hat das eine Tragweite nach unten, nach oben, nach außen und nach innen, an die ich mich heute noch nicht gewöhnen kann. ES kann ja sein, daß die Nothwendigkeit für mich einlritt, dieses subjektive Gefühl zu überwinden. Für e« deutschen Bauern, möglichst viel Land zuzukaufen. Abg. Gras Kirbach (kous.) polemifirte vom Standpunkte deS Großgrund. «Kher- au« dem preußischen Nordosten gegen diese AuSsührungcn »d stellte seinerseits die Beseitigung der Goldwährung als da» luzige Mittel der Abhilfe für die Landwirthschast hin. Ein aitteleuropüischer Zollbund habe Manche» für sich, könne aber mserrr heimischen Landwirthschast nicht helfen, schädige sie viel- »ehr. Der Reichskanzler möge in eine sorgfältige Prüfung der frage eintreten, ob die Landwirthschast unter den jetzigen Wüh »igsverhältniffen bei dem verminderten Zollschutz überhaupt noch