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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. rmd Tageblatt —————— ErschetM jeden Wochentag Nachmittag« 6 Uhr kür den fi " Jahrgang Z 76. Sonnabend---eu 4. April. Inserate werden bi« Vormittag l 1 Uhr angenom- MMF5F" men und betrügt der Prei« sür die gespaltene Zeil« U /KVU. oder deren Raum lS Psg MWMGitur Bekanntmachung. Unter dem Viehbestand« im Gute Kat.-Nr. 53 in Grofischirma ist die Maul- ««V Klauenseuche auSgebroche«. Frewers, den 2. April 1891. SSnigltche UmtShauptmannschaft. Dr. »»«kertrar«. H Bekanntmachung. Es sollen anderweit verpachtet werden: a. das dem Hosp itale Sct. Johannis gehörige, an der Berthelsdorferstraße gelegene soge nannte zweite LiUHke'sche Feld —Parzelle Nr. 2835 des Flurbuchs für Freiberg — mit einem Flächeninhalt von 4 im 13 » vom 1. Januar 1892 ab auf 8 Jahre, d. das in der Nähe deS PeterSsteinbrucheS gelegene, ver Stadtgemeinde Freiberg gehörige circa 3,7 » Fläche umfassende Stückchen Feld — ein Theil der Parzelle Nr. 1904 — vom 1. April 1891 bis 3V. September 1893. Pachtliebhaber werden hierdurch aufgefordert, in dem aus «ouuadeud, dem 1t. Udril d. I., Vormittag- 11 Uhr anberaumten Verpachtungstermine im Nachhause — Zimmer Nr. 5 — sich rechtzeitig einzu zufinden, ihre Gebote zu eröffnen und deS Zuschlags sich zu gewärtigen. Freiberg, den 28. Mürz 1891. Der Stadtrath. Nr». ISLI»»«, Bürgermeister. Fhr. Vertun. Rach Vorschrift des i; 55 der Straßenpolizeiordnung ifi VaS freie Umherlaufen- lafien von Hunde« aller Größe« i« de« Promenade« während der Monate April bis Oktober bei Strafe verboten. Dieses Verbot wird hierdurch zur Nachachtung mit dem Bemerken eingeschärft, daß der Caviller angewiesen ist, frei in den Promenaden umherlaufende Hunde wegzusangen, sowie deren Eigenthümer zur Bestrafung anher anzuzeigen. Fretber-, am 8. April 1891. Die Stadtpolizeibehörde. Bekanntmachung. Die Lieferung der für daS laufende Jahr erforderlich werdenden fichtene« HolzMaaretS soll auf dem Submtfftonswege vergeben werden. Hierfür sich Jnteressirende können die diesbezüglichen Bedingungen nebst Preisliste» t« Geschäftszimmer der unterzeichneten Stelle empfangen. Dieselben find entsprechend ausgefüllt, namenSunterschriftlich vollzogen und mit der Aufschrift „Lieferung fichtener Holzivaareu" versehen, bis spätestens de« 11. April 1891 an die Empfangsstelle zurückzugeben. Freiberg, den 3. April 1891. Da» Stadtba«4»«t. Sde. Lichtstärke des Leuchtgases »er städtischen «»Sanstalt im Monat Mfirz gemessen an einem Normalargandbrenner bei einem Gasverbrauch von 150 Liter pro Stunde und einem Druck von 2^ mm Wassersäule: IS,9 Normalkerzen, Mittel au» 9 Mefiunge«. Freiberg, den 1. April 1891. (gez.) Prof. »r. n». Die zweijährige Dienstzeit. Aus der gestern kurz envähnten Schrift des Generallieulenants a. D. von BoguSlawSki für die Einführung der zweijährigen Dienstzeit heben wir Folgendes hervor: Im Vorwort rechtfertigt der Verfasser zunächst sein öffentliches Eintreten für eine bisher von der Militärverwaltung bekämpfte Idee im Folgenden: „Mit dieser Schrift trete ich für die zweijährige Dienstzeit ein. Man wird mir sicherlich von vielen Seiten sogleich den Vor wurf macken, daß ich mich hiermit auf den Standpunkt der jenigen Partei stelle, welche in Angelegenheiten des Heeres jeder Regierung seit dreißig Jahren in fast ununterbrochener Opposition gegenüberstehend, die Einführung der zweijährigen Dienstzeit der Infanterie immer verfochten hat, der früheren Fortschritts- jetzigen freisinnigen Partei. Hiergegen sei sofort an den zwar schon sehr oft gehörten, aber auch hier wieder durchaus anwendbaren Spruch erinnert: „Wenn zwei Dasselbe lhun, ist es nicht Dasselbe." Es erscheint mir nicht nöthig darzulegen, daß mich keinerlei Gemeinschaft der politischen Ge sinnung mit dieser Partei verbindet, welche die geschichtliche Entwickelung unseres Heeres stets verkannte, auch ist hier nicht der Ort dazu. Wer diese Schrift liest, wird sofort erkennen, daß ich die zweijährige Dienstzeit in einem ganz anderen Sinne und unter ganz anderen Bedingungen eingesührt zu sehen wünsche, wie die radikalen Parteien. Ich halte cs aber überhaupt sür verfehlt, die Frage der zweijährigen Dienstzeit zu einem Unterscheidungszeichen der Parteien, zu einem Prüf stein konservativer oder liberaler rc. Gesinnung zu machen, sondern stelle mich ihr nur als erfahrener Soldat gegenüber. Hierbei will ich natürlich nicht verkennen, daß man organisa torische Heeresfragen ebensowenig ohne Zusammenhang mit der äußeren und inneren Politik betrachten kann, wie strategische. Die äußere Politik bestimmt, was wir in der Heeresorganisation leisten müssen, die innere Politik und die militärische Er fahrung, wie wir es leisten. Die nachfolgend dargclegten Gründe für Einführung der zweijährigen Dienstzeit bei allen Waffen, mit Ausnahme der Kavallerie, sind übrigens zum allergrößten Theil rein militärischer Natur. Die zweijährige Dienstzeit halteich für geboten, um unserer Wehrkraft diejenige Ausdehnung zu geben, welche sie angesichts der europäischen Lage entwickeln sollte, ferner um einen Zustand zu beseitigen, der in organisatorischer Beziehung unzureichend erscheint, auf den Geist und den inneren Werth der Infanterie und Artillerie, sowie auch auf den der Bevölkerung, allmählich schädlich und schwächend einwirkcn muß. Es erscheint an der Zeit, dieser Meinung endlich offenen Ausdruck zu verleihen, einer Meinung, bei welcher so viele erfahrene und denkende Soldaten angelangt sind. Sollte diese Schrift zur Herbeiführung unnützer Schwierigkeiten für die Regierung in dem oder jenem Punkt ausgenützt werden, so würde ich das lebhaft bedauern, halte aber doch dafür, mit ihrer Veröffentlichung nicht länger zögern zu können, um so mehr, als ich glaube, die Gründe für Ein führung der zweijährigen Dienstzeit in ihrer wahren Gestalt dem Leser vor zu Augen stellen. Zeitweise Unbequemlichkeiten verursacht jede Reform, und bei aufrichtiger Ueberzeugung soll man sich durch die Aussicht hierauf nicht abhalten lasten, seine Meinung auszusprechen, wenn man glaubt, für die Zukunft nützen zu können. Vielleicht kommt die Zeit, wo man diese Offenheit sogar anerkennen wird." Nach einem Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung der preußischen und der deutschen Armee und einer vergleichenden Ge genüberstellung der französischen und der deutschen Heeresstärke kommt der Verfasser zu dem Schluß, daß die französische Armee der deutschen zahlenmäßig überlegen ist, und fährt dann fort: „Merkwürdigerweise sprechen die Redner und Blätter der Linken, welche doch Immer das Ideal ihrer Bestrebungen in einer Mi lizausbildung erblickt, jetzt stets von der Ueberlegenheit, welche uns die bessere Qualität unserer Truppen verleihe. Vergessen wir doch nicht, daß die Franzosen einst ihre Adler auf dem Kreml aufgepflanzt hatten, und daß alle Armeen in den letzten zwanzig Jahren die außerordentlichsten Fortschritte gemacht haben! Alle Völker Europas sind kriegsfähig, haben ein leben diges Nationalgefühl, alle Heere haben jetzt so ziemlich die gleiche Ausbildung. Ich will nicht in Abrede stellen, daß ge schickte Führung und glückliche Umstände auch heute einer Min derzahl den Sieg verleihen können, doch ist der einzige sichere im Voraus zu berechnende Faktor die Zahl. Mit ihr muß die Organisation in erster Linie rechnen. In der Zahl der Streitbaren nun sind wir zurückgeblieben. Wir, die wir 49 Millionen Köpfe zählen, bringen weniger auf als Frankreich mit seinen 38 Millionen Einwohnern!" Also um diesen Mangel zu beseitigen, um die Kriegsstärke zu erhöhen, verlangt der Verfasser die zweijährige Dienstzeit für alle Waffengattungen außer der Kavallerie. Neber die jetzigen Mannschaften des dritten Jahrganges sagt er: „Der selbe besteht zum größeren Theil aus Soldaten, welche wegen ihrer schlecktpn Führung, vielfachen Bestrafungen und mangel haften Ausbildung nicht zur Disposition entlassen wurden. Nur wenige tadellose Leute kann der Kompagniechef, will er die Be stimmungen befolgen, zurückbehalten. Ter andere Theil besteht aus den Leuten, deren häusliche Verhältnisse so gut sind, daß sie nicht zur Entlassung bezeichnet wurden. Es ist klar, daß die Zurückbleibenden die zur Disposition entlassenen Leute mit Neid und vielfach mit Unmuth im Herze« scheiden sehen Leicht macht sich bei Vielen eine gewisse Verdrossenheit geltend. Meiner Erfahrung nach kann man ganz zufrieden sein, wenn die Mehr zahl dieser Leute keinen schädlichen Einfluß ausübt. Man hat nun ost behauptet, der Kompagniechef könne sich ohne den drit ten Jahrgang keine Unteroffiziere heranbilden. Braucht denn der Kompagnieches zwei bis drei Jahre, um beurtheilen zu können, ob aus dem oder jenem Füsilier ein Unteroffizier ge macht werden kann? Wer die Augen offen hat — wohl ge merkt nicht nur die körperlichen sondern auch die geistigen — kann in der Regel seine Leute schon aus den Rekruten Heraus sinden, jedenfalls aber kann er es doch, nachdem er sie 1*/, bis 2 Jahre kennen gelernt hat. Daß der Kompagniechef sich aus den Zweijährigen ganz ebenso gut seine Unteroffiziere wählen kann, wie aus den Dreijährigen, das können wir mit aller Ent schiedenheit behaupten. . . . Wir kommen nun zur Betrachtung des großen Trumpfes, den die Freunde des jetzigen Zustandes auszuspielen glauben, den nämlich, daß die Entlastung zur Dis position ein bedeutender Antrieb für die Mannschaft sei, sich gut zu führen. Dies kann ja nicht ganz bestritten werden, cs ist aber bei Weitem nicht in dem Maße der Fall, wie es z. B. auch die Schrift „Die zweijährige Dienstzeit der Infanterie be leuchtet aus der Praxis des Soldatenlebens" glauben machen will. Es ist deshalb nicht richtig, weil die gute Führung und Ausbildung nicht der einzige Grund zur Entlastung sind, sondern die Reklamationen eine sehr bedeutende, vielleicht die bedeutendste Nolle spielen. Es werden auch mittelmäßige Leute entlasten." Ebenso wenig günstig, wie das Dispositionsurlauber-Wesen wird von dem Verfasser die kurze Ausbildung von Ersatzreser visten beurtheilt: „Die Ersatzreserven werden gebildet 1) aus den Mannschaften mit höchster Loosnummer, bez. den Ueber- zähligen, welche an dem auf das dritte Militärjahr folgenden 1. Februar nicht eingestellt wurden; 2) aus den wegen häus licher Verhältnisse beim Oberersatzgeschäft zurückgeftellten fLeuten und 8) au» den Pflichtigen, welche da» Matz, 57 o», laicht besitzen, oder geringe körperliche Fehler zeigen. Die wegen häuslicher Verbältnisse Zurückgeftellten üben gewöhnlich aar nicht. Die Uebenden werden au» den kräftigsten und besten Leuten der anderen Kategorien ausgesucht. Die meiste«Heben den sind fähig in die Truppe eingestellt zu werden. Im Größenmaß können wir sehr gut bis aus 54 em heruntergehen. Ge ringe körperliche Fehler sind ebenfalls sehr häufig kein Hi'nder- niß. Ma» kann nicht leugnen, daß es vortheilhaft ist, bei stattfindender Mobilmachung eine größere Anzahl einigermaßen exerzirter, als ganz unausgebildeter Ersatzreservisten in die Ersatzbataillone einstellen zu können. Die Zahl der übende» Ersatzreserven aber reicht durchaus nicht aus, um daS Gleich« ,ewicht mit Frankreich herzustellen. Man hat aus demselben n den Uebungsjahren von 1880 bis 1890 Alles gemacht, wa» man nur machen konnte. Ihre Ausbildung ist ein glänzende» Zeugniß der Einsicht und der Arbeitskraft unseres Lehrper- vnals, aber man hat sich militärischerseits nicht eingebildet, lus ihnen wirkliche Soldaten gemacht zu haben. In geringer Anzahl in eine Kompagnie versuchter Soldaten gesteckt, werden sie vielleicht das Ihrige leisten. Aber mit welcher Anstrengung wird dies Ziel erreicht! . . . . Hierdurch ist, angesichts der sich immer mehr teigernden Anforderungen im Schießdienst und Felddienst, trotz >er Vereinfachungen des Exzerzirens, eine Ueberlastung ent- tanden, welche ihre nachtheiligen Folgen in Erschlaffung de» Lehrpersonals und durch Abnahme der Zahl und des inneren Werthes der Unteroffiziere erkennen lassen wird." Darnach frägt der Verfasser: Ist es nun aber möglich, den Rekruten in zwei Jahren zu einem brauchbaren Felvsoldaten zu erziehen?" „Wir beantworten, sagt er, diese Frage unter der Voraussetzung einer Verstärkung der Kadres, die wir weiter unten näher bezeichnen, mit einem lauten und vernehmlichen „Ja!" — Wir heben aus der Be gründung dieses „Ja" folgende Bemerkungen heraus: „Wenn man nur einen Ausbildungsgang befolgt, welcher sich den natürlichen Fähigkeiten, dem Verstand des Mannes von Anfang anschmiegt, sie weiter entwickelt, so wird man sehen, wie schnell derselbe gewandt in der Bodenbenutzung und im Gefecht wird. Unsere neuen Reglements weisen hierzu wohl den Weg — wenn sie auch in dem und jenem Punkt Mißgriffe enthalten — aber sie werden immer noch nicht so in's Prak tische übersetzt, wie es sein sollte, auch verlangen sie nicht genau, wie besichtigt werden soll, und dies ist die Hauptsache, was ich mir erlaubte in meinem recht wohl bekannten Buche „Ausbildung und Besichtigung" schon 1873 zu sagen. Bedenken wir ferner, daß eine Menge Exerzirkunstftücke und unnutzer Griffe fortgesallen ist, so können wir mit gutem Gewissen sagen: Ja! Eine gut benutzte zweijährige Dienstzelt bildet den Mann genügend aus. — General Vogel von Falkenstein meinte, wir müßten bei Einführung der zweijährigen Dienstzeit den Mann das Jahr über mehr Patronen verschießen lassen, um ein Aequivalent für das aufgegebene dritte Dienstjahr zn er halten. Thun wir denn das auch bei den Dlspositionsurlaubern? — Zudem bin ich von jeher der Meinung gewesen, daß der Nutzen der Schießausbildung für das jetzige Gefecht seine Grenzen hat. Bekannt ist, daß ein scharfes Zielen nur in wenigen Gefechtslagen, gewöhnlich nur in der Vertheidigung, stattfinden kann. Im Ernstgefecht gestaltet sich zur Hauptsache ein richtiges Draufdalten, d. h. schneller, wagerechter Anschlag im freihändigen Schießen, Gewehr in der richtigen Feuerfront und Lage beim Liegendschießen. Wir sind iudeß durchaus für eine gute, aber nicht zu lange Ausbildung im Schulschießen. Wir glauben auch im Schießen den Mann in zwei Jahren so weit bringen zu können, daß er ein brauchbarer Gefechtsschüp?