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und Tagevlatt O Amtsblatt für die königlichen und städttschen Behörden zu Freiberg und Brand. - > . , -... -- Jahroana ->" «- > -- > >> i '' >>,>«— A/» ErscheiMjedenWochrntagRachmittagsSUHrfürdeu —, , . . ! Inserate »erden bi» Vormittag 11 Uhrangeno«. F 1^. I LLkÄ'WSLLL^ Sreitag, dm 10. IM. 18M. Bekanntmachung. Nachdem am heutigen Tage Herr Oscar Friedruh Kaman« als Materialienverwalter beim städtischen GaS- und Wasserwerk in Pflicht genommen worden ist, wird Solches hiermit öffentlich bekannt gemacht. Freiberg, am 2. Juli 1891. Der «tadtrath. Nr LSI»»»«, Bürgermeister. Fhrg. Bekanntmachung, die Erbbegräbnisse auf hiesigem Douatsfriedhose betreffend. Nach Z 25 Absatz 7 der neuen Begräbniß» und Friedhofsordnung vom 25. Oktober 1890 haben außerhalb FreibergS wohnende Besitzer von Erbbegräbnissen aus hiesigem Donatsfried- hose für alle das Erbbegräbniß betreffenden Angelegenheiten spätestens ein Jahr nach dem Wegzuge beziehentlich nach der Erwerbung des Begräbnisses einen Bevollmächtigte» am Orte zu bestellen und dem unterzeichneten Stadtrathe schriftlich anzuzeigen. Indem wir auf diese Bestimmungen nochmals Hinweisen, sehen wir zugleich betreffs derjenigen Erbbegräbnisse, auf welche dieselben schon jetzt Anwendung zu finden haben, diesbezüglichen Anzeigen bis längstens Ende August dieses Jahres entgegen. Freiberg, am 4. Juli 1891. Der Stadtrath. Nr. NSIrme, Bürgermeister. Kßlg. Oeffrntliche Zustellung. Die offene Handelsgesellschaft T. Bienert in Dresden-Plauen, vertreten durch den Rechts anwalt Heisterbergk hier, klagt gegen den Bäckermeister Robert Paul Klotzsche, früher in Frei berg, jetzt unbekannten Aufenthaltes, nachdem der Rechtsstreit als Ferien fache bezeichnet worden ist — 8 202, Abs. 3 des G.-V -Gs.—, auf Bezahlung von 3969 M. 75 Pf. Waarenkaufgeld sammt Linsen zu 6 v. H. auf 308 M. 30 Pf. vom 21., auf 210 M. 20 Pf. vom 31., auf 962 M. — Pf. vom 15., auf 12 M. 50 Pf. vom 10., und aus 874 M. 90 Pf. vom 14. Okober 1890 ob, sowie auf 808 M. 15 Pf. vom 10., aus 67 M. 50 Pf. vom 14, und auf 12 M. 50 Pf. vom 27. Januar 1891 ab, ferner auf 617 M. 25 Pf. vom 5, auf 42 M — Pf. vom 7., auf 14 M. 65 Pf. vom 18. und auf 13. Mark 25 Pf. vom 26. März 1891 ab, zu Ver meidung der Zwangsvollstreckung in sein Vermögen überhaupt und der Zwangsverwaltung und Zwangsversteigerung des ihm gehörigen Grundstücks Folium 721 des Grund- und Hypothekenbuchs für Freiberg mit dem Anträge auf Verurtheilung in Tragung der Prozeß- koste« und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung deS Rechtsstreit- vor die II. Zivil kammer des Königlichen Landgerichts zu Freiberg aus den SV. September 1881, BormittagS S Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelaffenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Freiberg, den 8. Juli 1891. Der SerichtSschretber des KS«igIiche« Landgerichts. 0.-8. Dg. II. 174/91 kir. 5. Aktuar. Versteigerung der anstehenden Körnerernte uud Verpachtung der Flur des Kanzleilehngutes Lößnitz. Die ca. 8 Acker Rogge« und 8 Acker Hafer umfassende Ernte soll am 15. Juli 1. I., Mittags 1 Uhr, parzellenweise — meist nach Acker — gegen Baarzahlung aufs Meistgebot versteigert werden. Nach der Versteigerung erfolgt die Verpachtung der sämmtlichen Felder, Wiesen und Teiche auf die Dauer von 10 Jahren ebenfalls gegen baS Meistgebot. Löbnitz, den 3. Juli 1891. «. «. «eifert, G.-Bstd. Versammlungsort: GutSgehöft. Bekanntmachung. Der grundhaftere und Verbreiterungs-Bai» des nach hiesiger Ziegelei führenden WegrS soll gegen Mindestforderung, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern, ver geben werden. BlankettS hierfür, welche bei Unterzeichnetem abgegeben werden, find bis mit 18. Juli a. c. ansgefüllt wieder einzureichen. GrotzhartmannSdorf, am 7. Juli 1891. Der Gemeinderath. I . Gem.-Vorst. Nachbestellungen auf baS IU. Quartal 1801 werben zum Preise von 2 Mk. 25 Pfg. von allen tkaiserl. Postanstalten, sowie von den bekannten Ausgabestelle« und der unterzeichnete« Expedition angenommen. Me LrMIim des „Freiberger Anzeiger". Politische Umschau. Freiberg, den 9. Juli. Ucber die Unterhandlungen, welche der deutsche Kaiser in den letzten Tagen mit dem britischen Premierminister Salisbury gepflogen haben soll, ergehen sich die Londoner Blätter in sehr verschiedenartigen Betrachtungen. Besonders bemerkenswerth erscheint eine Aeußerung des Gladstone'schen Organes „Daily News", die auf Folgendes hinausläuft: „Es sei von Salisbury bekannt, daß er mehr als bloße Sympathie für den Dreibund hege. Die von ihm bekannt gewordenen Aeußerungen lassen kaum einen Zweifel darüber, daß Salis bury sich dem Dreibund anschließen würde, wenn er dürfte und wenn die öffentliche Meinung es zulassen würde. Der Kaiser sähe natürlich gern aus dem Dreibund einen Vierbund entstehen; er erkenne aber zweifellos mit vollkommener Klar heit die Unmöglichkeit einer solchen Vereinigung und sehe voraus, wie irgend ein Versuch'dazu von dem Unterhause auf- genvmmcn werden würde. Anders sei es mit einer freund schaftlichen Neutralität, die nicht an Kriegszeiten gebunden ist. Der Kaiser erhalte vielleicht von Salisbury eine Zusiche rung gemeinsamer Aktion im Mittelmeere; aber eine solche Zu sicherung könne auch nur Salisbury selbst binden." — Das Letztere versteht sich bei den parlamentarischen Verhältnissen Englands von selbst. Immerhin hätte eine solche Zusicherung Salisburys (der bereits seit August 1886 die Staatsgeschäfte Englands leitet), gleich dem von dem englischen Unterstaats sekretär des Auswärtigen Fergusson neuerdings offen zugestan- dcnen Einvernehmen zwischen England und Italien sehr hohen Werth, da man einstweilen annehmcn darf, daß die heutige englische Regierung in der auswärtigen Politik der Unterstützung des Parlaments und der öffentlichen Meinung sicher ist. Je mehr sich aber die britische Nation mit der Unterstützung des Dreibundes befreundet, desto weniger wird einst der etwaige Nachfolger Salisbury's dessen Zusicherungen zurücknehmen können. Infolge des regnerischen Wetters gab derKaiser die Absicht auf, am Dienstag Nachmittag den Festlichkeiten auf der Themse beizuwohnen. Er kehrte vielmehr nach dem Besuche bei dem Prinzen und der Prinzessin Christian in Cumberland Lodge nach dem Schlosse Windsor zurück, wo am Dienstag Abend ein größeres Souper stattfand, zu welchem 140 Einladungen er gangen waren. Bei diesem Festmahl, welches einen äußerst glänzenden Verlauf nahm, hatte die Königin Viktoria zur Rechten den Kaiser, zur Linken die Kaiserin. Auf der anderen Seite saßen der Prinz und die Prinzessin von Wales, der Herzog und die Herzogin von Edinburg, der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Battenberg, der Prinz und die Prin zessin Christian, der Herzog und die Herzogin von Anhalt mit dem Erbprinzen von Anhalt und die übrigen Fürstlichkeiten. Unter den zur Tafel Geladenen befanden sich u. A. der Pre mierminister Marquis von Salisbury und Gemahlin, der öster reichische Botschafter Graf Deym mit Gemahlin, der russische Botschafter von Stahl und andere Notabilitäten. Die Tafel musik wurde von der königlichen Artillerickapelle ausgeführt. Dieselbe spiylte die Oberon-Ouverture, preußische Armeemärsche und eine Zusammenstellung von Mendelssohn's Liedern ohne Worte, sogar einen Trauermarsch. Den wunderlichsten Ein druck auf alle Deutschen machte es, als nach britischem Hofge brauch zwei Hochscholten in schwarzen Jacken, Kilt, Plaid und nackten Knieen, mit riesigen Dudelsäcken ausgerüstet, die ganze Tafel dreimal umwandelten und wahrhaft ohrenpeinigende, quäckend-näselnde nationale Weisen ohne Ende im Gehen bliesen. Bei dem Mahl wurde das berühmte goldene Tafelgeschirr benutzt, dessen Werth auf eine Million Psd St. (20 Millionen Mark) ge schätzt wird. Der Kaiser trug die Galauniform des Regiments der Gardes du Corps. Die Königin Viktoria, welche mit einer Miniatur-Diamantenkronc geschmückt war und den Hosenband orden und sämmtliche andere Orden angelegt hatte, empfing die Gäste im blauen Saale des Schlosses. Nach der Tafel erhob sich der Prinz von Wales mit den Worten, er habe von Ihrer Majestät der Königin den Befehl erhalten, die Gesundheit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin auszubringen, worauf sich die Anwesenden erhoben und enthusiastisch in das Hoch einstimmten, während die Kapelle die National hymne intonirte. Bald darnach erhob sich der Kaiser, der bis dahin sich theils lebhaft mit der Königin Viktoria und der Herzogin von Anhalt unterhalten, theils ernst und schwei gend vor sich hingeblickt hatte, und brachte in gleicher Form die Gesundheit der Königin von England aus, worauf von Neuem dieselbe Melodie vom Orchester erklang. Um 8^/, Uhr hatte das Mahl begonnen, gegen 10 Uhr war es beendet; die Gesellschaft erhob sich von der Tafel und verließ die Halle. Gestern Vormittag begab sich das deutsche Kaiserpaar nach Frogmore zur Besichtigung des königlichen Mausoleums. Nach dem im Schlosse eingenommenen Frühstück wohnten die Aller höchsten Gäste einer Gartengesellschaft in Cumberland Lodge bei, verabschiedeten sich hierauf von der Königin und begaben sich Nachmittags mit Sonderzug nach London. Ein großer Theil der Gäste der Königin ist bereits Mittwoch früh nach London abgereist, um an den dortigen Festlichkeiten theilzunehmen. Der Kaiser empfängt heute um */,1 Uhr im Buckingham- Palaste das gesammte diplomatische Korps. DaS Kaiserpaar gedenkt im Buckingham-Palaste zu London bis zum nächsten Sonntag zu bleiben. — Die Kaiserlichen Prinzen haben eine rauhe Ueberfahrt von Vlissingen nach Felixstowe (Suffolk) ge habt, wo sie bekanntlich einige Wochen mit der Kaiserin Auguste Viktoria zu ihrer Erholung weilen werden. Die jungen Prinzen wurden in einer Dampfschaluppe ans Land gebracht. In Felixstowe sind zwei große Häuser, die „South Beach" und „South Cottage", zur Aufnahme der Kaiserin und ihrer Söhne gemiethet. „South Beach" steht oben auf der Klippe und be sitzt einen herrlichen Ausblick. Weit hinaus geht die Ausschau auf die Nordsee. „South Cottage" liegt nicht weit davon. Die Kaiserin wird sich in Felixstowe unter dem Namen einer Gräfin Ravensberg inkognito aufhalten. In dem Landeshause zu Königsberg fand gestern eine Besprechung der preußischen Minister vr. Miquel und Freiherr v. Berlepsch mit den Mitgliedern des Provinzialausschusses und mit Vertretern von Landwirthschaft, Handel und Industrie statt. Dem Vernehmen nach handelte eS sich hierbei um die Aufhebung des Identitätsnachweises und um die Ermäßigung der Frachttarife für landwirthschaftliche Erzeugnisse nach dem Westen bis zur Provinz Sachsen hin, die von anderen Seite« als wünschenswerth bezeichnet worden war. Gegen das Getreidespiel schreibt die „Kreuzzeitung": „Schon im Januar und ost noch früher werden in Getreide der nächsten Ernte Geschäftsabschlüsse für September und Ok tober gemacht, also in Getreide, welches noch gar nicht vor handen ist, und zu einer Zeit Preise aufgestellt, wo für die Berechnung des kommenden Ernteertrages auch nicht der geringste Anhaltspunkt vorliegt. Bis zum Fälllgwerden dieser Geschäfts abmachungen belaufen sich die Geschäfte an einzelnen Märkten ost auf Millionen Meterzentner Getreide, die aber nicht durch Lieferung und Uebernahme, sondern zumeist durch Zahlung der Differenzen ausgetragen werden. So wurden an der Buda pester Getreidebörse im Jahre 1889 nur 1545 000 Meter zentner i:- effektiven Geschäft, dagegen 13 519000 Meterzentner im Spiel umgesetzt! Um dieses Ueberwuchern der Schein- odcr Spielgeschäfte, von betheiligter Seite optimistisch Speku lation genannt, mit seinen wirthschaftlichen und sittlichen Schä den zu beseitigen, schlägt eine Wiener Flugschrift von Johann Treyer über den „Getreide-Terminhandel" vor, in die Satzungen d^r Getreidebörsen eine Reihe wichtiger Bestimmungen aufzu nehmen. Vor Allem soll der Verkauf einer Waare für den jeweilig von der Getreidebörse ausgeschriebenen Termin nur dem Besitzer der Waare gestattet sein, welcher im Schlußbrief den Ort zu verzeichnen hat, wo sich die auf Lieferung verkaufte Waare befindet. Zu wachen hat darüber der Käufer, d. i. der jeweilige Besitzer des Schlußbriefes. Wird von diesem der Nachweis erbracht, daß der Verkäufer am Verkaufstage nickt im Besitz der Waare war, so hat das Schiedsgericht der Börse die Sache zur weiteren Behandlung an das ordentliche Gericht abzutreten. Die Schlußbriefe der einzelnen Verkäufer sind zu numeriren, vor Uebergabe an den Käufer der Börsenverwal tung vorzulegen und von letzterer in Vermerk zu nehmen, damit sie überwachen kann, ob jeder in Umlauf gesetzte Schluß beim Fälligwerden des Termins auch gekündigt wird. Ordnungs mäßige Schlußbriefe können bis zum Fülligwerden des Ter mins beliebig weiterbcgeben werden, so daß der Spekulativ« hinreichender Spielraum bleibt. Damit jedoch die Termin- schlüste schließlich nicht doch mit Differenzenzahlungen abgewickelt werden, ist eine Kompensation der Schlüffe zu untersagen. Es hat jeder Einzelne beim Fälligwerden des Termins die Schlüsse, welche er als Käufer von anderer Hand an sich gebracht hat, durch Uebernahme der Waare auszutragen. Bei Erörterung der Maßnahmen zur Bekämpfung des Getreidespiels werde« auch diese Vorschläge zu berücksichtigen sein, welche, tzpn/dsr zutreffenden Voraussetzung ausgehen, daß die bestehende« Satzungen der Getreidebörsen das Aufkommen der Spiel- und Scheingeschäfte begünstigen, anstatt sie zu verhindern." Die Arbeiten zur Befestigung der Insel Helgoland sind definitiv vom Kaiser dem Bauunternehmer Weishof in St. Georg bei Metz übertragen worden, der sich kürzlich als Er bauer der Forts am linken Moselufer ausgezeichnet hatte. Die Arbeiten beginnen sofort. Das österreichische Abgeordnetenhaus hat gestern die Vorlage, betreffend einen neuen Vertrag mit dem österreichische« Lloyd in zweiter Lesung angenommen und wird nun baldigst die Wahlen in die Delegation vollziehen. Wie in parlamen-