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st» 187. Aretsterger «nre1«er mrd Sette 4. tischen deutschen Hero- und Leandersage, welche zwei begabte Dichter poetisch bearbeitet haben. Nach kurzem Aufenthalte in Traunkirchcu, wo man von der hochgelegenen Terrasse ves Casä Burgstaller den schönsten Blick auf den Traunsee hat, fuhren wir nach Gmunden zurück. Ein inzwischen rasch ein- getretener Gewittersturm peitschte die dunkelgrünen Wellen derart, daß man eine Mecrfahrt zu machen glaubte. Wir nahmen nach der Ankunft in Gmunden in unserem Hotel eine treffliche Mittagsmahlzeit ein und begaben uns da dos Wetter sich wieder gebessert hatte, Nachmittags zu Fu nach dem Seebadhof, um nach Lambach abzureisen. Wi fuhren zwar ziemlich nahe am Traunsall vorüber, unterbrachen dort aber die Fahrt nicht, da derselbe in unserem Reisehandbuch als „nicht lohnend" bezeichnet war. In Lambach stiegen wir nm und fuhren nun auf der allen Linie Salzburg—Linz weiter. Ausstellung nach Prag gekommen war. Der führende Schloß diener war aber so freundlich, der langen czechischen Erläuterung immer für uns eine kurze deutsche folgen zu lassen. Nachdem wir einige Prachtsäle durchwandert hatten, gingen wir nach dem St. Veitsdom und sahen uns dort insbesondere das ilberne Nepomuk-Grabmal und die Edelstein-Kapelle genauer an. Nachmittags fuhren wir mit der Pferdebahn nach dem Vorort Bubentsch zur Landesausstellung, die unsere Erwartungen weit übertraf und deren Besichtigung, trotzdem wir 4 bis Stunden daraus verwandten, nur eine flüchtige sein konnte. cine Schilderung Ges dort Gesehenen ist ebenso wenig Zweck »eser Zeilen, als eine Erörterung des für diese Ausstellung o ungünstigen nationalen Zwistes in Böhmen. Uns trat stücklicher Weise weder in der Ausstellung noch an irgend einem anderen Orte Prags das czechische Element in ver letzender Weise entgegen. Immerhin war es für Deutsche ein unbehagliches Gefühl, in dem einem deutschen Fürstenhause gehörigen Lande die deutsche Sprache und Sitte durch das Slaventhum zurückgesetzt oder verdrängt zu sehen. Der be haglichste Aufenthalt war uns das „Deutsche Haus" am Graben, wo man nur Deutsch sprechen hörte und Mittags für 60 Kreuzer (1 Mark 60 Pf.) ein prachtvolles Essen zu 4 Gängen erhielt. Wir reisten denn bereits am 18. Juni Nachmittags 2 Uhr wieder ab, nachdem wir am Vormittag noch mehrere Kirchen und den ;ochinteressanten alten Judenfricdhos in der Josephstadt mit einen zum Theil 1300 Jahr alten Grabsteinen besichtigt hatten. Die Fahrt ging über Bodenbach (Ankunft 7 Uhr 35 Min.) bis nach der Station Schandau, wo wir Abends 9 Uhr 20 Min. anlangtcn, mit dem Dampsboot bis zur Stadt fuhren und in dem neuerdings bedeutend vergrößerten schönen „Hotel zum Lindenhos" am Eingang der Badewiese eine behagliche Wohnung fanden. Am anderen Morgen wohnten wir dem Konzert in dem noch wenig belebten Kurgarten bei, stiegen sodann zur Schloßbastei empor und gingen von dort auf der Höhe weiter bis zum Schillerplatz, uns auf dem Wege an der schönen Aus sicht aus den Königstein, den Lilienstein und die Schrammfleinen erfreuend, trotzdem die Erinnerung an die weit großartigere Alpenwelt noch ganz frisch in unserem Gcbächtniß stand. Am Freitag Nachmittag 12 Uhr 45 Min. ging dann die Reise nach Dresden weiter, wo wir uns bis zum anderen Nachmittag aushielten, um am Sonnabend den 20. Juni d. I. mit dem 4 Uhr 55 Min. von Dresden-Altstadt abgehenden Kourierzuge wieder nach Freiberg zurückzukehren. Der vierzehntägige Urlaub war zu Ende, die während desselben unternommene Reise war aber eine so genuß reiche gewesen, daß wir stets mit Freuden an dieselbe zurückdenken werden. Die Befriedigung, die wir zunäcyst darüber empfanden, wurde durch den Umstand nicht ver ringert, daß die für die Reise verwendeten Mittel, trotz steter guter Wohnung und Verpflegung keine sehr hohen und jeden- alls weit mäßiger waren, als ein vierzehntägiger Aufenthalt in irgend einem Luxusbade oder inirgendeiner eleganten Sommer frische erfordert hätte. Dies verdankten wir nächst den mäßigen Preisen des Lebens im Salzburgischen der außerordentlichen Billigkeit der Eisenbahn-Fahrpreise in Oesterreich seit der Ein führung des Zonentarifs. Erst vor wenigen Tagen zog der „Dresdener Anzeiger" einen Vergleich zwischen diesen Preisen und denen der bayerischen Staatsbahneu, welcher sehr zu Un ¬ gunsten der letzter» auSfiel. Mehrere Blätter gehen jetzt sogar so weit, selbst den Reisenden, deren Reiseziel im Süden Bayerns liegt, den Umweg durch Oesterreich zu dem ausge sprochenen Zweck zu empfehlen, die bayerische Staatsbahnver waltung zu Konzessionen zu zwingen. Die Fahrt über Pilsen und Eisenstein durch den herrlichen Böhmerwald ist allerdings Da der Zug schon Nachmittags 5"/. Uhr in Linz ankam unb erst Abends 8 Uhr 12 M. weiterfuhr, beschlossen wir unS die schöne Donaustadt anzusehen, benutzten dazu die Pferdebahn bis zur Donaulände und gingen über die 280 Meter lange Brücke, welche Linz mit der Nachbarstadt Urfahr verbindet, lehrten aber zu dem schönen Franz Joseph-Platz (mit der hohen Drei- faltigkeitssäule) zurück und genossen dort im Restaurant Stadt Frankfurt ein ausgezeichnetes Abendbrot und vorzügliches Pilsner und Linzer Bier. Eine kräftige Stärkung war aber auch nöthig, denn die dann folgende Nachtfahrt von Linz bis Prag, wo wir erst früh 7 Uhr 3 Minuten anlangten, war im höchsten Grade langweilig und anstrengend. Die Stadt Prag ist ebenso interessant durch ihre großartigen Neubauten als durch ihre aus früheren Zeiten stammenden Prachtgebäude. Das kapitol ähnliche neue Museum am Wenzelplatz (dem ehemaligen Roß- marlte) fiel uns zuerst auf. Zunächst wirkte die Hotelsuche auf uns recht verstimmend, da für einen mäßigen Preis selbst in einem Hotel zweiten RangcS mit Rücksicht aus die jetzt geöffnete Landesausstellung nur Hinterzimmer zu erlangen waren. Wir begnügten uns schließlich damu und traten nun die Wanderung durch die Stadt an, besichtigten die Teinkirche, das alte Rath- haus, passirten die berühmte Karlsbrückc (wobei uns die höl zerne Jnterimsbrücke, welche die der Zerstörung entgangenen Brückentheile verbindet, für den starken Verkehr viel zu schwach konstruirt erschien), sahen uns auf der Kleinseite die von den «suite» mit großem Aufwande erbaute überreich geschmückte kstolauskirche an und ging-n dann zum Hradschin hinauf. )ie Schloßbesichtigung erfolgte gemeinsam mit einem großen zechischcn Verein, der mittelst Sonderzugcs aus Anlaß der auch mit Vortheil von Denen zu benutzen, die dv Süden Bayerns besuchen wollen. Die Nachthcile der Fahrten mit Zoncntarif- bahnen sind nur eingebildete. Die Vertheuerung des Reisege päcks kann den Männern nur angenehm sein, denn sie ver hindert die Frauen, große Koffer mit sich zu führen. Die Be nutzung der verhültnißmäßig theuren Schnellzüge ohne dritte Klaffe läßt sich vermeiden. Die Mischung der Stände in der dritten Klaffe hat bei ver Gemüthlichkeit der süddeutschen Be völkerung nichts Störendes; übrigens benutzt die ärmste Be völkerung die Zonentarisbahnen auch immer nur auf kurze Strecken. Dem ganzen System haftet ein anheimelnd volks- thümlicher Charakter an und liegt ein kerngesunder vollswitth- schastlicher Gedanke zu Grunde. Die erstaunlich billigen Rund reisekarten der französischen Ostbahn zeigen, daß man sich auch in Westeuropa dem Gedanken nicht mehr verschließt, daß die bis herigen Personcntarise meist zu hoch waren. Daß die Sicherheit des Bahnbetriebes durch hohe Fahrpreise nicht gewährleistet wird, erhellt aus der Statistik der neuesten Eiscnbahnunsälle in Bayern und der Schweiz. Es liegt in der Hand der reisenden Bevölkerung, dem Gedanken wohifeiler Personen- tarise auch in Mitteldeutschland .Geltung zu verschaffen, indem man, fo weit als möglich seine Neisepläne derart eine richtet, daß man dabei die Vortheile des Zonentarissystems theilhastig wird. Geschieht dies von der Mehrzahl der Reisenden, Vermischtes. * Ein Unglückssall ereignete sich Dienstag gegen 6^/, Uhr Abends in der bekannten Wirthschast „Hippodrom" in Charlottenburg. Die Wirlhin Frau Stürzlinger und ein Fräulein Wols hatten zur Vernichtung von Schwaben im Keller Spiritus ausgegossen; beim Anzünden desselben ex- plodirte ein unbeachtet gebliebener größerer Behälter mit Spiritus und alsbald standen beide Frauen in Flamme»; der zur Rettung herbeieilende Wirth verbrannte sich beide Hände. Man schaffte die Frauen in den Garten und riß ihnen die Kleider vom Leibe; die Brandwunden waren derartig, daß die die erste Hilfe leistenden Acrzte die Befürchtung aus sprachen, es würden der Frau St. beide Beine amputirt werden müssen. Beide Verunglückte wurden nach der Ber liner Charilü gebracht. Dort ist Frau Stürzlinger bereits am Mittwoch Morgen gestorben, während der Tod des Fräulein Wolf stündlich erwartet wird. * Eine Engelmacherin. Großes Aussehen erregt in Köln die erfolgte Verhaftung der Wittwe Scholz. Dieselbe machte ein Gewerbe daraus, Kinder „diskreter Geburt" in Pflege zu nehmen. Schon eine Zeit lang schwirrten in der Gegenv allerlei Gerüchte über das Treiben der Frau, welcher so auf fallend viele Kinder, für deren Pflege sie bezahlt wurde, starben. Tem Gerücht nach sollen in den letzten Monaten von 14 bei ihr in Pflege gewesenen Kindern 6 gestorben sein. Die letztem leit der Fahrkarte zur Folge hat! Die Unterkunft in dem 1. Stockwerk des Hotel 2. Ranges „zum goldenen Brunnen" in der Traungasse (Bett 80 Kr. 1 Mk. 40 Pf.) war eine sehr gute. Zunächst erschwerte zwar das Brausen des hart vor dem Hotelgarten fließenden Traunflusses mit seinen vielen Wehren das Einschlafen, dafür entschädigte am anderen Morgen die herrlichste Aussicht auf den Fluß, das jenseitige Ufer, die Brücke und den hinter derselben sichtbaren See. Ein prächtiger Spaziergang durch die in der Traungaffe und dem anstoßenden Markt in dichten Reihen ausgestellten originellen Marktfrauen, sowie nach dem Landungsplatz mit dem palastähnlichen Hotel zum Schiff, dem Postamt, dem Cast Purstinger und der herrlichen Esplanade füllten den Morgen des 16. Juni ange nehm aus. Am Landungsplätze nahmen wir Billets I. Klaffe nach Traunkirchen und zurück (1 Gulden) und fuhren b/^10 Uhr mit dem hübschen Dampfboot ab, dessen Einrichtung denen der kleinsten Elbdampser glich. Aus dem smaragdgrünen See hin gleitend, sahen wir die schöngebaute Stadt Gmunden, den Vorort Orth mit den Schlössern des Großherzogs von Toskana und des Herzogs von Württemberg nach und nach dem Auge ent schwinden. Nachdem wir an dem sanften Grünberg vorüber waren, fuhren wir an den düsteren Traunstein heran, indessen Nähe der Traunsee einen ähnlichen Eindruck wie der aller dings schmälere Königssee macht. Den herrlichsten Anblick ge währt ersterer bei Traunkirchen, wo aus einem Felsvorsprung das Kloster mit dem „Antlosplatz" steht, die Stätte einer roman- Eine Zonentarif-Fahrt nach Salzburg, Zell am See, Gmnnden und Prag. (Schluß.) Am 10. Juni besuchten wir den hohen Gaisderg (Omnibus diS Parsch und Zahnradbahn bi» zum Gipfel einschließlich dcr Rückfahrt 2 Gulden 80 Kreuzer — 5 Mart) und hatten von dem Gipfel die schönste Aussicht u. A. auch auf etwa 5—6 moße Sern. An demselben Nachmittag erstiegen wir noch de» Kapuzinerberg, fanden aber diese mühselige Parthie mit Aus nahme der StadtauSsicht wenig lohnend. Höchst befriedigend war dagegen der am 12. Juni unternommene Ausflug nach Berchtesgaden und dem KönigSsce (Billets für die Tramway bis Drachenbach und den Omnibus bis KönigSsce und zurück 2 Gulden 10 Kreuzer — 3 Mark 70 Pfg.) Die Fahrt in einem kleinen Nachen auf dem unergründlich tiefen, selsenum- drüuten blaugrünen See bis Bartholomä war fast etwas bänglich, aber doch sehr schön, besonders aber war die Aussicht auf die hohe Alpenkette ringsum entzückend. Mrt schwerem Herzen schieden wir am 13. Juni Mittags 12 Uhr 50 Min. von Salzburg. Wir nahmen Billets (3. Kl.) bis Zell am See und zahlten dafür (100 Kilometer Ent fernung) nur 1 Gulden --- 1 Mark 75 Pfg! Die Fahrt auf dieser Linie Salzburg-Innsbruck, fast immer am schäumenden Flusse entlang, an dem schneebedeckten Göllgebirge vorüber u. s. w. bietet die schönsten landschaftlichen Reize. An der Station St. Johann i. Pongau unterbrachen wir (Nach mittags 3 Uhr) die Fahrt, um die hochromantische, schaurig schöne Lichtenstein-Klamm zu besuchen. Wir ermöglichten die rechtzeitige Rückkehr bis zum nächsten Zug (Schnellzug -4 Uhr 33 Min.) dadurch, daß wir mit mehreren Reisegefährten gemeinsam einen Zweispänner nahmen, der uns sehr rasch bis zum Eingang dcr Klamm und später zurück zum Bahnhof fuhr (90 Kreuzer — 1 Mark 50 Pfennig pro Person). Außerdem hatten wir bei der Weiterfahrt für Benutzung des Schnellzuges das Billet 2. Klaffe 80 Kreuzer Zuschlag zu bezahlen. Da durch kamen wir aber schon Nachmittag 5 Uhr 39 Min. in Zell am See an und konnten dort noch den schönen Abend in Ruhe genießen und uns an der Aussicht auf vaS steinerne Meer ergötzen. Die Wohnung beim „Lebzelter" am Markte war vortrefflich (nur 50 Kreuzer -- 87 Pfg. pro Bett) ebenso Preiswürdig und gut war die Verpflegung! Vom Balkon hatten wir die reizendste Aussicht auf die mit Schnee bedeckte hohe Tenn. Am anderen Morgen rüsteten wir uns zeitig zur Ersteigung der Schmittenhöhe (1950 w), die nur kräftigen Fußgängern zu empfehlen und auch von diesen kaum rascher als in 4 Stunden zu ermöglichen ist. Nach dreistündigem Ausstiege hatten wir von der Station .Großglocknerhaus" die wunderbarste Aussicht auf die tiefbeschneite Glocknergruppe mit der Eispyramide des Großglockners. Von dort ging es noch 1'/« Siunde Weiler auswärts, schließlich durch Schneefelder bis zum Hotel Hübinger aus den Gipfel, von dem aus ein unvergleichliches Panorama sich uns enthüllte. Dcr Abstieg wirkte ober recht ermüdend, so wir am Abend sehr zeitig die Ruhe suchten. Prächtige Spaziergänge und eine kleine Dampserfahrr auf dem Zeller See verschönten den Vormittag des 15. Juni. Vor der Nachmittags 2 Uhr 32 Min. erfolgten Abfahrt von Zell am See ließen wir uns am Schalter folgendes Billet zusammen- stcllen: Zell am See—Salzburg—Linz—Attnang—Gmunden— Lambach—Budweis—Prag (534 Kilometer -- 5 Gnlden 50 Kr. daß - 9 Mk. 60 Pf.) Der Zug traf Abends 6 Uhr in Salzburg ein, von wo wir um 7 Uhr aus der Linie Salzburg—Linz weiter fuhren, die wir Abends 9*/« in Attnang verließen, um mit dem Schnell zuge (gegen ein billiges Zuschlagsbillet!) nach Gmunden zu gelangen. Bei dem inzwischen eingetretenen heftigen Regen wetter und der großen Entfernung des Bahnhofes von der Stadt beeilten wir uns, nach der Ankunft (9^ Uhr) sofort Plätze in einem der wartenden Hotel-Omnibussen zu erlangen und hätten darüber beinahe vergessen, uns von Sem Stationschef die Unterbrechung der Fahrt attestiren zu lassen. Jeder, der in Oesterreich ein Zonentarisbillet benützt, sei darauf hinge wiesen, daß die Unterlassung solcher Attestirung die Ungiltig- dann werden die übrigen Eisenbahnverwaltungen wohl oder übel dem Borbilde Oesterreich-Ungarns folgen muffen, deffe» Finanzen von dem Zonentarif nur Nutzen haben, ganz abge- ehen von den großen Vortheilen, welche den betreffend» Kegenden daraus erwachsen, daß ihnen durch die billigen Ver kehrsmittel der Strom der Fremden mehr und mehr zuge- enkt wird. ^.. I-. Neueste Nachrichten. Berlin, 8. Juli. In der heutigen Konferenz, welche i» Königsberg i. Pr. stattfand unv welcher die Minister Berlepsch nd Miquel beiwohnten, wurde der Wunsch für Ermäßigung >er Getreidetarife so laut geäußert, daß die Minister die Zu, icherung gaben, die Frage sofort,i» ernste Erwägung zu ziehen. Köln, 8. Juli. Die „Köln. Ztg." behauptet, die Unter- üchung wegen Stempclfälschung richte sich nicht gegen de» Vorstand, sondern gegen einen Beamten des Bochumer Vereins. Bayreuth, 8. Juli. Der Dichter Oskar v. Redwitz, der m der nahen Heilanstalt St. Gilgenberg seit Anfang Juni unter gebracht war, ist gestern Nachmittag am Herzschlag plötzlich gestorben. Wie«, 8. Juli. Durch Wolkenbruch sind die GebirgS- tröme Litomirz und Jablonka in Galizien ausgetreten und haben großen Schaden angerichtct. Ein Gastwirth ertrank mit seiner ganzen Familie. — Ueber dem Bachergebirge in Steiermark ging ein furchtbares Gewitter mit Hagel nieder. Die Weinernte ist auf Jahre vernichtet. Charleroi, 8. Juli. Der Ausstand nimmt ab; heute Morgen nahmen wieder 1200 Mann die Arbeit auf. — Die Urheber des gestrigen Dynamit-Attentats sind noch nicht ent deck!; es fehlen noch alle Anzeichen einer Spur. Dagegen staubt die Polizei auf der Spur der Urheber jenes Dynamit- Attentats zu fein, welches zu Anfang der Woche in Rour tattfand. London, 8. Juli. Furchtbare Stürme herrschen auf dem Kanal; zahlreiche Unglücksfälle an der englischen Küste werde» bereits gemeldet. Mehrere große Schiffe befinden sich irr Gefahr. Das Telephon zwischen London und Paris ist unter brochen. London, 8. Juli. Ein Neuter'jches Telegramm au4 Mexiko meldet, in Guezaltenango in Guatemala sei es zwischen der Bevölkerung und der Garnison zu einem thällichen Zu sammenstoß gekommen ; die Garnison sei von den Einwohnern verjagt worden. Vrahtderichte -es „Freiberger Anzeiger". Berlin, V. Juli. Der Kaiser hat sich über >en Empfang in Holland und England sehr be friedigt geäußert. Bei dem Empfang, welcher morgen in London inGuildhall stattfinden wird, erwartet man, daß der Kaiser eine Rede halten wird, in welcher er die allgemeine politische Lage berühren wird. Paris, 9. Juli. Die Regierung dementirt die Stachricht von der bevorstehenden Reise Ear- nots nach London. Roubaix, 9. Juli. Der Ausstand geht zn Ende, doch werden für nächsten Sonntag noich weitere Unordnungen befürchtet, da die Ausstän- dischen für diesen Dag Manisestattonen angekün digt haben. London, 9. Juli. Das Kaiserpaar traf gestern Nachmittag 6 /2 Uhr, von Windsor kommend, auf hiesigem Bahnhose ein, wurde daselbst von dem Prinzen von Wales, den Herzögen von Edinburg und Clarenie und von dem Grafen Hatzfeld empfangen. Die Majestäten begaben sich nachdem Buckingham Palast und fuhren von dort Abends 9 Uhr in die Oper. Als Vie Majestäten in die Königsloge traten, gab sich ein unbeschreiblicher Enthusiasmus kund. Das Orchester spielte dabei die deutsche Nationalhymne. Anwesend waren Lord und Lady Salisbury, ferner alle Botschafter und Gefandten. Das Programm der Vorstellung lautete: Erster Akt von „Lohengrin", vierter Akt von „Romeo und Julia", dritter Akt von „Orpheus", vierter Akt der Oper „Die Hugenotten". London, 9. Juli. Nach einer Petersburger Drahtmeldung ist, trotzdem der Zar und dessen Rathgeber die Zweckmäßigkeit anerkennen, mit Frankreich ein freundschaftliches Einvernehmen aufrecht zu halten, der Abschluß eines förmliche» BüudnitzvertrageS nicht in Aussicht genommeu. Petersburg, 9. Juli. Ein Wolkenbruch zer störte gestern Nachmittag den größten Theil von Jekaterinoslaw. 150 Häuser und 4 Brücken wurden sortgeschwemmt. Eine große Anzahl Menschen er trank; V9 Leichen find vis jetzt geborgen.