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ir. KreLtzer-er A»»»el«er ms» Sette L. ISS». der Kinderarbeit entgegwgewirkt werde. — Abg. Hitze wies «ms die Berrrrehrung der Kinderarbeit tu Sachsen hm. während dieselbe io Prmßen und Baiern abgenommm habe, und be tonte dem gegenüber die Nothweudigkeit eine- Srbciterfchutz- gesetzeS, wie e» vom Reichstage beschlossen worden sei. Die Haltung d«S BundescathS zu diesem Gesetz zeige aber wenig Aussicht, daß dasselbe angenommen werde. — Der Staats sekretär v. Bötticher bemerkte, daß aus den Zahlen, welche der Generalbericht über die Frauen- und Kinderarbeit gebe, eine Vermehrung der Fraum- und Kinderarbeit nicht rrseh- bar sei; mau müsse bedenken, daß immer neue Fabriken vou den Inspektoren in den Krei» der Sontrole gezogen würden. Die verkündeten Regierungen seien bemüht, ein gedeihliches «ad sörderlicheS Berhältniß zwischen den RegierungSorganen und den Organen der BerufSgmofimschaft« herbeizuführen. Wenn tu den Berichten der Fabrikinspektoren gesagt würde, daß die Arbeiter den Einflüssen von Agitatoren ausgesetzt seien, so gehöre dir- mit zu einer objektiven Berichterstattung. — Abg. Miquel regte die Frag« an, ob nicht das Bedürfniß be stehe, ein ReichSgrsrtz über die Gesundheit der menschlichen Wohnungen zu erlassen. Redner meiote, vor allen Dingen müsse man an jeden Bau gewisse Normalsorderungrn stellen. — Abg. Schrader äußerte seine Bedenken gegen dm Vor schlag d«S Abgeordneten Miquel; eine radikale Abhilse der Wohnung»» oth sei uur durch private Thätigkeit erreichbar. Bet der Reform d«S KrankenkassengesetzeS wüufchte der Red ner, eine wettere Zurückdränguug der freien HilfSkassen zu vermeiden. — Abg. Salle erklärte sich mit den Vorschlägen deS Abg. Miquel hinsichtlich der Wohnungsfrage einverstan den. — Der Minister v. Bötticher verwahrte sich gegen die Behauptung Schraders, daß der Bundetrath sich nicht ernstlich genug an den Anträgen deS Reichstags hinsichtlich der Arbeiterschutzgesetzgebung betheiligt hätte. Davon, daß die HilfSkassen bet der demuächstigen Reform d«S Scankeukassen- gesrtzr» weiter zurückgedrängt wer dm sollt«, habe er nicht dal Geringste gesagt. Die Sitzung wurde hierauf vertagt.— DaS preußische Abgeordnetenhaus trat gestern iu die erste Lesung deS Etats ein. Au der Debatte btthriligteu sich die Sbgg. v. Huene, Sattler und Rickert, jedoch kein Mitglied der Regierung. Unverkennbar steht man iu OtfKrreich vor einer Er neuerung des Kampfes um di« Schule. Der im böhmisch« Landtage von dem czechischen Abg. Mattusch gestellte Antrag aus Dezentralifirung d«S Schulwesens und Erweiterung der LaudeS-Aotonomie ist auch im galizischen Landtage gestellt und angenommen wordeu. ES liegt klar zu Tage, daß in der Schulfragt von Merikalen, Czechen und Polen ein kombinirter Schritt geplant und daß im österreichischen Reichsrathe von dm vereinigt« Fraktionen der Recht« der Antrag auf Ueber- tragung der Aufsicht über da- Schulwesen auf die einzelnen Landesregierungen eingebracht werden wird. Schon in den nächsten Tagen soll« über diese Frage in Wien Konferenzen d«r Führer der Rechten stattfindm. Der italienische« Regierung ging aus Mossauah die Nachricht zu, daß daS Korps d«S General Gens sich bei Saati befestig«. — D«r Papst «mpfing vorgestern eine Deputation d«S Deutschen Ritter Ordens, welche ihm im Namen deS Erz herzog-Großmeister» und deS Orders die Glückwünsche und ein Geschenk zum Jubiläum überbrachte. — Hmt« trifft der Erzbischof vou Köln iu Rom ein, welcher im nächst« Kon sistorium zum Kardinal ernannt werden soll. — Im Auftrage des Papste» überbrachte Bischof Kopp iu San Remo die heißesten Segen-Wünsche für die Widerherstelluag des deutsch« Kronprinz«. Der fravtzAftsche Deputirte Lmr, bekanntlich der in timst« Freund Boulanger», verösfentllcht in dem Pariser Hetz blatt .France" seine weiteren Reiseerlebnisse. Jetzt beschäftigt er sich mit den Ungarn. .Dieselben haben" — io schreibt er — in der groß« Frage eine« Krieges mit Rußland den falschen Weg eingeschlagen." Bei einer Unterredung mit dem ungarisch« Abgeordneten Pazmandy sagte Laur: .Rußland heftig angreifen, heißt Frankreich schab« und den Absicht« deS Fürst« BiSmarck, di« nur er selbst kennt, nützen. Wie können Sie daS mit Ihrer Liebe zu Frankreich und Ihrem Rufe feiner Diplomatie vereinigen?" Pazmandy antwortete: .Sie haben Recht. ES liegt ewiger Widerspruch zwischen unserer gegenwärtig« Haltung und unserer traditionellen Politik Wir hab« un» io'S Bockshorn jagen lassen. Ungarn hat durch ein« Krieg mit Rußland nicht» zu gewinn«. Wird Oesterreich geschlagen, verliert Ungarn am meisten, da dasselbe wehr al» je von dem russischen Koloß eingezwängt würde. Dir Ungam find die zuerst Bedroht«, und weiß Gott, was mit den deutsch« Proviaz« geschehen würde. Oder Oester reich ist siegreich — was wird aus Ungarn? Ertränkt im slawisch« Elemente, eiugeschlossen und gepreßt zwischen Deut schen, Bulgaren, Serben, Kroaten, BoSniaken, Herzegowinaern ic. Heute find wir w der Monarchie Aller, morg« würden wir bloS irgend ein Element dritter Ordnung srw!" Wom Landtage. Dresden, 20. Januar. Die Erste Kammer trat heute zunächst in die Schluß- berathung über verschiedene, im außerordentlichen Etat einge stellte Bahn- und Bahnhofranlagen. Die II. Deputation (Be richterstatter Kammerherr von der Planitz auf Naundorf) beantragte, die Kammer wolle brschließm: „Titel 6, Ausbau der Gleise und Erweiterung der Ladeplätze auf Bahnhof Freiberg mit 78000 Mk.; Titel 8, Herstellung von Schneeschutzanlagen an derStrecke Kleinschirma - Oederan mit 60000 Mk.; Tttel 9, Vergrößerung deS Verwaltungsge bäudes auf dem Bahnhof Arnsdorf mit 53 400 Mk.; Tttel 10, Ecbauung einer Wegeunterführung beim Waldfchlößchm in Röderau mit 42 700 Mk.; Tttel 11, Erweiterung der Halte stellen Mohlsdorf mit 42 700 Mk.; Titel 17, GleiSvermehrung und Einführung der Gasbeleuchtung auf Bahnhof Hohnstein- Ernstthal mit 34 600 Mk.; Tttel 18, Erweiterung der Station Sebnitz mit 46300 Mk.; Tttel 19, Herstellung einer Halte stelle für Person«- und Güterverkehr bei Trebcnz 94500 Mk., und Titel 21, Vermehrung und Ausrüstung der Betriebs mittel bei dm Staats eisenbahnen 1 278500 Mk. zu bewilligen". — Herr Bürgermeister -Beutler-Freiberg nahm zu Titel 6 daS Wort, um der StaatFregierung für Einstellung deS Postulates zu dank« und d« Wunsch auszusprechen, daß b«i dem Ausbau der Gleise auf Bahnhof Freiberg dir Her stellung einer Unterführung für dm Personenverkehr nicht außer Auge gelassen werde. — Herr Rittergutsbesitzer Reich auf Biehla gab bei Titel 9 seiner Anerkennung über die Aus führung der Neubauten de» Arnsdorfer Bahnhof» AuSdmck. — Die Sammer bewilligte hierauf sämmtliche Postulat« ohne weitere Debatte dem Antrag dir Deputation entsprechend ein stimmig nach der Regierungsvorlage. — Herr Bürgermeister Thiele- Döbeln referirte über dm Bericht der dritten Depu tation über die von dem LandtagSauSschuffe zur Verwaltung der Staatsschulden auf die Jahre 1884/85 abgelegt« Rech nung«. — D«u Anträgen der 4. Deputation entsprechend ließ schließlich die Kammer die Petition deS Kirchmvorstande» und der städtisch« Kollegien in Bischofswerda um Wiederauf- richtung der dortig« Superiotendentur (Berichterstatter: Herr v. Schönberg) nach einig« kurzen Bemerkung« de» Graf« zur Lippe-Baruth und deS OberhospredigerS vr So hl- sch Ltter auf sich beruhen, ebenfo ohne Debatte die Petition der verw. Wilhelmine Natalie Jungnickel, geb. Weber, von Schmiedeberg um Zurückgewährung von GerichtSkostm iu einer Prozeßsache gegen den EisenbahnfiskuS (Berichterstatter: Gras zur Lippe-Baruth)' Die Zweite Kammer berieth heute dm Bericht ihrer Finanz-Deputation k über Tttel 5 deS außerordentlich« StaatShauShaltSetatS, Umwandlung deS Person« Haltepunkte» Altmittweida in eine Güterhaltestelle betreffend. Die Deputa tion beantragte, die geforderte Summe von 138000 Mk. zu bewilligen und die auf eine Vergrößerung deS Bahnhofes Mittweida gerichteten Petitionen des dortigen StadtratHS und einer Anzahl Gewerbtreibeuden zunächst für erledigt zu er klären. — Abg. Starke brachte dagegen den Anttag ein, die Petitionen der StaatSregierung zur Erwägung zu überweis«. Bis zum nächsten Landtage möchte mindestens durch Anlegung eines NothgleiseS dm dringendsten llebelständeu abgehols« werden. — Nachdem Abg. Seydel die Errichtung «wer Güterhaltestelle in Altmittweida befürwortet hatte, erklärt« Berichterstatter Niethammer: Gleichzeitig in Altmittweida und in Mittweida zu bau«, sei doch nicht angängig; doch erkenne die Deputation die auf dem Bahnhof Mittweida vor handenen Uebelstäudr an. — Finanzminister Frhr. v. Könne- r i tz hielt den Antrag Starke nicht für nothwendig, denn auch die Regierung erkenne an, daß eine Erweiterung deS Bahu- hofeS Mittweida in nicht zu langer Zeit erfolgen müsse. In einer beim vorig« Landtage eingereichtm Petition habe auch der Sladttath zu Mittweida von der Errichtung einer Güter- haltestelle in Altmittweida für die Stadt Mittweida infolge erheblicher Schmälerung d«S Güterverkehrs auf dem dafigrn Bahnhose eine ganz erhebliche Schädigung erwartet. (Große Heiterkeit.) — Abg. Starke wollte auf diese Aeußerung kein Gewicht gelegt Wiss«, da bekanntlich in dm Petition« Alle» herangezogeo werde, waS zur Erreichung des Zweck» beitrag« könne (Zustimmung und Heiterkeit) und ein neues, mit dm Verhältnissen noch nicht vertraute» Stadtoberhaupt jene Peti tion abgrsaßt habe. — Abg. v. Oehlschlägel: E» sei zweifellos, daß die Errichtung der Güterhaltestelle dm Bau hof Mittweida entlasten werde; im Uebrigm aber wünsche auch er, daß die Regierung in Erörterungen einttete, ob auf eine nicht zu theure Weise dm vom Abg. Starke geschilderten Uebtt« ständen durch Anlegung eine» Nothgleise» abgeholfen werd« könne. Der Titel wurde hierauf einstimmig bewilligt, der Anttag Starke dagegen gegen 24 Stimmen abgelehvt und einstimmig beschlossen, die Petitionen für erledigt zu erklär« Im eigenen Retz gefangen. Kriminal-Roman von Ferdinand Herrmann. (34. Fortsetzung.) (Nachdruck verbot«) Auch Albertine hatte sich bei Helenens Ankunft zuerst zu- rückgrhalten und sie von Weitem beobachtet. Als sie aber ihr abgehärmtes und kummervolle- Antlitz, den müden, trost losen Ausdruck ihrer so schönen und glänzenden Augen wahr genommen, da hatte da» Mitleid über jede andere Regung in ihrem Inne« triumphirt, und sie war gleich hinter ihrer Koufine dir Treppe emporgeschlvpft, um mit ihr zugleich ihr Zimmer zu betret« und in demselben Augenblick, al» Helene kraftlos und halb ohnmächtig auf ein« Stuhl sank, neben ihr niederzukniem und den Arm um ihren Nacken zu schlingen. „Sei gefaßt, liebe Helme!" bat sie mit einer Weichheit, di« man ihrer scharfen Stimme nie zugettaut hätte. Schau nicht gar so traurig vor Dich hin! Es wird ja gewiß noch Alle- gut werden." Die junge Waise schüttelte nur in stummer Hoffnungs losigkeit dm Kopf und zwei schwere Thränen rollten langsam über ihre Wangen. Albertine aber fuhr noch angelegent licher fort: „Weine nicht, mein Herz, ich bitte Dich darum! Laß die dmnmen Leute red«, wa» ihnen beliebt. Hätte ich gewußt, ja hätte ich auch nur für möglich gehalten, daß Du ihn liebst, so würde ich Dir freilich vorher gesagt haben, daß das Alles wahrlich nicht nöthig wäre." Helene blickte ihr mit starrer Verwunderung inS Gesicht. „Daß ich ihn liebe, sagst Du? Und wen?" „Wen? Nun, meinen Bruder!" „Wie? Giebt eS Jemand«, der von mir glauben könnte, ich sei aus Lieb« zu Caesar mit ihm entflohen? O pfui!" Die Reihe deS Erstaunens war an Albertine. „Du fragst, ob eS Jemanden giebt, der daS glauben könne? Nun, nicht Einer glaubt es, sondern die ganze Stadt nimmt eS als eine ausgemachte Thatsache an. War e» dmn nicht eine Entführung in aller Form und zeugte nicht der Brief, dm Du selbst an dm Doktor geschrieben, obendrein deutlich genug dafür? Blieb dmn darnach überhaupt noch eine andere Annahme übrig?" „Und auch Du, auch Deine Eltern haben an dies« Er bärmlichkeit geglaubt?" „Welche Beweggründe hätten sie einer gemeinschaftlichen Flucht sonst unterlegen sollen?" „Als wenn es deren nicht mehr als tausend gegeben hätte! Wußten Sie nicht, daß ich entfliehen wollte um jeden Preis! — Hatten Sie selbst mir nicht da- Leben in diesem Hause zu einer Hölle gemacht?" Mit wachsendem Erstaunen hatte ihr Albertine zugehört, und daS Helle Feuer einer tiefen Entrüstung loderte in ihren dunklen Augen, al» sie nach einer klein« Weil« noch einmal mit ernstem Nachdruck fragte: „Du kannst mir also schwören, Helene, daß die Zuneigung zu meinem Bruder keinen Antheil hatte an Deiner Flucht?" „O wie schmählich, daß ich mich auch noch verantworten muß gegen einen so unwürdigen Verdacht! — Nun wohl, ich schwöre Dir und der ganzen Welt, daß ich Deinen Bruder niemals geliebt habe und niemals lieben werde, daß ich die uneigennützige Freundschaft, welche er mir bot, angenommen habe, um mit seiner Hilfe in meine Heimath zurttckzugelangen, und daß er sich während dieser letzten Tage nicht anders gegen mich benommen hat, als rin Bruder gegen seine Schwester. Ist Dir da- genug?" „Mir ist cs wohl genug, liebe Helene, aber die Welt wird sich schwerlich daran genügen lassen. Sie glaubt in sol chen Fäll« niemals an das Vorhandensein einer uneigen nützigen Freundschaft, — sie wird auch Deiner Erzählung keinen Glauben schenken." „Aber Caesar wird sie bestätigen, und ich denke, er wird die Verleumder zu züchtigen wissen. O, wäre ich ein Mann wie er, und nicht ein schwache-, wehrlose» Mädchen, wahr haftig, e» sollte Niemand« geben, der ungestraft meines VaterS Ehre oder die meinige anzutasten wagte! Ich hoffe, Dein Bruder wird sich erinnern, was er meiner Recht fertigung schuldig ist" „Und wenn er es dennoch vergäße?" Helme blickte sie starr an, ohne den Sinn ihrer mit scharfer Betonung herousgestoßenen Worte zu verstehen. „Wenn er eS vergäße — sagst Du? — Hältst Du ihn für einen Feigling?" „Vielleicht für etwa» Schlimmeres als daS. Aber ich will Dich nicht ohne Grund ängstigen. Noch ist ja nichts geschehen. Noch wissen wir nicht bestimmt, wo daS Alles hinaus soll! Beantworte mir nur noch eine einzige Frage und sei nicht böse, daß ich sie an Dich richte, aber ich bin vielleicht die einzige in diesem Hause, die eS gut mit Dir meint, so wenig Zuneigung Du auch nach Allem, was geschehen iß, für mich empfinden kannst. Du würdest Caesar also nicht heirathen wollen, auch wenn es der einzige AuSweg wäre, Dich vor der Verleumdung der Welt zu schützen?" Helene stand hoch aufgerichtet vor ihrer Cousine, und eS war gewiß kein Zweifel in die Aufrichtigkeit ihrer Wort« zu setz«, als sie mit fester Heftigkeit erwiderte: „Ich würde ihm Nirmal» meine Hand reichen, niemals! Und Du magst dos Jedem wiederholen, Albertine, bet dem Du einen so wahnwitzigen Gedanken wie diesen vermuthen kannst! — Ich würde Deinem Bruder nicht angehören kön nen, auch wenn nichts in der Welt hindernd zwischen unS stände; denn ich habe Dir schon einmal gesagt, daß ich ihn nicht liebe. Aber eS giebt außerdem noch etwa», daS unS trennt, und das eine Kluft zwischen unS aufrrißt, über die mich selbst dir glühendste Liebe nicht zu tragen vermöchte: — ————- daS ist mein tiefer, glühender, unauslöschlicher Haß gegen leinen Vater!" Sie hatte in der Erregung deS Augenblicks Wohl kaum daran gedacht, daß Caesars Vater auch derjenige AlbertineuS sei, und als sie sich tust« erinnerte, war eS zu spät, da- lei denschaftliche Wort zurückzunrhmrn. Aber seltsamer Weise schien ihre Cousine nicht im Mindesten dadurch verletzt zu sein, ja, eS machte vielmehr den Eindruck, als habe ihr Hele nens unzweideutige Erklärung «inen Herzenswunsch erfüllt. „Unter solchen Umständen hast Du allerdings eine große Thorheit begangen, al- Du Dich zu einer Flucht unter seine« Schutze bereden licßest; aber die ungleich größere Thorheit wäre doch die gewesen, in eine Heirath mit ihm zu willig« Ich hoffe, daß Du fest bleiben wirst, wir man Dich auch immer in dieser Hinsicht bedrängen mag!" Ihre Unterhaltung wurde durch Fra« Amelie» Eintritt unterbrochen, welche sichtlich keineswegs angenehm überrascht war, Albertine hier zu find«, und welche nach einem strafen den Blick auf ihre Tochter, den sie aber gänzlich unbeachtet ließ, ihre Nichte aufforderte, in des Oheim» Zimmer zu kom men, wo sie von diesem und von ihrem Vormund zu einer ernsten Unterredung erwartet werde. Einen Augenblick schwankte Helene, ob sie der Aufforderung folgen solle oder nicht; dann aber erwiderte sie kurz und kühl, daß sie sogleich erscheinen werde; denn e» war ihr fester Entschluß, von heute ab nicht mehr die stumme und, willenlose Dulderin zu bleib« sondern ihr« Feinden offen ins Auge zu schauen und trotz ihrer schwachen Kräfte und der Verschiedenheit ihrer Waffe» ohne Zig« den Kampf mit ihnen aufzunehmen. Frau Amelie wendete sich zum Gehen; ober sie richtete dabei an Albertine, die sichtlich sehr gern noch dageblieben wäre, mit solcher Ent schiedenheit die Aufforderung, sie zu begleiten, daß cs da» junge Mädchen vorzog, ihr zu gehorchen, um nicht in Helmen» Gegenwart eine unliebsame Szene herbeizuführen. Nur ein« ermuthigenden Blick, der gewissermaßen eine nochmalige Be kräftigung ihrer letzten Aufforderung zur Standhaftigkeit war, sandte sie zu der jung« Waise zurück, und al- sich die Thür hinter ihr geschloffen hatte, hatte Helene in der That da» Gefühl, daß dir Einzige, der sie ein gewisses Vertrauen schen ken dürfe, sie verlaffen habe, und daß sie ohne jedm Bei stand in der nächsten Stund« ihren schweren Kamps beginn« müsse. Aber wie Schlimmes sie auch immer erwartet hab« mochte, auf so viel Verschlagenheit, Erbärmlichkeit und Bru talität, wie sie ihr jetzt entgegrntrat, war sie dennoch nicht gefaßt gewesm. Die beiden würdigen Bundesgenossen warm durch Caesars ausführlich« Bericht genügmd belehrt, daß sie noch keineswegs am letzt« Ziel ihrer Wünsche sei« und daß es noch einer starken Einwirkung auf daS jung« Mädchm be dürfen werde, um es vollends grhorsam und grsügtg zu mach« (Fortsetzung folgt.) „