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reikeMM^g^ - Verantwortlicher Redaltem: Jilin- Bravu in Freiberg Erfchetm jedeli Wochentag Nachmüt.'/,« Uhr für den Vü andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., r/I- " zweimonatlich 1M. 50 Pf. und einmonatlich 7b Pf. S2 Von 3 10 Hamburg nur noch die Bestätigung der Meldung eingegangen, daß in Kiel der Deutschfreisinnige Hänel und in München II. der klerikale Kandidat Lande- an Stelle des Sozialdemokraten von Vollmar gewählt ist. Bei der in Querfurt erfolgten Ausloosung zwischen den beiden, bei der Stichwahl mit gleicher Stimmenzahl gewählten Kandidaten Panse (df.) und Neubarth (fk.) entschied das Loos für Letzteren. Die Wahl wird in dessen angefochten. — Die so mächtig wieder erstarkte national liberale Fraktion will bei der Berathung der Militärvorlage lediglich durch Herrn von Bennigsen eine kurze Erklärung ihres Standpunktes abgeben lassen. Aehnlich werden auch die konservativen Fraktionen verfahren. Das „Berliner Tageblatt" verbreitete das Gerücht, daß Herr von Bennigsen Aussicht habe Minister zu werden. Schon seit dem Spätsommer sei die Stellung PuttkamerS erschüttert und durch Miquel die Unterhandlung zwischen dem Fürsten Bismarck und den Nationalliberalen im Zuge. Die Hauptbe- Tagesschau Freiberg, den 7 Mäiz. Nach der „Nordd. Allgem. Zeitg." zeigt die Zusammen setzung des deutsche« Reichstages nach den Ergebnissen der Stichwahlen folgende, mit dem Jahre 1884 verglichene Partei- «S. Jahrgsuz. Dienstag, de« 8. März gruppirung: 1884 77 28 51 1887 Konservative 80 -j- Reichspartei 38 -j- Nationalliberale und Wilde, die denselben nahe stehen 103 -j- md Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand den Stichwahlnachrichten ist außer der Mittheilung des besonders erfreulichen Sieges Woermanns (national!.) in glückte die Empörung durch das verfrühte Losschlagen m Silistria. Dort war es zahlreichen, in dem benachbarten Rumänien weilenden bulgarischen Offizieren gelungen, den mit ihnen innig befreundeten Bataillons-Kommandeur Krestow zu einer Militärrevolte zu bewegen. Obgleich ein Theil der in Silistria garnisonirenden Offiziere sich weigerte, der Regentschaft die Treue zu brechen, gelang es dem Kapitän Krestow dennoch, den Aufstand Hervorzurusen, die Spitzen der Behörden festzunehmen und sich der Post- und Tele graphenämter zu bemächtigen. Der bulgarische Kriegs minister Nikolajew ließ rasch einen Theil der Garnisonen von Rustschuk, Schumla und Varna nach Silistria marschiren und ordnete in einem Tagesbefehl an, daß die dort ge fangenen aufständischen Offiziere sofort erschossen werden sollten. Freitag früh marschirte das treugeblrebene Rust- schuker Regiment in S ilistria ein, nachdem sich die empörten anderthalb Bataillone Infanterie gegen dm Willen ihres Bataillons-Kommandeurs Krestow e raeben hatten, ohne den geringsten Widerstand zu leisten. Außer diesem Offizier, der von seinen eigenen Leuten auf der S telle niedergeschossen wurde, soll der Aufstand in Silistria nicht ein einziges Opfer gefordert haben, da mehrere aus Rumänien heimlich zurückgekehrte bulgarische Offiziere, die im Auftrage Ruß lands gehandelt haben dürften, sich rechtz eitig in Sicherheit brachten. Vor dem Herannahen der Regentschaftstruppen halten dieselben in Silistria erklärt, die russische Regierung werde dafür sorgen, daß Niemandem ein Haar gekrümmt werde. Inserat» werden bis Vormittag lt Ubr angenom- FHFHsGt mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile ^OO « oder deren Raum Id Pi I Gleichzeitig mit dem Putsch in Silistria versuchte eine I Kriegsgericht das Urtheil über die am Aufstande Betheilig- aus Rumänien kommende bewaffnete Bande, in Rustschuk ten. Es verurtheilte 9 Militärpersonen zum Tode, mehrere Zivilpersonen zu je 15 Jahren und einen Offizier zu 3 Monaten Gefängniß. Die fremden Konsuln bemühten sich gemeinsam, einen Aufschub der Vollstreckung des Ur theils zu erlangen, um den Verurtheilten Zeit zu lassen, sich mit einem Gnadengesuch an die Regentschaft zu Sofia Der Bürgerkrieg in Bulgarien. Am vergangenen Dienstag soll auf dem Ball des chinesi schen Gesandten in Berlin der französische Botschafter Jules Herbette scherzend gesagt haben, das Unwetter sei wieder vorüber, man könne die Schirme zumachen. Inzwischen sind aber am östlichen Horizonte so dunste Wolken auf, gestiegen, daß es sehr unvorsichtig von den Staatsmännern Europas wäre, wenn sie dem Rathe Herbettes folgen würden. Der inzwischen wieder bewältigte Aufstand in Silistria und Rustschuk hat 'gezeigt, baß es zwar der bul garischen Regierung nicht an Thatkrast gebricht, daß aber auch die russenfreundliche revolutionäre Partei sich wieder stark genug fühlt, zur That zu schreiten. Was in Silistria und Rustschuk mißlang, kann an einem anderen Grenzorte Bulgariens glücken und Wiederholungen der Empörungs- Versuche sind um so sicherer zu erwarten, als Rußland ent schlossen scheint, die Dinge auf dem Balkan endlich zur Entscheidung zu bringen. Deutschland und Frankreich haben zuerst Rußland gegenüber die Erllärung gegeben, daß ihnen das Schicksal Bulgariens völlig gleichgiltig sei. Ueber Konstantinopel ist in den letzten Tagen die allerdings noch unbestätigte Nachricht eingetroffen, daß auch das Wiener Kabinet einen ähnlichen Standpunkt einnimmt, indem es der Regentschaft in Sofia ausdrücklich erklären ließ, daß die etwaige Besetzung Bulgariens durch russische Truppen für Oesterreich - Ungarn keinen Grund zum Einschreiten bilden werde. An Ermuthigungen zum Vorgehen im Orient fehlt es demnach Rußland keineswegs und den von eng lischer Teste verbreiteten Nachrichten von kriegerischen Vor- bereitungen des Emirs von Afghanistan, sowie von Turke stan und China schenkt man in Petersburg nicht hinreichend Glauben, um sich dadurch aufhalten zu lassen. Das „Jour nal de St Pstersboura" bezeichnete diese Nachrichten als reine Börsenmanöver, schilderte dagegen die Bewegung in Bulgarien als eine ernste und tiefgehende, die längst vor- herzusehen war, weil die Unzufriedenheit dort früher oder später ausbrechen mußte. Das ministerielle russische Blatt knüpfte daran den Wunsch, daß dem bulgarischen Volke die Schrecken des Bürgerkrieges erspart bleiben möchten und daß endlich nach der nun 18 Monate dauernden Anarchie die normale Ordnung in Bulgarien wieder her gestellt werde. Der Silistrianer Putsch war wahrscheinlich nur das Vorspiel des bulgarischen Bürgerkrieges, der Rußland die langersehnte Gelegenheit schaffen soll, in Sofia den Retter der Gesellschaft zu spielen. Seit Wochen überwachte die Polizei in Sofia die Verzweigungen einer Verschwörung, welche erst am 3. d. M., als am Jahrestage des Vertrages von San Stefano, ausbrechen sollte. Wie es scheint, waren russische Agenten die Seele des Ganzen und entwickelte der Vertreter Rußlands in Bukarest, Hitrowo, eine besonders lebhafte Thätigkeit. Eine aus Rustschuk ausgewiesene Russin, Namens Suchomlinowa, brachte zum Zwecke des Aufstandes Gelder, welche nach ihrer Ausweisung Welow übernahm und entsprechend verwendete. Wie es scheint, miß- zu wenden. Die Aussichten auf einen neuen Gnadenakt der bul garischen Regierung waren sehr gering, weil dieselbe an nehmen mußte, daß nur die äußerste Strenge die Wieder holung der Empörungsversuche verhindern könne. Die Regentschaft machte in Sofia durch öffentlichen Anschlag bekannt, daß in Silistria und Rustschuk die Ordnung wieder hergestellt sei und daß sie die Einwohner von Rustschuk und die Milizsoldaten zu der erfolgten Herstellung der Ruhe beglückwünscht habe. Der Anschlag enthält die weitere Mittheilung, daß die Führer der Opposition die Absicht verrathen hätten, auch in Sofia Ruhestörungen hervorzurufen und den Bürgerkrieg herbeizuführen, die Polizei habe deshalb energische Maßnahmen ergriffen und He Urheber des Komplots verhaftet. In Wivdin wurde 8er des Verraths verdächtige Oberst Linkvwsky festgenom men, der inzwischen nach Sofia geschafft »orden ist. Nach am Sonntag in Bukarest eingetroffenen Nachrichten sind die wegen des Militäraufstandes in Rustschuk zwm Tode Verurtheilten mit Ausnahme des Hauptmann Bollmann, welcher russischer Unterthan ist, und eines anderen Offizier», Sonntag früh 5 Uhr in Rustschuk hinaerichtet worden. Heute wird dort das Kriegsgericht über die Unteroffiziere und Soldaten das Urtheil sprechen. Nach dieser Strenge und nach der Festnahme aller der Mitschuld an dem Aus stand verdächtigen Führer der ruffenfreundlichen Partei Zankow scheint das militärische Einschreiten Rußlands un vermeidlich. In Sofia ist man sichtlich darauf gefaßt. Die Leiter der bulgarischen Regierung sehen keinen andern Ausweg, als bewaffneten Widerstand gegen Rußland, und sind fest überzeugt, daß im Augenblicke des LosschlagenS Oesterreich keine Neutralität bewahren kann. Wie weit dies zutrifft, wie weit dann selbst Deutschland in Mit leidenschaft gezogen werden würde, das kann erst die Zu. kunft lehren. mando des Hauptmanns Bulkow einen großen Theil der Stadt und die Kasernen, welche von fünf empörten Pionier- Kompagnien umstellt wurden. Donnerstag früh um sechs Uhr begann ein lebhaftes Gefecht, welches bald in der ganzen Stadt wogte und an welchem sich nach und nach rnaufgefordert mehrere hundert Bürger zu Gunsten der Regentschaft betheiligten. Der Kampf wurde mit Er bitterung geführt; an Todten und Verwundeten zählte man auf beiden Seiten etwa 70 bis 80. Am Nachmittag, nachdem die Aufständischen versucht hatten, mit dem Haupt mann Vulkow zu unterhandeln, begannen die Bürger einen nachdrücklichen Angriff unter lautem Hurrah, während die in der Kaserne eingeschlossenen Soldaten trotz des Feuers aus zwei Geschützen und trotz der heftigsten Salven der Pioniere zum Ausfall vorgingen. Es kam zum Bajonnet- gefecht, in dem die Aufständischen sehr bald geworfen wurden, und theils sich ergaben, «Hells aus der Stadt flüchteten. Nach einer Meldung der „Köln. Zeitung" aus Rustschuk vom 4. März trafen dort an diesem Tage von Rasgrad 200 Freiwillige ein, um gegen die Feinde der Regentschaft zu kämpfen. Aus Tirnowa kam ein Bataillon bes dortigen Regiments und Major Petrow, Chef des Generalstabes, zur Uebernahme des Oberbefehles in Rustjchuk an und )amit war auch dort die Empörung vollständig zu Ende, freilich nicht mit so geringem Blutverlust wie ui Sllistria. Die an dem Ausstand in Rustschuk betheiligten Offiziere sind entweder getödtet oder schwer verwundet. Major Usunow, der einst Widdin so ruhmvoll ver- theidigte, und Oberst Filow waren mit noch einigen Offizieren in zwei Booten entflohen, doch nur bis zu der Sandinsel gelangt. Ein Haufe Bürger hatte sich am Ufer gesammelt und eröffnete ein heftiges Feuer auf die Boote, dem sich Filow, Usunow und Genossen durch Verstecken in Sand löchern der Insel entzogen. Nun erschien das Dampfboot „Golubtschik", dessen regentschaftstreuer Kapitän Draganow Jagd auf die Flüchtlinge machte, wobei zwei Offiziere er tranken und andere, darunter Filow und Usunow, verwundet wurden. Bis auf die zwei Ertrunkenen wurden alle Flücht linge gefangen, darunter Major Panow und Kapitän Kierdschiew. Abends 6 Uhr war auch das Gefecht in Rustschuck beendigt und jubelnd begrüßte die Bevölkerung die treuen Hauptleute Vulkow und Sepunow, sowie den Präfekten Mantow und dessen Sekretär Undanow. Die Wachen hatten die größte Mühe, die von dem „Golubtschik" em gebrachten Gefangenen vor der Volkswuth zu schützen. Herr von Löper, der deutsche Konsulatsverweser, war mehrmals während des heftigen Straßenkampfes auf den Straßen Rustschuks in der Uniform des dritten Garde- Regiments erschienen, begleitet von Kawassen, während sein österreichischer Kollege zu Hause einige kleine Beschädigungen, welche sein Flaggenmast durch schlecht gezielte Kugeln er litten hatte, lärmend beklagte und in erstaunlicher Unkenntniß der Verhältnisse der Regentschaftsarmee jede moralische Kraft absprach. In Rustschuk herrschte bereits am Sonn abend vollkommene Ruhe und wurden die treugebliebenen Soldaten überall reich beschenkt und gespeist. In vielen Häusern hörte man aber inmitten des allgemeinen Sieges jubels bitteres Wehklagen über die bei dem Straßenkampfe Gefallenen oder durch Zufall Getödteten. Unter den Letzteren befinden sich auch zwei Deutsche. Die Zahl der Tobten und Verwundeten steht noch nicht fest; der Zu stand des in die Brust geschossenen Oberstlieutenants Filow ist hoffnungslos. Außer diesem und dem durch zwei Kugeln am Unterleibe verwundeten Usunow befindet sich im Krankenhause noch der aus Rußland stammende Haupt mann Bollmann. Der angeblich entkommene Major Gruew ist an der Schulter schwer verwundet. Einer der ertrunkenen aufständischen Offiziere ist der Lieutenant Malew, dessen eigener Bruder an der Bekämpfung des Aufstandes thätig- sten Antheil nahm. Sonnabend Mittag fällte bereits das zu landen und sich mit dem Kommandanten dieses Platzes n Verbindung zu setzen, der für die Empörung gegen die Regentschaft gewonnen war. Es war dies der in Rustschuk icfehligende Kommandeur der dritten Brigade, Major Usunow, der nach Ankunst der aus Rumänien herüber- gekommenen Empörer, im Verein mit dem Oberstlieutenant Filow, in der Nacht zum Donnerstag den Präfekten der Stadt und mehrere der Regentschaft ergebene Offiziere der Garnison festnahm und dann die zwei noch treu ver- iliebenen Bataillone des 5. Regiments entwaffnen wollte. Dieser verrätherische Versuch mißglückte. Beide Bataillone, meist aus Rekruten bestehend, besetzten unter dem Kom 156 Regierungsfreunde 221 -j- 65 67 Deutschfreisinnige 32 — 35 24 Sozialdemokraten 11 — 13 99 Zentrum 99 0 11 Welfen 4— 7 16 Polen 13—3 8 Volkspartei 0— 8 1 Däne 1 0 15 Elsasser 15 0 241 Mitglieder der Opposition 174 — 66