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1886. zel^ 7 rschncidtn re» - Bedienun etät. Wichst >>r haricnm 8 P.lci-sir '8 ng «illkl tvrich, msches <^o. I«. hsabrik, - Bahnhof rdLov ien). öebrauchs- §fg in der Herm !MII- und Stoff ueu aus: IN sie ein- Ik eke Leipzig und Billig- werall vor- P aare t. torer, wrdenem >cndfarbe crg i S l86M', üdeil sieii ing unter L e°., g i- Ivüos Ictur. er, auö )er von Io ent- lni'onsr" sich seit rls das ,ur Be- hrt und euten in rr- und st Seife rg bei ingasse. reiß erger Fiueia^ md Tageblatt. Amtsblatt für die königliche» Md städtische» Behörde» zn Freiberg imd Bra»d. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu» Brauu in Freiberg. s itrschr-ml jeden Wochrntai; Nachmitt s M jur den s «0 IN / andern Tay. Preis viertrljlchrliÄ ! Mart t!» «!., " zweimonllülL 1 M. LO Pf. und enr«Nlu:>.ch 7b P. sl ' »» Jahrgang. Dienstag, den 11. Mai. Inserate »n>«i ie» Kourn-wg II Uhr argcu»7N- men und LetrSe.t der Preis für die gespaltene Zeil« »der deren Raum Ib Vs. 1886. Am Vorabend des griechisch-türkischen Krieges. In dcr verflossenen Woche hat die griechische Ange legenheit eine sehr düstere Wendung genommen, die das Schlimmste befürchten läßt. Am 3. d. M. war die acht tägige Frist abgelaufen, welche die Großmächte der griechischen Regierung für die bestimmte Zusage der sofortigen Ab rüstung bewilligt hatten. Die ausweichende Antwort des griechischen Ministers Delyannis war im Grunde nur eine Wiederholung der auf das frühere Ansinnen der Mächte erthcilten Antwort. Delyannis erklärte ausdrücklich, daß Griechenland wohl abrüsten wolle, aber es mit seiner Ehre nicht vereinbar finde, dies zwangsweise nach den Vorschriften der fremden Mächte zu thun. Da die Letzteren versichert hatten, daß es ihnen nur um Sicherheit für eine wirkliche Abrüstung zu thun sei, die Einzelheiten derselben aber dem Athener Kabinet überlassen bleiben sollten, war die Meinungs verschiedenheit zwischen den Mächten und Griechenland eigentlich recht unbedeutend. Da dieselbe sich trotzdem nicht schlichten ließ, und sowohl zur Abreise der deutschen, österreichischen, italienischen und englischen Gesandten, als auch zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland führte, könnte man allerdings aimehmen, daß die in Athen verbreitete Ansicht, wonach hinter Delyannis eine große fremde Macht stehe, nicht ganz ungegründet sei. Frankreich hat sich weder an dem Ulti- marum der Mächte noch an dem Ultimatissimum derselben betheiligt, aber es blieb nicht nur der französische Gesandte in Athen, Graf Mouy, den letzten Verhandlungen der Ver treter der Mächte fern, auch der russische Gesandte von Bützow war nicht zugegen, da derselbe bei dem Zaren in Livadia verweilte. Den Griechen konnte cs keineswegs entgehen, wie cs mit der Eintracht der Mächte bestellt ist, und sind die Ersteren vollständig überzeugt, daß eine ernste Aktion der zumeist über ihren Trotz empörten Mächte, Deutschland, Oesterreich und England, mehr den Frieden Europas als Griechenland gefährdet. Der deutsche Gesandte in Athen v. d. Brincken fuhr mit dem Panzerschiff „Friedrich Karl" nach Smyrna, von wo er nach Konstantinopel weiter reiste, während das deutsche Panzerschiff nach der Sudabucht zurückkehrte. Der öster reichisch-ungarische Gesandte Freiherr v. Trauttenberg hat sich auf dem „Kaiser Max", der italienische Gesandte Curtopassi auf der „Ancona" und der englische Gesandte Sir Horace Rumbold auf dem Avisodampfer „Carysfort" eingeschifft und sind die Vertreter Englands und Italiens bereits in der Sudabucht eingetroffen, wohin sie das eng lische Panzerschiff „Neptune" und die italienischen Panzer schiffe „Maria Pia" und „Colonna" begleiteten. Der tür kische Gesandte, der zu seiner Abreise den türkischen Avisodampfer „Hanie" benutzte, theilte vorher dem Kabinet von Athen mit, daß er nicht verweilen könne, nachdem seine Kollegen in einer die Pforte so nahe betreffenden Ange legenheit abgereist seien. Graf de Mouy, der Vertreter Frankreichs, ist bis jetzt ruhig in Athen zurückgeblieben, angeblich um seine vermittelnde Thätigkcit fortzusetzcn. Wie aber der englische Botschafter in Paris, Lord Lyons, seiner Regierung neuerdings berichtet haben soll, ist man in dem französischen Ministerium des Auswärtigen der Ansicht, daß Frankreich und Rußland gemeinsam zum Schutze Griechenlands vorgehen müssen, wenn sich Deutschland, Oesterreich-Ungarn, England und Italien zu Zwangsmaß regeln gegen diesen kleinen Staat entschließen sollten, eine Eventualität, die jetzt eingctreten ist. Da der russische Ge sandte von Lützow der entscheidenden Aktion dcr übrigen Vertreter fern blieb, fehlt bis jetzt jeder feste Anhalt sür die Absichten Rußlands. Bezeichnend für die letzteren ist nur die Thatsache, daß der russische Vasallenstaat Monte negro neuerdings von der Pforte die Wiederaufnahme der Grenzberichtigung in Gemäßheit der Bestimmungen des Berliner Vertrages in drohendster Weise forderte und daß der Zar eine Beschwerde der russischen Unterthanen in Konstantinopel über die unpünktliche Zahlung der aus dem russisch-türkischen Kriege stammenden Entschädigungsansprüche entgegennahm. Am Sonnabend zeigten die in Athen zurückgebliebenen europäischen Geschäftsträger der griechischen Regierung an, daß der Blokadezustand über die Ostlüste Griechenlands vom Kap Malia bis zur tür kischen Grenze für griechische Schiffe ver hängt werde. Diese Maßregel dürfte sich in doppelter Beziehung verhängnißvoll erweisen; erstens zwingt dieselbe >ie griechische Regierung, die für die in Thessalien stehenden Truppen erforderlichen Verstärkungen und das Kriegs material auf dem höchst beschwerlichen gebirgigen Landwege nachzusenden, zweitens schädigt die Blokade den Handel Sriechenlands in einer für die Steuerkraft dieses Staates sehr verderblichen Weise. Die Hälfte der jährlich in die griechischen Häfen einlausenden Schiffe ist nicht griechischer Nationalität und eine vollständige Blokade würde auch den Handel Englands und Oesterreichs hart treffen. Die an gekündigte Verschließung der griechischen Häfen scheint nur gegen die Kriegsiontrcbande und besonders gegen den Seetransport griechischer Truppen nach Volo ge richtet. Eine derartige halbe Blokade ohne voraus gegangene Kriegserklärung stellt sich überhaupt als ein Kriegsmittcl in Friedenszeiten, demnach als eine juristische Ungeheuerlichkeit, dar, deren Durchführung nur dann mög lich erschiene, wenn alle Mächte damit einverstanden wären. Erst neuerdings erklärte der Rechtslehrer Professor von Martens, diese seit 1827 mehrfach angewendete FriedenS- blokade entspreche weder der Humanität noch der gesunden Vernunft und sei deshalb schon verwerflich, weil sie höchst selten zur thatsächlichen Beseitigung eines Streites führe. Dagegen hat sich der berühmte Rechtslehrer Heffter dahin ausgesprochen, daß unter gewissen Vorbedingungen die An wendung der Friedensblokade rechtlich zulässig erscheine und auch neutrale Mächte verpflichte. Die schlimmste Folge dieses Schritts der Großmächte ist, daß derselbe die Pforte zu einer übertriebenen Voraussetzung einer bedeutenden Parteinahme für ihre Interessen' verleitet. Man sieht in Konstantinopel, wie hart die Diplomatie mit Griechenland umgeht und glaubt deshalb, Europa werde auch nichts da gegen haben, wenn die längst an der griechischen Grenze ungeduldig harrenden türkischen Truppen diese Grenze über schritten und allen Forderungen und Träumen der Hellenen ein blutiges Ende bereite. Das in der Türkei vielverbreitete Gerücht, Fürst Bismarck habe den Mächten vorgeschlagen, der Pforte gegen Griechenland völlig freie Hand zu lassen, das bisher nur den Herabwürdigenden Aeußerungen der Berliner Offiziösen über den Zustand des griechischen Heeres seine Entstehung verdankte, dürfte nach Anordnung der Blokade erst recht in Konstantinopel Glauben finden. Zum Glück wurde rechtzeitig von englischen Blättern mitgetheilt, das Programm des bekanntlich mit dem Berliner Kabinet völlig einverstandenen Lord Rosebery gehe dahin, daß wenn England auch gemeinsam mit den Mächten dafür sorge, daß der Status guo auf der Balkanhalbinsel durch Griechenland nicht verletzt werde, eine Veränderung desselben durch die Konsequenzen eines griechisch-türkischen Kampfes eben so wenig zu Gunsten dcr Türkei eintreten dürfe. Von griechischer Seite wird sicher kein Angriff auf die türkischen Truppen erfolgen. Das als besonderes Organ des Ministers Delyannis geltende Athener Blatt „Proia" versichert, der unter dem Jubel dcr Bevölkerung und unter zahlreichen Blumenspenden der Frauen Athens erfolgte Ab marsch des dort garnisonirenden Regiments nach Thessalien sei nur veranlaßt worden durch Berichte Sapoundzaki's über die Konzcntrirung türkischer Truppen und habe mit den letzten diplomatischen Vorgängen nichts zu schaffen. Griechen land sei entschlossen, die Feindseligkeiten nicht zu beginnen, sondern nur die nothwendigen Maßregeln betreffs Zurück weisung eines etwaigen Angriffs zu treffen. Die Frage ist nun, welche Verhaltungsbesehle die türkischen Truppen haben, die, der schlechten Quartiere und der unregelmäßigen Besoldung überdrüssig und an Zahl dem griechischen vcerc weit überlegen, vor Kampsbcgierde brennen. Militärische Fachmänner sollen die Ueberzeugung ausgedrückt haben, daß ein Zusammenstoß zwischen den Türken und den Griechen im alleychlimmsten Falle nicht etwa, wie der serbisch-bul garische, vierzehn Tage währen, sondern nach zweimal vier undzwanzig Stunden in der griechischen Niederlage sein Ende finden würde. Im Allgemeinen dürfte aber doch die Tüchtigkeit des in Thessalien stehenden von Sapoundzaki befehligten Heeres unterschätzt werden. Es steht auch noch keineswegs fest, daß die bei dem letzteren befindlichen zahl reichen französischen Offiziere dcr dringenden Weisung ihrer Regierung, die bei der jetzigen Sachlage unzulässig ge wordene Thätigkcit im griechischen Heere sofort einzustellen auch Folge leisten werden. Gelingt es aber dem Genera Sapoundzaki mit seinem durch den Muth der Verzweiflung gestählten und durch das unwirthliche Terrain begünstigten kleinen Heere, den Türken nur eine einzige Schlappe bei zubringen, so ist eine neue Vermittelung der Mächte zu erwarten und Griechenland gerettet. Tagesschau. Freiberg, den 10. Mai. Wenn trotz der Verhängung der Blokade über die griechi- chen Küsten' die Besorgnisse vor etwaigen kriegerischen Ver wickelungen im Südosten Europas noch immer nicht als ernste erscheinen, ist dies wohl nur der allgemein verbreiteten Mei nung zuzuschreiben, daß der greise deutsche Kaiser dm Wunsch hege, seine lange Erdenwallfahrt unter den Segnungen des Friedens zu beschließen und Alles daran setzen werde, diesen Wunsch in Erfüllung zu bringen. Dieser kaiserliche Wille gilt allgemein als Bürgschaft dafür, daß Fürst BiSmarck seinen mächtigen Einfluß in Europa dazu benützen werde, den Weltsriedm zu schützen und mindestens die jedenfalls sehr stürmische Lösung der orientalischen Frage noch einige Jahr« hinauszuschieben. Freilich ist die Weltgeschichte zuweilen auch über den mächtigsten Willen hinweg zur Tagesordnung über- gegangen und jedenfalls erscheint die jetzige Weltlage ganz dazu angethan, daran zu erinnern, daß oft geringfügige Verwicke lungen zu erschütternden Ereignissen geführt haben. Seit dem Pariser Frieden geben sich die Großmächte der Ueberzeugung hin, daß aus der Balkanhalbinsel ohne ihrm Willen kein Sper ling vom Dache fallen dürfe; jetzt aber scheint der Augenblick ge kommen, wo der Vormundschaft Europas die lange zurück gedrängten Ansprüche des seinen jetzigen Zustand unerträglich findenden Griechenvolkes und der Unmuth der durch den be waffneten Frieden bis zum finanziellen Ruin gesührtm Türkei bedenklich gegenüberstehen. Das preußische Abgeordnetenhaus berieth am Sonnabend die Verhandlungen des Eisenbahnrathes von 1885, lehnte den Kommissionsantrag über die Beseitigung der Un gleichheiten im Gütertarif auf den vormals hannöverschen Bahnen ab, genehmigte dagegen den Kommisfionsantrag auf Gewährung von Ausnahmetarifm für Düngemittel. Bei der sich anschließenden längeren Debatte wurden mehrfache Wünsche namentlich wegen Beseitigung des Rheinbrückenzolles und der Frachtermäßigung für Kohlen und Koaks geäußert. Der Regierungskoinmissar Brefeld erklärte, die Beseitigung deS Nhcinbrückenzolles sei wegen des dadurch herbeigeführten Ein nahmeaussalles nicht ausführbar, ebenso erscheine die Fracht ermäßigung sür Düngemittel wegen des Einnahmeausfalles von drei Millionen bedenklich. Trotz des Einnahmeaussalles infolge des harten Winters und der allgemeinen Verkehrs stockung werde die Eisenbahnverwaltung im Stande sein, die volle Verzinsung und Tilgung der Eisenbahnschuld selbständig aufzubringen. Auf der Tagesordnung der heute am Montag stattfindcnden Sitzung stehen die Kirchenvorlage und ein Gesetz entwurf, welcher die Unterhaltung der Schulen und Anstellung dcr Lehrer in den Ostprovinzen den Gemeinden abnimmt und dem Staate überträgt. Die Gesammtabstimmung über die kirchenpolitische Vorlage wird jedenfalls eine namentliche sein. Eine solche Abstimmung hat bisher bei dcr Berathung dieses Gegenstandes noch nicht stattgefunden, weshalb es auch noch gar nicht klar hervorgetreten ist, wie viele und welche Mit glieder der beiden in dieser Frage gespaltenen Fraktionen, der Deutschfreisinnigen und der Freckovservativen, auf der ab lehnenden und auf der zustimmenden Seite stehen. — Die Vorlage scheint die beabsichtigte Rückwirkung auf den deutschen Reichstag auszuüben, da dort das Zentrum sür die Branntweinsteuer-Vorlagen eintrcten will, weil cs nach der Zufriedenstellung auf kirchenpolitischem Gebiete das Be- dürsniß vermehrter Reichseinnahme» anerkennt. Das wäre immerhin eine „Abschlagszahlung" des Zentrums, welche der Reichsregierung zu wahrer Befriedigung gereicht. Ob der deutsche Bundcsrath mit der Berathung der Branntweinsteuer- Vorlage bis zum Zusammentritt des Reichstages, also bis zum nächsten Montag, zu Ende sein wird, scheint zweifelhaft. „Augenblicklich", so schreibt man der Berliner „National-Ztg.", „ist noch nichts darüber bekannt, wie sich die übrigen Bundes staaten, und zwar zunächst die der norddeutschen Brannt weinsteuer-Gemeinschaft dazu stellen. Daß die Anwesenheit des leitenden württembcrgischen Ministers v. Mittnacht in Berlin der Theilnahme an den Berathungcn über die Brannt wein-Steuer gilt, ist sicher. Bei dem Geburtstage des Prinzen Albrecht von Preußen hat am Sonnabend die ganze Stadt Braun schweig reich geflaggt und wurde dieser Tag im ganzen Herzogthum festlich begangen. Der Regent Prinz Albrecht verlieh bei dieser Gelegenheit dem preußischen Kriegsminister Bronsart von Schellendorf und dem Generallieutenant von Heuduck in Straßburg das Großkrcnz mit Schwertern des Ordens Heinrichs des Löwen. — InPotsdam sand die Ver lobung des Prinzen Heinrich XVIII. Reuß j L. (geb. am