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ßyed.» Rsdattto» Vre»0tu - Rmft«»t L«eiß,erLafieS. Ne Zeitung erscheint Mufti»,, «ouuersta» und eouua»mtz früh. Utml«e»e«t»- PretSr PerteliLhrl.M. 1M Z» beziehen durch die kaiserlichen Post, schallen und durch unsere Boten. Sei freier Lieferung tu» Hau- erhebt die UH noch eine Le- «ihr von 2b Psg. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptrnannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. -userute »-erden bis Montag ' Mittwoch ». Freitag Mittag angenommen «ad kosten: dielspaNZeilelbPs. Unter Lingesaudt: SO Pf. Znferatm- «nnahmeftelenr Die Arnoldische Buchhand luna, Jnvalideadanr, HaasensteinL Vogler, Rudolf Moste, G. L. Daube ch Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berl«, Frankfurt a/M. u. f. w. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr»««« Müller in Dresden. Mr. 116. Dienstag, den 4. Oktober 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Die Agitation für da- Labak-monopol ist in lktzter Zeit ron der preußischen Regierungspresse mit großer Lebhaftigkeit wieder aus genommen worden und hat man dabei versucht den ehemaligen Minister Delbrück zu Gunsten deS Monopol» zu citiren, der in einer Denkschrift über die Einführung desselben im Zollvereine bereit- im Jahre 1855 die Vor züge, welche eS vom fiskalischen Standpunkte auS ent- schiedtn hat, erschöpfend darlegte. In jener Denkschrift war aber trotzdem die Unausführbarkeit d«S Monopols au-gesprochrn. Die Delbrück unter den heutigen Ver hältnissen de- deutschen Reiches, nachdem die Labaks- industrie ein weitere- Bierteljahrhundert der Entwicke lung hinter sich hat, über das Monopol denkt, darüber würde au- jener Denkschrift keinerlei Schluß zu ziehen sein und um so weniger, da Delbrück 1855 keine leitende politische Stellung einnahm, sondern als Vor tragender Rath de- HandelSminister» v. d. Heydt schrieb. Auch wenn er damals schon ein grundsätzlicher Gegner deS Monopols war, konnte er die fiskalischen Tendenzen deS Henn v. d. Heydt in der Denkschrift theoretisch zu Worte kommen lassen, da er praktisch doch zu dem Schluß der Undurchführbarkeit deS Monopols gelangte. Ueber seine jetzige Stellung zu demselben hat Delbrück sich in der ReichStagSsitzung vom 28. April 1880 aus gesprochen; er erklärte damals ohne Umschweife, daß er ein „Gegner dieser Steuerform- sei. Das Eigen- thümliche bei dieser Frage ist, daß sie von vielen Seiten nicht n-ch ihrer praktischen Bedeutung geprüft, sondern al- eine offene politische Frage behandelt wird. Wenige kümmern sich darum, welchen Schaden der zweite See- handelSplatz deS deutschen Reiches, Bremen, durch daS TabakSmonopol erleiden würde, die Meisten aber darum, was die ReichSregierung als Entgelt für die Zustim mung zu dieser tiefgehenden Steuerreform zu bieten im Stande ist. Der „Djiemik poSnanSki" widmete der Frage deS LabakömonopolS einen Leitartikel, in welchem er dieselbe vom polnischen Standpunkt auS bespricht. Nach, dem er darauf aufmerksam gemacht hat, daß der Labak zu denjenigen Genußmitteln gehört, welche in ungeheuren Massen konsumirt werden und daß daher die Mono- ! polisirung der Tabaksindustrie dem Staate eine reiche Einnahmequelle eröffnen könne, weist er, wie eine Analyse der „Ostsee Ztg." auSführt, nach, daß, wenn auch in Folge der Monopolisirung die Tabaksfabrikate bedeutend tm Preise steigen werden, dies doch der pol nischen Gesellschaft sich deshalb wenig fühlbar machen werde, weil die Gewohnheit d«S LabakSrauchenS wenig in ihr verbreitet sei. AuS diesem Grundt erklärt sich da- Blatt für das TabakSmonopol, aber nur unter der Bedingung, daß die reichen Einkünfte, die eS für den Staat abwerfen wird, nicht zur Verwirklichung der jetzt so viel gerühmten staat-socialistischen Projekte, sondern lediglich zur Ermäßigung der direkten Steuern und zur Durchführung der Reformen de- ganzen Steuersysteme- verwandt werden. DaS Blatt versichert, daß unter dieser Bedingung die polnischen Abgeordneten für daS TabakSmonopol stimmen werden. Da- „Kleine Journal" sagt: „Zum Patrimonium der Enterbten erhoben, hat die Idee der Altersrente jetzt von den Köpfen der ar beitenden Klassen Besitz genommen. Leicht setzt sich dabei aber die Meinung in den Massen fest, daß daS Monopol überhaupt nur Sinn und Zweck habe, wenn auS dessin Erträgnissen die Altersrenten Kasse errrichtet werde. DaS sei zu vermeiden, sobald man daS Mono pol von der Altersrente trenne und eS werde dadurch möglich werden, daS Monopol rinzuführen und zugleich nutzbar zu machen zu Steuer-Erleichterungen und zu Wohlfahrt- Einrichtungen für die arbeitende Klasse, die sich an die bestehenden Einrichtungen ailehnen." Noch entschiedener drückt sich der Wahlaufruf der Cen- trumöpartei und derjenige der rheinischen Klerikalen auS, welche den grundstürzenden Lehren deS StaatSsocialiSmuS entschiedenen Widerspruch entgegensetzen wollen. Da» Tabaksmvnopol ist aussichtslos, wenn die ReichSregie- rung über die Verwendung deS Ertrage- keine anderen Erklärungen als bisher abgiebt. Ueber Antwerpen wandern in neuerer Zeit Hunderte von Familien auS den Bergbau-Bezirken Rheinpreußen» und Westfalens nach Amerikas besonder» nach dem Staate Ohio, wcbei eine dortige Bergbaugesellschaft die Ueb,»fahrt bezahlt. ie Kontrakte, welche die be treffenden Bergleute vorher unterzeichnen müssen, ver- sperren denselben jedenfalls den Rückweg und machen die Verführten zu Sklaven ihrer Arbeitgeber. Der Landrath deS Bezirke- Mörs veröffentlicht eine War nung, welche die amerikanischen Verhältnisse scharf beleuchtet und die Bergarbeiter besonders darauf auf merksam macht, daß die hier in Deutschland abge schlossenen Verträge in Amerika keine Giltigkeit haben, daß in den Bergwerksdistrikten, die meist ganz isolirt liegen, die Arbeiter gezwungen sind, alle ihre Bedürf nisse von den Gesellschaften selbst zu beziehen, also von ihrer Ankunft an von denselben ganz abhängig sind, daß jeder Arbeiter, dort einmal angekommen, gezwungen ist, dort zu bleiben, da er die Mittel zur Rücke ise nicht erwerben kann und somit meist dem größten Elende ausgesetzt wird und daß der anscheinend hohe Lohn mit Rücksicht auf die dortigen TheurungSverhältnisse nicht höher ist, al- der in Deutschland übliche. Da die Agenten der nordamerikanischen Gesellschaft auch in Sachsen sich in ähnlicher Weise wie am Rhein, als reiche Bergwerköbefitzer einfahren und tätige Berg arbeiter verlocken dürften, verdlent dte Warnung de» LandratheS auch in unserm engeren Vaterlande die ber Fortschritt-Partei zu den Secesfionisten bemerkt Differenzen wegen einzelner Kandidaturen ausgeglichen L 'seien, "wobei "die Fortschritts ein große» Entgegenkommen gezeigt habe. Die Zahl der Wahl kreise in welchen Kandidaten aufgestellt sind, die sich einer dieser Parteien zuzähle^ dürfte etwa 150 erreichen. In WormS wurde an Stelle de» Kommerzienrath» Leyl welcher eine Wiederwahl ablehnte, von den Na tionalliberalen der Kultusminister a. D. Falk aufge stellt Derselbe hat in einem Schreiben ferne »ereit- willi'akeit erklärt, ein Mandat anzunehmen und wird in Kürze in Worm» eintreffen, um daselbst öffentlich zu sprechen. Sein Gegenkandidat ist der von der Fort schrittspartei ausgestellte Dr. Ebner auS Frankfurt DaS am Freitag dem baierischen Abgeordnetenhause von dem Kinanzminister Riedel vorgelegte Budget er- giebt ein Minus von ungefähr 5 Millionen, zu dessen Deckung eine Steuererhöhung von 20 Procent in Aus sicht genommen wird. Diese Erklärung rref eine lang- anhaltende große Bewegung unter den Abgeordneten hervor. In Karlsruhe hat die Generalsynode den Antrag deS OberkirchenratHS auf eine gemeinsame Feier de» ReformationSfesteS am 31. Oktober angenommen. — «ei dem am 1. Okisd«, erfolgten Schluß der AuS- stellung zu Halle schilderte der Ehrenpräsident Ließ die Vortheile, welche dieselbe gewährt hat, dankte den Behörden und brachte daS Hoch auf den Kaiser auS. Ungar. Monarchie. Der „Presse* ist ein Lelegran m auS Krakau zugegangen, welches eine demnächst bevorstehende Reise deS Kaisers von Rußland nach Oesterreich als ziemlich sicher bezeichnet. Bereit» am vergangenen Mittwoch wurde die russische Linie der Warschau-Wiener Bahn von höheren Beamten mittelst ExtrazugS befahren und gründlich untersucht, waS aller dings auf eine Czarenreise deutet. Die „Wiener All gemeine Zeitung- meldet auS dem Grenzort Szkazakowa, welcher Granika gegenüber liegt, daß in jüngster Zeit in und um Granika die Garnisonen wesentlich verstärkt wurden, angeblich um durchpasfirende jüdische Aus wanderer, die aber Niemand beachtet, »u schützen. Man glaube deshalb allgemein, die Verstärkungen fänden im Hinblick auf die bevorstehende Kaiser-Begegnung statt. Selten ist in neuerer Zeit eine Ernennung mit mehr Mißtrauen begrüßt worden, al- die deS mit der Sisti- rung der Verfassung verbundenen Grafen Belcredi zu dem einflußreichen Posten eine- Präsidenten deS Ler- Feuilleton. Wer ist schuldig» Erzählung von Friedrich Friedrich. l47. Fortsetzung.) „Ich werde Ihren Wunsch mit dem größten Ver gnügen erfüllen,- entgegnete er. „ES kann unS ja nur angenehm sein, wenn Sie von unseren Einrichtungen eine so gute Meinung haben, daß Sie dieselben der Nachahmung werth halten." Der Fremde verbeugte sich artig. „Sind Sie selbst bei einem Gefängnisse angestellt?" fragte der Direktor, um daS Gespräch fortzusetzen. „Erst seit kurzer Zeit-, gab Laporte lächelnd zur Antwort. „Ich verdanke die Ehre meiner Mission auch nicht meinem Verdienste, sondern dem Umstande, daß ich der deutschen Sprache ziemlich mächtig bin." „Jst da- kern Verdienst?" warf derPolizeidirektor ein. „Für mich eigentlich nicht. Ich hatte eine deutsche Mutter und habe auf einer deutschen Universität ein Jahr lang studirt. Ich bin also eigentlich halb rin Deutscher." „Jhrer Sprache nach find Sie eS ganz", fuhr der Direktor fort. „Ich kenne die Schwierigkeiten, welche eine fremde Sprache bereitet, nur Wenige überwinden sie vollständig. Auch ich war zwei Jahre lang in Pari» alS GesandtschaftSsekretär, e- ist freilich schon lange her und da- Französisch, welche- ich in der Zeit gelernt, habe ich ziemlich wieder vergessen." „Ah, dann gestatten Sie mir, alte Erinnerungen wieder in Ihnen wachzurufen!" rief der Fremde in leichtem gewandtem Französisch. „ES bedarf für daS Gedächtniß ja oft nur eines bekannten Lautes und eS erhält sofort seine alte Treue und Frische wieder." Der Direktor ging auf die Unterhaltung in fran zösischer Sprache ein. ES war ihm angenehm, zeigen zu können, daß er sich noch immer mit Gewandtheit au-zudrücken verstand. Er war ja im Geheimen stolz auf diese Kenntniß und ließ nicht leicht eine passende Gelegenheit vorübergehen, sie zu zeigen. Länger al» sonst seine Gewohnheit war, dehnte er die Unterhaltung au». Die Erinnerungen an die fran zösische Hauptstadt stiegen in aller Frische in ihm wieder auf und der junge Fremde war mit den Verhältnissen der Seinestadt sehr vertraut. Er plauderte mit jener Leichtigkeit, in der die Fran zosen Meister find und verstand e» in geschickter Weise, Schmeicheleien für ein deutsche» Ohr einzuflechten. „Wir leben mehr alS die Deutschen", sprach er, „allein die Deutschen denken über da» Leben mehr nach und sammeln Erfahrungen, wo wir in lustigem Taumel un» Hinreißen lassen. Wollen wir deshalb unsere Kennt nisse bereichern, so bleibt Deutschland stets die Quelle, au» der wir schöpfen, und eS wird unS die- Schöpfen durch die Liebenswürdigkeit der Deutschen so leicht ge macht, daß wir Thoren wären, wenn wir versuchen wollten, dasselbe Resultat durch eigene» Forschen zu er- relchen. Wir würden viel Zeit dadurch verlieren und dennoch stet» zurückbleiben, denn e» fehlt un- die zähe Gründlichkeit, die der Deutsche besitzt." Der Direktor suchte da» Kompliment zurückzmveisen, , dennoch freute e» ihn, da er ziemlich dieselbe Ansicht hatte. „Ich glaube, Sie thun sich selbst Unrecht", erwie- derte er. „Da auch deutsche- Blut in Ihren Adem fließt, werden Eie die Vorzüge beider Nationen in sich vereinen. „Oder ihre Fehler!" fiel Laporte lachend ein. „Man ! trifft die- Letztere wenigsten- häufiger an. — Doch ich habe Ihre Zeit und Lieben-würdigkeit schon zu lange in Anspruch genommen", fuhr er sich erhebend fort. „Ich bin Ihnen für die Gewährung meiner Bitte zu größtem Dank verpflichtet. Wenn ich doch überall ein solche- bereit willige» Entgegenkommen fände." „Ich erfülle damit nur eine angenehme Pflicht," entgegnete der Direktor. „Ich würde Sie mit Bergnü- gen selbst durch da» Gefängniß führen, eS ist mir indeß unmöglich, heute oder morgen so viel Zeit zu erübrigen." „Ich könnte dir» Opfer auch nicht annehmen," be merkte Laporte. „Sehr lieb würde e» mir sein, wenn ich heute noch da» Grfängniß durchwandern könnte, da ich nur ganz kurze Zeit hier bleibe." „Verfügen Sie über die Stunde, die Ihnen am denen paßt Ich werde Ihnen einige Zellen an dm Geiängnißinspektor mitgebm. Derselbe wird jedem Ihrer Wünsche Nachkommen und Sie mit der größten «ereit- willigkeit umherführen." " Polizeidtener kehrte für wenige Minuten in lein Zimmer zurück und brachte dem jungen Fremden dann da» versprochene Schreiben. Mit bestem Danke empfing dieser dasselbe. „Ich würde glücklich sein, wenn ich Ihre Freund« ltchkeit einst -rwiedern könnte," fügte er hinzu.