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Deutscher Reichstag. Sitzung vo» 26. Juli1S20. Reichsminister Or. Simons nahm zunächst das Wort zu einer Erklärung. Seine gestrige Aeußerung über die Ehren bezeigungen vor der französischen Fahne sei mißverstanden worden. Die Reichswehr habe vollkommen korrekt und befehls gemäß gehandelt. Daß sie in schmuckloser Uniform, in Mütze und ohne zu präsentieren erschienen sei, liege im Wesen der neuen Ausbildung, die alles Parademäßige vollkommen aus«' schalte. Abg. Stampfer (Söz.) geht sofort auf die überraschende Rede des Außenministers ein und spricht nur kurz über Spaa. Er will die Rede nicht überschwenglich loben, das sei Aufgabe der Regierungs parteien, ganz besonders der Deutschen Volkspartei (Heiterkeit), doch zolle er ihr Anerkennung; sie gebe ihm keinen Grund zur Opposition. Er bringt dann einige Einzelbeschwerden, besonders über die Reichs wehr vor, die ihm mit Simons Worten nicht übereinzustimmen scheinen. Wenn so etwas vorkommt, meint er, seien ihm selbst 100,600 Mann Reichswehr viel zu viel. Zu Spaa habe er zu erklären, daß die deutsche Regierung nicht anders handeln konnte. Er protestierte gegen die Verhandlungsweise der Entente, der Einmarsch in das Ruhrrevier sei eine unerhörte Verletzung des Völkerrechts. Er «endet sich gegen eine rückhaltlose Sozialisierung und redet einem planmäßigen Abbau des Kapitalismus das Woit, wofür jetzt be sonders die Ruhrbergleute reis seien. Er zollt den Worten Or. Si mons über Sowjetiußland hohe Anerkennung, schwächt sie aber ab. Rußland zerstört und baut dann wieder auf, wir wollen aber ohne Zerstörung unser Ziel erreichen. Ohne Deutschland könnten die Ost- fragen nicht gelöst weiden. Er hoffe, daß dis Zuversicht vr. Simons' (Zuruf vr. Simons: „Die leise Hoffnung!") mit der er nach Genf geht, ihn nicht täuschen wird. Abg. vr. Bieitscheid (U.Soz.) nennt das Abkommen von Spaa die Folge von Vertailler, wofür letzten Endes die die Schuld trügen, die den Weltkrieg herausbeschworen hätten. Die Weltrevolution werde einst diese Verträge Hinwegsegen. Bei der Besprechung der Ostsragen benutzt er die Gelegenheit, um von dieser Stelle aus Sowjet- Rußland den Gruß der deutschen Unabhängigen zu entbieten. Die Worte, die vr. Simons gestern über Rußland gesagt habe, bestätigen di« Auffassung, die die U.Soz. immer vertreten hätten. Er polemi siert dann sehr erregt gegen Stinnes. Das Ergebnis von Spaa will er nicht rühmen, ober auch nicht verdammen. vr. Simons: Beim Verlassen des Parlamenten ischen Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten sagte Herr Hue zu mir: Nehmen Sie sich in acht, daß sie nicht noch einmal ter Außenminister der llnab- hängigen werden. Der Abg. vr. Breitscheid hat angedcutet, daß in Spaa gewisses Material, das zur Niederwerfung revolutionärer Bestrebungen in Deutschland zusammengebrocht wurde, der Entente Zur Kenntnis gegeben worden sei. Das ist weder von mir, noch vom Reichskanzler geschehen. (Zurus: Das machen die Unabhängigen.) Jeder im Auswärtigen Amt tut sein Bestes, dem Batcrlande zu dienen. Nachdem noch Abg. Hötzsch und drr Reichskanzler gesprochen, vertagte sich das HauS auf Mittwoch 1 Uhr. Vermischtes. Allerlei. Dieser Tage hat sich der 53 Jahre alte Depo sitenlofferrendant der Ostpreußiscken Landschaft in Königs berg erschossen Wie sich später herausgestellt hat, hat er, der nun bereits 25 Jahre im Dienst war, aus den ihm anver trauten Beständen Wertpapiere in Höhe von 800,000 Mark veruntreut. Die Papiere verkaufte er. Den Erlös verspielte er in Königsberg und Kranz mit bekannten Spielern und bei Rennwetten. Die Diebstähle können höchsten- fünf bis sechs Woche» zurückliegen. Telegramme. Berlin, 28. Juli. Für die polnische Armee wurde als neuer Generalstabschef General Kozwadoroski ernannt. Der General stand in österreichischen Dienste» und war Komman dant einer Division in der Armee Auffenberg. Berlin, 28 Juli. Einem Telegramm des „Berl. Lokalanz." aus Dessau zufolge find in Anhalt die Fleischpreise beträcht lich herabgesetzt worden. Im Kreise Coethen find derart viel überschlachtreife Schweine vorhanden, daß eine Sonderzuweisung von Fleisch an die Bevölkerung erfolgen, kann. Berlin, 28 Juli. Die Blockparteien im Reichstag haben einen Antrag eingebracht, der dem Kabinett Fehrenbach das Vertrauen des Hauses ausspricht. Daraufhin beabsichtigt die deutschnationale Volkspartei einen Gegenantrag zu stellen, der sowohl das Ergebnis von Spaa wie auch die Haltung der deutschen Delegation als nicht befriedigend bezeichnet. Berlin, 28. Juli. Nach einer Meldung der T.-U. werden auf Grund bereits früher getroffener Vereinbarungen noch weitere deutsch-slowakische Transporte Deulschland passieren. Es handelt sich hierbei um Militär, welches seinerzeit in Rußland verwendet wurde und nun aus dem Umwege über Amerika, wo die Truppen neu eingekleidet wurden, durch Deutschland in ihre Heimat zurückkehren. Am 30. Juli trifft in Hamburg ein japanischer Dampfer mit 131 Offizieren und 3500 Mann ein, ferner gm 1. August der Dampfer „Valencia" mit 52 Offizieren und 800 Mann. München, 28. Juli. Dem Hauptausschuß des bayerischen Landtags wurde ein Antrag des Ministeriums für soziale Fürsorge aus Bewilligung von 50 Millionen Mark zur Durch führung von kleinen Wohnungsbauten unterbreitet. Finanz- Minister Or Krausnick teilie im Verlaufe der Sitzung mit, daß das bayerische Budget mit einem ausgedehnten Defizit von einer halben Milliarde abschließt. Zürich, 28. Juli. Die offizielle Einladung für die erste Versammlung des Völkerbundes, die im November in Gens stattfindet, ist in Bern eingetcoffen. Die Schweiz wird auf derselben voraussichtlich an erster Stelle durch den Bundes- Präsidenten Motta selbst vertreten sein. Genf, 28. Juli. Der französischen Kammer ging ein Entwurf zu, der einen Kredit von 200 Millionen Franken monatlich auf ein halbes Jahr fordert, um die auf der Kon ferenz in Spaa festgesetzten Vorschüsse an Deutschland für die Kohlenlieferungen zu zahlen. Basel, 28. Juli. Brest Liiowrk, daß am 22. d. von den Polen geräumt war, ist am Montag wieder von den Polen besetzt worden. Dir russische Front steht am Pripjet und bei Pinsk. Paris, 28. Juli. Aus London wird der „Information" gemeldet: Hier auS auS Bombay eingetroffene Nachrichten sprechen von neuen Unruhen an, der indisch afghanischen Grenze. Ferner wird aus Rawalindi ein Bomdcnatlentat auf einen englischen Offizier gemeldet Man nimmt an, daß dieser Anschlag eine Folge deS Wirken- des Hinduagi tators Ghandi ist, der sich bemüht, Unruhen hrrvorzurufe». Paris, 28. Juli. Die Blätter sind schlecht auf die uner wartete Konferenz zwischen Lloyd George und Millerand in Boulogne zu sprech«: und warnen vor Uebereilung. Eie sehen ein, daß Frankreich sich nicht abseits halten kann, sie drängen aber andererseits darauf, daß der Sowjetregierung Bedingungen gestellt werden, u. a. die Anerkennung der rus sischen Schulden, sowie die Verpflichtung, nach dem demokra tischen Prinzip das Volk zurate zu ziehen. Daß das russische Oberkommando die polnischen Parlamentarier erst am 30. Juli erwartet, erweckt Mißtrauen. London, 28. Juli. Der Sonderberichterstatter des „Daily Telegraph" drahtet auS Warschau: Gegen die Polen haben die Russen 36 Divisionen mit Kavallerie im Felde. Außer dem stehen ihnsn eine große Reserve zur Verfügung, aus der etwaige Verluste sofort wieder gutgemacht werden können. Die Polen dagegen haben keine Munition. Die Armee ist geschwächt durch andauernde Strapazen und haben den Vor marsch nach Warschau nicht aufhalten können. In acht Tagen find die Ruffen wahrscheinlich in Warschau. Warschau, 28. Juli. An der Nordsront toben heftige Kämpfe. Unsere Abteilungen mußten Sokolki aufgeben. Heftige Kämpfe finden nördlich Czarna-WieS statt. Gleich zeitig setzt der Feind seine Angriffe auf der Linie Siema- nowka fort. Westlich von Druczany spielen sich erbitterte Kämpfe ab, an der Chaussee Druczany—MielSk verdrängte unsere Heeresgruppe die Bolschewisten aus Dolgi. Bei Eresa-KartuSka fanden den ganzen Tag überaus heftige Kämpfe statt. Die feindlichen Angriffe wurden nicht nur abgeschlagen, sondern die Bolschewisten wurden nach Osten verdrängt. Im Polskji Abschnitt wurde PinSk geräumt. Südlich vom Pripjet fanden keine ernsten Kämpfe statt. Bei Brody suchten die Bolschewisten die gestrigen Erfolge auszunützen; sie wurden jedoch abgewiesen. Szourowicz wurde genommen Südlich Brody wurde Maidan von den Bolschewisten gesäubert - Jür die Dauer ! s einer kaäekur oäer Zeise werclen kesteliungen » auf äas . : „6ckönburger Tageblatt" rur täglichen Zreurbanä-5enckung nach allen Orten L von äer keschästsstelle äes Zchönburger Lage- - blsttes entgegengenommen. Fegen Lag kann » cker kerug begonnen beziehungsweise wiecker S » abgebrochen wercken. ; § Dir nlwortU» jür Drua u«» »erlog » Kästner tn Waläenbur, öl->ue Mm Nssin zu verk, 5 Mon. alt, Thomasberg 1. Gasthof FrohMis. Sonntag, den 1. August großer Ball. ES ladet freundlichst ein E. Wagner. sowie ^einixvn derselben vor Beginn d-r Drusch periode werden schnellstens bei billigster Berechnung ausgeführt. L größeres Musikwerk, — nicht, elektrisch — 12 Stück Tanzmusik spielend, Preis Mk. 4500. L sehr wertvolles Irmler-Piano, wenig gespielt. L Hnpfeld-Phonolißt mit 1b Notenrollen. Hrno ^ssekks, Buchhandlung, stlleolmi, Qlmuekmu I. S». 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