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578 PAPIER-ZEITUNG Nr. 26/1918 Wohin gehören die Kriegsanzeigen? In einem Aufsatz über „das Fachblatt und das Kriegsinserat” erörtert Dr. E. R. Uderstädt, Hannover, obige Frage. Mit Rücksicht darauf, daß die Tageszeitungen infolge der Papierknappheit nach eigenem Geständnis den Leseteil übermäßig verkürzen müssen, schlägt der Verfasser vor, den Anzeigenteil in den Tageszeitungen zugunsten des politischen zu kürzen und für die Anzeige in aus giebigster Weise das Fachblatt heranzuziehen. Die Anzeige von Fachbedarf in den Tageszeitungen komme dem Bedürfnis der Papier ersparnis nicht entgegen, es sei z. B. unwirtschaftlich, wenn jemand durch Anzeige in einer großen Tageszeitung Radnaben oder Werk zeugmaschinen sucht. Die Tageszeitung erscheint beispielsweise in einer Auflage von 500 000 Stück, die Anzeige wendet sich aber höchstens an 30 000 Leser. 470 000 mal wird die Anzeige also zwecklos gedruckt. Sie gehört eben in die Fachpresse, die fast nuran die Stellen gelangt, die sie angeht. Die Regelung sollte im Wege freier Verein barung geschehen: Die Tagespresse sei großzügig genug, gewisse ihr geeignet erscheinende Anzeigen der Fachpresse zuzuweisen, vielleicht läßt sich ein Ausgleich in Form ansehnlicher Provisions entschädigungen finden. Den Anzeigen-Expeditionen erwachse die patriotische Aufgabe, das anzeigende Publikum sachgemäß zu beraten und auf die besten Fachblätter aufmerksam zu machen. (Wir be zweifeln, daß die Tagesblätter freiwillig auf die Kriegsanzeigen für Fachbedarf verzichten werden. Sache der Anzeigenbesteller wird cs bleiben zu überlegen, wo ihre Anzeigen am besten wirken. Schrift- leitunp^ Das Arbeitsabkommen in der dänischen Dachpappenindustrie wurde gegen erhöhte Teuerungszulage um 1 Jahr verlängert, bg. Die Erzeugung der Tapetenindustrie Dänemarks in 1916 (1913) betrug nach der dänischen Produktionsstatistik, die fortan jährlich erscheinen soll, in den 7 (7) Fabriken mit 115 (131) Arbeitern in Zoll- tarif-Nr. 212 2 478 000, in Tarif-Nr. 214 1 806 000 Rollen von je 8 m, im Gewichte von 779 400 und 610 500 kg und Verkaufswert von 668000 und 481 000 Kr., zusammen 4,28 (1913: 3,95) Mill. Rollen. Verbraucht wurden dazu 1 121 700 kg dänisches, 153 500x kg ausländisches Papier, bg. 2 Papier-Spinnerei Das Verschimmeln von Papiergarn und Papier geweben *) Von Dr. E. O. Rasser Nachdruck’verboten Ganz zuverlässige Mittel gegen das Verschimmeln naßlagernder Papiergewebe und Papiergarne gibt es nicht. Die Antworten auf Anfragen danach in Fachzeitschriften beruhen größtenteils auf Er fahrungen unter verschiedenen Voraussetzungen. Die zur Verhin derung oder Beseitigung des Schimmelpilzes empfohlenen Mittel sind aber auch deshalb verschieden, weil man unterscheiden muß, zwischen Garnen, denen die Feuchtigkeit zur Weiterverarbeitung genommen und solchen, denen sie nicht genommen werden darf, deren Trocknen daher ausgeschlossen ist. Es ist den Fabriken behördlich gestattet, Papiergarn mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 15 v. H. herzustellen, jedoch ist dieser Prozentsatz wohl für das Berechnen des Handelsgewichtes, nicht aber bei der Fabrikation maßgebend. Der Spinner muß vielmehr das Spixnpapier vor dem Verdrehen so feuchten, daß das Garn mit 25 bis 40 v. H. — manchmal auch mit mehr — Wassergehalt von der Maschine kommt. Kann der Weber solches ziemlich feuchte und elastische Garn bald verarbeiten, liegen also die Betriebe in einer Hand oder nicht weit voneinander entfernt, so hat er keine Schwierigkeiten. Muß aber feuchtes Garn länger lagern, noch dazu in ungeeigneten Lagerräumen, so bilden sich auf den Kreuzspulen usw. Schimmel pilze. Nun sucht mancher Spinner das Austrocknen der Ware in Anbetracht der Kohlenknappheit zu vermeiden, auch fehlt es mancher Papierspinnerei, die mit Wasserkraft arbeitet, an einer Dampfanlage. Welche Art des Feuchtens empfiehlt sich für solche Anlagen? Es wäre gefehlt, die Scheiben „vorzufeuchten”, d. h. den trockenen Streifen auf den Spinnmaschinen über nasse Walzen laufen zu lassen, denn in der kurzen Zeit wird die Feuchtung ungleichmäßig und meist zu naß. Noch weniger empfiehlt sich das „Tauchen” der geschnittenen Papierröllchen, weil dadurch großer Abfall, ungleichmäßige Befeuch tung, ausschießende Rollen und meist allzugroße Feuchtigkeit des gesponnenen Garnes entstehen. Anders, wenn unter Verwendung des von W. u. J. Ortmann vertriebenen Tauchapparates DRP. 300148 getaucht wird, der nach den in Nr. 104 d. Bl. von 1917 auf Seite 21 70 mitgeteilten Erfahrungen seinen Zweck erfüllt. Der Spinner muß den Weber auf den reichlichen Feuchtigkeits gehalt des Garns aufmerksam machen, damit derartige Garne bald *) Siehe Nrn. 50, 54, 59, 64, 65, 67 der Papier-Zeitung vom 1917. ”erwendet oder entsprechend — vor allem luftig — gelagert werden, -äßt sich eine schnelle Verarbeitung nitht ermöglichen, so ist Umspulern des Garnes nötig. Dadurch wird das der Hülse am nächsten liegende Garn gelüftet, und der Faden bekommt eine neue Lage auf der Hülse. Beim Kreuzspulen liegen die Kreuzungsstellen der Fäden, also die Stellen, wo das Garn leicht stockig wird sehr hart und fest aufeinander. Zur Trocknung der Spulen oder Gewebe, bezw. beider, bauen, verschiedene Firmen „Trockner”, in denen durch Zuführung heißer Luft die Ware je nach Wunsch getrocknet werden kann; dazu ist allerdings Dampf erforderlich, der gegenwärtig nicht immer vorhai den sein dürfte. Fehlt es an Trockendampf, so müssen die von der Spinn maschine kommenden Garne längere Zeit in geweiftem Zustande in einem Raume von Normaltemperatur so lange gelüftet werden,, bis das Gespinst die Feuchtigkeit erreicht hat, die zum Verspulen gerade recht ist. Gewebte Stoffe, die der Weber nach alter Gewohnheit auf sich selbst wickelte, sind in Lagen zu legen, wodurch die Gewebebahnen nicht so dicht aufeinander zu liegen kommen. . Beim Versand der fertigen Kreuzspulen verwende man nicht mit Papier ausgeschlagene Kisten, sondern Säcke mit möglichst weit eingestellter Fadenstellung. Wenn dabei die Garne unterwegs austrocknen, so schadet das nichts; denn jede größere Weberei, welche Papiergespinste verarbeitet, wird einen kleinen Vakuum- Apparat zum Nachbefeuchten der Papierkopse besitzen, um dann die Schußspulen nach Bedarf von den befeuchteten Kops ab zuspulen.*) Man hat Verhütung des Schimmelpilzes durch Zusatz von Chemi kalien zur Befeuchtungsflüssigkeit versucht. In der Regel fördern aber diese Zusätze das Verrosten der Spinn- und Webmaschinen. In Nr. 59 der Papier-Zeitung von 1917 empfahl Prof. Dr. Busch „Parol flüssig” als Reinigungsmittel der Spulen. Von meinen drei Labora toriumsversuchen damit hatte einer ein unbefriedigendes Ergebnis, die übrigen waren zufriedenstellend. Nach der „Leipziger Monatsschrift für Textil-Industrie" hat ein Fachmann folgende Versuche mit gleichgroßen Kreuzspulen angc- stellt: Nr. 1. Mit Wasser während des Spinnens angefeuchtet; Nr. 2. Das Anfeuchtwasser mit 25 g gelöstem Alaun versetzt; Nr. 3. Den Rollenfaden vor dem Spinnen einmal durch Seifenwasser und hierauf durch 0,5° B6. starke ameisen saure Tonerde geführt. Diese drei Spulen lagerten in einem Kellerraum auf Steinboden seit 15. März 1917 (also in einer relativ trockenen Jahreszeit. D. V.) Nach drei Wochen konnten folgende Beobachtungen konstatiert werden: Nr. 1 zeigte schon nasse, weißliche Flecke; Nr. 2 und 3 zeigten keine wesentlichen Veränderungen. Nach weiteren vier Wochen: Nr. 1 zeigte noch größere Flecke, die beim Anfassen zerfielen; Nr. 2 zeigte noch keine weitere Veränderung; Nr. 3 griff sich feucht an und hatte stark sauren Geruch; der Faden aber war noch gut. Nach weiteren acht Wochen: Nr. 1 zeigte an der oberen Schicht defektes Garn; Nr. 2 war noch gut; Nr. 3 zeigte größere Feuchtigkeit mit noch gutem Faden. Ich habe den Versuch 2 nachgeprüft, wobei ich Alaun verschieden stark — allerdings mit dem Mittel 25 g — zusetzte. Ich fand, daß Alaun ein gutes Vorbeugungsmittel gegen den Schimmelpilz ist und die Reißfestigkeit des Garnes so gut wie nicht beeinträchtigt,, aber nicht ganz ungefährlich für die Maschinen sein dürfte. In neuester Zeit kommt das von Dr. Wilhelm Schmid in Stutt- gart erzeugte Mittel „Faberon” in den Handel, eine braune, mit Wasser in j edem Verhältnis mischbare Flüssigkeit von großer Hyproskopizität, die das Papiergarn weich und geschmeidig machen und die Schimmel bildung infolge ihrer keimtötenden Wirkung verhindern soll. Ich habe bei Versuchen mit Faberon gefunden, daß das Weich- und Geschmei digmachen des Garns einigermaßen erreicht wird. Im Gegensatz: zu den nur desinfizierenden Mitteln, wie Septoforma, Parol, Formal dehyd, die sämtlich in wässriger Lösung angewendet werden, enthält Faberon mindestens 50 v. H. feste Stoffe, die das Garn dann aufnimmt und mit denen cs sich sozusagen gleichmäßig beschwert. Die harzigen und mineralischen Bestandteile zeigen so große Wasseraufsaugungs fähigkeit, daß die dauernd angezogene und festgehalteneLuftfeuchtig- keit den Faden nicht spröde werden läßt. Inwieweit das Mittel zur Verhütung des Schimmelpilzes dient, läßt sich ohne weiteres nicht sagen. Hier reichen bloße Laboratoriumsversuche nicht aus, und die in der Praxis gemachten Erfahrungen sind noch zu jung, um ein unpar teiisches Urteil zuzulassen. Mir lagen Versuche vor mit zwei Fäden aus demselben Spinnpapier hergestellt und unter denselben Bedin gungen gelagert. Während der nur mit Wasser getränkte Faden vol- kommen verschimmelt und ganz morsch und unbrauchbar geworden war, zeigte der mit Faberon behandelte Faden keinerlei Schimmel pilzansatz. Da die 50 v. H. festen Stoffe im Faberon das Garn beschweren, macht sich die Anwendung dieses Mittels bezahlt, ergibt sogar einen kleinen Mehrbetrag. *) Siehe Nr. 67 der Papier-Zeitung von 1917 und Nr. 32 den Ztschr. f. d. ges. Textil-Ind. vom 191T.