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Nr. 7/1918 PAPIER-ZEITUNG 143 Korrekturabzug bei Matrizenzeilensetz- und -gießmaschinen Die Mergenthaler Setzmaschinen-Fabrik G. in. b. H. in Berlin erhielt das DKP 299511 vom 11. März 1915 ab in KI. 15 a auf eine Einrichtung an Matrizenzeilensetz- und -Gießmaschinen zur Her stellung eines Korrekturabzuges, bei der ein zu bedruckender Streifen .an der gegossenen Zeile vorbeigeführt wird. Die Gießform gießt die gegossene Zeile durch die Vorwärtsbewegung des Gießrades gegen den Streifen. Infolgedessen wird die Bewegung, welche das Gießrad bei seinem Arbeitsgange ausführt, gleichzeitig dazu benutzt, den Korrekturabzug herzustellen, so daß eine besondere Bewegungs vorrichtung nicht mehr erforderlich ist. Außerdem steht die Zeile in der Gießform infolge der genauen Lagerung dieses Teiles stets in der gleichen Lage, so daß beim Korrekturabzug die Zeilen gleich mäßig sauber untereinander stehen. Die Einzelheiten sind aus der Patentschrift zu ersehen. Pappdosen mit Pergamentersatz-Papier füttern In Nr. 65 von 1917 wurde auf S. 1326 gefragt, welcher Klebstoff ■verwendet werden soll, damit das Futter aus Pergamentersatzpapier sich mit dem Innern der Dose dauerhaft verbindet. Man versuche Zusatz von etwa 5 v. H. Wasserglas zu dem Klebstoff, der dann die Enden des Pergamentersatz-Futters fest verbinden dürfte. F. G. Papier-Spinnerei Aufgaben der Papiergewebe Dem Papierbindfaden ist der Papiertreibriemen gefolgt, und nun wird auch Kleidung und Wäsche aus waschbarem Papiergewebe hergestellt. Es ist möglich waschbare Papiergespinste zu fertigen; allerdings darf man nicht daran denken, Papiergewebe der üblichen Arbeitsweise unserer Waschfrauen, ihren Bürsten und sonstigen Hilfsmitteln anzuvertrauen, denn dann würde wohl von den Papier geweben nicht viel übrig bleiben *). Aber feine Woll- und Seidenstoffe darf man auch nicht mit Seife und Soda mißhandeln, Seide hat man schon immer mit Benzin, Tetrachlorkohlenstoff usw. behandelt, in Zentrifugen von der Flüssigkeit befreit und auf diese Weise in best gereinigtem Zustand erhalten. Diese Art—-gewöhnlich als chemische Wäsche” bezeichnet — dürfte auch auf Papierwäsche und Kleidung Anwendung finden. Die Papiergarne und -Gewebe lassen sich durch Chemikalien bis zu einem gewissen Grade „wasserfest” machen, so daß sie schon einen Regen oder ein tüchtiges Durchschwitzen aushalten, Man wird bestrebt sein, die Wasserfestigkeit des Papiers zu steigern, und es erscheint zweifellos, daß auch in dieser Beziehung die Technik fortschreiten wird. Auch wird erhebliche Ersparnis an Faserstoffen -schon dann eintreten, wenn man den Geweben einen starken Zusatz von Papier gibt. Ob sich derartige Ersatzkleidung und Wäsche nach dem Kriege behaupten wird, hängt von dem Grade der Vervollkommnung ab, der erreicht wird. Auch vor dem Kriege war manche elegante lafel mit Papierläufern geschmückt. Durch das Wäscheverbot für die Gast- ■wirtschaften ist ein Anstoß zum weiteren Verbrauch von Papier wäsche gegeben worden. Allerdings sind die zum einmaligen Gebrauch bestimmten Seidenpapierservietten keine „Wäsche”, ebensowenig wie der Papierkragen — alle diese Ersatzmittel bedeuten eher eine Stoffvergeudung, die man sich nur gefallen lassen kann, solange die Papiererzeugung keinen Hemmungen unterliegt. Das Ziel muß sein, wirkliche „Wäsche” aus Papiergarn herzustellen, derart, daß sie -die aus den üblichen Spinnfasern hergestellte Wäsche ersetzt. Der Papierwarenhandel wird von diesen Webstoffen nicht viel zu sehen bekommen, denn sie werden ihren Weg meist durch die Bekleidungsgeschäfte zum Verbraucher nehmen. Das schließt nicht ■aus, daß auch das Papier- und Schreibwarengeschäft von den Papier gespinsten das festzuhalten versucht, was in seinen Kram paßt, z. B. die Papiergewebe und -Garne, die zur Herstellung weiblicher Hand- arbeiten gebraucht werden, ferner diejenigen, welche für Dekorations zwecke in Betracht kommen. Der Verkauf dieser Waren ist mcist sehr lohnend. Auch die Industrie der Verpackungsstoffe wird durch die Pa.pier- gewebe bereichert werden. Abgesehen von den Fortschriften, die die Imprägnierverfahren machen und die vielfach auch den Pack papieren zugute kommen werden, wird das Verpackungsleinen voll wertig durch Papiergewebe ersetzt. *) Anmerkung des Schriftleiters: Erprobte Wasch Vorschriften für Papiergewebe sind auf der Breslauer Papiergewebe-Ausstellung angegeben worden. Die neuen Aufgaben des Papiergewebes machen verständnis volles Zusammenarbeiten der Hersteller, des Groß- und des Einzel handels notwendig. Dabei wird der Handel nicht nur kaufen und verkaufen, sondern er wird eine wichtige Aufgabe darin erblicken auch auf die Fabrikation anregend wirken zu müssen, wozu er durch seine stete Berührung mit den Verbrauchern befähigt ist. Wenn auch unter dem jetzigen Kriegsdruck alle Kreise froh sind, wenn sie die wichtigsten Tagesaufgaben gelöst haben, so gilt es doch das künftige Fliedensgeschäft im Auge zu behalten, damit aus den Ergebnissen der jetzigen Anstrengungen soviel wie möglich für die Dauer ge rettet wird. G. Die Papierspinnerei nach dem Kriege Viele Leute prophezeien der Textilindustrie, welche die Papi.r- Verarbeitung aufgenommen hat, daß mit dem Tage des Friedensschlus ses kein Mensch mehr diesen „Bettel” kaufen würde, oder daß an den vorhandenen Lagern Riesensummen verloren würden, da dann die während des Krieges herausgebildeten Preise auch nicht annähernd gewährt werden dürften. Ich behaupte dagegen, daß die künftige Preisgestaltung in erster Linie von den künftigen Zöllen abhängt. Stellt sich z. B. unsere Regierung auf den Standpunkt, daß für Jute- — und diese ist ja hauptsächlich durch Papier ersetzt worden — eine zu hohe Summe ins Ausland gewandert und dem Volksvermögen verloren gegangen ist, so ließe sich in der Theorie sogar ein Einfuhrverbot denken, und wird sie nicht zu Kompensationsverträgen mit England gezwungen, so kann die Einfuhr von Jute verboten oder mit so hohem Zoll belegt werden, daß sich die Industrie mit Papier als Ersatz begnügen muß. Gegen diese Möglichkeit würden sich vielleicht auch viele Jute webereien nicht sträuben, denn die meisten Jute verarbeitenden Industrien haben sich während des Krieges auf Papier eingerichtet und dabei mehr verdient, als sie jemals mit dem ihnen angestammten Rohstoff erworben haben. Und selbst wenn für Papiererzeugnisse die Preise nach dem Kriege weit niedriger als heute sein werden, so ist doch kaum anzunehmen, daß man so bald zur Pfennigfuchserei, wie sie früher üblich war, zurückkehren wird. Die Volkswirtschaft kann aber für sehr viele Zwecke die aus ländischen Spinnfasern auf die Dauer nicht entbehren, auch kann der Krieg, und wenn er noch so lange dauert, nicht jeglichen späteren Handelsverkehr unterbinden, da die Länder in vieler Beziehung von einander wirtschaftlich abhängen. Wollten deshalb die meisten auf Papier eingerichteten Betriebe bei diesem Ersatz bleiben, und würde die Regierung verminderte Einfuhr ausländischer Faserstoffe anstreben, so müßte auf Jute ein Einfuhrzoll gelegt werden, der dem Papier den Wettbew'erb mit ihr ermöglicht. Damit aber die Jute für dringend benötigte Waren nicht künstlich verteuert würde, müßte vorgeschrieben werden, zu welchen Zwecken allein Jute verarbeitet werden darf. Da wir jedoch im Krieg der vielen Voischriften müde geworden sind, keine dauernde Bevormundung des Handels und der Industrie seitens der Behörde wünschen, so wäre es viel begiüßens- werter, wenn sich die Dinge von selbst regelten, und dies scheint möglich zu sein. Denn trotz der absprechenden Urteile, die von weiten Kreisen gegen Papiererzeugnisse erhoben werden, hat das Papier seine Rolle als Retter in der Not recht gut gespielt, und manche Vorurteile schwanden allmählich, so daß gewisse Waren recht gut dauernd aus Papiergarn gefertigt werden können, namentlich da man im Frieden das Spinnpapier weit sorgfältiger und fester wird herstellen können, als dies bei der gegenwärtigen Knappheit an verschiedenem, z. B. an Leim angängig ist. Ferner werden uns nach dem Krieg Fette, Oele und allerlei Tränkmittel so reichlich zur Verfügung stehen, daß wir den Papiergarn-Erzeugnissen viel größere Widerstandsfähigkeit und Geschmeidigkeit werden geben können. Vielleicht kann man auch pergamentähnliche Papiere erfolgreich in großem Umfang zur Verarbeitung bringen. Allerdings muß erst die Frage geklärt werden, ob es zweckmäßiger ist, ausländisches Holz oder ausländischen Zellstoff einerseits oder ausländische Fasern anderseits einzuführen, da die eigenen Forstbestände für diesen Zweck nicht ergiebig genug sind. Wohl wird sich der jetzt große Papiergarnverbrauch mit dem Tag des Friedensschlusses verringern, aber dauernde Beschäftigungs losigkeit der Papiergarnindustrie ist nicht zu befürchten. Sehr vielen Spinnern liegt nichts daran, ihre Maschinen auch nur einen Tag länger mit Papier zu betreiben, als unbedingt nötig ist.. So werden die meisten Baumwollspinner wahrscheinlich bereitwilligst die Ver arbeitung von Baumwolle aufnehm.en, sobald sie ihnen wieder zur Verfügung gestellt werden wird. Den Spinnereien aber, welche sich ganz dem Papiergarn widmen wollen, werden die vielen Waren, für die Baumwolle nicht unbedingt nötig ist, die in der Uebergangzseit zur Friedenswirtschaft erforderlich sein werden, Arbeit genug geben. Jedenfalls werden die aufgestellten Spezial-Papierspinnmaschinen dauernde Beschäftigung haben, denn deren Spindelzahl ist noch zu klein im Verhältnis zu den Waren, die aller Wahrscheinlichkeit nach auch über den Krieg hinaus nur aus Papier hergestellt werden. Schneidmaschinen freilich dürften zu viel vorhanden sein, aber abgesehen davon, daß sie sich wohl zum größten Teil gut bezahlt ge-