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38 PAPIER-ZEITUNG Nr. 3/1916 Verkaufsbedingungen Sie haben sich in letzter Zeit für die Erzielung angemessener Verkaufsbedingungen im Papierhandel sehr bemüht und dazu bei getragen, daß die Vereinigungen der Fabrikanten und Großhändler angeregt wurden, feste und genau einzuhaltende Bedingungen auf allgemein befriedigender und gerechter Grundlage aufzustellen. Leider wurden mir trotzdem noch in letzter Zeit sonderbare Ver kaufsbedingungen von seifen nicht unbedeutender Papiergroß händler zugemutet. So bot ich einer Berliner Papiergroßhandlung einen größeren Posten Billettpostpapier an. Darauf erhielt ich die Antwort, daß Güte und Preis zusagen, und sie übersende mir einen Probeauftrag auf 50 000 Bögelchen unter der Bedingung, daß ich folgende Be dingungen annehme: Berlin, den . . Dezember 1915 Lieferbar bis 15. Januar 1916 Nachlieferungsfrist 20. Januar 1916 Der vereinbarte Liefertermin muß unbedingt innegehalten werden, später gelieferte Waren sind wir auch ohne vor herige Annullierung berechtigt, innerhalb8 Tagen nach Empfang zurückzugeben. Fracht: frei Porto: frei Verpackung: frei Warenskonto: 4 v. H. Für Kassa-Skonto 30 Tage nach Schluß des Liefermonats 3 v. H. Also 7 v. H. Skonto für Bezahlung nach (unter Umständen) 2 Monaten! Ferner legt die Firma einen Verpflichtungsschein in doppelter Ausfertigung bei mit der Bedingung, daß der Auftrag nur Gültigkeit habe, wenn der beiliegende Verpflichtungsschein mit der Bestätigung des Auftrages unterschrieben zurückgesandt würde. Ich teilte der Firma mit, daß ich bedauere, die mir vorge schlagenen Bedingungen nicht annehmen zu können, da meine Preise weder auf solchen Skontosätzen von 7 v. H. aufgebaut seien, noch derartige Abzüge und Bedingungen zuließen. Da die Firma sich Papiergroßhandlung nennt, müsse es ihr bekannt sein, daß man im Papierfach 90 Tage Ziel oder bei Zahlung innerhalb 30 Tagen 2 v. H. Skonto gebe. Da die Firma dem Anschein nach ein Papier einkaufshaus für ein Warenhaus ist, so wolle ich ohne Verpflichtung für spätere Fälle außer den 2 v. H. Kassa-Skonto noch 2 v. H. Waren-Skonto ausnahmsweise gewähren, könne aber keine Ver antwortung für die Ankunft der Waren an einem bestimmten Tage übernehmen. Ich liefere zwar frei Station Berlin, aber nicht frei Haus. Auch Postsendungen liefere ich nicht frei. Ich lasse mich auch nicht darauf ein, daß Rechnungen nach dem 25. eines Monats erst im folgenden Monat bezahlt werden. Auch auf den beiderseitigen Erfüllungsort Berlin könne ich mich nicht einlassen, da ich in Süddeutschland wohne, und mein Wohnsitz der Erfüllungs ort sein müsse; ebensowenig, daß obige Verpflichtungen 5 Jahre und — falls nicht gekündigt — weitere 3 Jahre in Kraft bleiben sollen. Daraufhin wurde der bereits gegebene Auftrag nicht bestätigt, woraus man schließen kann, daß es Firmen gibt, die sich solche unwürdigen Bedingungen aufdrängen lassen und unter solch schädigenden Umständen Waren verschleudern. Besonders be zeichnend ist dies unter den heutigen Verhältnissen, bei denen Rohstoffe und Arbeitskräfte nur schwer und zu täglich steigenden Preisen erhältlich sind. Was nützen da alle Vereinbarungen v.on Fabrikanten- und Händler-Vereinigungen ? Großhandlung Hluminiumdrähte mit Stahlkern für elektrische Leitungen Die Einführung des Aluminiums in die Elektrizität wurde da durch begünstigt, daß Aluminiumleitungen billiger sind als Kupfer leitungen für dieselbe Entfernung. Der Nachteil bei seiner Ver wendung, der die Kostenersparnis oft aufhebt, liegt jedoch darin, daß die Zugfestigkeit geringer ist, so daß man entweder den Draht stärker durchhängen lassen und die Masten erhöhen oder den Ab stand der Stützpunkte voneinander verkleinern muß. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, ging man dazu über, Aluminium-Kabel mit Stahldraht-Kern zu verwenden. Der Stahldraht hat hierbei die Aufgabe, die mechanischen und die Temperaturspannungen aufzunehmen. Die Kabel werden gemäß einer Notiz in der Zeit schrift des Vereins deutscher Ingenieure (nach ,,Electrical World”) so hergestellt, daß der Kern aus einem oder mehreren Stahldrähten besteht, um die die Aluminiumdrähte gewunden werden. Um das Rosten zu vermeiden, wird der Kern meist doppelt galvanisiert, dies ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, da Kabel ohne galvani sierten Kern nach siebenjähriger Verwendung nur geringe Ab nutzung zeigten. Vom wirtschaftlichen Standpunkt ist die Anwendung derartiger Kabel sehr zweckmäßig; auch technisch haben sie sich bewährt. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Bericht über die Hauptversammlung in Berlin, Papierhaus am 27. November F Fortsetzung zu Nr. 1 2. Frage. Welche Erfahrungen sind mit dem [neuen 'aus Holz bereiteten Enge-Stoff gemacht worden?l Herr Ferenczi: Von Herrn L. Enge in Petersdorf, dem Erfinder des Verfahrens, ist ein Schreiben eingelaufen, worin er sein lebhaftes Bedauern ausspricht, der Versammlung nicht beiwohnen zu können, da er unpäßlich geworden ist. Herr Enge hatte zugesagt, zur Ergänzung der Veröffentlichungen in den Fachblättern*) einiges über sein Verfahren hier vorzubringen und Muster zu zeigen. Prof. Kirchner verweist auf seine Ausführungen über das Enge’sche Verfahren im Wochenblatt für Papierfabrikation. Er habe den Betrieb des Erfinders besucht, und was er dort gesehen habe, in seinem Aufsatz niedergeschrieben. Man komme mit dem Enge-Stoff bei Zeitungsdruckpapier ganz ohne Leimung durch. Das Papier daraus sei wie geleimt und knittrig. Redner zeigt Muster vor. Der Aschengehalt der von ihm untersuchten Papiere ist verschieden, er beträgt in einem Druckpapier aus Enge-Stoff z. B. auch 16,1 v. H. Andere Druckpapiere aus dem selben Stoff haben 9 bis II v. H. Aschengehalt. Herr Willi Schacht: Das neue Verfahren hat bei den Zeitungsverlegern großes Aufsehen erregt. Sie glauben, da durch noch viel billigeres Papier als bisher zu bekommen. Die technischen Eigenschaften des neuen Stoffes sind teilweise be merkenswert, jedoch haben wir noch kein Bild über die Wirt schaftlichkeit der Herstellung dieses Stoffes. Deshalb erscheint Vorsicht bei der Beurteilung nötig, namentlich bei der heutigen wirtschaftlichen Lage des Druckpapiermarktes. Redner hat keine so aschenreichen Enge-Papiere bis jetzt untersuchen können, wie Prof. Kirchner eben genannt hat. Der höchste Aschen gehalt, den Redner in Papieren fand, die ihm Herr Enge erst vor einigen Tagen zuschickte, war 13% v. H., während die meisten Zeitungspapiere heute mit höheren Aschengehalten hergestellt und dabei mit weit größerer Laufgeschwindigkeit erzeugt werden, als die Enge-Papiere trotz geringen Aschen- gehaltes anscheinend vertragen können. Auch die bessere Leimung hat Redner bei den Enge-Papieren nicht feststellen können. Ausbeute, Dampf- und Energieverbrauch sind für die neuen Erzeugnisse noch unsicher. Jedenfalls rät er in der Be urteilung des Verfahrens zum „Abwarten”. Auf einen Zwischenruf bemerkt Redner, daß seine Aus führungen für 48 bis 50 g/qm schweres Zeitungsdruckpapier gelten, wie solches von den meisten deutschen Zeitungen ver wendet wird. Prof. Kirchner zweifelt nicht, daß der Enge-Stoff die Papier maschine noch schneller wird durchlaufen können, wie gewöhn licher Zeitungspapier-Eintrag, da der Enge-Stoff größere Zähig keit besitzt. Herr Brandt fragt, ob Erfahrungen darüber vorliegen, wie viel Dampf zur Bereitung des Enge-Stoffes gebraucht und wie viel Kraft zum Schleifen durch das vorherige Kochen gespart wird. Prof. Kirchner kann über den Dampfverbrauch keine.genauen Zahlen angeben, doch habe er den Eindruck, daß der Dampf verbrauch nicht sehr hoch sein kann, keinesfalls so hoch wie beim Kochen des Holzes in Wasser, denn es genügt unter Um ständen, um guten Enge-Stoff zu erzielen, das Holz nur eine Stunde zu kochen. (Schluß der Aussprache.) 3. Frage. Ist die Gewinnung von Gerbstoff atis der] Rinde gedämpfter Hölzer möglich? Professor Schwalbe: Herr Direktor Baudisch aus Raming stein hat auf ein Entrindungsverfahren von Gütschow auf merksam gemacht, wonach bei Holz in der Rinde auch außerhalb der Saftzeit die Entrindung mit der Schälmaschine verhältnis mäßig leicht gelingt, wenn das Holz einer mehrstündigen Ein wirkung von Wasserdampf bei 30° C. ohne jeden Druck aus gesetzt wird. Das Verfahren ist zunächst für die Gewinnung von Gerb rinde gedacht. Herr Direktor Baudisch hat nun die Frage aufgeworfen, ob nicht auch die bei der Entrindung von Zellstoffholz abfallende Rinde auf Gerbstoff verarbeitet werden könnte. Er hat eine Untersuchung der Rinde durch die Kaiser- *) Siehe unter anderm Nrn. 65, 68, 77, 82 und 85 der Papier- Zeitung von 1915.