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Bargeldloser Zahlungsverkehr Wenn ' auch im bargeldlosen Zahlungsverkehr . seit Ein führung des Postschecks erfreuliche Erfolge erzielt worden sind, so kann und muß doch hierin noch weit mehr geschehen. Wenn schon im Frieden das Bestreben darauf gerichtet war, den Bargeldumlauf möglichst zu beschränken, ist dies im Kriege Notwendigkeit und vaterländische Pflicht geworden. Das dringendste wirtschaftliche Erfordernis ist die Stärkung der Reichsbank; diese kann ebensowohl durch Erhöhung des Gold bestandes, wie durch Herabminderung des Notenumlaufs erzielt werden. Jeder Gewerbetreibende, jede Privatwirtschaft, die ein Bank- oder Postscheckkonto besitzt und nur durch Scheck oder Ueberweisungen Zahlung leistet, trägt zur Herabminderung des Notenumlaufs und damit zur Stärkung unserer Währung bei. Auf keinem Briefkopf, keinem Rechnungsvordruck sollte die Angabe des Bank- oder Postscheckkontos fehlen. Neue Sammelstellen für Altpapier Um keinen Rohstoffmangel der Papierfabriken aufkommen zu lassen, sollte man auch das Kleinste sammeln. Auf allen deutschen Straßenbahnen und Omnibussen werden täglich eine Unmenge Fahrscheinblöcke ausgegeben. Wenn man die Straßenbahn- Leitungen veranlaßte, in allen Wagen einen Behälter anbringen zu lassen und durch Plakate die Fahrgäste darauf aufmerksam zu machen, daß die Fahrscheine beim Verlassen des Wagens in den Behälter zu werfen sind, so käme eine Menge Altpapier zu sammen. Aehnlich könnte das Butterbrotpapier in Schulen, Fabriken, Warenhäusern, großen Betrieben und Aemtern gesammelt werden. A. Schl. Künstliche Verteuerung von Papierabfällen Die Heeresbehörden haben Verfügungen erlassen, daß bei Deckung des Heeresbedarfs nur Firmen berücksichtigt werden dürfen, welche die betreffenden Waren selbst herstellen oder schon vor Ausbruch des Krieges mit denselben Großhandel getrieben haben. Grund zu dieser Verfügung war die Feststellung, daß sich allerlei Elemente, ohne Sachverständnis und Gewissenhaftigkeit, dem Handel und der Vermittlung der Heeresbedürfnisse zuwandten und deren ungesunde Teuerung herbeiführten. Aehnliche Verhältnisse drohen jetzt im Handel mit Papier abfällen einzureißen, und es scheint beizeiten nötig, daß die Papier fabriken gewissermaßen die Berechtigung der anbietenden Personen prüfen, damit das Uebel nicht um sich frißt und größeren Schaden herbeiführt. Bei Prüfung der Anbietenden durch mich erwies sich z. B., daß darunter je ein Bürstenhändler, Hopfenhändler, Metallgraveur und Kommissionär war, lauter Personen, die hoch nie mit dem Papier abfall-Handel zu tun hatten, deshalb im Einkauf auch keine Er fahrung, haben und den eingeführten Altpapier-Händlern und den Papierfabrikanten nur Schaden verursachen. Die Papierfabrikanten sollten bei ihren Einkäufen derartige Persönlichkeiten ausschließen und nur von Firmen des Papierfaches und von Altpapierhändlern kaufen. Papiermacher Strohzellstoff als Viehfutter In Nr. 13 veröffentlichten wir Untersuchungen Prof. Schneidewind’s in Halle über. „Strohmehl und Strohzellstoff als Viehfutter”. Schneidewind’s abfälliger Beurteilung des Stroh zellstoffs trat das preußische Landwirtschaftsministerium in unserer Nr. 16 auf Seite 277 unter der Spitzmarke „Stroh kraftfutter” entgegen. Im staatlichen Unterrichtskursus für praktische Land wirte und Verwaltungsbeamte hielt Geheimrat Prof. Dr. C. Lehmann am 25. Februar einen Vortrag über „Fütterung zu Kriegszeiten". Nach bemerkenswerten Ausführungen über die Verfütterung von eiweißhaltigen Ersatzstoffen, wobei er den hohen ährwert und oft unterschätzten. Eiweißgehalt der Kartoffel besonders hervorhob, sagte er über die Fütterung mit rohfaserreichen. Futtermitteln, wozu auch Stroh gehört, u. a. folgendes: Diese Futtermittel müssen, den Tieren schmackhaft gemacht werden, soll mit ihrer :Hilfe iTeine «erhebliche Nährstoffzufuhr er möglicht werden. 316ta Die Membranen der Zellen, , welche die sogen. Rohfaser dar stellen, bestehen im wesentlichen aus) Cellulose. Letztere ist je- doclr, noch mehr oder weniger , durch IHolzsubstanzen (Lignin), Korksubstanzen, auch harzartige ‘ Stoffe eingehüllt, die,, ihre Auf lösung während der Verdauung erheblich erschweren, ja zum Teil unmöglich machen. Außerdem' ist Cellulose 'selbst keingahz gleich- artiger., Stoffo Chemisch stellt sie eine Polymerisation einfacher 116132213W DM Zuckermoleküle dar. Allein diese Polymerisation kann verschieden stark, die Zuckermoleküle können verschieden fest miteinander verbunden sein. In manchen Fällen, besonders bei den Epidermis- Zellen, wird der Kohlenstoff der Cellulose zum Teil durch Silicium ersetzt, es bildet sich sog. Silicium-Cellulose, eine weitere Er schwerung der Lösung. In diesen Membranen ist der Inhalt — das Protoplasma — der Zellen wie in einer Kapsel eingeschlossen, und damit sind also die hauptsächlich wertvollen Bestandteile des Rauhfutters, die' Ei weißstoffe, Fette und leicht löslichen Kohlehydrate der unmittel baren Einwirkung der Verdauungssäfte entzogen. Ist nun die Membrane dünn, besteht die Cellulose nur aus „lockerer“ gebundenen Zuckermolekülen, enthält sie kein Silicium und ist sie nur wenig oder nicht mit Harz und Holz umhüllt, so wird sie bereits im ersten Magen durch Bakterienwirkung gelöst, und der Inhalt der Zelle kann der normalen Verdauung durch die Verdauungssäfte unterliegen. Im entgegengesetzten Falle bleibt die Zellkapsel lange Zeit oder ganz unverletzt; und sollten schließ lich in den tieferen Abschnitten des Darms die Bakterien doch noch den Zellinhalt frei legen, so kann er eben dort nicht mehr normal verdaut werden; er wird auch nur durch weitere Bakterien-Tätig- keit gelöst, man kann sagen, er verfault, und die aufgesaugten Fäulnisprodukte können den Körper nicht so ernähren wie die Produkte normaler Verdauung. Hierin liegt großenteils der Grund, weshalb verschiedene Heusorten trotz gleichen Gehalts an sogen, verdaulichen Nährstoffen so sehr verschieden „füttern“ können, weshalb das Heu saurer Wiesen so sehr minderwertig ist, auch wenn keine Giftpflanzen darin vorkommen, weshalb das Heu guter Hochmoorwiesen bessere Ergebnisse erzielen läßt als das Marsch wiesenheu mit seinem etwas höheren Siliciumgehalt. Durch feines Vermahlen kann man daher den Futterwert von Rauhfutter erhöhen, wenn dadurch die Membranekapseln zerrissen werden, und der Inhalt damit von vornherein den Verdauungs säften zugänglich gemacht wird. Einen Sinn hat in dieser Beziehung das Vermahlen nur, wenn die Zellen wertvollen Inhalt haben. Das ist aber bei reifem Stroh nicht der Fall. Statt Strohmehlfabriken zu gründen, sollte man jetzt Mühlen zum Mahlen von Kleie, von Klee- und Wiesenheu einrichten, um deren Futterwert zu erhöhen. Stroh, Häcksel und Heu können auch durch Selbsterhitzung bekömmlicher gemacht werden, Tätlich ist es aber, das in dieser Weise teilweise aufgeschlossene Strohhäcksel mit Zucker oder mit Kochsalz anzufeuchten, um es den Tieren schmackhaft zu machen. Statt der Gärung kann man das Stroh auch durch Kochen ohne Ueberdruck teilweise aufschließen; es erweicht dadurch. Nach dem Kochen tut man Salz oder Zucker dazu. Salz, Zucker und Melasse sind die richtigen Geschmacks verbesserer. Verwendet man das Kochwasser immer wieder, so reichert es sich mit Gummi- und Pektinstoffen an und kann gleich falls als Zusatz zum Futter dienen. Auch das Oexmannsche Strohfutter ist hoch verdaulich, erfordert aber einen Zusatz von Eiweiß zu seiner Verwertung. Es wird in be sonderen Fabrikanlagen bereitet. Der Nährwert von Oexmanns Futter verhält sich zu dem von reinem Kartoi fei mehl nach neueren Versuchen etwa, wie 85 : 100. Kartoffeln und Kartoffelflocken für sich sind also mehr wert als Oexmannsches Strohffitter. ♦ * * Prof. Schneidewind erwidert auf die unter „Strohkraft futter“ von uns in Nr. 16 wiedergegebene Mitteilung des Preußischen Landwirtschafts-Ministeriruns in der Landwirtschaft lichen Presse vom 1. März 1916 u. a. folgendes: Bessere Wirkung des Strohkraftfutters wollen Zuntz, Fingerling und von Lochow festgestellt haben, was darauf zurückgeführt wird, daß das von diesen Herren benutzte Material ein neues Produkt von besserer Zusammensetzung sei als das von uns verwendete. Hierzu bemerke ich, daß Herr Dr. Oexmann uns seinerzeit (Juli 1915) das betreffende Material selbst besorgte, mit dem Bemerken, daß dieses sehr feine Produkt gerade für Schweine sich besonders eignen würde. Ich muß annehmen, daß man auch späterhin von der guten Wirkung unseres Produktes überzeugt war, andernfalls hätte man uns doch wohl auf das neue Produkt von anderer Zusammen setzung (?) aufmerksam gemacht. Wir werden nun sofort weitere Versuche mit dem jetzt gewonnenen Strohkraftfutter, welches eine weit gröbere Beschaffenheit als das von uns verwendete, auf weist, ausführen. Maßgebend können für die Praxis nur solche Ver suche, sein, die mit einer größeren Zahl von Schweinen längere Zeit hindurch ausgeführt werden. Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß nur das Ergebnis einer längeren Fütterungsperiode ausschlaggebend ist für die Bewertung derartiger Filttermittel. Bis jetzt fehlt von der anderen Seite ein zahlenmäßiger Beweis für die hohe Wirkung des rStrölkraftfitters bei Schweinen auf Grund von Versuchen mit längerer Fütterungsperiode. Daß das sogenannte Strohkraft- futter bei Pferdelfür die es in erster Linie in Frage kommen dürfte, 1 esser wirkt als bei Schweinen, ist selbstverständlich und auch v rohl durch, die Versuche der obengenannten Herren hinreichend bewiesen worden. Die Hauptsache ist, daß wir gerade jetzt bei der grpßen {KneppphettdetFwttermittel die uns zur Verfügung stehenden Futtermittl adifdie Eihzenen Tierarten, die bekanntlich die Futter- r i ttel in sehr verschiedenem Grade auszunutzen vermögen, in richtiger __