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Flachsstroh und Flachswerg als Papier-Rohstoff Im Landwirtschafts-Ministerium der Vereinigten Staaten wurden Untersuchungen angestellt über die Verwendbarkeit amerikanischen Flachsstrohs für die Herstellung von Papier und Pappe. Gegen 1 400 000 Tonnen Flachsstroh werden jähr lich in den Vereinigten Staaten vernichtet, dabei große Mengen alter Leinenlumpen für die Papier-Herstellung vom Ausland eingeführt. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im „Bulletin Nr. 322” des genannten Amtes veröffentlicht. Danach werden zurzeit in den V. St., namentlich in Nord-Dakota, gegen 2,2 Millionen Morgen Land mit Flachs angebaut, hauptsächlich zum Gewinnen von Flachssamen zur Oelbereitung. Jährlich werden dabei etwa 20 Millionen „Bushel” Flachssamen im Werte von 33 Millionen Dollar geerntet, außerdem ergeben sich 1,6 Millionen amerikanische Tonnen zu 909 kg Flachsstroh, wovon aber nur 200’000 Tonnen verwertet werden. Die übrigen 1.4 Millionen Tonnen könnten zu Packpapier und Pappe ver arbeitet werden und die Papiererzeugung der Vereinigten Staaten nahezu verdoppeln. Aus dem Verkauf des Papiers könnten sich die Einnahmen der Flachsbauer um jährlich 5 Millionen Dollar erhöhen. Dazu wäre aber die Errichtung von Papierfabriken in jenen Bezirken, in welchen es keine gibt, nötig. Die Papiererzeugung Amerikas würde dadurch in er höhtem Maß von ausländischen Rohstoffen unabhängig. Von der Gesamtmenge des Flachsstrohs, die bei der Flachs- saatemte abfällt, werden -— wie oben erwähnt — rund 90 v H. auf dem Felde verbrannt, der Rest aber zu Werg verarbeitet. Bauern, die in der Nähe von Wergfabriken wohnen, können diesen ihr ganzes Stroh verkaufen, sie erhalten 2%2 bis 31 Dollar für die Tonne locker nach der Fabrik gebrachten Strohs. Zu festen Ballen gepreßtes, in Eisenbahnwagen verladenes Flachs stroh erbringt 4 Dollar die Tonne. Die Wergfabriken stellen aus diesem Stroh Werg her, welches meistens als Polster- und Füllstoff zum Verpacken von Glas- und Tonwaren verwendet wird. Man stellt es aus gehecheltem und gebrochenem, un geröstetem Flachsstroh her, wie es aus der Dreschmaschine kommt. Dieses Werg unterscheidet sich sehr wesentlich von dem Flachswerg der Spinnereien. Ein kleiner Teil des Werges wird zum Ausfüllen von Hohlräumen in Gefrierhallen und Gefrier wagen angewendet, ein anderer kleiner Teil zur Herstellung von rohem Bindfaden, das meiste aber als Pack- und Polster stoff. In einem Teil des nordamerikanischen Flachsgebietes bestehen zahlreiche Flachswergfabriken, deren größte 30 000 Tonnen Stroh im Jahr verarbeitet, es gibt aber auch kleine Fabriken, die nur etwa 1000 Tonnen jährlich verbrauchen. Die Wergmaschinen bestehen hauptsächlich aus einer Reihe von gerieften Walzen, die paarweise unter Druck zusammen arbeiten, und durch welche eine gleichmäßig dicke Lage von Stroh ge führt wird. Die holzigen Teile des Strohs werden dabei zer brochen, und die so entstandene Spreu wird durch Stäuber und Siebe entfernt. Polster-Flachswerg wird in vier Graden gekauft, welche in Eisenbahnladungen 16 bis 32 Dollar für die amerikanische Tonne (909 kg) erzielen. Bei den genannten mäßigen Wergpreisen erscheint es zweckmäßig, Werg und nicht rohes Stroh zur Herstellung von Pappe zu verwenden. Aus zwei Tonnen Stroh erhält man eine Tonne Werg, man spart also wesentlich am Fuhrlohn des Rohstoffes zur Fabrik und hat wertvolleren Rohstoff. Das Werg ergab schon beim Schütteln in der Hand einen Abfall von 16 v, H. Schäben, die für die Pappenherstellung wertlos sind, und diese könnten noch in der Wergfabrik entfernt werden, falls das Werg zur Pappen-Her- Stellung dienen soll. Das vorgereinigte Werg wird mit Kalkmilch in Drehkochern gekocht und ergibt 78 v. H. Ausbeute an völlig trockenen Fasern. Die aus so erhaltenem Halbstoff gefertigte Pappe ist äußerst zäh, fest und biegsam und eignet sich nament lich zu Brandsohlen, wie man sie in Schuhfabriken verwendet. Solche Sohlenpappen erzielen heute einen Preis von 5 bis 51 Cent das engl. Pfund. Muster von Pappe aus Flachswerg sind der oben erwähnten Schrift, die uns vom Landwirtschafts- Ministerium der Vereinigten Staaten gesandt wurde, beigefügt. Die Papiergewinnung aus Flachsstroh oder Flachswerg er scheint zurzeit weniger aussichtsvoll. Zur Herstellung des Werges empfiehlt das Amt, eine Anzahl weiterer kleiner Wergfabriken im Flachsgebiete anzulegen, am besten würden die Flachsbauern selbst das Kapital dazu her geben. Sie könnten in Umkreisen von 500 Meilen im Halbmesser je eine Wergfabrik betreiben, die sämtliches Stroh auf ihrem Gebiet verarbeiten könnte. Der Bauer könnte dann das Werg zu einem Preis verkaufen, welcher ihm eine schöne Einnahme aus dem Stroh, das jetzt vernichtet wird, verschaffen würde. Verein schwedischer Papier- und Zellstoff ingenieure In der von 33 Mitgliedern besuchten Winterversammlung am 19. Februar in Stockholm gedachte der Vorsteher Direktor B. Smart des verstorbenen Ehrenmitglieds Direktor Viktor Polin. Der Vor steher wurde wiedergewählt und an Stelle der ausscheidenden Vorstandsmitglieder die Herren E. Bosaus, G. A. Staaf, E. Ahlfors und Love de Geer; und an Stelle von Direktor A. Tibell (von Oppboga bei Fellingsbro) der abzugehen wünschte, Ingenieur A. Müntzing. Dem Verein traten 9 neue Mitglieder bei. Beim Jahreswechsel war die Zahl der Mitglieder 99. Man beschloß, für 1000 Kr. aus dem Unterstützungsfonds Aktien der A.-B. Svensk Papperstidning (Verlag des Fachblatts)' zu zeichnen. Ueber den Gesetzvorschlag betreffend Luft- und Wasser verunreinigung hielt Prof. P. Klason einen Einleitungsvortrag, und nach Aeußerungen von Direktor Smart und Direktor Bosäus wurden diese drei Herren und die Ingenieure H. Falk und A. Müntzing als Ausschuß eingesetzt, der einen Vorschlag zu einem Vereins gutachten an das Kgl. Kommerzkollegium ausarbeiten soll. Darauf hielt Axel F. Enström von Elektriska Pröfningsanstalten, Stock holm. einen Vortrag mit Lichtbildern über „Elektrischen Betrieb von Papiermaschinen mit besonderer Rücksicht auf einige neue Anlagen “und Prof. P. Klason hielt einen wissenschaftlichen Vor trag über die Theorie der Sulfitzellstoff-Herstellung. Ingenieur Ragnar Wessberg gab Mitteilungen über die Aussichten der Papier- und Papierstoffherstellung in Neufundland. Ingenieur Love de Geer sprach über „Die Holzschleiferei und ihre künftige Ent wicklungsrichtung“ mit Vorführung von Zeichnungen, bg. (Nach „Svensk Papperstidning“) Pergament- und Pergamentersatz-Papier bedrucken Zur Erwiderung von R. E. in Nr. 17 S. 297 Die Zähigkeit der Druckfarbe soll dem Pergamentpapier an- gepaßt werden. Für besondere Zwecke werden von der Farbe be stimmte Eigenschaften verlangt, sie soll sich von Butter-, Hefe- und Margarine-Packungen nicht durch Feuchtigkeit lösen, da sie sonst durch das Papier dringen und die Ware färben könnte. Des halb sollte die Wahl der Farben dem Drucker überlassen bleiben. Auch soll die Farbe möglichst geruchlos sein, damit die Ware nicht durch fremden Geruch beeinträchtigt wird. Nun haftet jeder Druck farbe ein leichter Geruch an, auch gibt es keinen Firnis, der nicht Leinölgeruch aufweist. Bei dem gegenwärtigen Mangel an dem sehr teueren Firnis ist Petroleum-Ersatz immer noch vorzuziehen. Der Farbengeruch verschwindet nahezu, sobald die Farbe hart trocken ist. Ha. Die Seefrachtenkontrolle. Unter dieser Ueberschrift ver öffentlicht Herr Philipp Bauer in Hamburg, Gr. Bleichen 31, eine beachtenswerte Druckschrift mit dem Untertitel „Eine Notwendig keit zum wirtschaftlichen Siege“. Wie er darin nachweist,haben die Seefrachtsätze solche Höhe erreicht, daß bei ihrem Weiter bestehen nach dem Kriege dem deutschen Volke durch ihr Ueber- maß 2 Milliarden jährlich abgenommen würden. -Er empfiehlt des halb, daß die Regierung die Höhe der Frachtsätze nach dem Krieg einschränke und nötigenfalls auch von der Verstaatlichung des Schiffahrtswesens nicht zurückscheue. Den Reedereien solle ge nügender Ersatz dafür gewährt werden, daß sie während des Krieges keine Geschäfte machen konnten, wobei jedoch zu berücksichtigen sei, daß der Wert der Schiffe sich auf das Doppelte gehoben habe, worin die Reedereien Entschädigung für den entgangenen Gewinn finden. Papiermangei Schlimme Sachen hört man wieder: Jedem Druckwerk droht Gefahr! Zwar an Geist ist noch kein Mangel, aber das Papier wird rar. Jede Zeitung muß schon merklich sparen an der Seitenzahl: Bei der Feinde langen Reden doppelt fühlbar ist die Qual! Gut nur, daß dagegen meldet unser deutsches Hauptquartier Seine größten Siege ohne großen Aufwand an Papier! Aber nach dem Grund des Mangels jeder fragt mit Recht und Fug, Und die Antwort ist zwar seltsam, aber glaubt’s nur, doch kein Trug. Unser Feind, der immer neue Pläne, uns zu schaden, hegt, Hat erfolgreich alle Lumpen für sich mit Beschlag belegt! „Luginsland“ in den Dresdner Nachrichten