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Nr. 21/1916 PAPIER-ZEITUNG 383 Ehrungen Geheimrat Dr. Carl Hofmann, Gründer und Verleger unseres Blattes, wurde zu seinem 80. Geburtstag am 2. März nicht nur von zahlreichen Freunden und Bekannten, namentlich auch von vielen Lesern der Papier-Zeitung, brieflich und tele graphisch beglückwünscht und durch sehr viele und schöne Blumenspenden erfreut, sondern erhielt auch von einer Anzahl hochangesehener Vereine des Papierfaches Glückwunschschreiben, in denen seines nützlichen Wirkens für das Papierfach ehrend gedacht wurde. Solche Briefe und Telegramme sandten u. a.: der Verein Deutscher Papierfabrikanten, der Verein Deutscher Zellstoff-Fabrikanten, die Papierverarbeitungs-Berufsgenossen schaft, der Papierindust rie-Verein, die Berliner Typographische Gesellschaft, der Deutsche Faktoren-Bund, der Kriegsausschuß für das deutsche Papierfach, der Verein der Zellstoff- und Papier- Chemiker, der Berliner Buchgewerbesaal, der Verein der öster reichischen Papierinteressenten in Wien. Die Berliner Typo- graphische Gesellschaft überreichte durch ihren Vorstand auch eine kunstvoll gesetzte, schön eingerahmte Adresse mit An erkennung der Wirksamkeit des Jubilars für das Druckgewerbe. Empfangszimmer Geheimrat Hofmanns am Geburtstage Das Telegramm des Vereins Deut scher Papierfabrikanten lautet: Calbe, Saale, 2. 3. Dem ehrwürdigen Achtziger sendet der Verein Deutscher Papierfabrikanten in bleibender dankbarster Erinnerung an seine der Papierindustrie gewidmete segensreiche Lebensarbeit herzlichst empfundene Glückwünsche. Richard Brückner Die chemische Abteilung der Technischen Hochschule in Karlsruhe sandte folgenden Brief: Karlsruhe i. B., 2. 3. 16 Abteilung für Chemie der Großh. Techn. Hochschule ,,Fridericiana" Sehr verehrter Herr Geheimrat! Zum achtzigjährigen Geburtstage gestattet sich die Abteilung für Chemie der Großh. Technischen Hochschule Fridericiana Euer Hochwohlgeboren, ihrem lorbeergeschmückten Ehrendoktor, die herzlichsten Glückwünsche zu senden, mit Dank und Ehrerbietung für den Bahnbrecher auf dem Gebiete der deutschen Papierindustrie. Wenn sich diese in den letzten Jahrzehnten einen ersten Platz in der Welt erworben hat, so haben wir das hauptsächlich, verehrter Herr Geheimrat, Ihren grundlegenden Schriften, Ihrem organi satorischen Wirken, Ihrem weiten und tiefgehenden Blick für die wesentlichen wissenschaftlichen und technischen Bedürfnisse dieses besonders kulturtragenden Faches zu verdanken. Die Abteilung für Chemie wünscht dem vciehrten Jubilar, daß ei sich noch viele Jahre der Blüte und Fortentwicklung seines Werkes über alle Stürme dieses Weltkrieges hinaus erfreuen möge. Zugleich gestatten sich die Mitglieder der Abteilung, nament lich bekannterweise auch die Herren Engler und Bunte, ihre besten persönlichen Glückwünsche zu übersenden. Mit einem herzlichen ,,ad multos annos“ in vorzüglicher Hochachtung Ew. Hochwohlgeb. ergebenster Prof. Dr. G. Bredig derz. Vorstand der Abteilung für Chemie Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Bericht über die H auptversammlung in Berlin, Papierhaus am 27. November 191-5 • Schluß zu Nr. 13 Die Aussprache über die 5. Frage: Welche Harzersatzmittel haben sich bewährt? wurde in Nr. 7 vorweg abgedruckt. Frage 6: Ist es möglich, Stroh bei 4 bis 6 Atm. Ueberdruck aufzuschließen, und mit welchem Aufwand von Mehralkali kann das geschehen? Da die Erörterungen vorwiegend landwirtschaftliche Inter essen berührten und dadurch aus dem Rahmen des Arbeits gebietes unseres Vereins herausfallen, soll die sehr ausgedehnte Besprechung der Frage nur in kurzem Auszuge wiedergegeben werden. Von Fachleuten der Papierstoff- und Papierfabri kation Prof. Heuser aus Darmstadt, Schacht aus Weißenfels und Ruppel aus Koswig wurde festgestellt, daß die Fragestellung unklar ist, da man daraus nicht genau erkennen kann, was der Fragesteller beabsichtigt hat. Die Fachleute sind darüber einer Meinung, daß bei niedrigem Dampfüberdruck und mäßigem Aufwand von Alkali aus dem Stroh kein Zellstoff zu kochen ist, wie er als Alkali- Strohzellstoff von Papierfabriken benötigt wird. Dieser Strohzellstoff unterliegt bekanntlich stets einer Bleiche, und diese ist nur bei gutem Aufschluß des Strohes zu Zellstoff erfolgreich möglich. Die Fachliteratur früherer Zeiten gibt zwar bei Betriebsüberdrücken von 4 bis 6 Atm. die Möglich keit des Kochens von Strohzellstoff zu, aber der Alkaliaufwand war zu damaligen Zeiten schon recht erheblich, außerdem war es früher.üblich, mit sehr langen Kochzeiten zu arbeiten. Ferner bleibt dabei zu berücksichtigen, daß die damaligen Ansprüche an die Papiergüte geringer waren als heute. Schacht weist in längeren Ausführungen- besonders darauf hin, daß die Anforde rungen an die Reinheit des Strohzellstoffs für die Papierfabri kation und damit an möglichste Beseitigung der Inkrusten im Laufe der Jahre außerordentlich gestiegen sind, weil an die Papiergüte immer höhere Anforderungen gestellt wurden, und die Verbilligung des Papieres fortgesetzte Steigerung der Er zeugung erforderte, so daß die Papiermaschinen immer schneller laufen mußten, wozu anders gearteter Strohzellstoff benötigt wurde als früher. Die wirtschaftliche Seite der Strohzellstoff herstellung für die Papiererzeugung erfordert deshalb scharfes und schnelles Kochen, und dieses ist nur mit hohem Dampf überdruck und bei großem Aufwand von Alkali erzielbar. Bei Verminderung der Aetznatronmengen und des Druckes kann völliger Aufschluß nicht mehr erzielt werden. Schacht führte ferner aus, daß er vor über 15 Jahren den Strohzellstoff für die Viehfütterungsversuche von Prof. Kellner in Möckern hergestellt habe, und daß seinerzeit dieser Stoff aus dem Stroh so weit heruntergekocht wurde, wie das heute für bleichfähigen Strohzellstoff erforderlich wäre. Auch die umfang reichen Lieferungen von Strohzellstoff für Futterzwecke für das Landwirtschaftsministerium seitens seiner Firma seien in einer tief heruntergekochten Stoffgüte hergestellt worden. Nach Dr. Oexmann vom „Kriegsausschuß für Ersatzfutter“ wird für Futterzwecke völliger Aufschluß jetzt nicht mehr für notwendig erachtet, so daß die Anwendung niedrigen Druckes und niedriger Aetznatronmengen für das Kochen von Stroh genüge, wenn es sich darum handle, Futterstoff aus Stroh her zustellen. Die Herren Schacht. Ruppel und Hartung bekunden, daß sich erfahrungsgemäß bei unzureichendem Aufschluß des Strohes gute Entlaugung und Auswaschung des Stoffes nicht durch führen lasse, derartige Stoffe Mängel an Haltbarkeit zeigen werden und für die Zwecke nicht brauchbar seien, wozu jetzt Stroh zellstoff in der Papierfabrikation diene. Dr. Müller erwähnt ein Verfahren von Stutzer in Königsberg zur Aufschließung von Stroh für Futterzwecke, bei welchem nicht Natronlauge, sondern Salzsäure beim Einweichen ver wendet und dann nachgekocht wird, wodurch eine nicht un erhebliche Erhöhung des Futterwertes erreicht werden kann. Da die Salzsäure während der Kochung verschwindet, ist ein Auswaschen nicht erforderlich. Geheimrat Hofmann meint, bei der Aufschließung mit Aetznatron gehe gerade der für Futterzwecke wertvollste Teil des Strohes in die Lauge über. Dem gegenüber betont Dr. Oex mann, daß an dem hohen Futterwert des Strohzellstoffes nach den früheren Versuchen von Kellner und neuerdings von Zuntz nicht mehr zu zweifeln sei., Dagegen habe sich Holzzellstoff als unverdaulich erwiesen. Prof. Schwalbe führt dies auf die ver schiedene Faserlänge und Verfilzbarkeit der Fasern aus Holz