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den vorliegenden Untersuchungen nicht der Fall zu sein scheint, darf man hoffen, daß die Regierung das Verbot der Verarbeitung von Stroh zu Pappe und Papier aufheben wird. Geh. Reg.-Rat Carl Hofmann hat in der Versammlung der Zellstoff- und Papier-Chemiker am 27. November 1915 gegen über der Behauptung Dr. Oexmanns, daß Strohzellstoff verdaut wird, seine Zweifel ausgesprochen. Er erklärte die Richtung, in welcher sich die Oexmann’schen Bemühungen bewegten, als irrtümlich, weil der Zellstoff, wenn auch gefressen, doch nicht verdaut werde. Oexmann vernichte durch Kochen des Strohs mit Aetznatron unter Druck die verdaulichen Bestand teile, um die unverdaulichen zu gewinnen. Die Versuche Prof. Dr. Schneidewinds bestätigen die Richtigkeit dieser Aeußerungen und den seit vielen Jahren von Hofmann auf gestellten Erfahrungssatz: Pflanzen sind umsoweniger zur Papierfabrikation geeignet, je mehr sie sich zu Futter eignen. Es wäre sehr bedauerlich, wenn trotz nachgewiesener Wert losigkeit des Strohzellstoff-Futters die Papier-Fabrikation durch Entziehung des Strohs weiter geschädigt würde. Papiernot in England „Daily Chronicle" meldet: Während der Handelsausschuß des Parlaments Einschränkung der Einfuhr von Papierzellstoff um 60 v. H. beantragt, glauben die Zeitungsverleger, daß 25 v. H. ge nügen. Der Handelsausschuß bemerkt hierzu, daß die Zeitungen zwar der Regierung vorgeworfen haben, nicht genügend zu sparen, daß sie aber selbst kein Beispiel geben wollen. * * * Papiermangel in England. Die nach Mitteilung des Handels ministers im Unterhause von der britischen Regierung beschlossene Einschränkung der Einfuhr von Papier und Papierstoff (und gewissen andern Waren), welche bezweckt, mehr Schiffsraum für die Einfuhr wichtigerer Waren zu schaffen, dürfte, einem Bericht der norwegischen Gesandtschaft in London zufolge, wahrscheinlich so zur Ausführung gebracht werden, daß die Regierung den regel mäßigen Einfuhrfirmen nur gestattet, im Jahre 1916 einen prozent weise berechneten Teil, etwa 60 oder 55 v. H., der Menge einzu führen, die sie in 1913 eingeführt haben, bg. * * * Das britische Handelsamt beantragt, die Verwendung von Papier für Plakate, Rundschreiben und Preisbücher durch Be steuerung oder erhöhte Postgebühren einzuschränken. * ♦ * Papierknappheit in England. Eine englische Gruppe ent sandte einen Vertreter nach Kopenhagen, der (laut Zeichen-Anzeige in dortiger Tageszeitung) u. a. Angebote in Pergamentpapier, Pergamyn, Schreib-, Zeitungs-, Bücher-, Einschlagpapier, Brief umschlägen, Schreibtinte, Bleistiften und schwarzer Buchdruck farbe wünscht, bg. Englands Papierstoff-Einfuhr Eine Abordnung von Vertretern des englischen Buchdruckerei gewerbes und verwandter Zweige legte am 4. Februar dem Handels minister die ernsten Folgen dar, welche die Einschränkung der Papierstoff-Einfuhr haben würde. Es wurde versprochen, die Sache allseitig zu erwägen. Ein Aufsatz in der englischen Zeitschrift „Nature" weist auf die Abhängigkeit Englands in Papierstoff von Skandinavien hin, und zwar in Holzschliff (wenn auch weniger, da viel aus Kanada kommt) von Norwegen, in Zellstoff (wovon Kanada nur wenig schickt) von Schweden, und vermutet, die Frage lasse sich durch englische Ausfuhrerlaubnis für Schwefel u. dgl. lösen. In Schweden fanden dieser Tage, wie „Nya Dagl. Allchanda“ (Stockholm) mitteilt, vorbereitende Arbeiten statt für zahlreiche Gesuche um Ausfuhrerlaubnis für Zellstoff, wofür man im Aus tausch bei der englischen Regierung wahrscheinlich teils Erlaubnis zur Ausfuhr von Kohle und Chlorkalk aus England, teils Freigabe und freie Durchfahrt für Sendungen dieser und anderer Waren aus entfernteren Ländern zu erreichen suchen werde, bg. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Bericht über die Hauptversammlung in Berlin, Papierhaus am 27. November Fortsetzung zu Nr. 7 4. Frage: Welche Erfahrungen sind mit Bisulfat als Ersatz für schwefelsaure Tonerde bisher gemacht wordenl Dr. Max Müller: Bisulfat hat sich im allgemeinen als teilweiser Ersatz für schwefelsaure Tonerde gut bewährt, es besitzt jedoch lästige Eigenschaften. So ist es schwierig, es trocken zu lagern. Man muß es bei der Lagerung vor Auflösung bewahren. Um es trocken zu lagern, muß man wasserdichten Fußboden verwenden, zweckmäßig Hartbrandsteine hochkant gesetzt und mit Teer vergossen, und das Bisulfat darf nicht mit Mauerwerk in Berührung kommen, denn auch Zementverputz hält natürlich den Angriff der freien Säure nicht aus. Auch enthält das aus der chemischen Großindustrie stammende Bi sulfat Schmutz und Eisen. Die Unreinheiten lassen sich beseitigen, der Eisengehalt schwerer. Eine bedenkliche Wirkung des Zu satzes von Bisulfat in den Holländer bildet die dadurch be- wirkte Zerstörung der Metallteile, Maschinensiebe usw. Redner empfiehlt, erst Harzleim, alsdann die berechnete Menge Bi sulfat in starker Verdünnung dem Stoff zuzusetzen, dann nach gutem Vermischen die schwefelsaure Tonerde. Die Bisulfat lösung muß aus einem Bleirohr tropfenförmig vor der Holländer walze in den Holländer einlaufen. Herr Willi Schacht: Bisulfat ist für die Papierleimung vorteilhaft mit verwendbar. Der Herr Vorsitzende hat aber bereits hervorgehoben, daß die Mitverarbeitung des Bisulfats manche lästige Nebenerscheinungen mit sich bringt, und ich will daher nochmals besonders hervorheben, daß die Papier leimung allein mit schwefelsaurer Tonerde und ohne Bisulfat natürlich angenehmer im Betriebe ist. Das Tonerdesulfat wurde in Friedenszeiten in der Haupt sache in zwei Qualitäten hergestellt. Die beste Ware mit 18 v. H. Tonerdegehalt benötigte zur Erzeugung Bauxit, das in der Hauptsache aus Frankreich kam. Die Herstellung dieser guten, weil absolut eisenfreien, schwefelsauren Tonerde wurde aber gleich nach Kriegsbeginn eingestellt, da das in den chemischen Fabriken vorhandene Bauxit für die Aluminiumdarstellung zur Landesverteidigung herangezogen wurde. Die betreffenden chemischen Fabriken waren deshalb nicht mehr in der Lage, Tonerdesulfat wie bisher darstellen zu können, und die Er zeugung eines Ersatz-Fabrikates ließ sich auch nicht so ohne weiteres aufnehmen, da hierzu in den auf Bauxitverarbeitung eingestellten Fabriken die vorhandenen Einrichtungen nicht geeignet waren. Es wurde deshalb von diesen Fabriken sofort angestrebt, Bauxit aus dem hessischen Odenwalde und Istrien sowie aus Dalmatien heranzubekommen, aber die Aufschlüsse der dort vorhandenen Läger ließen sich nicht schnell bewerk stelligen, und es schien auch, als ob das dort gewonnene Bauxit in der Güte die Fabriken nicht befriedigte. Wir haben aber nun noch chemische Fabriken, die schwefel saure Tonerde mit einem Tonerdegehalt von 14 v. H. herstellen. Die Erzeugungsmengen aus diesen Fabriken sind wesentlich geringer als die der besseren hochprozentigen Ware. Zur Her stellung dieses 14 prozentigen, etwas eisenhaltigen Tonerde sulfats dient als Rohmaterial Kaolin aus Deutschland und Oesterreich, und die betreffenden Fabriken waren deshalb in der Lage, auch in Kriegszeiten ihre Fabrikationen unbeein trächtigt fortzusetzen. Die Nachfrage nach den Fabrikaten dieser Werke wurde viel bedeutender als in den chemischen Fabriken, die von Bauxit in ihren Fabrikationen ausgehen und welche ihre Fabrikationen einschränken und schließlich völlig aufgeben mußten. Diese chemischen Fabriken waren deshalb nicht in der Lage, die Ansprüche seitens der Papierfabriken befriedigen zu können, und es trat infolgedessen eine große Knappheit an Tonerdesulfat für die Papierleimung bei den Papierfabriken ein. Die Fabriken bester und besserer Stoffe konnten sich Tonerdesulfat zeitweilig garnicht beschaffen, und die Fabriken billiger Papiere waren als alte Kunden der chemi schen Fabriken, die das geringere Tonerdesulfat herstellen, besser daran. Diese Vorgänge drängten dazu, andere Materialien für die Streckung der zur Verfügung stehenden Tonerdesulfat mengen heranzuziehen, und dabei wurde in erster Linie das Bisulfat mit in Berücksichtigung gezogen. Bisulfat war ja bereits vor vielen Jahren von Dr. Wurster als Ersatz für Ton erdesulfat empfohlen worden und kam nach Kriegsausbruch in ungeheuren Mengen an den Markt durch die ausgedehnten Erzeugungen von Salpetersäure für die Pulverfabriken. Die Versorgung der Papierfabriken mit Tonerdesulfat hat nun im Laufe der letzten Zeit wieder eine bedeutende Erleichterung erfahren, da die chemischen Fabriken, die früher lediglich von Bauxit in der Tonerdesulfatdarstellung ausgingen, sich im Laufe der Kriegszeit gleichfalls darauf eingerichtet haben, schwefel saure Tonerde aus Kaolin herstellen zu können. Die Mitverarbeitung von Bisulfat für die Papierleimung, hat aus diesem Grunde wohl nicht den Umfang bisher angenommen- der sich eigentlich dafür voraussehen ließ, da die Papierfabriken natürlich Tonerdesulfat bevorzugten. Vielfach haben Papier fabriken auch Schwierigkeiten bei der Mitverwendung des Bi-