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)APIER-VERARBEITUNG g Bi; CH GE WENBE Unfälle in der Papierverarbeitung In einer Geschäftsbücherfabrik ließ ein Buchbinder von einer am Fußboden verlegten Wellenleitung den Schutz abnehmen, um eine Schraube anzuziehen. Dies wollte er während des Ganges ausführen, statt — wie vorgeschrieben — die Wellen leitung durch Abstellen des Gruppenmotors stillstellen zu lassen. Hierbei wurde die Arbeitsschürze von der Welle erfaßt, und der Buchbinder erlitt einen rechten Oberschenkelbruch und einen Leistenbruch. Der Unfall hätte sich bei richtiger Beachtung der Vorschriften seitens des Arbeiters vermeiden lassen. In einer Lichtdruckerei versuchte ein Buch druck-Maschinen meister, trotz wiederholter Warnungen der Mitarbeiter, während des Ganges den Riemen einer Buchdruckschnellpresse aufzu legen. Er beantwortete die Warnungen mit prahlerischen Be merkungen und ließ von seinem Vorhaben nicht ab. In dem selben Augenblicke wurde er von der Wellenleitung erfaßt und mehrere Male mit derselben herumgeschleudert, trotzdem ein Maschinenmeister sofort zum Gasmotor eilte und die Trans mission zum Stillstand brachte. Der Verletzte fiel auf den Auslegetisch der Schnellpresse; er hatte den rechten Arm gebrochen und sich die Brust ge quetscht. In einer Geschäftsbücherfabrik war ein Lehrling an einer älteren von Hand betriebenen Schneidemaschine mit Räder antrieb mit dem Schneiden schmaler Streifen Löschpapiers beschäftigt. Nach erfolgtem Schnitt hielt er die Maschine im Höchststand des Messers nicht an und griff durch den Raum, der zwischen Messer und Preßbalken vorhanden war, hindurch, um das Löschpapier gerade zu schieben. Dabei kam das Messer, da die Maschine keine Sicherung dagegen besaß, wieder herunter und schnitt dem Lehrling die linke Hand über dem Gelenk fast ganz durch, so daß sie vollkommen verloren ist. Allerdings hat der Verunglückte eine unvorsichtige Han tierung vorgenommen, die aber nicht die schweren Folgen ge habt hätte, wenn die Maschine eine Sicherung gegen unbeab sichtigtes Herabgehen des Messerhalters besessen hätte. Ab gesehen von dem großen körperlichen Schaden des Verletzten, werden durch die zu zahlende lebenslängliche Rente die Kosten der Berufsgenossenschaft erheblich vermehrt, auch ist dadurch ein junger Mann, der wohl Soldat geworden wäre, seiner heiligsten Pflicht, das Vaterland zu verteidigen, entzogen worden. Berliner Typographische Gesellschaft In der ersten Sitzung nach den Sommerferien begrüßte der Vorsitzende Herr Könitzer die erschienenen Mitglieder und regte zur fleißigen Mitarbeit an den Aufgaben der Gesellschaft an. Dann teilte er mit, daß der Krieg zwei weitere Opfer aus den Reihen der Mitglieder gefordert habe und zwar die Herren Walter Schmidt und Wilhelm Sindermann. Die Anwesenden ehrten das Andenken der beiden auf dem Felde der Ehre gefallenen Mitglieder durch Erheben von den Sitzen. Eingänge: Von der Königlichen Bibliothek, der Berliner Stadt bibliothek und dem Verein zur Förderung der Gutenbergstube in Berlin Dankschreiben für übersandte Festschriften, von letztem auch einige Schriften historischen Inhalts; von der Schriftgießerei Genzsch & Heyse in Hamburg eine Anzahl ihrer Wandkalender für das Jahr 1915; von der Neuen Photographischen Gesellschaft Hefte 4 und 5 der Zeitschrift „Das Bild“, vom Verein der Reklame- Fachleute Hefte 6 und 7 der Mitteilungen dieses Vereins; außerdem eine größere Zahl von Kriegszeitungen und anderen Kriegsdruck sachen. Hierauf hielt der Werbeanwalt Herr Sopa Bruno Banner den angekündigten Vortrag über das Thema Der deutsche Reklamechef im romanischen Ausland und der Verkehr mit der deutschen Druckerei. Einleitend wies der Redner darauf hin, daß die Werbetätigkeit bei Ausbruch des Weltkrieges im Auslande fast vollständig ein geschlafen sei. Die Verhältnisse hätten sich dort noch erheblich ungünstiger gestaltet als in Deutschland. Auch hierbei sei die wirt schaftliche Kraft Deutschlands zum Ausdruck gekommen. Es sei notwendig, daß nach dem Friedensschluß Deutschland sich des Auslandsmarktes wieder annehme. Bisher seien die Aufträge des Auslandes in Druckerzeugnissen vielfach an deutsche Druckereien gelangt, ohne daß von dieser Seite ein Angebot gemacht worden sei. Die Gründe hierfür seien keineswegs nur in den erheblich niedrigeren Preisen zu suchen, sondern in den besseren Leistungen, der Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit der deutschen Druckereien. Ausländische Aufträge zu erhalten werde nach dem Kriege schwieriger sein als vordem. Der Vortragende schilderte sodann die Schwierig keiten, mit denen der in Frankreich beschäftigte deutsche Werbe anwalt zu kämpfen habe, wenn er dort eine erfolgreiche einheitliche Werbetätigkeit organisieren solle, wo bisher jede Abteilung eines großen Betriebes ihre Reklame selbst besorgte. Der deutsche Werbe anwalt werde zunächst mit den ihm als leistungsfähig bekannten Druckereien in Verbindung bleiben Wollen. Das sei aber für die Dauer nur dann möglich, wenn die deutschen Druckereien den vom Auslande gestellten Anforderungen und grundsätzlich verschiedenen organisatorischen Verhältnissen genügen. Es sei verfehlt, Druck muster in der modernen deutschen Ausstattungsweise ins Ausland zu senden; der französische Geschmack sei eben anders, und in Deutschland als mustergültig angesehene Arbeiten würden dort glatt abgelehnt. Das müsse berücksichtigt werden, andernfalls führe der Geschäftsverkehr bald zum Bruch. Wer mit dem Aus lande arbeiten wolle, müsse es sich zur Aufgabe machen, nur beste Arbeit zu liefern. Bei der Kalkulation müsse von vornherein damit gerechnet werden, daß durch den abweichenden Geschmack Aende- rungen notwendig werden. Auf diese Weise könnten etwaige spätere Streitigkeiten vermieden werden. Auch empfehle es sich, die Preisstellung gleich einschließlich Zoll zu bewirken. Bei den im allgemeinen sehr hohen Druckpreisen der besseren französischen Druckereien werde die Wettbewerbsfähigkeit dadurch nicht auf gehoben. Solle eine besondere Auflage oder ein Teil der in Deutsch land gedruckten Auflage einer Werbearbeit im Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn verbreitet werden, dann werde es als dankenswertes Entgegenkommen empfunden werden, wenn der Drucker die Versen dung übernimmt. Der Auftraggeber erspare dabei einen Teil des Zolls und einen erheblichen Betrag an Porto. Wo es sich irgend ermög lichen lasse, möge man bei großen Aufträgen, die zu dauernder Geschäftsverbindung führen sollen, eine mündliche Unterredung zwischen Auftraggeber und Drucker herbeiführen, um Mißverständ nisse auszuschließen. Uebrigens genüge es nicht, daß der Deutsche die französische Sprache beherrsche, er müsse auch der Eigenart des französischen Volkes und dem dort herrschenden Geschmack Rechnung tragen. An mehreren Beispielen'zeigte der Vortragende den wesentlichen Unterschied zwischen einer im deutschen und im französischen Geschmack ausgestatteten, den gleichen Gegen stand behandelnden Drucksache. Dabei dürfe auch der Text nicht etwa wörtlich übersetzt, sondern müsse mit vollständiger Be herrschung der Sprache und des Gegenstandes umgearbeitet werden. Um das zu ermöglichen, empfahl dr Redner die Schaffung einer Zentralstelle für derartige Angelegenheiten, die von Buchdruckern und Reklameleuten zu unterhalten sei. Dieser Zentralstelle müßten sprachkundige Fachleute derjenigen Berufszweige zur Verfügung stehen, für welche die fremdsprachlichen Werbearbeiten bestimmt sind. Der Vorsitzende dankte dem Vortragenden; er sprach den Wunsch aus, daß sich auch das Auslandsgeschäft nach Beendigung des Krieges wieder beleben möge, dabei müsse man es vermeiden, dem Auslande unseren Geschmack aufdrängen zu wollen. Herr Erler erinnerte daran, er habe schon früher darauf hin gewiesen, daß man schon vor dem Kriege in Frankreich auf dem besten Wege gewesen sei, mit dem veralteten Geschmack aufzu räumen und sich derjenigen Ausstattungsweise zuzuwenden, die bei uns üblich sei. Hierauf gab er Erläuterungen zu den im Ver sammlungsräume ausgestellten zahlreichen, von im Felde stehenden Mitgliedern eingegangenen Feldpostkarten. Schluß der Sitzung 11% Uhr. Bitte an die Leser! Dem Deutschen Buchgewerbe- und Schriftmuseum zu Leipzig, der Zentrale aller buchgewerblichen Literatur, fehlen die ersten 18 Jahrgänge der Papier-Zeitung, die sicherlich bei manchem Privatmann unbenutzt liegen. Wer also einen dieser Jahrgänge hat, stifte ihn dem Deutschen Buchgewerbe- und Schriftmuseum, Leipzig, Dolzstraße 1.