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1372 PAPIER-ZEITUNG Nr. 70/1915 Mangel an dünnen Zellstoffpapieren Die Ausführungen in Nrn. 59 und 65 betreffs Mangels an Zell stoffpapieren sind vollständig gerechtfertigt. Nicht um Preis oder Kredit handelt es sich, vielmehr fehlt es an Lieferungsmöglichkeit. Wir haben an alle erdenklichen Papierfabriken geschrieben und durchweg die Antwort erhalten, daß diese auf Monate hinaus ver schlossen sind und infolge Mangels an Rohstoffen sowie Arbeits kräften nicht liefern können. Trotz vieler vorhandener Aufträge, darunter Militärlieferungen, müssen wir infolgedessen den Betrieb schließen. Klosettpapier-Fabrik Geschoß-Transporthülsen aus Papier Nachdruck verboten Für Geschoßtransporthülsen aus Papier ist seit kurzer Zeit eine neue Frachtberechnung in Kraft getreten, nach welcher mit Fettstoffen getränkte Geschoßtransporthülsen nicht zu den in Ziffer 4 der Stelle „Papier" des Spezialtarifs I genannten Hülsen aus Packpapier gehören, sondern als Papier- und Pappwaren be sonderer Art unter die allgemeine Wagenladungsklasse fällen. Die Geschoßtransporthülsen bestehen aus Holzstoffpackpapier, das in mehreren Lagen zu starken Hülsen zusammengerollt wird; hierauf werden die Hülsen stark mit Paraffin getränkt, um sie voll kommen dicht gegen Regen zu machen. Die Hülsen, von denen das Stück 25 Pf. kostet, sind 50 cm lang und haben 9 cm inneren Durchmesser, die Wandstärke beträgt etwa 3 mm. Aus den Hülsen werden nach einem patentierten Verfahren Geschoßtransportkörbe hergestellt, indem drei Hülsen in einem Holz- und Eisenrahmen vereinigt werden. Unter die Ziffer 4 (Hülsen aus Packpapier) der Stelle „Papier" des Spezialtarifs I fallen nach Sinn und Absicht des Tarifs nur die in einfachster Weise aus gewöhnlichem Packpapier hergestellten Hülsen, wie sie in Spinnereien zum Aufwickeln des Garnes ver wendet werden; sie sind teilweise zwecks Erzielung größerer Festig keit auch mit Lack oder Firnis getränkt. Die hier in Rede stehenden Hülsen sind von anderer Beschaffenheit und nach ihrer ganzen äußeren Erscheinung keine Papierware, sondern Pappware. Richtig ist allerdings, daß der Rohstoff nicht eigentliche Pappe, d. h. nicht eine aus nassem Brei hergestellte Masse ist, doch gibt die Stärke und Widerstandsfähigkeit der Hülsen der Ware den Charakter einer Papp wäre. Auch nach dem Zolltarif ist der Artikel als Pappware anzu sehen, da er auf 1 qm Mantelfläche etwa 2300 g wiegt, während nach diesem Tarif das Gewicht eines Quadratmeters 350 g nicht überschreiten darf. Schließlich konnte ein wirtschaftliches Bedürfnis, die Geschoß transporthülsen nach dem Spezialtarif I zu verfrachten, in keiner Weise nachgewiesen werden, weshalb die ständige Tarifkommission der deutschen Eisenbahnen in ihrer letzten Sitzung beschloß, die Geschoßtransporthülsen der allgemeinen Wagenladungsklasse zu überweisen und den Beschluß in Rücksicht darauf, daß zahlreiche derartige Sendungen laufen, für äußerst dringlich zu erklären. Glanzpapier Nach Empfang der in Nr. 69 S. 1351 abgedruckten Antwort schreibt uns der Schachtel-Fabrikant: Wenn nur die Bestätigung der Firma gilt und nicht meine Bestellung, so hat mich doch die Firma getäuscht, daher muß dieser Kauf ungültig sein. Ich habe bei Auftrag gesagt, das Papier ist brauchbar, aber nur wenn es 100 cm breit von der Maschine kommt, sonst kann ich es nicht brauchen. Trotzdem bestätigt mir die Firma ein Papier, von dem sie wußte, daß ich es nicht brauchen kann. Sie hat sich gesagt: was der Mann will, kann ich nicht liefern, aber wir wollen mal probieren und den Auftrag bestätigen, viel leicht merkt er die Falle nicht. Leider ist dies geschehen. Ich be merkte die Steinglätte erst beim Kaschieren, da das Papier den Glanz behält, Glanzpapier aber nicht. Der Fachmann mag es ja sofort sehen. Andere Fabriken, die ich wegen dieses Papiers anfragte, sagten ehrlich: Wir schneiden das Papier von 70 cm-Rollen auf 100 cm. Da weiß ich, woran ich bin. Die Firma hätte unbedingt sagen müssen, 100 cm breit von der Maschine kommend kann sie nicht liefern. Glattes Zeichenpapier rauh machen Wie kann man glattes, satiniertes Zeichenpapier rauh machen ? Gewöhnlich ist Zeichenpapier etwas rauh, ich brauche es jedoch zunächst glatt satiniert und möchte dann die ursprüngliche rauhe Oberfläche durch irgendwelche Behandlung zurück erzielen. 0 E. Wir bitten um Mitteilung von Erfahrungen. Schriftleitnng Kartoffelstärke Die am 26. August stattgehabte außerordentliche General versammlung des Vereins der deutschen Stärke-Interessenten faßte nach eingehender Beratung einstimmig folgenden Beschluß: „Nach dem bisherigen Stand der Dinge ist anzunehmen, daß die deutsche Stärkeindustrie in der neuen Kampagne, unter An lehnung an die Trockenkartoffel-Verwertungs-feesellschaft, berufen sein wird, für die Herstellung von Nahrungsmitteln in ausgiebigstem Mäße tätig zu sein. Die deutsche Stärkeindustrie erachtet es im Interesse rechtzeitiger Vorbereitung für notwendig, bereits jetzt über die Preisgestaltung und über die von der Regierung beabsichtigte Reglung der Erzeugung und des Absatzes der Stärkefabrikate unter- lichtet zu werden. Um die im Vorjahr leider zutage getretene Unter bindung der Erzeugung zu verhindern, erscheint es den Stärke- fabrikanten geboten, bei etwaiger Festsetzung eines Höchst preises auf die Lage des Kartoffel- und Futtermittelmarktes sowie auf die Schwierigkeiten in der Arbeiter- und Materialbeschaffung Rücksicht zu nehmen. Die deutschen Stärkefabrikanten sehen die Möglichkeit einer umfassenden Versorgung ihrer Betriebe mit Rohmaterial lediglich in einem freien Ankauf zu Preisen, die die Landwirte veranlassen, Kartoffeln abzugeben. Angesichts dei Lage des Futtermittelmarktes glauben die deutschen Stärkefabrikanten, daß, selbst bei einer guten Kartoffelernte, die Landwirte zum Ver- sand erst bei einem Preise von 3 M. für den Zentner ab Station geneigt sein werden. Die Fabrikationskosten sind für den Doppel zentner Fabrikat für die nächste Kampagne mindestens mit 10 M. zu veranschlagen, so daß einschließlich der Kosten für Rohstoff sowie Verarbeitung und 1 M. Verdienstaufschlag für den Doppel zentner, 45 M. für Doppelzentner Fabrikat sich stellen wird. Die Versammlung richtet deshalb an den Bundesrat die Bitte, im Interesse der Sicherstellung der für die Volksernährung erforder lichen Lebensmittel sowie im Interesse der Landwirtschaft und unseres Gewerbes, mit tunlichster Beschleunigung den vorstehend berechneten Erzeugungspreis für trockene Kartoffelstärke als Höchstpreis fest zusetzen. Dabei wird vorausgesetzt, daß die bestehende Verpflichtung zur Mitverwendung von Kartoffelfabrikaten für die Brotbereitung bestehen bleibt." Papierbindfaden von Ferd. Emil Jagetiberg, Düsseldorf Da die Rohstoffe für die Herstellung von Bindfaden aus Hanf oder Jute sehr knapp sind, mehrt sich die Nachfrage für Papierbindfaden. Die oben genannte Firma sandte uns ver schiedene Knäuel solcher Bindfaden und Schnüre zur Ansicht. Die Schnüre sind aus Streifen braunen oder weißen, gekreppten dünnen Zellstoffpapiers gedreht und haben 1,5 bis 2,5 mm Dicke. Ihre Reißfestigkeit kann sich zwar mit der von gleichdicken Hanfschnüren nicht messen, genügt jedoch für viele Gebrauchs zwecke, und da ihr Preis entsprechend geringer ist, herrscht für diese Erzeugnisse zurzeit eine sehr lebhafte Nachfrage. Die wenigen Fabriken, welche Papierbindfaden herstellen, können dieser Nachfrage bei weitem nicht genügen. Wir erhalten hierzu von der Firma Ferd. Emil Jagenberg folgende Mitteilung. Auf die Herstellung von Papierbindfaden habe ich mich in der letzten Zeit groß einrichten müssen, weil ich bei den großen Bindfadenfabriken auf Schwierigkeiten gestoßen bin, da diese Firmen nicht den Mut haben, größere Maschinenanlagen für die Verspinnung von Papier zu Bindfaden aufzustellen. Auch Papier- fabrikanten und Händler haben der Sache nicht das nötige Interesse entgegengebracht, und so bin ich heute über alle Maßen beschäftigt, bin aber bereits jetzt in der Lage, täglich rund 1000 kg Papierbind faden herzustellen und im Begriff, diese Einrichtung in wenigen Wochen zu verdreifachen. Weil ich zurzeit für Papierspinnmaschiren für Papiergewebe garn sehr stark beschäftigt bin und alle verfügbaren Arbeitskräfte hierfür gebrauchen muß, auch sehr bedeutende und. wichtige Heeres lieferungen übernommen habe, die sehr genaue und aufmerksame Arbeit erfordern, so ist mir die Herstellung von Papierkordel maschinen für den Verkauf zurzeit nicht mehr möglich. Ich glaube aber einen Weg gefunden zu haben, um Papierschnur in anderer Weise herzustellen und bin mit Versuchen in einer der größten Hanfschnurfabriken Deutschlands beschäftigt. Ferd. Emil Jagenberg Preiserhöhung für Pappschachteln in Dresden. Der Verband der Kartonnagenfabrikanten von Dresden und Umgegend teilt mit, daß die Dresdner Kartonnagenfabrikanten beschlossen haben, sofort einen Aufschlag von 10 — 20 v. H. auf die Verkaufspreise für alle Sorten Kartonnagen eintreten zu lassen, weil die Kartonnagen- Industrie jetzt mit ganz bedeutend höheren Herstellungskosten zu rechnen habe.