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Nr. 53/1915 PAPIER England wird und muß uns kommen, England hat unsere deutsche Industrie so notwendig wie sein tägliches Brot. Verführt durch große Aufträge und — mit wenigen Ausnahmen — glatte und rasche Zahlungen seitens Englands ließen viel deutsche Industrielle sich verleiten, dem englischen Markte Preise einzuräumen, die man auf dem deutschen Markte niemals kannte und in Deutschland gerade zu als verlustbringend bezeichnete. Nicht allein daß man hierdurch England finanzielle Vorteile zuführte, ermöglichte man auch dem englischen Händler, dem deutschen Händler auf dem Weltmärkte die Spitze zu bieten. Daher sollte in Zukunft niemand mit eng lischen Häusern vorteilhafter abschließen als mit deutschen Händlern. Nur so kann der Weltmarkt mit Nutzen für uns dem deutschen Vaterlande zugeführt werden. Gewiß wird England anschließend an seine weitverzweigten, großen Kolonien manches Geschäft einleiten, welches für deutsche Häuser ausgeschlossen ist, aber hier ist der Preis keineswegs ausschlaggebend: England hat zum Bezüge uns Deutsche notwendig und wird und muß an ums herankommen. Wohl haben wir auch mit anderen Ländern in Wettbewerb zu treten, besonders mit Norwegen und Schweden, aber fast nur wo es sich um billige Massenware handelt, also der Preis ausschlaggebend ist. Dann können wir freilich gegen jene Länder nicht ankämpfen, denn sie können dank großen Wasser kräften und billigem Holz Preise einsetzen, denen wir richt folgen können. Wir werden auch fernerhin nach England in englischer Währung verkaufen, weil wir dabei Kursgewinn haben. Bei Einkäufen in England müssen wir aber darauf bestehen, daß uns die Preise in Mark-Währung gestellt werden. Bei Verkäufen nach andern Ländern aber setze man die Preise, wenn nicht in deutscher Währung, in der jeweiligen Landes-Währung ein und vermeide unter allen Umständen Preisangabe in englischer Währung, was vor Ausbruch des Krieges leider vielfach geschehen war. Wie im Verkauf werden wir auch im Einkauf englische Ver bindungen nicht umgehen können, doch sollten wir uns hüten, Waren, die wir in Deutschland ebensogut kaufen können, aus England zu beziehen. In dieser Beziehung ist sowohl in unserer als in der Textil industrie viel gesündigt worden: deutsche Waren wurden nach England versandt und als englische Ware wieder nach Deutschland eingeführt! Der Zwang des Aufdrucks „Made in Germany" hat diesem Unfug vielfach gesteuert und in Uebersee-Ländern deutscher Ware den Vorrang verschafft. Um deutschem Handel und deutschem Gewerbefleiß gebührende Stellung im Ausfuhrhandel zu verschaffen, muß dahin gestrebt werden, England als Bankier auszuschalten. Bisher erfolgten fast alle Zahlungen und Ueberweisungen der Ueberseeländer durch Londoner Bankhäuser. Hier heißt es vor allem „Los von London!" Es wird Zeit und Geld notwendig sein, diesen englischen Zwischen handel auszuschalten. Vor allem müssen unsere Großbanken in den Ländern, wohin sich deutscher Handel ausdehnt, Zweiganstalten errichten und die Zahlungen vermitteln. Unsere überseeische Presse muß privat wie staatlich unterstützt werden. Durch alldies wird der Gewinn, den bisher der englische Zwischenhandel einheimste, unserm Vaterland zugute kommen. Ferner müssen wir unsere Versicherungs-Gesellschaften unter stützen. Bei Ausbruch des Krieges waren gewaltige Summen in englischen Versicherungs-Gesellschaften angelegt. In Zukunft sollte bei jeder Versicherung den deutschen Versicherungsgesell schaften die Bedingung auferlegt werden, keine Rückversicherung bei englischen Gesellschaften zu decken. Bis zum Ausbruch des Krieges enthielten Transport- und Kriegsversicheiungsverträge auch mit deutschen Gesellschaften die Bestimmung, daß zur Festsetzung der Schadenansprüche Lloyd- Agenten heranzuziehen sind. Diese Bestimmung muß fallen, denn englische Agenten dürfen keinen Einblick in unsere geschäftlichen Beziehungen bekommen. Schadenersatzansprüche sollen durch beiderseitig zu ernennende Sachverständige geregelt werden. Deutsche Waren sollten womöglich mit deutschen Schiffen unter deutscher Flagge dem Markte zugeführt werden. Hier müßten der Staat als Eisenbahnbesitzer sowie die Reedereien helfend ein greifen. Eisenbahnfracht und Seefracht müßten so gestaltet werden, daß sie zusammen sich nicht höher stellen als die Verladung auf außerdeutschen Schiffen. Auch hier soll bei Frankolieferung nur deutsche Reichswährung zugrunde gelegt werden und bei Lieferung ab deutschen Häfen, wenn nicht deutsche, so die Währung des Bestimmungsortes. Die Angabe der Frachtkosten in englischer Währung muß wegfallen. R. E. Verein kanadischer Papiertechniker. Dem Beispiele des Vereins amerikanischer Papier- und Papierstoff-Fabrikanten folgend, hat auch die kanadische Papier- und Papierstoff-Vereinigung eine technische Abteilung gegründet, die für den 19. Juni zu ihrer ersten Sitzung in Montreal eingeladen hat. Die Versammlung wird im Chemiegebäude der Mc. Gill-Universität in Montreal stattfinden, und die Mitglieder werden dann die von der Regierung neu er richteten Laboratorien für Waldprodukte auf der Universität be sichtigen. ZEITUNG 1061 Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Auszüge aus der Literatur der Zellstoff- und Papierfabrikation (Mechanischer Teil) Verfaßt von Ingenieur Alfred Lutz, Seehof, Post Teltow 1911 5. Papiermaschinen, Papierbildung Fortsetzung zu Nr. 52 S. 1044 St., Die Führung des Papiers in der Papiermaschine. W.-B. 42, 4848 (1911). Verfasser schlägt vor, das Sieb hinter der unteren Gautsch walze noch um eine weitere Walze zu führen und ein Druckluft rohr unter dem Sieb anzubringen, welches die Abnahme des Blattes vom Sieb erleichtert. Die Führung in die Steigepresse soll ver einfacht werden, indem man den zweiten Preßfilz mit dem Steig filz bis vor den Einlauf der dritten Presse hoch führt. Ob das Zu sammenlaufen des zweiten und dritten Preßfilzes möglich ist, müßte durch Versuche festgestellt werden. Durch Uebereinandergreifen des unteren und oberen Trockenfilzes will Verfasser die selbsttätige Führung von einem Trockenzylinder zum andern ermöglichen. Für das Satinierwerk schlägt er Bandführung vor. R-r., Rationelle Zellstofftrocknung. P.-F. 9, 96 (1911). Es kommt vor allem auf gleichmäßig starke Schichtbildung auf dem Sieb an. Dünne Sellen werden sonst übertrocknet, was dem Stoffe schadet, außerdem verursacht ungleichmäßige Schicht bildung (Stoffnester) erhöhte Dampfkosten. Gut bewährt hat sich das auf Quirlwirkung beruhende DRP 226400 (P.-F. 8, 1018, 1910). James Nuttall in Bury, Grafsch. Lancaster, Engi., Vorrichtung zum Einfuhren von Dampf und Ableiten von Abdampf und Kondens- wasser für rotierende Trockenzylinder. DRP 234116, Kl. 55 d. W.-B. 42, 1818, P.-Z. 36, 1400 (1911 . Ein durch den Zapfen nach außen gehendes Rohr endigt in einer hohlen Kugel, die mit Oeffnungen für Ein- und Auslaß des Dampfes versehen ist. Die Kugel dreht sich innerhalb zweier fest stehender Schalen, von denen die eine mit der Zuleitung, die andere mit der Ableitung verbunden ist. James Nuttall in Bury, Lancaster, Engi., Vorrichtung zum Ein führen von Dampf und Ableiten von Abdampf und Kondenswasser für rotierende Trockenzylinder. DRP 234819, Kl. 55 d. W.-B. 42, 2395, P.-Z. 36, 1660, P.-F. 9, 701 (1911). Die Auslaßöffnung erstreckt sich nur auf einen kurzen Teil in dem Umfang der Kugel, so daß eine Verbindung zwischen dem Innern des Zylinders und dem Auslaßrohr nur während eines Teiles jeder Zylinderumdrehung hergestellt wird. Es soll auf diese Weise das Austreten von Dampf verhindert werden. C. N., Teilschaber an Trockenzylindern. P.-F. 9, 72 (1911). Um Rosten der Seitenflächen von nackten Zylindern zu ver meiden, werden an der vorderen und hinteren Stuhlung Teilschaber angebracht, die durch Federdruck fest gegen den Zylinder gedrückt werden und nur periodisch arbeiten. Rheinische Dampfkessel- und Maschinenfabrik Büttner, G. m. b. H., Uerdingen a. Rh., Walzentrockner mit Vorschubvorrichtung für Abschabemesser aus dünnem Stahl. DRP 228688, Kl. 82 a. W.-B. 42, 483 (1911). Das zwischen zwei Backen geführte Schabermesser aus Uhr federstahl wird durch eine mit Widerlagerkerbe versehene Leiste gestützt, die durch mehrere, mittels Klinkwerke bewegte Druck stangen vorwärts schiebbar ist, zum Nachstellen der Klinge gegen die Walze. Nachteile kurzer Trockenfilze. P.-F. 9, 633 (1911). Bei einer Seidenpapiermaschine war der Einleitzylinder für sich mit einem kurzen Trockenfilz umgeben. Häufiges Verlaufen und schnelle Abnützung waren die Folgen. Ersatz durch ein drilliertes Sieb bewährte sich nicht, dagegen wurde vorteilhaft mit nacktem Zylinder und einer Andruckwalze gearbeitet, die nach erfolgtem Aufführen außer Betrieb gesetzt wurde. Dr. Sigmund v. Papff in Aachen, Vorrichtung zum Trocknen von Tapeten und anderen Stoffbahnen. DRP 233379, Kl. 8. P.-Z. 36, 1286 (1911). Die Papierbahn wird in einem dachförmigen Kasten über Heiz rohre erst schräg nach oben und dann wieder abwärts geführt. An der höchsten Stelle befindet sich ein Abzugsrohr für die feuchte Luft. W., Kühlwalze der Feinpapiermaschine. P.-Z. 36, 598 (1911). Ein hinter den Glättwerken angebrachter, elektrolytisch ver kupferter Kühlzylinder wird im Betrieb immer wieder schwarz und gibt dann an das Papier Schmutz ab. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes wird empfohlen, beim Kochen der Harzseife die Soda sorgfältig zu sieben, desgleichen die Füllstoffe und die schwefel saure Tonerde. Für letztere sollen Siebe nicht unter Nr. 200 ver wendet werden, weil die feinsten Absonderungen der schwefel sauren Tonerde Schwarzwerden des Kühlzylinders verursachen. Im übrigen wird der -Kühlzylinder nur schmutzig, wenn er andere Geschwindigkeit hat als die Papierbahn.