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4 PAPIER-ZEITUNG Nr. 1/1915 Feldbrief eines Papierfabrik-Vertreters Aus Flandern Als Berufsgenosse möchte ich mir gestatten, der Schriftleitung aus dem Felde ein Lebenszeichen und gleichzeitig einen kleinen Ausschnitt aus meinen bisherigen Erlebnissen zu geben. Beim Ersatz bataillon . . in Kottbus eingezogen, wurden wir bald nach Frank reich verladen und sollten in die Schlacht bei Metz eingreifen. Wir kamen aber nicht dazu, da die tapferen Bayern schon die ganze Arbeit allein gemacht hatten, bevor wir (in einem recht langen Eil marsch) an Ort und Stelle eintrafen. Wir überschritten dann die französische Grenze und bekamen unsere Feuertaufe bei Lunville- Dombasle, wo unser Bataillon starke Verluste hatte. Dann lagen wir etwa 8 Tage im Walde von Champenone (vor Nancy). Das war eine furchtbare Zeit. Wir mußten während der ganzen 8 Tage — noch dazu bei fürchterlichem Wetter — im schärfsten Artilleriefeuer stilliegen, ohne selbst vorgehen zu können, aber im aufregendsten Wachdienst, da der Feind von seiner sicheren Stellung aus ständig Vorstöße unternahm. Wir atmeten auf (was uns keiner verdenken kann), als wir abgelöst wurden. Nach einigen kleineren Gefechten wurden wir (zu unserer Ueberraschung) nach Belgien verladen und zwar über Namur bis kurz vor Brüssel. Um diese Stadt marschierten wir (leider) herum, ohne sie zu betreten, und nun begann die Belagerung von Antwerpen mit ihren unzähligen Gefechten. Als diese starke Festung nach so kurzer Zeit gefallen war, begaben wir uns auf die Verfolgung des aus dieser Stadt entwichenen Feindes. Da gab es nichts zu lachen. Die Marschanstrengungen waren enorm: über Gent, Brügge, dann an der Küste entlang nach Ostende, wo wir leider nur einen Tag bleiben durften. Nirgends stellte sich uns der Gegner. Dann aber hatte er anscheinend die Stellung erreicht, die ihm günstig erschien, nämlich vor Nieuport und weiter südlich. Wir kämpften bei Scherbake, Langemarke, und zuletzt habe ich den Sturm bei Dix- muiden mitgemacht. Jetzt ist unserem Vorwärtsgehen ein hoffentlich nicht lange dauerndes Halt geboten durch die Ueberschwemmung in dieser Gegend. Augenblicklich halten wir die Stellungen am Kanal und haben einen regelmäßigen Dienst: 48 Stunden ganz vom im Schützengraben, 48 Stunden Alarmquartier, 48 Stunden Ruhe. Dieser Dienst ist ganz erträglich, aber wir wünschen doch, daß es bald wieder vorwärtsgeht, damit ein glücklicher Friede erkämpft wird, und man wieder seiner friedlichen Tätigkeit nachgehen kann. Ich habe also, wie Sie sehen, schon genügend mitgemacht. Und wenn mich auch Geschosse jeder Art recht dicht umflogen oder viele neben mir einschlugen (eine Gewehrkugel .ging mir durch Brotbeutel, Taschenlampe, Feldflasche), so habe ich doch bisher — unberufen — noch heile Knochen! Ich knüpfe an diese Schilderungen eine Bitte: ich habe bisher regelmäßig zu Neujahr jedem meiner Geschäftsfreunde eine Gra tulationskarte geschickt, das ist mir diesmal erklärlicherweise ganz unmöglich. Daher frage ich ergebenst an, ob Sie die Güte haben würden, eine entsprechende kleine Notiz in Ihrem geschätzten Blatte zu bringen. Ich wäre Ihnen außerordentlich verbunden dafür. Mit besten Kriegsgrüßen bin ich Ihr sehr ergebener Hermann Michaelis, Vertreter von Papierfabriken in Berlin W 50. Wechselprotest durch die Post Nachdem der Bundesrat durch Bekanntmachung vom 17. De zember die Protestfrist für Wechsel, die in Elsaß-Lothringen, in der Provinz Ostpreußen oder in einzelnen Kreisen Westpreußens zahlbar sind, sowie für solche im Stadtkreise Danzig zahlbaren gezogenen Wechsel, die als Wohnort des Bezogenen einen in Ostpreußen oder in einem der beteiligten westpreußischen Kreise liegenden Ort an geben, anderweit festgesetzt hat, ist die Postordnung vom 20. März 1900 entsprechend geändert worden. Postprotestaufträge mit Wechseln der bezeichneten Art werden in Fällen, in denen der Auftraggeber nicht auf der Rückseite des Auftrags anders bestimmt hat und der Protest nicht wegen ausdrücklicher Zahlungs-Ver weigerung oder aus anderen Gründen schon nach der ersten Vor zeigung zu erheben ist, erst an folgenden Tagen nochmals zur Zahlung vorgezeigt: a) wenn der Zahlungstag des Wechsels in der Zeit vom 30. Juli bis einschließlich 1. September 1914 eingetreten ist, am 1. Februar 1915; b) wenn der Zahlungstag des Wechsels in der Zeit vom 2. Sep tember bis einschließlich 31. Dezember 1914 eingetreten ist, fünf Monate nach dem Zahlungstage; c) wenn der Zahlungstag des Wechsels in der Zeit vom 1. Januar bis einschließlich 29. April 1915 eintritt, am 31. Mai 1915; d) wenn der Zahlungstag des Wechsels am 30. April 1915 oder später eintritt, am dreißigsten Tage nach Ablauf der Protestfrist des Art. 41 Abs. 2 der Wechselordnung. Als Zahlungstag gilt der Fälligkeitstag, wenn dieser ein Sonn oder Feiertag ist, der nächste Werktag. Fällt der Schlußtag der Frist zur Vorzeigung des Wechsels auf einen Sonn- oder Feiertag, so tritt der nächste Werktag an seine Stelle. Einfluß des Krieges auf die russische Industrie Das russische Handelsministerium hat für die Zeit vom 20. Juli (Beginn des Krieges) bis zum 1. September 1914 (a. St.) eine Statistik veröffentlicht, die Auskunft gibt über den Einfluß des Krieges auf die russische Industrie, wobei das Königreich Polen nicht in Betracht gezogen worden ist. Von den 909 Papier- und Papierwarenfabriken mit 68 402 Arbeitern haben 143 Fabriken mit 17 929 Arbeitern ihre Arbeits stunden verkürzt. Ursache war Mangel an Aufträgen. Ausfuhr nach Spanien. Nach zuverlässigen Nachrichten macht sich in Spanien der Mangel einer kräftigen deutschen Werbearbeit geltend. Obgleich die Stimmung Deutschland günstig ist, läßt die Bearbeitung des spanischen Marktes durch deutsche Firmen sehr zu wünschen übrig. Es besteht Nachfrage u. a. nach Zeitungs papier. Der beste Ausfuhrweg ist der über Genua. Von Genua gehen spanische Dampfer nach allen größeren Plätzen der spanischen Ostküste. (, .Mitteilungen des Kriegsausschusses der deutschen Industrie) Keine Aufhebung des Zolles auf Kartoffelmehl. Die ,,Nord deutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt unter der Ueberschrift: Vergebliche Spekulation auf Aufhebung von Zöllen, namentlich auf Aufhebung des Kartoffelmehlzolles: Obwohl in dem Morgenblatt der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ vom 5. Dezember 1914 bereits darauf hingewiesen ist, daß alle Anträge auf Ergänzung des Verzeichnisses der bis auf weiteres zollfreien Waren abgelehnt werden mußten und solche Anträge sowie Anträge auf Zollerlaß im Einzelfalle völlig aussichtslos sind, entstehen immer wieder Gerüchte, daß für einzelne Waren eine Zollaufhebung in Aussicht stehen solle. Solche Gerüchte geben dann Anlaß zu Spekulations käufen im Ausland und führen zu schweren Enttäuschungen der betroffenen Händler, die bei der Einfuhr der Waren zur Zollzahlung angehalten werden und sich vergeblich um Zollerlaß bemühen. So haben jetzt mehrfach Händler die Aufhebung des Zolles auf Kartoffel mehl beantragt und in der Hoffnung auf eine Aufhebung des Zolles spekulative Einkäufe im Ausland gemacht. Die Hoffnung auf Auf hebung des Zolles auf Kartoffelmehl ist unbegründet, und es be steht nicht die Absicht, die fehlgeschlagenen Spekulationen durch Gewährung eines Zollerlasses zu unterstützen. Papierstoffmarkt Stockholm, 23. Dezember 1914 Holzschliff. Der Markt bleibt lustlos und ohne Umsatz. In folge der durch den Wassermangel verursachten Einschränkung der Erzeugung haben jedoch die Schleifereien in Mittel- und Süd schweden für Lieferung in der nächsten Zeit nur ganz unbedeutende Mengen unverkauft. Die Preise sind für feuchten Schliff 34 bis 35 Kr. fob Göteborg, 31 bis 33 Kr. fob Hafen der Bottnischen Bucht einschließlich der gewöhnlichen Vertreterprovision, für trockenen 80 bis 85 Kr. Zellstoff. Auch dieser Markt zeigt wenig Lebhaftigkeit, und der Absatz beschränkt sich auf kleine Posten für sofortige Lieferung. Mehrere große französische Papierfabriken sind jetzt, wie wir er fahren, in starker Verlegenheit um Sulfitstoff, aber die wichtigsten französischen Einfuhrhäfen für Papierstoff sind von den fran zösischen Militärbehörden für die Beförderung von Kriegsbedarf in Beschlag genommen worden, so daß es gegenwärtig nahezu un möglich ist, größere Posten nach Frankreich zu verschiffen. bg. („,Affärsvärlden") New York, 2. Dezember 1914 Holzschliff. Die Holzschleifer verladen den Schliff, sowie sie ihn erzeugen, denn die Nachfrage für frischen Schliff ist zu guten Preisen recht lebhaft. Der Markt festigt sich dank dem kalten Wetter, das in den Holzschleifereigebieten herrscht und die Erzeugung einschränkt. Die heutigen Papierpreise erlauben allerdings nicht, den Holzschliff höher als zu den heutigen Preisen zu bezahlen. Sulfitstoff. Für ungebleichte Ware ist die Nachfrage mäßig. In letzter Zeit kam reichlich Ware aus Europa, besonders aus Skandinavien, so daß die Fabriken hier reichlichen Winterbedarf aufgestapelt haben. Die Preise sind schwach, immerhin hoffen die Einfuhrhäuser auf Preissteigerung innerhalb der nächsten zwei Monate. Die Hersteller von gebleichtem Sulfitstoff haben nur geringe Ueberschüsse, die sie nach Amerika zu guten Preisen ver kaufen möchten, bevor die Schiffahrt geschlossen wird. Die Preise für einheimische Ware sind schwach, weil die Papierfabrikanten keine Kauflust zeigen. Die Preise schwanken zwischen 2,85 und 3 Cent das englische Pfund ab einheimischem Hafen für beste Ware und 2,75 bis 2,85 für Ware zweiter Güte. Die Nachfrage für Kraftstoff ist ruhig, aber die Preise für zu künftige Lieferung sind recht fest. Der Preis von sofort lieferbarem Kraftstoff ist 2,05 bis 2,10 Cent das englische Pfund. Für Sulfatstoff ist die Nachfrage schwach, ebenso die Preise. Einige einheimische Hersteller von Natronstoff haben ihre Betriebe aus diesem Umstande geschlossen.