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Die über Kopenhagen verbreitete angeblich vom russischen Kriegsministe^stammende Nachricht, daß in Rußland 1140 Offiziere und 134,700 Mann deutsche Kriegsgefangene sich befinden, ist irreführend. Die Russen zählen in die Gesamtzahl alle Zivilgefangenen hinein, die zu Kriegszwecken zurückgehalten und interniert sind. Die Kriegsgefangenen sind auf allerhöchstens 15 Prozent der angegebenen Summe zu veranschlagen. Hierbei ist zu beachten, daß ein großer Teil auch dieser Gefangenen verwundet in die Hände der Russen gefallen ist. Oberste Heeresleitung. (W. T.-B.) (Amtlich) Großes Hauptguartier, 1. Januar, Bormittags. Westlicher Kriegsschauplatz: Bei Nieuport ereignete sich nichts Wesentliches. Bon einer Wiedereumahme des durch feindliches Artilleriefeuer vollkommen zusammengeschofsenen Gehöftes St. Georges wurde mit Rücksicht auf den dort befindlichen hohen Wasserstand abgesehen. - Oestlich Bethune südlich des Kanals entrissen wir den Engländern einen Schützengraben. In den Argonnen kamen unsere Angriffe weiter vorwärts. Wieder fielen 400 Gefangene, 6 Maschinengewehre, 4 Minenwerfer und zahlreiche andere Waffen und Munition in unsere Hände. Ein nordwestlich St. Mihiel bei La Haymeir liegendes französisches Lager schossen wir in Brand. Angriffe bei Flirey nnd westlich Sennheim, die sich gestern wiederholten, wurden sämtlich abgeschlagen. Oestlicher Kriegsschauplatz: An der ostpreußischen Grenze und in Polen blieb die Lage unverändert. Starke Nebel verhindern Operationen. Aus dem Großen Hauptquartier erfahren ' insgesamt 2950 unverwundcte Gefangene, 21 Masch: Zwischen dem Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Franz Josef wurden herzliche Ne ijahrswüusche ansgetauscht. Ein Sohn des Reichskanzlers fand in Rassisch.Poleu den Heldentod Bei Koblenz wurde ein französischer Lenkballon heruntergeholt. Das Heer der Kriegsgefangenen geht ins nennte Hunderttauseud. In der Nordsee wütete in der Nacht zum Donnerstag ein heftiger Sturm. Die Deutschen Haden die Rawka überschritte». Auch Kaiser Franz Josef hat einen Armee- und Flottenbefehl erlassen. Zwischen russischen Wasserflugzeugen «ud dem Kreuzer „Midilli" sand ein Kamps statt Der französische Hilferuf an Japan ist der ärgste Zu. fammenbruch für Frankreich. Serbien will an Bulgarien keine Gebietsabtretung gewähren. Feldmarschall v. d. Goltz hat sich nach dem kankafi. scheu Kriegsschauplatz begebe«. Im Kanal sank gefter i das englische Linienschiff „Formidable". Die englisch-französische Flotte im Aegäischen Meer blokiert den bulgarischen Hafen Dedeatatsch Die Serben brachen in Syrmien ein, wurden aber unter schweren Verlusten zurückgcworfen. Rumänien verweigert für Serbien die Hilfe. Die Engländer haben die Walfischbay wieder besetzt. »Waldenburg, 2 Januar 1915. Am Jahresschlüsse hat die Regierung der Vereinig ten Staaten von Nordamerika eine energische Note an England gerichtet, in der sie ans baldige Verbesse rung der Behandlung des amerikanischen Handels durch die britische Flotte besteht und warnend darauf hinweist, daß eine große Empfindlichkeit in Amerika Lurch das „ungerechtfertigte Eingreifen" in den legiti men Handel erzeugt worden sei. Die Regierung sehe sich genötigt, endgültige Mitteilungen über Englands Haltung zu erbitten, um Maßregeln zum Schutze der Rechte der amerikanischen Bürger zu ergreifen. Die Note führt zahlreiche besondere Fälle von Anhaltung und Beschlagnahme der Ladungen an und erklärt, die Vorstellungen seien in freundschaftlichem Geiste ge macht, aber die Vereinigten Staaten erachteten es für das beste, eine offene Sprache zu führen. Die Note ist praktisch für alle Ententemächte bestimmt. In der Note wird gesagt, daß, obwohl die Expor teure sich nach den Wünschen der britischen Regierung richteten, keine Verbesserung der Lage der neutralen Schiffahrt im Vergleich mit dem Beginn des Krieges eingetreten sei. Die Note spricht die Hoffnung aus, daß England einsehen werde, welch ernste Bedeutung Lie fortdauernde Einmischung für die neutrale Schiff fahrt habe. Die Note legt dar, daß Nahrungsmittel bedingte Konterbande seien, da sie sowohl für die bürgerliche Bevölkerung wie für die Armee bestimmt seien. Ueber das Anhalten von Schiffen auf See sagt die Regierung, daß sie das Durchsuchungsrecht krieg führender Staaten anerkenne, aber der Beweis für die Bestimmung der Ladung für eine feindliche Na tion müsse während der Durchsuchung geführt werden. Die Regierung protestiert gegen das Aufbringen neu traler Schiffe nur arrf den Verdacht hin. Die Note betont, daß es die Pflicht der kriegführenden Mächte fei, den neutralen Handel zu beschützen, und beschul digt England, die skandinavischen Kupferladungen an ders zu behandeln als die amerikanischen. Die ame rikanischen Ladungen nach Italien würden angehaften, während die sür Skandinavien bestimmten unbelästigt blieben. Der amerikanische Protest gegen die englische Will kürherrschaft zur See hat in London wie eine Bombe eingeschlagen. Sie macht mit einem Schlage der eng lischen Taktik des Ausweichens und Verschleppens ein Ende, indem sie alle Klagen und Forderungen zusam menfaßt, die seit Ausbruch des Krieges durch die Diplomatie und Presse Amerikas gegenüber der briti schen Seepolizei zum Ausdruck gekommen sind, und dadurch der öffentlichen Meinung in England zu kla- rem Bewußtsein bringt, daß die Vettern an der an- vir: Die im Dezember von unseren in den Argon ne' nengewchre, 14 Minenwerfer, 2 Revolverkanonen und deren Seite des Ozeans in dieser Frage keinen Spaß verstehen und unter keinen Umstände nachgeben wollen. Der Widerhall der englischen Presse beweist auch, daß man sich in Washington wegen des Ausganges dieses Bruderzwistes keiner Sorge hinzugeben braucht; das Gefühl der weltpolitischen Abhängigkeit von dem Wohl wollen der nord amerikanischen Union, die seit vielen Jahren eine immer wachsende Anziehungskraft auf Kanada und Australien ausübt, ist in London noch stärker als der Wunsch, Deutschland und Oesterreich- Ungarn möglichst rasch durch Hunger und Mangel an Rohstoffen mürbe zu bekommen. So selbstbewußt und bestimmt der Ton in Wilsons Note ist, so kleinlaut und zaghaft ist der Ton, worin die englischen Zeitun gen den Standpunkt ihres Landes verteidigen. Statt mit Gegenforderungen zu antworten, verlegt man sich aus ein Betteln um Einsicht und Nachsicht. Den Ame rikanern, meint man, sei es Wohl schwer, zu verstehen, daß England gezwungen sei, weitreichende Maßregeln zu ergreifen, da Amerika niemals in ähnlicher Lage gewesen sei. „Daily Chronicle" giebt den deutsch feindlichen Elementen im amerikanischen Kongreß die Schuld an dem Zustandekommen der Note und meint, die Amerikaner sollten doch einsehen, daß bei diesem Kampfe auf Leben und Tod England sich das Recht wahren müsse, die Taktik der von Deutschland einge führten neuen Art der Seekriegführung zu vereiteln. „Morningpost" fragt, wie sich die Amerikaner eigent lich die weitere Kriegführung auf englischer Seite vor stellen: „Ist es ihnen nicht klar, daß die Engländer die See beherrschen müssen, wenn sie diesen Krieg gewinnen wollen?" Die allgemeine Meinung geht aber dahin, daß ein Modus gefunden werden müsse, um die Union zufriedenzustellen, damit ein Streit zwischen den beiden englisch sprechenden Nationen ver mieden werde. „Daily News" sehen in den Charak teren von Grey und Wilson die sicherste Bürgschaft, daß nichts versäumt werden würde, um die Reibung so klein wie möglich zu machen. Wenn beide Regie rungen gleicherweise entschlossen seien, gerecht gegen einander zu sein, so könne das Suchen nach einer billigen Regelung nicht lange dauern. Zum Unglück für die Engländer verfügen ihre amerikanischen Vettern über einen noch gesünderen und robusteren Egoismus als sie selbst. Ihre heuchlerische Sentimentalität wird darum bei diesen jeden Eindruck verfehlen. Noch hat man in London gar nicht Zeit gehabt, sich von dem Erstaunen über die Note Wil sons zu erholen und schon werden ganz neue ameri kanische Klagen laut. Mindestens ein Dutzend briti sche Kriegsschiffe patrouillieren den Atlantischen Ozean zwischen New-Nork und dem Panamakanal. Die Ame-t rikaner behaupten nun, daß diese Kriegsschiffe es durch die große Wellenlänge ihrer starken Funkenapparate den amerikanischen Handelsschiffen mit ihren viel schwä cheren Apparaten fast unmöglich machten, Funkendepe schen auszusenden, zumal sich die Führer der Kriegs schiffe einfach über die von der Washingtoner Regie rung getroffenen Vorschriften über den Funkendienst hinwegsetzten und keinerlei Rücksicht auf die amerika nische Handelsschiffahrt nähmen. Diese würde so ver hindert, ihre notwendigsten Handelsdepeschen zu ver senden oder von ihren Reedern Instruktionen zu emp fangen. Der Gegensatz zwischen Amerika und England in allen diesen Fragen ist der Gegensatz zwischen dem größten Weltlieferanten von Lebensmitteln und Roh stoffen, als der wichtigste Ausfuhrartikel moderner Industriestaaten, und dem größten und mächtigsten Verfrachter im Seeverkehr. In diesen Kriegszeilen kommt hinzu noch die Bedeutung Amerikas als Be zugsquelle für Heereslieferungcn. Der Bedarf an Lebensmitteln, Kleidung und militärischen Ausrüstungs gegenständen in Europa stellt ein Geschäft von nahezu 300 Millionen wöchentlich für Nordamerika dar und die amerikanischen Exporteure sind der Ansicht, daß dieses Geschäft leicht verdoppelt werden könnte, wenn Großbritannien eine „Wender ungerechte" Haltung einnähme. Man ersieht daraus, daß die amerikant- schen Begriffe von dem, was in Bezug auf wirkliiche oder vermeintliche Konterbande „gerecht" ist, dem eng lischen schnurstracks widersprechen. In dem Matze Oberste Heeresleitung. (W. T B.) t kämpfenden Truppen gemachte Kriegsbeute beträgt 1 Bronzemörser. aber, wie die amerikanische Gerechtigkeit über die eng lische triumphiert, verflüchtigt sich natürlich die eng lische Seeherrschast zu einer Schattenherrschaft. Politische Nundschau. Deutsches Reich. Zwischen dem Kaiser und dem König L u d- w i g von Bayern hat aus Anlaß des Jahreswechsels ein herzlicher Depeschenwechsel stattgefunden. Herzliche Neujahrswünsche tauschten auch Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph mit einander aus. Reichskanzler von Bethmann Hollweg, der bekanntlich erst im Mai seine Gattin verlor, ist von neuem in schwere Trauer versetzt. Sein ältester Sohn hat in Russisch-Polen den Soldalentod erlitten. August Friedrich von Bethmann Hollweg stand im 25. Lebensjahre; er war als Vizewachtmei ster bei den Breslauer Leibkürassieren ins Feld gezo gen und war inzwischen zum Leutnant der Reserve befördert worden. Der junge Kürassierleutnant wurde schon seit Wochen vermißt; man nahm zunächst an, er ei verwundet in die Hände der Russen gefallen. Herr v. Bethmann Hollweg war nämlich auf einem Pa trouillenritt vom Pferde geschossen worden, seine Be gleitmannschaft sah ihn wohl stürzen, mußte ihn aber in den Händen der Russen lassen, da diese sich mit großer Ucbermacht auf die wenigen deutschen Reiter kürzten, und konnte daher auch keine genaue Auskunft iber das Geschick des Kanzlersohnes geben. Erst jetzt wurde einwandfrei festgcstellt, daß dieser tot sei und zwar allem Anscheine nach sofort getötet worden war. Das gesamte deutsche Volk wird dem so hart bettof fenen Lenker seiner Politik herzliche Anteilnahme ent- gegenbringen. Reichskanzler v. Bethmann Hollweg ist nicht der Mann, der sich vom Schicksal beugen läßt. Er wird auch diesen herben Verlust mit Kraft und Selbstüberwindung zu ertragen wissen. Der Generalleutnant z. D. L i tz m a n n, der bis herige Kommandeur der 3. Garde-Jnfanterie-Division. der sich und seinen Truppen mit dem Durchbruch in Polen den Ruhm einer der schönsten Waffentaten des Feldzuges verdiente, wurde unter Beförderung zum General der Infanterie zum Führer eines Reserve korps ernannt. Durch den Bericht des Botschafters der Vereinigten Staaten an das deutsche auswärtige Amt hat sich er geben, daß der Aufruhr in dem Konzentra, tionslager auf der Insel Man seinerzeit seinen Grund darin hatte, daß den Gefangenen würmerhal- tige Kartoffeln geliefert wurden. Die englische Flotte, die in den letzten Kämpfen W e ft e n d e fast vollständig zusammenschob, wirkte auch im Kampfe gegen Zeebrügge mit, wobei sie besonders den Leuchtturm beschoß. Die Beschäftigung von Handlungs gehilfen, die durch den Krieg stellungslos geworden sind, bei den Behörden, im Kanzleidienst usw. wird durch Ministererlaß den Gemeinden und staatlichen Behörden nahegelegt. Freiwillige Helfer, pensionierte Beamte und ähnliche in ihrem Nahrungsstand ge sicherte Personen müssen zugunsten der Bedürftigen aus ihren provisorisch eingenommenen Aemtern aus scheiden. Im Interesse der Ernährung der belgischen Zivil bevölkerung hat die deutsche Verwaltung bis auf weiteres die auf ausländischem Mehl, das vom Komitee de Secours et d'Alimentation zuge führt wird, liegenden Zölle aufgehoben. Oesterreich-U«gar«. Kaiser Franz Josef hat nachstehenden Armee- und Flottenbefehl erlassen: „Seit fünf Monaten des scheidenden Jahres steht die Monarchie in dem ihr und ihrem treuen Ver bündeten aufgrzwungenen Krieg gegen zahlreiche mächtige Feinde. Iw Rückblick auf die beharrliche Ausdauer, die KampfeSfreudig- kcit und die todesmutige Tapferkeit meines Heeres und der Flotte gewinnt der Ausblick in das neu: Kriegsjahr die er hebende Zuversicht, daß Oesterreich Ungarns Kriegsleute zu Lande und zur See auch die schwersten Proben, die der Krieg ihren militärischen Tugenden auferlegen mag, mit Ehren be stehen werden zum Wohle des Vaterlandes. In wehmutvoller Dankbarkeit gedenke ich der vielen, die auf blutiger Wahlstatt