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— Nr. 42. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de» folgenden TaaeS) zur Versendung gelangende „Sächsische Limves-Auzeigcr" mit täglich einem besonderen Unter- haltunarblatte und mit dem Extrabeiblatt Luftige» Bilderbuch kostet bei den Aurgabe- stellen monatlich 70 Pfa., bei den Post-Anst. 75 Pf. (1888er ZtgS.-PreiSliste Nr. S03b.) ommer-Eisenbahn^ahrulanheft für Sachsen. Winter-Eisenbahnfahrplanheft für Sachsen. Jllustr. Kalender des Sächsischen Landboten. JllustrirteS Jahresbuch deSLandes-AnzeigerS. Sächsischer Mit täglich einem besondere» U»terh,»tnngsd1„tt: Faiisks-Kiskisjer mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Uirparteiiscke tägliche Zeitung für Sachsen «nd Thüringen. Sonntag, 19. Februar 1888. BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertiondbetrag (in Briefmarken) beifügen (ie 8 Silben Corpiisschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahnie nur bis Vormittag. MM Me. Bllchdrulkerei, Cliemiiitz. Theatersiraße S (Fernsprechstelle Nr. I3S). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. i Kleine Botschaft — 2 Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 5. Illnstrirtes Unterhaltnngsblatt — 6 Sonntagsblatt — Crtra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten Vom 17. Februar. Zabern. Jäger Kaufmann-, bekannt durch die Grenzaffaire von Vexaincourt, ist von, Kriegsgericht freigesprochcn worden. Wien. Das Ausbleiben russischer Vorschläge wird offiziös wiederholt besprochen, anscheinend, um die Sache warm zu halten. Schuwalow überbrachle nur die Mittheilung des guten Eindrucks, den Bismarck's Rede in Petersburg gemacht. — Auch der vatikanische Berichterstatter der „Polit. Corr." stellt nun fest, daß Verhandlungen zwischen dem Vatikan und der russischen Regierung stattfinden in Betreff der Anbahnung eines moäus vivonäi für die russischen Ka tholiken. Neben anderen Gründen hätten in Petersburg bestimmend gewirkt die Rathschläge einer befreundete» Macht, worunter nur Frankrcich gemeint sein kann, ferner das Beispiel Deutschlands und die drohende Eventualität kriegerischer Verwicklungen. Luzern. Der Verkehr auf der Gotthardbahn wird heute Mittag wieder eröffnet werden. Als durch die Lawinenstürze bei Wasen verunglückt wurden bisher 5 Todte und 1 Schwerverwundeter aufgefunden. London. Die „Times" veröffentlicht in ihrer zweiten Aus gabe eine Depesche aus Washington, wonach in Betreff der Fischerei- Frage ein zeitweiliges Abkommen getroffen ist, welches bis zur Rati fikation des permanenten Vertrages Giltigkeit haben soll. Letzterer wird der canadischcn Legislatur und dem Vereinigten-Staaten-Senat vielleicht erst nach der Präsidentenwahl, also im nächsten Winter, vorgelegt werde». Chamberlain ist von dem Ergebniß der Verhand lungen befriedigt. Politische Rundschau. Chemnitz, den 18. Februar. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm empfing am Freitag Mittag die anläßlich seines 70jährigen Jubiläums als Chef des russischen Infanterie-Regimentes „Kaluga" in Berlin eingetroffene Deputation des genannten Regimentes im Beisein des russischen Militärbevoll mächtigten Grafen Kutusow und unterhielt sich huldvoll mit allen Mitgliedern der Abordnung. -Als um diese Zeit die Wache aufzog, trat der Kaiser mit den russischen Offizieren an's Fenster. Der Jubel des zahlreichen Publikums war ein unbeschreiblicher und lächelnd schaute der Kaiser ans die frohbewegte Menge. Die russischen Offiziere schienen von der gewaltigen und eigenartigen Ovation, die sie hier vor ihren Augen sahen, ganz überrascht zu sein, man konnte ihnen ansehen, wie tiefen Eindruck die Kundgebung auf sie machte. — Der „Deutsche Rcichsanzeiger" vom Freitag publizirt folgen des Bulletin ans San Remo: Die Wunde beginnt zu heilen und zu vernarben. In der Nacht halte Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz mehr Schlaf, keine Kopfschmerzen, kein Fieber. Aus wurf und Husten sind noch vorhanden. Mackenzie. Schräder. Krause. Hovell. von Bergmann. Bramann. — Es geht demnach entschieden besser I In der Nacht zum Freitag wachte vr. Krause beim Kron prinzen. In der ersten Hälfte schlief der hohe Patient fest und ruhig, in der zweiten Hälfte erwachte er mehrere Male, fühlte sich aber beim Ausstichen ganz wohl, da der Kopfschmerz vorüber war und der Husten nachgelassen hatte. Athmung und Schlucken sind un behindert. Die rechtsseitige Entzündung nimmt ein wenig ab, man betrachtet das als Zeichen für einen günstigen Verlauf des Hals leidens. In den Mittagsstunden erhob sich der Kronprinz, aß später mit gutem Appetit leichtere Speisen. Seine Wünsche schreibt er auf eine Schiefertafel, da das Sprechen verboten bleibt. Am meisten freuten sich die Acrzte am Freitag, daß die durch die Schlafstörungen beeinträchtigte Stimmung sich wieder merklich gehoben hat. Der Kronprinz empfängt täglich den Besuch einiger seiner Familicnglieder, doch dürfen dieselben, zur Vermeidung jeder Erregung, nur kürzere Zeit bleiben. Neble Folgen ans der Operation des Kronprinzen er scheinen nunmehr, wenn nicht ganz Unerwartetes eintrcte» sollte, be- Schelm von Bergen. Historische Novelle von A. von Limburg. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Ein Gefühl überwältigenden Glücks durchschaucrte den Ritter bei diesen Worten; das klang nicht wie Zorn, was sie sagte; auch sprach sie nicht in ihrer gewöhnlichen, heiter übermttthigcn Weise; cs war ein anderer Ton, so weich und beklommen, daß thörichtstes Entzücken plötzlich seine Brust durchströmte. Ein heißer Blick loderte zu ihr'empor; dann richtete er sich auf, verabschiedete sich wiederum durch ein tiefes Neigen und verließ die Tribüne. Als der gehcimnißvolle Ritter, von dem Pagen geleitet, später ebenfalls dort anlangle, erregte seine Erscheinung viel größere Beweg ung und Neugier unter den versammelten Schönen, als vorher die des Grafen. Der letztere hatte nicht das sichere, bewußte Auftreten des Ravensburgcrs, aber ein natürlich edler Anstand und ein ange borenes Gefühl für das Schickliche machten, daß er doch wohl bestand vor dem Franenkreise. „Seht da," sagte Adelheid, als der Fremde hinzutrat, wieder in ihrer gewöhnlichen heiteren Weise, „unser tapferer Ritterl Wir wollen doch sehen, ob er vor >so viel schönen Augen ebenso muthig bleibt, als unten auf dem Kampfplatz." „Herr Ritter," flüsterte in diesem Augenblick ganz leise der Page Wolfram, welcher denselben hergeführt hatte und noch neben ihm stand; „Ihr vergeht, daß e» ^itte ist, in Gegenwart der Kai serin das Visir znrü^-s'UtYlagen und vor ihr das Knie zu beugen." De» ys»->uecedete kam augenblicklic. p^r letzteren Mahnung nach, behielt jedoch das Antlitz mit dem Vssx bedeckt; einen Augenblick hätte man sogar meinen können, er irre -H der Person der Kai serin und habe die Absicht, vor einem de. hinter ihr sitzenden Edel fräulein niederzuknien. Aber es hatte nurausgesehcn, denn schon ließ er sich in ritterlicher Weise auf ein Kn- vor Adelheid nieder und wurde von dieser huldvollst begrüßt. „Wie seltsam," flüsterte in diesem Augenblk das Fräulein von Dassel der neben ihr sitzenden kleinen Lichtensteiner- (eise zu, „das Gesicht verdeckt zu halten wie ein Uebelthäter, der „icht sehen kaffen darf!" ^ Das kleine Fräulein lachte, aber Ilse Fryberg, wcle» dm bos haften Worte auch vernommen hatte, kam es vor, als ob dieselben festigt, und wird nunmehr zur Behandlung und Feststellung des HalsleidenS-Mbergcgangeii. Mackenzie bleibt deshalb bis nächste Woche in San Remo. Wie in seinem nunmehr pnblizirten Gutachten hebt Mackenzie den übrigen Aerzten gegenüber andauernd hervor, das Vorhandensein von Perichondritis sei wohl erwiesen, nicht aber das Vvrhandsein von Krebs. Professor Bergmann erkennt das Leiden hingegen für Krebs an. Es werden jetzt die schleimig-eitrigen Ab sonderungen untersucht; möglicherweise läßt sich ein bestimmter Aus spruch »nn bald fällen. Bedauerlich ist cs, daß immer wieder die thörichten Meldungen von einer Stellvertretung für den Kronprinzen auftauchen. Das ist geradezu sinnlos. Ohne Zustimmung des Kron prinzen kann in dieser Beziehung rein gar nichts geschehen, er ist ja doch bei voller geistiger Kraft und kann selbst im allerschlimmsten Falle noch Jahr und Tag leben, und daß er nicht daran denkt, auf seine Rechte zu verzichten, ist doch bekannt genug. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden, sowie der Prinz von Wales sind in San Remo angekommen. — Ans Braunschweig wird gemeldet, daß General-Qnartier- mcister Graf Waldersee aus Berlin dort eine lange Berathung mit dem Prinz-Regenten Albrccht gehabt hat. Durch des deutschen Kronprinzen Leiden, das ihn leicht verhindern kann, im Ernstfälle ein Feldkom mando zu führen, und bei der Jugend des Prinzen Wilhelm, der als Generalmajor doch noch lange nicht an ein Armeekommando denken kann, tritt in militärischer Beziehung allerdings die Person des Prinzen Albrccht in den Vordergrund. Hätten wir einen Krieg in naher Sicht, so würde er von den preußischen Prinzen allein ein Fcldkommando übernehmen können. Glücklicherweise ist auch an fürst lichen Heerführern kein Mangel. Der Prinz-Regent und die Prinzen Ludwig und Arnulph von Bayern, König Albert und Prinz Georg von Sachsen, der Großherzog von Baden stehen alle ihren Mann. — In den höheren Kommandostcllen der preußischen Armee hat soeben ein recht beträchtliches Avancement stattgefunden. — Die neuen Landsturmuniformen werden nun in großen Mengen hcrgestcllt werden, nachdem der Kaiser am Donnerstag sich selbst von der praktischen Verwendbarkeit des Musters überzeugt hat. Hoffentlich wird nie die Gelegenheit zum Anlegen dieser Unisormstücke kommen. — Der Bundesrath wird sich wahrscheinlich in der nächsten Woche schon mit dem Anträge auf Verlängerung der Reichstagswahl- periodcn befassen. An der Annahme ist nicht zu zweifeln. Den Präsidententisch des preußischen Abgeordnetenhauses schmückte am Freitag ein prächtiges Blnmenbouquet, welches dem Präsidenten von Köller zu seinem 65. Geburtstage dargcbracht wurde. Zahlreiche Glückwunschtelegramme »Eren eiiigcgangem — Zur Lage ist etwas thatsächlich Neues nicht mitzntheilen. Es wird stark behauptet, der russische Botschafter Graf Schuwalow habe dem Reichskanzler wirklich Vorschläge in Sachen Bulgariens unterbreitet, aber ob das buchstäblich Wahrheit ist, kann Niemand sagen. Die Gerüchte von neuen russischen Truppcnverlcgungen in Polen sind unwahr. Es wird nur mit verdoppelter Eile an Kasernen und Baracken gebaut, um die Truppen ans ihren Hnndclöchern von Quartieren zu befreien. Auch über die vielerörterte Bündnißfragc zwischen England und Italien fehlen immer noch genauere Nachrichte». Die britische Regierung ist im Parlament deswegen scharf angcbohrt, aber sie hat sich zu bestimmten Aussagen nicht entschließen können. Die hämischen Angriffe, welche von Pariser Zeitungen nach Rom gerichtet werden, werden von dort in würdevoller Weise beantwortet. Die italienische Regierung läßt in bündigster Weise erklären, sie halte den Frieden und werde ihn halten, wenn sie nicht von anderen Mächten angegriffen werde. Der „Deutschen Zeitung" in Wie» wird ans Rom gemeldet, bei den auffälligen Besprechungen, welche in den letzten Tagen zwischen dem italienischen Ministerpräsidenten Crispi und dem spanischen Botschafter stattgcfundcn hätten, handle es sich um eine Vereinbarung zum Schutze der beiderseitigen Interessen im Mittclmeer. Durch den Abschluß einer solchen Vereinbarung würde Spanien also mittelbar dem Friedensbuude beitreten. eine persönliche Beleidigung für sie selbst gewesen wären. Sie gab sich keine Rechenschaft darüber, wie das möglich sein konnte, aber einem unwillkürlichen Antriebe folgend, sah sie den niibekanntcn Ritter bedeutungsvoll an und machte, flüchtig mit der Hand an ihrem lieb lichen Gesicht in die Höhe fahrend, demselben ein nicht mißzuver- stehendcs Zeichen. Und er mußte Wohl sofort begriffen haben, was sie meinte, denn er schob mit einer raschen Bewegung sogleich das Visir zurück. „So ist es recht," nickte Adelheid zustimmend. „Wen ich als meine» Ritter anerkannt habe, der mag sein Antlitz unverhohlen sehen lassen, er hat nicht nöthig, sich zu verbergen, denn er ist meines Schutzes gewiß. Ihr habt also," fuhr sic, auf das Abzeichen an seinem Helm deutend, fort, „meinen Handschuh, als wir fvrtgcritlcn waren, bei der Furt gefunden? Dann war cs sehr natürlich, daß meine abgesaudten Boten damals unverrichteter Sache zurückkchrtcn. Da Euch dies Zeichen aber zu solch hoher Tapferkeit begeistert hat, so soll der Handschuh dafür Euer unbestrittenes Eigcnthum bleiben." Des Fremden gebräuntes Gesicht überzog sich bei diesen Worten mit einem Roth, das wie Verlegenheit aussah. Er schien nicht recht zu wissen, was er aus den Worten der Kaiserin machen sollte; viel leicht schwebte eine Frage auf seinen Lippen Diese Frage durfte aber um keinen Preis gethan, das Mißver- ständniß nicht aufgeklärt werden, Ilse mußte es verhindern; denn sonst war es geschehen um den Antheil der Kaiserin an dem Fremden. Wieder traf deshalb ein Blick des jungen Mädchens den geheimniß- vollen Ritter, während ihr Finger, auf den kleinen rosigen Mund gelegt, Stillschweigen bedeutete. Das Fräulein von Dassel hatte sich während der Zeit vorge- bcugt, um in das jetzt unbedeckte Gesicht des Fremden Huschen. Sie fand ihre Voraussetzung bestätigt: das war nicht der Graf von Stahleck, den sie da vor sich erblickte, sondern ein ihr ganz unbe kannter, zudem auch jüngerer Mann! Sie zuckte höhnisch die Achseln über den Jrrthum. Ihr ganzes Innere war zum Ueberqucllen von Bosheit und Neid erfüllt. — Alle Herzen flogen ihrer Feindin zu, die mehr als je in blendender Schönheit strahlte; und alle Ehren, alle Huldigungen wurden ihr zu Theil, während sie selbst heute fast unbeachtet blieb. Der Kaiser halte sie nicht wieder, wie sie gehofft, zu seiner Dame erkoren — auch das, sie wußte eS bestimmt, hatte die Verhaßte ins Werk gesetzt, die mächtiger und übermüthiger war, als je zuvor. Der Gürtel gab ihr ja so große Macht! Es konnte Oesterreich-Ungarn. Bei der Annahme des deutsch - öster reichischen Handelsvertrages im österreichischen Herrenhause gab eS eine große Demonstration zu Gunsten des Friedensbündnisses. Ritter von Schmerling sprach sich unter lautem Beifall des Hauses rückhalt los für das Bündniß aus, huldigte beiden Kaisern und betonte, sollte cs zum Kriege kommen, werde die österreichische Armee neue Lorbeeren zu erringen wissen. — Im Abgeordnetenhaus« wurde der Kultusminister von Gautsch wegen eines Erlasses über die akademische Freiheit ans den Universitäten ziemlich heftig angegriffen, behielt aber die Oberhand und drang mit seiner Ansicht durch. Italien. Die italienische Regierung läßt folgende Note ver breiten: Nach Meldungen ans Massauah waren dort Gerüchte von einem zwischen Galabar und Gondar stattgehabten Zusammenstoß von Derwischen mit Abyssiniern, sowie von einem Treffen zwischen Abyssiniern und Sudanesen verbreitet. Die Letzteren sollen bereits in das Innere von Abyssinien vorgedrungen sein. — Das letztere er leichterte ein weiteres Vorrücken der Italiener, die auch mit „goldenen Lanzen" gekämpft zu haben scheinen, wie es die Engländer immer machen, ungemein. Frankreich. Der Sturz des Ministeriums Tirard sieht nahe bevor. Radikale und Monarchisten haben sich stillschweigend zu seiner Beseitigung verbunden und schon mehrere Beschlüsse gegen Tirard durchgesetzt. Da er jetzt aber noch Stand hält, wird in den aller nächsten Tagen ein directes Tadelsvotum beantragt und auch ange nommen werden. — Minister Flourens ist von seiner Wahlreise Freitag wieder in Paris eingetroffen. Er bekommt in den radikalen Blättern schöne Liebenswürdigkeiten zu hören, weil er in seinen Wahlreden, was allerdings der Fall, zu sehr von sich gesprochen hatte. — Wilson, der seit Donnerstag wegen seines Ordensschachers auf der Anklagebank sitzt, sieht recht gebrochen aus. Er bleibt bei dem, was er im Anfang gesagt, er sei allen Leuten gern gefällig gewesen, habe aber keine Orden verkauft. Die Ordensliebhaber hätten Zahl ungen für Anzeigen in seinen Blättern geleistet. — Die französische Gesandtschaft in Brüssel macht große Anstrengungen, Bolkskund- gebungen hervorzurufen, welche sich gegen den Anschluß Belgiens an den Friedensbund aussprechcn sollen. Der Erfolg war ein sehr magerer. Ein französisches Komitee agitirt für eine französisch-belgisch holländische Allianz. Spanien. Der spanische Ministerpräsident Sagasta hat nun doch in der Deputirtenkammcr direct bestätigt, daß sich die Exkönigin Jsabella und ihr Schwiegersohn, der Herzog von Montpensicr, mit Plänen getragen haben, der Königin Marie Christine die Regentschaft über den kleinen König Alfonso aus der Hand zu nehmen- Der Minister sagte, er habe dem Herzog von Montpciisier auf vertraulichem Wege Warnungen zugehcn lassen, wozu die Regierung das Recht habe. Er habe in dessen hierüber absolutes Stillschweigen beobachtet und müsse sich wundern, daß diese Mitthcilungen in die Oeffentlichkcit gelangt seien. Ucbrigcns sei vorläufig kein Grund vorhanden, gegen die Königin Jsabella und den Herzog von Montpensicr irgend welche besondere Maßnahme zu ergreifen. Sollten die ertheiltcn Rathschäge sich aber als unzureichend erweisen, so werde die Regierung sich über weitere Schritte schlüssig zu machen haben. Donna Jsabella wird diese Worte hoffentlich verstehen. — Zugcgangsn ist der spanischen Kammer der Gesetzentwurf, durch welchen aller ausländischer Branntwein einer be sonderen Steuer unterworfen wird. Deutscher Reichstag. —Nll. Berlin, den 17. Februar. Am Bundesrathstische: von Bötticher, Bronsart von Schellen dorf, von Puttkamer. Auf der Tagesordnung steht: Dritte Berath- ung des Gesetzentwurfes, betr. die Verlängerung des Sozialistenge setzes. Kriegsministcr Bronsart von Schellendorf: Der Abg. Bebel hat bei der zweiten Berathung dieser Vorlage unrichtige An gaben über militärische Verhältnisse gemacht. Es ist nicht richtig, nicht anders sein, denn mit natürlichen Dingen ging das nicht zu! Wie seltsam funkelten nicht die großen schillernden Juwelen des Kleinods .... fast wie die Augen eines Koboldes oder eines Un geheuers. Wenn man den Talisman in seine Gewalt bringen könnte — sie zweifelte nicht, dann hätte man auch die Macht, die Jener nur verliehen war. So flogen in wirrem Durcheinander die Ge danken durch ihr erhitztes Gehirn, bis ein plötzlich anfstcigender Ein fall ihr endlich einen Weg zeigte, auf dem sie vielleicht zum Ziele gelangen konnte. — Und wenn es ihr Leben galt, sie wollte und mußte die Vohburgcrin stürzen! Mit einem raschen Entschluß heuchelte Richenza ein plötzliches Unwohlsein und wies die leisen Bemühungen der ihr zunächst Sitzenden unter dem Vorgebcn zurück, einen Augenblick ungestört Luft schöpfen zu wollen. Sie glitt mit schlcmgcnähnlichcr Unhörbarkeit und Raschheit hinter den Sitzen ihrer Gefährtinnen fort, die Treppe hinab, welche einen besonderen Aufgang für die Kaiserin und ihr Hofgesinde bildete. ES war ihr erinnerlich, daß am Fuß der Treppe außer den kaiserlichen Leibwächtern einige von den Stadttrabanten standen, Leute, welche in damaliger Zeit eine Art von Sicherheitswache für die Stadt und ihre nächste Umgebung abgaben. Diese, so rechnete sie, mußten mehr als sonst Jemand alle Bewohner im weitesten Umkreise Frankfurts kennen und von ihren Verhältnissen wissen.... Unten angelangt, prüfte sie einen kurzen Moment die Gesichter der Männer und sagte dann zu dem einen in kurzem befehlendem Tone: „Folgt mir im Namen der Kaiserin!" Die Männer, einigermaßen erstaunt und erschrocken, daß ein so vornehmes, stolzes Edelfräulcin selbst hinab kam, den Befehl zu über- bringen — ein Dienst, den sonst nur die Pagen verrichteten — wußten nicht, was sie denken sollten, indessen gehorchte derjenige,^, welchen sie sich gewandt hatte, natürlich sofort. Sie eilte, gefolgt von den Trabanten, ebenso flüchtigen Fußes die Treppe wieder hinaus und stieß, oben angelangt und den Stoff bei Seite schiebend, welcher das Brettergerüst der Tribüne umkleidete, mit einem einzigen, unwiderstehlichen Ruck den Mann zwischen die hölzerne Wand des Baldachins und die davor niedcrhängcnden Teppiche. Ihre zarten, weißen Finger umspanntcn dabei, einer.eisernen Kralle gleich, seinen Arm und zogen den Bestürzten widerstandslos mit sich fort Fortsetzung folg».