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— 876 PAPIER-ZEITUNG Nr. gezeichnete Linie in Fältchen herüber. Der Atlas hat dadurch recht viel Platz, um sich in gehöriger Tiefe auszubreiten, und sein Feuer wird dadurch bedeutend gehoben. Eine eigenartige neuere Faltenart ist die Finger falte, s. a in Bild 11. Diese Falte besteht aus gleichmäßigen runden Falten, die nach den Enden hüben und drüben spitz verlaufen. Ver wendet wird diese Falte sowohl zur Außen- als Innenverzierung von Kartonnagen. Auch sie besteht aus Atlas, der nach dem Strich geschnitten sein muß. Die Pappe wird hüben und drüben etwa Y cm breit mit Leim versehen, der mittlere Raum für die Falte bleibt auf der Pappe ohne Leim. Man legt nun die Pappe gerade vor sich hin, nimmt den Atlasstreifen zur Hand und be ginnt oben, s. b in Bild 11, mit dem Legen der Falte. Bei dieser Arbeit sind insbesondere die Fingernägel der Daumen und Zeige finger in Tätigkeit, indem man ein wenig Atlas von den Streifen nach Augenmaß abmißt, zusammen- und dann fest auseinander zieht und hierauf gut andrückt. Alles andere geht aus Bild 11 hervor. Auch diese Falte muß an ihren beiden Seiten entweder umgeschlagen oder mit irgend einer Auflage, Borte und dergl. bedeckt sein. Die Puffen, s. a in Bild 12, sind eine Faltenart, die in sehr reicher Weise ver Bild 12 wendet wird. Man kann Puffen (oft auch Quetschfalten genannt) innen hohl halten, also nicht auf kleben oder, nament lich, wenn sie zur Verzierung des Aeuße- ren verwendet werden, fest aufkleben. Die Herstellung geschieht wie folgt: Der Atlas ist aus einem Stück und 1/3 bis 12 mal größer zu schneiden als der zu puffende Pappeteil. Der Um oder Einschlag ist außerdem hinzuzu geben. Man legt nun auf der Rückseite des Werkstückes den At las rings um in kleine Fältchen, wie bei den wilden Tollfalten, s. c in Bild 10. So entsteht eine große Puffe, welche mittels Spitzstechers in kleine Puffen zer teilt wird. Dabei muß man ziemlich vorsichtig verfahren, damit man den Atlas nicht zersticht, und trachtet daher immer eine Puffe unter die andere zu schieben, damit die Ansätze des Spitzstechers nicht zu sehen sind. Derartige Puffen können nicht allein aus Atlas, sondern aus Stoffen aller Art gefertigt werden. Zumal für Bonbonnieren benutzt man dünne Chinaseide und kann dadurch äußerst kleine zier liche Puffen erzielen. In Etuis für Uhren, Medaillone, Porzellanbilder und dergl. verfährt man beim Puffen der Kartusche wie folgt: Der Uhren teil (a in Bild 12), welcher ringsum mit einem etwa % cm hohen Papperand versehen ist, wird mit einem Watteteil versehen, der Ring b leicht angeschmiert und der Atlas unter Zuhilfenahme eines anderen Pappebodens hineingedrückt. Die Falten außen lassen sich nun leicht in kleine Puffen zerteilen. Manche Fabriken, z. B. solche, die Taschen herstellen, ver fahren bei der Faltenbildung ähnlich: sie versehen den Atlas streifen in der Mitte mit einem Seidenfaden und ziehen beim Nähen den Atlas so zusammen, daß entsprechende Falten ent stehen. Aus den Typographischen Gesellschaften Kassel. Graphische Vereinigung. Am 13. März wurde eine außer ordentliche Mitgliederversammlung abgehalten, welche wegen der wichtigen Tagesordnung hätte zahlreicher besucht sein können. Die Anträge des Vertretertages wurden eingehend beraten. Weiter wurden die Herren Rutzen und Seifert (Vorsitzender) zu Delegierten gewählt, sowie Vorbereitungen und Veranstaltungen für den 4. Ver tretertag beraten, r. Perforierkamm Berichtigung zu Nr. 17 S. 609 In Nr. 17 veröffentlichten wir zwei gutachtliche Aeuße- rungen, die eine mit „Geschäftsbücherfabrik Nr. 3“, die andere mit „Perforieranstalt” unterzeichnet. Namentlich durch das letztere Eingesandt fühlte sich eine hiesige Perforier- maschinen-Fabrik getroffen, welche sich dieserhalb an uns wandte. Sie legte uns frühere Briefe der Einsender vor, in denen sie über Lieferungen der Perforiermaschinen-Fabrik ihre Befriedigung aussprachen. Auch von zahlreichen anderen Kunden legte sie uns Anerkennungen vor. Die „Perforieranstalt” sandte uns dieser Tage folgende Berichtigung: „Auf Grund eines Verbotes der Märkischen Perforier maschinen-Fabrik, deren Musterschutz zu benutzen, habe ich Ihnen seinerzeit, dadurch verärgert, ein diesbezügliches „Eingesandt” zugehen lassen, was ich hiermit dahin berichtige, daß die fraglichen Kämme die garantierte Leistung bedeutend überschreiten im Verein mit der mich in entgegenkommender weise gelehrten Selbstschärfung der Apparate. Perforieranstalt“ Wir bedauern, daß die Perforieranstalt unsere Spalten in dieser Weise mißbraucht hat, und bitten die in der Einsendung der Perforieranstalt angedeutete Perforiermaschinen-Fabrik um Entschuldigung. Der Verband der Deutschen Buchdrucker hält seine siebente Generalversammlung am 15. Mai und folgende Tage in Hannover ab. Auf der Tagesordnung stehen u. a.: „Besprechung über die all gemeine und tarifliche Lage. Stellungnahme zu den Anträgen auf ein größeres Mitbestimmungsrecht der Mitglieder bei Abschluß des Tarifes. Beratung der Abänderungsanträge zum Statut. Besprechung über unsere internationalen Beziehungen. Festsetzung der Vertretung auf den Gewerkschaftskongressen. Stellungnahme zu Anträgen betreffend den „Korrespondent“ (die Fachzeitschrift der Gehilfen). Festsetzung der Mitgliederbeiträge. Wahlen.“ Bezüglich des größeren Mitbestimmungsrechtes der Mitglieder beim Abschluß des Tarifes beantragt die Gehilfenschaft von Berlin und Hannover: „Die Ab änderung oder der Neuabschluß von Tarif- oder solchen anderen Verträgen mit der Prinzipalität, welche für die Organisation von einschneidender Bedeutung sind, bedürfen der Zustimmung einer zu diesem Zweck einzuberufenden Generalversammlung, um für die Mitglieder rechtsverbindlich zu sein.“ Außerdem wird beantragt: Gehilfen, die im Beruf selbständig werden, müssen aus dem Verbände ausscheiden. Geben sie später ihre Selbständigkeit wieder auf und werden wieder Gehilfen, so treten sie in ihre früheren Rechte ein. Das Verbandsvermögen soll möglichst in genossenschaftlichen Betrieben angelegt werden, wobei in erster Linie die dem Zentralverbande und der Großeinkaufsgesell schaft deutscher Konsumvereine angeschlossenen Genossenschaften zu berücksichtigen sind. Der Verbandsvorstand empfiehlt, alle An träge auf Erhöhung der Unterstützungssätze abzulehnen. Es sind eine ganze Reihe solcher Anträge gestellt. Bezüglich des Verbands organs „Korrespondent" wird beantragt, jedes Mitglied solle ein Exemplar auf Kosten des Verbandes erhalten. • Im Anschluß an diese Generalversammlung findet die sechste Generalversammlung der Zentral-Invalidenkasse des Verbandes der Deutschen Buchdrucker in Liquidation statt. *** Neuer Tarifvertrag der römischen Buchdrucker Die Agitation der römischen’Buchdrucker hat die Unternehmer zu wesentlichen Zugeständnissen gezwungen, die in einem neuen Tarifvertrag, der am 8. März von der Arbeiterorganisation anerkannt wurde, niedergelegt sind. Dieser Tarifvertrag, der bis zum 31. März 1917 Gültigkeit haben wird, setzt die folgenden Mindestlöhne fest: Setzer im Zeitlohn bei Neunstundentag 28 Lire die Woche; Drucker 35 Lire; Setzer im Akkord 0,56 Lire für je 1000 Lettern; Ueber- stunden 20 v. H. vor Mitternacht, 33 v. H. an Festtagen, 75 v. H. nach Mitternacht. Buchbinder 27 Lire für die Woche, Hilfsarbeiter 21 Lire. Die Tarife für Maschinensatz — 8 Lire täglich bei sieben stündiger Arbeit — bleiben unverändert. Von Wichtigkeit ist be sonders die Erlangung des Neunstundentages, die die Setzer und Drucker im Jahre 1906 in einem langen, opferreichen, aber unglück lichen Ausstand vergebens angestrebt hatten. („Vorwärts", Berlin) Eingänge Vorsatzblätter von" Professor Franz Hein, Verlag von Emil Pinkau & Co., Akt.-Ges. in Leipzig. Die Firma veröffentlicht ein Heft mit dreißig verschiedenen Mustern von Vorsatzpapieren, die durch Einfachheit und künstlerische Feinheit bemerkens wert sind. Neben einfachen Ornamentmustern in zwei Farben finden sich Ton in Ton gehaltene Pflanzenzeichnungen oder Tierbilder und auch rein lineare und Phantasiemuster. Der größte Vorzug dieser Sammlung liegt aber wohl in der feinen Farbenwahl, die auch den einfachsten Farbenmustern das Aus sehen wohl abgewogener Harmonie verleiht.