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Den Kalender des Berliner Tageblatts hat der Künstler Frey berg mit je einer Einfassung für jedes Halbjahr ausgestattet. Das erste Halbjahr von Januar bis Juni trägt eine breite bunte Bordüre von Frühlingsblumen, während die zweite Hälfte des Jahres mit einem gleich breiten Kranz von Früchten ausge stattet ist. Das Ganze ist durch die kräftigen Farben sehr leb haft und freundlich; dabei ist Bedacht genommen, daß für das Kalendarium und für eine Bemerkungen spalte genügend Raum bleibt. Der Berliner Lokal-Anzeiger betraute den Maler Grote- meyer mit dem Entwurf zweier Kalenderbilder, die in Bunt druck je eine Seite des Wandkalenders schmücken. Die erste Jahreshälfte zeigt spielende und badende Kinder, die zweite deutet mit Früchten den Herbst und mit Schneeflocken den Winter an. Die Bilder sind gefällig und anmutig, ohne durch besondere Eigenart aufzufallen. Auch die Farben könnten zum Teil leb hafter sein. Martius Truelsen in Kopenhagen sendet seinen Geschäfts freunden sein eigenes wohlgetroffenes Bildnis, das nach einer Lumierephotographie in drei Farben vorzüglich gedruckt, nach dem er im vorigen Jahre ein Landschaftsbild nach gleichem Ver fahren hergestellt hatte, in seiner Druckerei als Neujahrsgruß ver vielfältigt wurde. Das Bildnis zeigt die der Lumierephotographie eigentümlichen Vorzüge: lebhafte Farben, die weich verlaufen, aber im ganzen hat das Bild wenig Plastik, da, wie es scheint, die Schatten zu sehr aufgelöst wurden. Der Druck ist sehr sorg fältig, allerdings stimmen die Farben wohl nicht durchweg genau mit dem Urbild überein. Der Wandkalender der Chromolithographischen Anstalt von C. Wittstock in Leipzig, Kochstr. 28, ist zu einem großen Reklameblatt für den Postkartendruck der Firma ausgebildet. Zwei 41x31 cm große Kartonblätter wurden mit einem Lein wandfalz aneinandergehängt, nachdem das erste mit verschiedeneh einfarbigen Postkartenbildern in Photolithographie, das zweite mit drei bunten Postkartenbildern in verschiedener Ausführung und dem Kalendarium bedruckt wurde. Druck und Karton der Bilder sind gut, so daß der Verleger von Postkarten sich aus den verschiedenen Proben das ihm zusagende Verfahren her aussuchen kann. Der Kalender des Großlichterjelder General-Anzeigers fällt durch seine fein abgetönten Farben auf. Leider wurde er nicht auf Karton, sondern auf verhältnismäßig dünnes Papier gedruckt, das nach kurzer Zeit schon unansehnlich wird, da Risse, Kniffe und Falzungen bei dem Format 38x20 nahezu unvermeidlich sind. Den Wandkalender von Julius Sittenfeld in Berlin W 8 hat der Maler C. O. Czeschka entworfen. Auf einem Kartonblatt von 58X35% cm Größe ist etwas weniger als die untere Hälfte mit dem Kalendarium gefüllt. Es wurde aus Cicero-Antiqua- Versalien gesetzt. Sonntage, Monatsnamen und Mondphasen sind blau gedruckt. Ueber dem Kalendarium ist die Firma der Herstellerin in sehr dünnlinigen Versalien besonders ge zeichnet. Den Schmuck des Kalenders bildet ein Blumenstrauß in lebhaften Farben, der den ganzen freien Raum füllt. Wie nebenstehendes Bild erkennen läßt, sind die Farben ohne Schatten oder Abtönung nebeneinandergesetzt, nur eine schwarze Umriß zeichnung trennt eine Farbe von der andern. Durch diese Be handlung hat der Künstler eine außerordentlich starke Farben wirkung erreicht,, trotzdem ist der Eindruck, den die ganze Arbeit macht, mehr eigenartig als anmutig. vd Der Wandkalender der Reichsdruckerei zeichnet sich durch große Einfachheit aus. Das 411x30 cm große weiße Karton blatt trägt in einer glatten Linien Umfassung das aus Fraktur gesetzte Kalendarium, das schwarz und rot auf einer mattgelben Tonplatte steht. Den einzigen Schmuck bilden die über jedem Monat stehenden Vignetten. Jede von ihnen ist in ein stehendes Oval gezeichnet, das meist eine Kindergestalt in der dem Monat entsprechenden Gewandung und Umrahmung zeigt. Diese Schmuckstücke sind mit großer Liebe und Sorgfalt gezeichnet und wurden für die hier verwendete Größe in Einzelheiten und Strichstärke genau abgepaßt. Ihr Urheber ist Professor Kleukens. J. L. Stich in Nürnberg hat seinem Wochenabreißkalender grauen Grund mit mattblauen Verzierungen gegeben. Das beiderseits vom Block angeordnete Kalendarium ist auf ziem lich engen Raum zusammengedrängt, aber dafür ist auf dem Block bei jedem Tage genügender Raum für Vermerke. Diesem Zweck wurde auch bei Auswahl des Papiers für den Block Rech nung getragen. Einen Abreißkalender mit Zelluloidhochprägung versandte Herr P. Tiedke in Firma Hermann Otto Nachf. in Berlin C. Die außerordentliche Höhe der Prägung und ihre Schärfe bilden den Vorzug dieses Kalenders, der durch dunkelbraune Färbung mit grünen Tiefen genau wie Bronzeguß aussieht. Dieser Ein druck wäre noch täuschender, wenn die Prägung statt mit Moiree- papier mit starker Pappe hinterklebt wäre. Der Abreißkalender von Sieler & Vogel in Berlin ist durch die außerordentlich hochgeprägte Rückwand bemerkenswert. Trotz dieser starken und zum Teil sehr steilen Prägung ist die Pappe an keiner Stelle gerissen, ein Beweis ihrer besonders großen Dehnbarkeit. Besonders eigenartig ist der Monats-Ab reißkalender von Gebr. Feyl in Berlin SW 48. Die Rückwand ist auf sehr dunklen Karton gedruckt, der durch farbigen Auf druck aufgehellt ist. Dieser Aufdruck zeigt in naturgemäß ziem lich breiter Darstellung Pflanzenbilder, die ’ in jedem Viertel des rechteckigen Blattes auf eine bestimmte Jahreszeit hin deuten. Die Firma der Herstellerin steht in leuchtendem Gold gelb über dem Monatsblock, sie ist wie alle Schrift des Kalenders aus der lapidaren Kochschrift gesetzt, die auch für das den Kalender begleitende Glückwunschschreiben benutzt wurde. Die Farbenfabriken von Berger & Wirth in Leipzig haben an Stelle der sonst üblichen Rückwand die Blätter des Abreißblocks selbst für ihre Reklame gewählt. Der Block hat die stattliche Größe von 26%X 18 cm; jedes Blatt trägt im oberen Viertel die Firma der Herstellerin nebst deren Fabrikmarke. Da lür den