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144 PAPIER-ZEITUNG Nr. 5 werden, daß die Preßspanfilze 8 bis 10 Wochen laufen, während früher alle 14 Tage bis 3 Wochen gewechselt werden mußte, eben darum, weil das Frischwasser, welches verwendet wurde, den Filzen viel schädlicher war als das jetzige geklärte Abwasser, trotz Ver wendung von vielen und starken Farben. Ich danke den Herren für ihre freundliche Aufmerksamkeit und stehe nach Schluß der Versammlung etwaigen Interessenten mit jeder weiteren Auskunft gern zu Diensten. Vorsitzender: Ehe wir zur Debatte über die Stoffängerfragen übergehen, möchte ich Herrn Lenders bitten, uns seinen Vortrag zu halten. Herr Lenders aus Aachen hält folgenden Vortrag: Der Antoinesche Stoffänger Sehr verehrte Versammlung! Die Geschäftsleitung Ihres ge schätzten Vereins hatte die Liebenswürdigkeit, mich darauf auf merksam zu machen, daß hier die Stoffängerfrage, die ja zurzeit eine sehr große Rolle spielt, zur Erörterung käme, und stellte mir anheim, mich zu beteiligen. Ich habe sehr gern von dem Anerbieten Gebrauch gemacht und danke dafür, daß man an mich gedacht hat. Mir hegt die Einführung des Antoineschen Stoffängers in Deutsch land ob. Dieser Stoffänger ist aus dem Bestreben hervorgegangen, der Papierfabrikation einen Behälter zu bieten, der möglichst klein in seinen Abmessungen ist, denn je kleiner der Stoffänger ist, desto vorteilhafter ist er, besonders bei häufigem Stoffwechsel. Je schneller man den Stoff aus dem Stoffänger zum Sandfang zurückführen kann, desto vorteilhafter ist es, denn die Stoffe sowohl wie das Wasser sind sonst schnellem Verderben ausgesetzt. Dem Erfinder Antoine im Verein mit der ausführenden Ma schinenfabrik Lembree & Bertand in Ensival, Belgien, ist es ge glückt, einen verhältnismäßig kleinen, handlichen und doch leistungs fähigen Stoffänger zu bauen. Jede Stoffänger-Anlage muß sauber gehalten werden. Man kann keinen Stoffänger mit Erfolg verwenden, der sich nicht gut reinigen läßt. Sauberkeit ist die erste Bedingung. Sie sehen hier (Vortragender zeigt ein Modell und eine Zeich nung vor) einen offenen runden Trichter mit einem großen Einfall rohr. Dieses Einfallrohr ist das Charakteristische. Die durch einen Zuführungskanal hereingeleiteten Stoffwasser gehen in diesem Rohre langsam nieder, und da das Rohr bis nahe an die Spitze geführt ist, müssen sich in dieser Spitze Wirbel bilden, die die Stoffe nicht allein bis unten zur Spitze niedergehen lassen, sondern zum Teil auch auf- wirbeln und zu allen Seiten des Rohres emporwirbein. Da ein Teil des Wassers auszuscheiden ist (bei Papiermaschinen in Holzschleife reien etwa die Hälfte), so entsteht eine niedergehende und eine aufsteigende Strömung. Die aufsteigende Strömung bleibt gleichmäßig, weil die Zuführung von Stoffwasser durch die Pumpe auch gleichmäßig bleibt. Die Stoffe werden nun dadurch, daß eine Strömung andauernd nach oben treibt, oberhalb der Mündung dieses Rohres in Schwebe gehalten und setzen sich dort allmählich zu einer Filterschicht zusammen. Hiermit ist erreicht, daß alles durch das Zentralrohr dem Apparat zugeführte Wasser, das nicht wieder verwendet werden kann, und daher nicht unten zum Auslauf ge langt, beim Aufsteigen nach oben diese Filterschicht durchdringen muß. Diese Filterschicht fängt nun die allerfeinsten Stoffe ab. Durch die Kleinheit des Apparates ist erzielt, daß der Apparat meistens über oder neben dem Sandfang aufgestellt werden kann, also im Bereich des Maschinenführers bleibt, und daß dafür keine besonderen Baulichkeiten notwendig sind. Wir garantieren in unseren Prospekten, in denen wir unsere Apparate anbieten, Wiedergewinnung des Stoffes von 95 bis selbst 98 v. H. Ich glaube, damit kann man zufrieden sein. Ein weiterer Grund, den Stoffänger zu verkleinern, besteht in dem Zusatz von Niederschlagsmitteln. Wenn ich Stoffe beschweren kann, so daß sie durch die aufströmende Bewegung nicht mit hoch genommen werden, dann kann ich das Abwasser flott zusetzen. — Ich kann alsdann das, was der Apparat faßt, in einer Viertelstunde ihm zuführen, bei schlechtem Niederschlag dagegen erst in einer halben Stunde. Man kann dementsprechend mit einem Apparat, der 10 cbm enthält, in einer Stunde 20, 30, 40 cbm derart verar beiten, daß das ausgeschiedene Wasser Idar ist. Die Rückführung auf den Sandfang geschieht durch einen Siphon, der ansaugt. Die unten in der Spitze befindlichen Stoffe werden gleichmäßig auf den Sand fang übergeführt. — Unser Apparat ist mit Bleiblech aus geschlagen. Das Wasser kommt also niemals in Berührung mit dem Behälter selbst, der meist aus Eisenblech, weniger häufig aus Holz besteht. Das Einfallrohr besteht aus gut verzinktem Eisenblech oder aus Kupfer, der Einlaufkasten aus verzinktem Eisenblech oder Holz, so daß ein Angreifen durch das säurehaltige Wasser nicht zu befürchten ist. Die Kosten des Betriebes beschränken sich, da weder Siebe noch Filze in Anwendung kommen, auf die Pumpe, die ja bei jeder Stoffgewinnung erforderlich ist. Durch die Wirbel an der Spitze des Konusses kann sich keine Zu- sammenklumpung bilden, die Stoffe bleiben in Schwebe und ge langen so auf den Sandfang. Sogar die Wände des Konusses bleiben unten reiner als in dem obern Teil, weil ständig das Gesamtwasser zu der Spitze tritt. Die Ausscheidung findet nicht allein in der Spitze statt, sondern zum Teil schon auf dem Wege von oben nach unten im Zentralrohr. Wie bereits bemerkt, erfolgt dieser Durchgang so langsam, daß während desselben die Stoffe, die schwerer sind als Wasser, schneller sinken, somit der langsam niedergehenden Strömung vorauseilend sich leicht zusammenflockend in den Bereich der Treibwirkung des jenigen Wasserstromes gelangen, der unmittelbar von dem Ein führungsrohr nach der Entleerungsöffnung gerichtet ist. Deshalb werden Sie sich auch erklären können, daß die Schraffierungen an dieser Stelle feiner sind als oberhalb und unterhalb, weil das auf treibende Wasser schon Stoffe abgegeben hat. Dadurch, daß man den Apparat meist über dem Sandfang aufstellen kann, wird noch der große Vorteil erzielt, daß die Rohrleitung kurz ist. Der Apparat läßt sich in kurzer Zeit entleeren. Unterbrechungen erleidet man damit nicht. Sie sehen keine Fangrinnen, keine Winkel. Ich habe einen Apparat von 32 Litern mitgebracht; ich will, falls sich die Herren dafür interesssieren, ihn gern in Betrieb vorführen. Die Fabrik Zehlendorf hat Stoffwasser in drei Qualitäten zur Verfügung gestellt. Vielleicht können wir gleich damit anfangen. Aussprache über die beiden Vorträge betreffend Stoffänger. Vorsitzender: Ich eröffne die Aussprache über die beiden eben gehörten Vorträge. Inzwischen wird Herr Lenders den Apparat aufstellen und Ihnen denselben vorführen. Diese Appa rate setzen zunächst voraus, daß das Wasser unmittelbar auf den Sandfang zurückgeführt wird. Es gibt aber sehr viele Fälle, wo die Stoffangfasern im Betriebe nicht wieder zu benutzen sind, und einige Mitglieder haben sich in der letzten Zeit an uns mit der Bitte gewandt, auf Verfahren zu sinnen, welche den aus Stoffängern gewonnenen Faserschlamm verwerten lassen. Es werden von manchen Papierfabrikanten Berge von Papier schlamm aufgespeichert, für den keine Verwendung vorhanden ist. Der Transport ist unmöglich des Wassergehaltes wegen. Bei Wiederverwendung zu Papier würde dieser Schlamm die Siebe und die Trockenzylinder derart verschmutzen, daß der geringe Wert des Materials in keinem Verhältnis stände zu den Nachteilen der Fabrikation. Besonders trifft das zu bei Fein papierfabriken. Nun hat sich Herr Direktor Dr. Keerl, Freiburg, ein Ver fahren patentieren lassen, diesen Schlamm in Steinform zu bringen. Das sind solche Steine (Redner zeigt die Steine vor), die kolossale Isolierfähigkeit haben und für Dampfkessel-Ein mauerungen benutzt werden, die außerordentlich schallsicher sind und wovon das Tausend 32 M. kostet. Nur ist die Fabri kation dieser Steine überaus schwierig. Man muß, wie uns ge schrieben wird, eine Vortrocknung vornehmen, und die Presse versagt vielfach den Dienst. Die Herstellung dieser Steine wäre wahrscheinlich sehr lohnend, wenn es gelänge, den Schlamm billig zu entwässern. Es wäre daher sehr wünschenswert, wenn Fachgenossen sich mit dieser Frage beschäftigen würden. Ich habe versucht, den Papierschlamm zu entwässern. Nun halten alle kolloidalen Stoffe das Wasser ungeheuer fest, aber bei einer gewissen Erwärmung dieser Stoffe schwindet das Wasser schnell, und das ist auch bei diesem Papierschlamm der Fall. Sobald man ihn auf 80° erwärmt, geht die Trocknung sehr leicht vor sich, und dann ist es nicht schwierig, das Material zu trocknen (zeigt einige Proben herum). Das Material hier ist mit den Schornsteingasen einer Zementfabrik getrocknet. Ein anderer Schlamm — es ist der Sebnitzer — zeigt auch nach dem Trocknen die steinharte Form. Es ist ein wertvolles Material, nur ist es schwierig, ein geeignetes Verfahren zur kostenlosen Trock nung dafür zu finden. Von anderer Seite ist angeregt worden, auch die organischen Teile des Papierschlamms zur Verwertung zu bringen. In einer Anzahl von mir untersuchter Schlammproben hatte die Trocken substanz durchschnittlich etwa 50 v. H. Organisches und 50 v. H. Erde. Gelingt es, ein rationelles Trocknungsverfahren zu finden, so liegt es nahe, die getrocknete und transportfähige Substanz in Papier- oder Pappenfabriken zur Wiederverarbeitung zu bringen, da nach Zerstörung des kolloidartigen Charakters der Masse die Schwierigkeiten der Siebe und Filzverschmierung in Fortfall kommen. Aber auch ein Ausbrennen der Trockenmasse unter Ausnutzung des Brennwertes des Organischen ist nicht