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Glbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. 44. Dienstag, de« 2. November 1858. BermischteS. Dresden, 28. Oct. Heute, in den Vormittags stunden, wurde ein junger anständig gekleideter Mann in der Nähe der Altstädter Hauptwache durch Ueberfabren getödtet: derselbe war, nach Aussage deS Fuhrmanns, neben dem Wagen hergegangen und stürzte plötzlich, ohne daß er daran verhin dert wetden konnte, unter die Räder, welche über die Schulter und den Kopf weggiugen, sodaß die sofortige Tödtung erfolgte. Man nimmt an, daß der junge Mann auf diese Weise sich absichtlich den Tod gegeben habe, doch spricht man auch von der Möglichkeit, daß derselbe in Folge eines epi leptischen Zufalls verunglückt sei, obgleich der Um stand, daß er sich förmlich vor die Räder gelegt, mehr die erstere Annahme zu bestätigen scheint. Durch die sofort angestellten Nachforschungen ist etmittelt worden, daß der Getödkete Schweckendiek heißt und aus Nordheim gebürtig ist; er stand als Schneidergeselle hier in Arbeit. Dresden, 26. Oct. Heute Nachmittag in der vierten Stunde brach in einer Niederlage auf der Seegasse Nr. 20. durch Spiritus Feuer aus, welches jedoch bald gelöscht wurde. Leider wurde der Markthelfer des Destillateurs so bedeutend verletzt, daß er sofort inS Krankenhaus geschafft werden mußte. Auch ein Aufwärtcr des darüber befindlichen Wohlfahrt-.Bureaus wurde erheblich beschädigt. Leipzig, 25. Oct. (D. A. Z.) Gestern hat der von Frankfurt a. M. über Jena hier einge- trvffene französische exilirte General Lamoriciere unter Hcgieünng eine« Herrn von hier das Leip ziger Schlachtfeld besucht. Heute wird er, wie wir hören, nach Lützen gehen und dann nach Bautzen abreisen. Chemnitz, 22. Oct. Die heutige Nummer des Tageblattes bringt eine Liste über Aus - und Eingang von Maaren und Gütern, welche im Monat September d. I. hier auf- und abgeladen und durch die Eisenbahn befördert wurden. Nach derselben wurden 6654 Ballen Baum- und Schafwolle, Twiste und Garne, 8105 Ctr. ver schiedene baumwollene Maaren, Eisen- und Far- bewaaren, Rohprodukte, Colonialwaaren rc und 1346 Eimer Weine, Spiritus, Bier, Rum und Branntwein hier eingefahren; 14,366 Ltr. dage gen, das Meiste hiervon nach Leipzig, Dresden, Zwickau, Schlesien, dem Erzgebirge und Böhmen, wurden auSgekührt. Damit die Freunde des v. Harleß sich ei nen Begriff über dessen äußere» Erscheinen machen können, theilen wir folgende bairrsche Verordnung vom 15. Oct., die Amtskleidung des Präsident»« und der Käthe am königlichen protestantische« Oberconsistorium betreffend, mit. Ist der Präsident weltlichen Standes, so hat er die in der Verord nung vom 29. Oct. 1800 für die Mitglieder des damaligen geheimen RatheS vorgeschriebene Uni form zu tragen, und gehört derselbe dem geist lichen Stande an, so trägt er ein Staatskleid von schwarzem Tuche mit schwarzseidenem Unterfutter, stehendem Kragen, einer Reihe schwarzsridener Knöpfe und mit dem herkömmlichen weißen lieber- schlage, ferner einen die Schultern nicht bedecken den, eine Hand breit über den Rock herabreichen- den reich gefalteten Mantel von schwarzem Sei- denzeuge, eine schwarzseidene Weste, Unterkleider von schwarzem Tuche und Schuhe mit goldenen Schnallen, sodann auf der Brust ein goldenes Kreuz von 3 Zoll 6 Linien Länge und 2 Zoll 6 Linien Breite an einem schwarzen drei Finger breiten seidenen Bande. Als Kopfbedeckung trägt derselbe einen schwarzen äufgeschlagenen Hut mit schwarzer Kopfschleife. Aehnlich ist die Kleidung für die Räthe vorgeschrieben. Waldheim, 23. Oct. (Dr. I.) In dem eine halbe Stunde von hier entfernten Dorfe Richzenhain hat sich vorgestern ein beklagen», werther Unglüctsfall ereignet. Die Ehefrau de* bei einem dasigeu Gutsbesitzer wohnhaften Ober, dahnwärtcrs Ilgen ist nach Einbruch der Däm merung, um einige häusliche Bedürfnisse einzu kaufen , noch einmal ausgegangen und hat ihre, wie sie angiebt, auf dem Sopha bereits einge- schlafen gewesenen beiden Kinder, ein Mädchen von zwei und einem Knaben von einem Jahre, allein in ihrer Wohnung zurückgelassen. Kurze Zeit nach ihrem Weggange hört der Eigenthümer deö Gutes lautes Kindrrgeschrei in der Jlge»'- schen Wohnung und findet beim Eintritt m die letztere den Knaben mit brennenden Kleibern auf dem» Tische. Das Kind ist der sofort Herberge- rufenrn ärztlichen Hilfe ungeachtet wenige Stun- de» darauf gestorben. Die PaulStirche zu Frankfurt a. M, in