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DIE SPÄTSLAWISCHE PECHSIEDEREI UND GRUBENKÖHLEREI IM WERMSDORFER FORST, KR. OSCHATZ Von Gunter Oettel Fundbericht und Befunde der Pechsiedereien 1 Im Jahre 1963 wurden bei der Gewinnung von Schüttmassen für Erneuerungsarbei ten am Damm der „Drei Teiche“ in der Forstabteilung 89 kohlig verfärbte Sied lungsgruben (Fundstelle 1) mit schwarzbraun verkrusteten Scherben (Abb. 8-13,73) und in der benachbarten Forstabteilung 90 ähnliche Scherben (Abb. 20-22,77) ohne entsprechende Befunde entdeckt (Fundstelle 8). Daraufhin begann der damalige Be zirksbodendenkmalpfleger des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden, Dipl, phil. W. Baumann, mit einer Rettungsgrabung. Er konnte die Fundstelle eindeutig als spätslawische Pechsiederei des 11./12. Jh. deuten (Helbig Baumann 1968) 2 (Abb. 1). Im Jahre 1974 wurden durch den Wissenschaftsbercich Ältere Geschichte der Päd agogischen Hochschule Dresden unter der Leitung von G. Billig vier weitere Ver färbungen entdeckt und untersucht (Fundstelle 2 bis 5). Sie lagen in der Forstabtei lung 89 in unmittelbarer Nähe der von K. Helbig und W. Baumann beschriebenen Fundstelle (Abb. 1, 2). Ihre Ausgrabung war durch die mit Forstarbeiten verbundene Zerstörung der Anlagen dringend notwendig geworden. 3 Drei der Fundstellen des Jahres 1974 lagen östlich eines kleinen Baches, der ge genüber der Kirchenteichruine in den oberen der „Drei Teiche“ entwässert. Sie bil den zusammen mit Fundstelle 1 einen zusammenhängenden Komplex (Abb. 2). Es entsprechen sich jeweils zwei Fundstellen am Bach und an seiner Hangkante. Die vierte Verfärbung (Fundstelle 5) lag als einzige westlich des Baches und deutet eine Verbindung zu den Funden in der Forstabteilung 90 an, wo bisher nur die Streu ung der Keramik festgestellt werden konnte (Fundstelle 8), aber mit weiteren Pech siedereistellen zu rechnen ist. Im Folgenden soll auf die 1974 gegrabenen Fundstellen näher eingegangen wer den. Die Fundstelle 2 war sehr klein und ergab kaum Funde. Die Verfärbung war 1 Der vorliegende Beitrag fußt auf Teilen der Diplomarbeit des Verfassers (Oettel 1983) und wurde durch neue Erkenntnisse im Rahmen einer Dissertation (Oettel 1986 c) erweitert. Im Interesse einer besseren Übersicht wurden alle Fundstellen fortlaufend numeriert. 2 Auf eine nochmalige Beschreibung der Befunde kann hier verzichtet werden, da sie bei Helbig/ Baumann 1968 ausführlich dargestellt sind. 3 Grundlage für die Beschreibung der Fundstellen von 1974 ist das Grabungstagebuch von Prof. Dr. sc. G. Billig. Ihm sei an dieser Stelle für die erwiesene Unterstützung gedankt.