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Kultur bisher nur spärlich lediglich durch Grab- und Einzelfunde vertreten sowie auf auenahe Bereiche des Elbtals beschränkt. 60 In dem beschriebenen Wechsel äußert sich u. E. der anderwärts in weiter gespann tem Rahmen erkannte grundlegende Wandel der Siedlungs- und möglicherweise auch Wirtschaftsweise im Verlaufe der frühen Bronzezeit (zuletzt Billig 1977, S. 70; Moucha/Pleinerovä 1978, S. 362 ff.). Siedlungen werden überhaupt erst mit der vollentwickelten Aunjetitzer Kultur archäologisch deutlicher faßbar (zuletzt Moucha/ Pleinerovä 1978, S. 362; Zapotocky 1982, S. 389 f., 402 f.). 66 Die enge Bindung der Jungaunjetitzer Fundstellen an die fruchtbaren Lößlehmböden 67 in der klimatisch begünstigten (relativ trocken-warmen) Zone der Elbtalweitung (Neugebauer/Bil- lig 1961, S. 71; Jacob 1982, S. 43) bestätigt die - selbstverständlich im Rahmen da maliger bäuerlicher Gemischtwirtschaft - betont agrarische Grundlage dieser Be siedlung (zuletzt Coles/Harding 1979, S. 61; Müller 1980 a, S. 104, 107; Zapotocky 1982, S. 392, 403). In diesem Zusammenhang sei an die wiederholte Lageüberein stimmung mit bandkeramischen Siedlungen erinnert, die auf ähnlichen wirtschaft lichen Anforderungen beruht (zuletzt Jacob 1982, S. 43, Anm. 53). Nicht zuletzt wird der Bodenbau durch Getreidesilogruben (Nickern) 68 sowie Mahlsteine (Proh lis, Nickern), vor allem aber deren sekundäre (kultisch motivierte?) Verwendung im Grabbau (Gruna, Gostritz) bezeugt. Die minimalen Abstände in dem engmaschigen Netz Jungaunjetitzer Siedlungs- bzw. benachbarter Gräberplätze auf der ,Lößschul- ter‘ des Elbtals variieren bemerkenswert gering (0,7-1,3 km bei n so daß die mittlere Distanz von 1,1 km wohl eine brauchbare Vorstellung von Raumbedarf jener zweifellos kleinen Gemeinwesen 70 vermittelt. Für das ökologisch begünstigte 65 Anders die langlebigere Schnurkeramik, deren zahlreichere Zeugnisse sowohl in tieferen, aue- nahen als auch - seltener - höheren, hängigen Lagen verbreitet sind (Jacob 1982, S. 42, Beilage 1). Die Schnurkeramik hat auch in Mittelsachsen noch neben und im Kontakt zur entwickelten bis späten Aunjetitzer Kultur bestanden (Billig 1956, S. 146 f., 153 ff., 176; Coblenz 1961, S. 185 ff., 196; 1972, S. 73 f.). 66 Mit einer A-priori-Aufteilung der Siedlungskeramik auf beide Abschnitte (z. B. Vogel 1975) ist nicht viel gewonnen. Ebensowenig läßt sich die .archäologische Lücke' mit der Annahme be friedigend schließen, den Toten sei eine konservativere Keramik beigegeben worden, als die Lebenden benutzt hätten (Pleinerovä 1960 a, S. 523 f., 526; 1967 a, S. 17 f.). 67 Es hat sich ursprünglich um humusreiche Lößböden mit einem A/C-Profil gehandelt, die seit dem jüngeren Neolithikum zunehmend lessiviert und durch die Bodenbearbeitung weitgehend verändert worden sind; vgl. Baumann/Czerney/Fiedler 1964, S. 38 ff.; 1968, S. 507, 534 f. 68 Vgl. dazu Coblenz 1973; Behm-Blancke 1974, S. 254. - Durch den Nickerner Fund (Nötzold 1982, S. 159 ff.) wird nun auch für Sachsen neben Emmer (Coblenz 1973, S. 79) Gerste als Haupt getreideart belegt (vgl. Matthias/Schultze-Motel 1971, S. 119 ff.). 69 Abstände zwischen benachbarten Fundstellen, soweit nicht durch mehr als einen Bachlauf von einander geschieden: Zschertnitz - Mockritz - Gostritz - Leubnitz, Prohlis Fpl. 12 - Nickern - Lockwitz - Prohlis Fpl. 253. 70 Die überschlägigen Berechnungen der mittleren Kopfzahl anhand der wenigen vollständiger untersuchten Gräberfelder und Siedlungen stützen sich zwar auf mehrere ungesicherte Annahmen, geben aber zumindest eine Vorstellung von der Größenordnung: Wahlitz 40-50 Erwachsene (Voigt 1957, S. 43); Brezno nach dem Gräberfeld max. 80 Personen, nach der Siedlung 80-150 bzw. 100 Personen (Pleinerovä 1967 a, S. 17, 34; Moucha/Pleinerovä 1978, S. 363). Die hohe Schätzzahl für Großbrembach (max. 130-150 Individuen - Ullrich 1972, S. 48 f.) resultiert aus der wohl zu kurz angesetzten Belegungsdauer (Behm-Blancke 1976 a, S. 67).