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über die beim Sandgrubenbetrieb an drei allerdings 300 bzw. 500 m voneinander entfernten Stellen auf der Burker Höhe bei Bautzen zutage getretenen Aunjetitzer Gräber in dieser Weise zusammenziehen lassen (Frenzel 1929, S. 32; Billig 1958, S. 12; Spehr 1967, S. 60 f.), sei dahingestellt. Derartige ,Gruppengräberfelder‘ gelten als typisch für die jüngere Aunjetitzer Kultur (zuletzt Primas 1977, S. 35, 55), jedoch sind auch ältere Beispiele bekannt (Blsany, Wahlitz). Die vier Grabanlagen (vgl. im folgenden Abb. 3, 4, 7, 8) waren paarweise eng aufeinander bezogen. Sie respektierten einander derart (z. B. Taf. 4, 5,1), daß - über eine zu vermutende weitere Verwandtschaft aller Bestatteten hinaus - an eine nähere Beziehung der hier Beerdigten zu denken ist (zuletzt Primas 1977, S. 35, 110; Häsek/Pleinerovä 1978, S. 370). Ein solcher Bezug setzt eine oberirdische Kennzeichnung der Grablegen voraus, die vielleicht schon durch den hügelartigen Erdaushub über den Einbauten gegeben war (zuletzt Machnik 1977, S. 125; We- werka 1982, S. 41). Dieser hat in unseren Fällen bei einer Grubentiefe von minde stens 1 m wenigstens 4-8 m 3 betragen. Die beiden Doppelbestattungen waren von Mitte zu Mitte zwar nur 6 m voneinander entfernt (Abb. 2), doch bot für derartig bescheidene Male auch ein solcher Abstand noch genügend Platz. Kleine, niedrige Hügel über Steinkisten - mit einem Volumen von wenigen Kubikmetern - haben sich anderswo unter Wald bis auf den heutigen Tag erhalten (z. B. Plesl 1959, S. 34 f., Abb. 3, 4; 1963, S. 416 f., Abb. 134, 149). Sie sind vor allem aus der jüngeren Aunjetitzer Kultur Böhmens, sporadisch auch in Nordwestböhmen (Pleinerovä 1966, S. 414), bekannt (Plesl 1959, S. 50, 52; Primas 1977, S. 70; Häsek/Pleinerovä 1978, S. 368)9 und nächstens für die Oberlausitz bezeugt (u. a. Gaußig, Kr. Baut zen - Coblenz 1951). Im Saalegebiet herrschte dagegen, „wenn man von der Gruppe der Fürstenhügel absieht, durchaus und unbeschränkt das Flachgrab“ (Fischer 1956, S. 171, 193 f.). Freilich muß in diesem Zusammenhang auf die nicht seltenen Aun jetitzer Nachbestattungen in neolithischen Grabhügeln hingewiesen werden, die ebenfalls „meist dem Hochaunjetitz ... angehören“. Gemäß dem grabrituellen Kanon der Aunjetitzer Kultur in unserem Raum wurden die Gostritzer Gräber in der Regel von Süden nach Norden, wie es scheint, des öfteren mit einer geringfügigen Abweichung nach SSO/NNW (vgl. Behrens/Schrö- ter 1981, S. 176), streng ausgerichtet. Die Bestattung 1 war hingegen ausnahmsweise genau rechtwinklig dazu westöstlich orientiert (Abb. 2). Derartige .falsch orientierte“ Gräber mögen von einer Sonderbehandlung einzelner Individuen (Kinder, Alte) zeugen (Häusler 1977, S. 19 ff., 43 f.; Primas 1977, S. 35, 86 f.). Da es sich um eine verbreitete Erscheinung der Aunjetitzer Spätzeit handelt (Fischer 1953, S. 59; 1956, S. 174, 213; Schmidt-Thielbeer 1955, S. 109), wird ihr Auftreten jedoch nicht nur soziologisch, sondern zugleich chronologisch begründet sein. Die Grabgruben besaßen rechteckigen Umriß, teilweise mit etwas abgerundeten Ecken. Die leichte Reduktion der Breite nach Norden hin dürfte kaum zufällig sein. 9 Zu den zur selben Zeit in ganz Mitteleuropa erstmals wieder nachweisbaren Grabhügeln vgl. Primas 1977, S. 32, 37, 52 f„ 56, 68 ff., 119 f., Beil. 1. 51