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ren, sondern auf seinen Beginn und das Jahrzehnt zuvor, wenn man die historischen Ursachen für die Veränderungen im Beurkundungsablauf sucht. Die Relativität der Genauigkeit und die Schwankungsfaktoren in der Dezennien- kurve erscheinen unbedingt beachtenswert. Die dünne Linie in der Beilage 3 zeigt den Kurvenverlauf des gleichen Urkundenbestandes nur in anderem Dezennien- rhythmus. Während in der Normalkurve immer die Jahre von Null bis neun zusam mengefaßt worden sind, ist der Zehnjahresrhythmus der gestrichelten Kurve um ein Jahr verschoben und faßt jeweils die Jahre eins bis zehn. Der Raum zwischen den beiden Linien muß als normale graphische Schwankungsbreite aufgefaßt werden und warnt vor Überinterpretation. Besonders auffällig erscheint die Abweichung zwischen den Phasenmarken 1140 und 1181, wo es um den Punkt 1160/69 eine diametrale Kreuzung gibt. Die in der Standardkurve wenig sichtbaren Einschnitte 1234 und 1267 werden in der verschobenen Sekundärkurve (dünn) mit der typischen Verzö gerung an der folgenden Abszissenstelle deutlich. Diese Sachverhalte zeigen Mög lichkeiten und Grenzen der Arbeit mit dem Diagramm der Urkundenfrequenz; sie empfehlen, als Ausgangsposition der Auswertung mehrere verschiedene Kurven an zulegen. Dabei scheint sich zu bestätigen, daß beide hier vorgelegten Formen der Darstellung echte Hilfsmittel der Quellenerfassung verkörpern und daß die Aus wertung die Eigenheiten graphischer Darstellung im Koordinatensystem gebührend beachten muß. Die Zusammenfassung der Urkundenfrequenz mit Hilfe einer Dezennienkurve ist also mit einem erheblichen Genauigkeitsverlust verbunden. Dagegen zeigt sich die Jahreskurve durch eine Vielzahl von Details belastet und in der Länge der Jahres abszisse unhandlich, zumal der kurzzeitige Wechsel offenbar von gewissen Zufällen und ungleichem Urkundenverlust bestimmt zu sein scheint. Die langzeitige Urkun denbewegung erscheint also graphisch am genauesten darstellbar durch den Aus gleich der steilen Wechsel der Jahreskurve. Man kann dabei die Höhen- und Tief punkte in Fristen bis zu drei Jahren verbinden und gelangt so zur flächenhaften Er scheinung eines Entwicklungsfeldes, das die langzeitige Urkundenbewegung genauer wiedergibt (Beilage 2 unten). Graphisch eröffnet sich dabei die Möglichkeit, dieses Feld auf eine Mittelwertskurve zu verdichten, die im zwei- bis dreijährigen Wechsel die Bewegung genauer erfaßt als die Dezennienkurve und zugleich in ihrem Verlauf allmähliche Steigungen und Richtungswechsel aufweist, weil sie vom kurzzeitigen Wechsel entlastet ist (Beilage 2 unten, dicke Linie). Daraus resultiert der erhebliche Vorteil, daß sie sich im verkürzten Abszissenmaßstab verdichten läßt (Beilage 3, ge strichelt). Gleichermaßen verliert man aber in dieser langzeitigen Mittelwertskurve der Urkundenbewegung die exakte zahlenmäßige Kontrolle. Der Verlauf der Kurve zeigt eben einen Mittelwert, der von den Ausgangsgrößen der Jahressummen von Ur kunden abstrahiert und diese nicht mehr erkennen läßt. Wenn wir uns darauf be sinnen, daß in der Dezennienkurve die realen Urkundenzahlen ablesbar sind, so ergibt sich die Möglichkeit der graphischen Verbindung dieser beiden Kurven. Da bei vermittelt die Dezennienkurve reale überprüfbare Zahlenwerte, die darunter gelegte Mittelwertskurve die aus der Jahreskurve verdichtete verallgemeinerte lang-