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und -ergebnissen sowie zu den daraus abzuleitenden historischen Aspekten anzu schließen. 1. Gegenstand der archäologischen Untersuchung ist ein von einem Graben - dem „Schwedengraben“ - umzogenes, unregelmäßig-viereckiges Areal von 240 m Durchmesser, das eine Reihe künstlicher Veränderungen aufweist, unter denen meh rere „pingenartige“ Gruben die markantesten sind. Allein auf Grund dieses Ober flächenbefundes wurde hier eine den bekannten Bergbausiedlungen „Treppenhauer“ bei Sachsenburg, Hr. Hainichen, und „Hohenforst“ bei Hartmannsdorf, Kr. Zwickau, vergleichbare Anlage vermutet. 2. Mehrere gezielt angelegte Grabungsschnitte förderten ein umfangreiches Fund material zutage, das auf eine Ortswüstung schließen läßt. Es handelt sich vor allem um Keramik, die die Zeitspanne von der zweiten Hälfte des 12. Jh. bis in das 13./ 14. Jh. belegt, ferner um einige eiserne Gegenstände und Eisenschlacken. Im Ge lände sind mehrere Hügel erkennbar, die in Größe und auf Grund von Sondierun gen auch nach ihrem Aufbau am ehesten (Back-?)Öfen entsprechen; die Deutung als Röststadel dürfte nach ihrer Konstruktion wohl nicht zutreffen. - Die Wüstung ist bisher weder in schriftlichen Quellen noch auf alten Karten nachweisbar. 3. Dem auf dem sanften Gleithang der Schwarzen Pockau gelegenen „Schweden graben“ direkt gegenüber befindet sich auf dem Prallhang, auf einem mehr als 50 m hohen Felsstock, der Standort der frühkolonialen Wehranlage Nidberg, deren Bau in die Mitte bis zweite Hälfte des 12. Jh. fällt. Von der Burgstelle aus war die ge samte grabenumzogene Siedlung zu übersehen, und mit hoher Wahrscheinlichkeit waren beide durch ein Teilstück eines mittelalterlichen Fernweges, des alten böh mischen Steiges Chemnitz - Prag, verbunden, denn nach den sichtbaren Geländehoh len tangierte dieser die Burg und lief nach der Durchquerung des Tales fast diago nal durch das „Schwedengraben“-Areal. Es liegt deshalb nahe, zwischen Nidberg und „Schwedengraben“ enge Beziehungen anzunehmen, zumal auch das archäolo gische Material beider Anlagen zeitlich weitgehend übereinstimmt. 4. Die vermutete bergbauliche Nutzung des vom „Schwedengraben“ umschlossenen Territoriums konnte durch geophysikalische Messungen, bei denen keine ausstrei chenden Gänge nachzuweisen waren, nicht bestätigt werden. Mit dieser naturwissen schaftlichen Feststellung steht das Ergebnis der bisherigen archäologischen Sondie rungen in zwei der „pingenartigen“ Gruben in Einklang, wonach der Pingencharak- ter bezweifelt werden muß, da es sich in beiden Fällen um muldenförmige, den ge wachsenen Felsen nicht erreichende Eintiefungen handelte. Eine befriedigende Deu tung der Gruben ist beim gegenwärtigen Stand der Grabungen noch nicht zu geben. Die oben vertretene Auffassung, daß sie als Lehmgruben gedient hätten, ist u. E. nicht abwegig und müßte archäologisch zu prüfen sein. 5. Mit dem im Zuge der archäologischen Sondierungen an verschiedenen Punkten des „Schwedengraben“-Geländes aufgefundenen Eisenschlacken, besonders aber mit deren Massierung im Grabungsschnitt C, wo die angetroffenen Befunde auf eine völlig destruierte Eisenschmelze schließen lassen, liegen Zeugnisse der Erzverhüttung vor. Nach der mineralogisch-geochemischen Untersuchung der Schlacken können