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DIE AUSGRABUNGEN IN DER FELSENBURG NEURATHEN, KR. SEBNITZ Von Alfred Neugebauer Die mittelalterliche Wehranlage Neurathen befindet sich in der Flur Lohmen, Kr. Sebnitz, auf einem schmalen Felsriff im Bereich der bekannten Bastei in der Sächsi schen Schweiz (Taf. 27). Im Zuge einer erneuten Rekonstruktion der Burg in den Jahren 1982 und 1983 wurden auch archäologische Untersuchungen durchgeführt, über die hier berichtet wird (vgl. im folgenden Abb. 1). Der Verfasser, bereits seit 1929 mit der ausgedehnten Burganlage vertraut, führte dort 1933/34 im Auftrag des damaligen Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz Freilegungen durch (Neugebauer 1933; 1934; Lindner 1934). Im Jahr davor war es ihm unter bergsportlichem Einsatz gelungen, einen umfassenden Wehrgang zu entdecken. 1934 konnte dieser Umgang erschlossen und der Bevölkerung zugängig gemacht werden. Die in den dreißiger Jahren ergrabenen Funde sind im Laufe der vergangenen Jahrzehnte bei Umlagerungen im Kreismuseum Pirna zu einem Fund komplex „Neurathen“ vereinigt worden. Eine exakte wissenschaftliche Bearbeitung des Fundmaterials aus dieser Zeit ist damit leider nicht mehr möglich. Die bereits im 19. Jh. vornehmlich in der „Martertelle“ aufgelesenen Gegenstände sind, bis auf ein eisernes Schwert mit scheibenförmigem Knauf (heute im Landesmuseum für Vor geschichte Dresden), verschollen. Auch die einst mehrfach vorliegenden Wurfkugeln aus Sandstein sind zum Teil nicht mehr erfaßbar. Eine im Juni 1906 von Dr. med. Herbert Beschorner, Dresden, durchgeführte Beräumung der Zisterne erbrachte ne ben verziegeltem Lehm und Holzkohleresten zwei größere Steinkugeln im Durch messer von etwa 18 cm (Beschorner 1906). Nach dem letzten Weltkrieg wurde 1953 das Augenmerk auf die Wiederherstellung des Wehrganges gelegt und in freiwilligen Aufbaustunden der Umgang erneuert. Der Neurathen wird mit der Burg Altrathen in enger Beziehung gestanden ha ben. Als bisher einziger urkundlicher Nachweis gilt die Urkunde im Schloßarchiv von Nove Hrady in Südböhmen vom 6. März 1361, worin es um die Bestätigung der Erbeinigung zwischen Peter von Micheisberg und Margarete von Weleschin durch Karl IV. geht. Darin werden die beiden Burgen Rathen (ambo castra Ratny) genannt. Die Anlage als Grenzsicherung der Böhmen gegen die Mark Meißen wurde 1467 bis 1469 belagert und in Brand geschossen (Meiche 1907, S. 197). Weitere archivalische Unterlagen fehlen gänzlich, auch sind keine bildnerischen Darstellungen von der Fel senburg Neurathen vorhanden.