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band. Auf weitere archäologische Funde „skandinavischen Stils“ machten neuerdings T. A. Puschkina (1981, S. 285-290, bes. Abb. 2) und L. A. Golubewa (1982, S. 227 bis 229, bes. Abb. 2,5) aufmerksam, wobei beide Autorinnen jeweils Schwertort bänder der Nimschützer Art, allerdings ohne Menschenmaske, als Beispiele mit vor führen. Küste und Hinterland des Schwarzen Meeres zwischen der Sowjetunion und Bul garien sind auch auf rumänischem Territorium nicht frei von wikingischen'Funden bzw. Beeinflussungen, auf die nach einer Neuentdeckung von Popa aus dem Jahre 1982 nochmals aufmerksam gemacht wurde (Popa 1984). 34 Vorher ließen Publika tionen von Diaconu (1976) und Diaconu/Petre (1969) schon entsprechende Zusam menhänge erwarten. Alle genannten Verfasser haben dann auch das Fundgut in die historischen Ereignisse des 10./11. Jh. erfolgreich einzuordnen versucht. Wenn wir zu unseren Ortbändern mit Tierkopfende, durchbrochenem Flechtwerk mit zentraler Menschen- oder „Scheusal“maske zurückkehren, dürfen wir an Gnez- dovo nicht vorübergehen (Awdusin 1957; 1970), wo unsere Form, allerdings ohne Maske, auftritt (Arne 1913, S. 380, Abb. 8), daneben aber Anhänger mit den ent sprechenden Kopfdarstellungen (Nerman 1942, Abb. 124). Nicht nur der weitaus schwingende (doppelstrichige) Bart gleicht den Ortbändern, sondern auch der drei teilige Kopfabschluß (Haaransatz?) durch „Wellen“. Tierische Vorbilder dürften bei jüngeren Funden vom gleichen Ort nachgebildet worden sein (z. B. Awdusin 1957, S. 126, Abb. 10; 1970, S. 244, Abb. 1, S. 280, Abb. 16). Männerköpfe ähnlich dem vom Nimschützer Ortband finden sich übrigens u. a. auch auf baltischen Schwertknäufen, so in Vigdal (Abb. 82; Petersen 1919) oder Paddas (Abb. 83; Arne 1914). Die Verbindungen zwischen dem nördlichen Wikin gergebieten und der Kiewer Rus hat neben anderen schon Arne (1914; 1943) aufge zeigt. Dabei mußte in den meisten Einzelfällen noch die Entscheidung ausbleiben, ob wir wikingische Originale, gleichbedeutend mit Importen, oder örtliche Nach ahmungen nordischer Vorbilder durch Alteingesessene oder gar die Produkte wikin- gischer Handwerker, die mit Kriegern oder Händlern aus dem Norden nach Süden gezogen sind, vor uns haben. Verfasser gibt den beiden letzten Deutungen den Vor zug. Vom Stilempfinden her sind auch die skandinavischen Kollegen, u. a. M. Ström berg, gleicher Meinung und glauben an die Herstellung außerhalb des wikingischen Heimatgebietes. Die intensiven wikingischen Einflüsse im Dnjeprgebiet unter Be vorzugung der Gegend um Smolensk, besonders mit den reichen Gräbern von Gnez- dovo oder aus Cernigow oder Kiew sind ebenso wenig zu übersehen wie die Nach weise aus den nordöstlichen Bereichen Moskaus und dem Ladogagebiet. Erkennt nisse in dieser Richtung brachten auch die fast gleichzeitig erschienenen Arbeiten Ner mans (1929) und von Raudonikas (1930) über die Beziehungen der Wikinger zu den Ländern südlich des Ostbereichs der Ostsee. Als Beispiele werden u. a. durchbro chene Örtbänder mit Wolfskopfenden von den Ostseeinseln vor Schweden und ähn- 34 Herr Petre Diaconu von der Rumänischen Akademie der Wissenschaften ist für die Ankündigung des damals noch ungedruckten Artikels von R. Popa (1984) zu danken, ebenso für die Vermittlung weiterer archäologischer und historischer Arbeiten aus Rumänien.