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bautechnik errichtet, gesellen sich mehrere Wirtschaftsgebäude, offenbar auch kleine Werkstätten, und Gruben verschiedener Funktion. Brunnen wurden an beiden Orten nicht beobachtet; das nahe vorbei fließende Wasser machte sie überflüssig. Die Beobachtungen aus dem westlichen slawischen Kontaktgebiet (zuletzt Dusek 1983; Timpel 1983), ja selbst aus Mecklenburg (u. a. Schoknecht 1975), passen sich dem allgemeinen Gliederungs- und Bauschema des slawischen Mittelalters (Donat 1980), selbstverständlich mit kleinen regionalen Besonderheiten, an, und auch die ethnische Abgrenzung nur anhand von Siedlungsbauten samt Zubehör dürfte schwer fallen. Dagegen ist offenbar ein qualitativer Unterschied zwischen den Bauten in Burgen und in offenen Siedlungen vorhanden, der sich vom 10. Jh. an noch verstärkt. Das gilt auch für die Frühstädte und stadtartigen Siedlungen mit der Aufreihung der Häuser an den Holzstraßen (ebenso bei Burgstraßen). Dorfähnliche Anwesen aus älterslawischer Zeit (u. a. Krüger 1967; Brachmann 1978, S. 138-143) zeigen als typische Hausform das quadratische Grubenhaus mit Pfosten in der Grube und dem Herd in einer Ecke. Im allgemeinen nimmt dann die Hauseintiefung bald ab und än dert sich der Grundriß zum Rechteck. Ebenerdige Blockbauten finden sich in besten Beispielen in den Burgen spätestens ab 10. Jh. (z. B. Meißen, Zehren), wobei in den Vorburgen noch Nachklänge der alten Grubenhäuser angetroffen werden können (z. B. Zehren). Infolge der geringen Ausdehnung der Bauten herrscht fast ausnahms los das einräumige Gebäude. Auch Herrmann (1973, S. 381 f.) berichtet für die Phase B von Tornow vom Übergang zum pfostenlosen Blockbau und schreibt, sie seien „anscheinend angelegt, um die unteren Lagen des Blockverbandes auf dem Untergrund zu fixieren“, daraus erkläre sich auch die Unregelmäßigkeit ihrer An ordnung. Auf den bekannten slawischen Blockbau in den polnischen Siedlungen weist im Zusammenhang mit der Lausitz auch Leciejewicz (1983, S. 72) nochmals aus drücklich hin. Beim Studium der Verbreitung von Grubenhäusern erkennen wir klar die Ab hängigkeit vom Feuchtigkeitsgrad der Umgebung (Grundwasser, Wasserstand in etwaigen Seen und Mooren der Gegend), herkömmlichen Gewohnheiten der Siedler und notfalls den örtlichen Traditionen, die übernommen wurden (germanisches Gru benhaus). Eingetiefte Bauten eignen sich für Gegenden mit trockenen Böden, wie Löß (z. B. Prager Typus), und sind in gut durchfeuchteten Landschaften - wie gro ßen Teilen Polens - unangebracht. Die Hauseintiefungen bringen den Vorteil des Temperaturausgleichs mit sich (Milderung der Frosteinwirkungen und Abschwächung der Sommerhitze: Kellereffekt). Die heute ablesbaren Tiefen müssen mit Vorsicht benutzt werden, vor allem beim Vergleich mit anderen Lokalitäten, da die Folgen von Wind- und Wassererosion, Pflugarbeiten, Raupenabschiebungen und andere Veränderungen der Erdoberfläche an verschiedenen Orten zu unterschiedlich sind und brauchbare Relationen wohl meist nur in der gleichen Niederlassung gewonnen werden können. Über Grubenhäuser in einer mittelalterlichen Siedlung Südschwedens berichtete übrigens jüngst auch Strömberg (1982, S. 183-192) unter Hinweis auf dort u. a. vor kommende slawische Keramik des 9.-11. Jh. - oder deren heimische Nachahmung -