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Die meisten der dort geborgenen Gemmen sind aus leuchtendbraunem Karneol 9 , der bis in die späte Kaiserzeit bevorzugt wurde, oder gebändertem, farblich stark variierendem Achat 10 geschnitten. Ihm stand der horizontal dunkel- und hellgrau blau geschichtete Onyx (Nicolo) 11 kaum nach. Weniger häufig kommt der milchig blaue Chalcedon 12 vor. Gebänderte, farbig stark kontrastierende Steine oder Glas pasten 13 waren vor allem in republikanischer Zeit beliebt. Alamanneneinfälle (254) und Limeszusammenbruch (259) bewirkten einen deut lichen Rückgang ihres Vorkommens, das mit dem Ende der römischen Herrschaft im Rheingebiet (nach 432) und in Rätien gänzlich erlischt; gleiches gilt auch für die Herstellung von Glasgemmen. Glasintaglien wurden nach Abdrücken von scharf geschnittenen Steingemmen im Formschmelzverfahren gefertigt, und zwar dort, wo Glasindustrie, wie im Gebiet um Köln, bereits vorhanden war. Die Verarbeitung geschah in kleinen Formen, wobei in die zähflüssige Glasmasse ein zuvor von der Steingemme in Ton abgenom menes Model (in Metall umgesetzt?) eingepreßt wurde. Auf diese Weise konnten beliebig viele, durchaus ansprechende Faksimiles erzielt werden. Dabei gelang es oft, den wirklichen Edelstein, besonders den zweischichtigen Onyx (Nicolo), täu schend echt nachzuahmen. Sichere Anzeichen für Glaspasten sind die meist wie ge ätzt erscheinende Oberfläche sowie kleine im Material eingeschlossene Gasbläschen, die sich im Anschliff als Löcher markieren. Glasgemmen wurden nicht zur Täuschung des Käufers produziert, sondern dien ten vor allem in spätrömischer Zeit 14 als wohlfeiler Ersatz für die immer seltener aus dem Osten eingeführten hochwertigen Steine. 15 Offenbar hatten die ständigen Kämpfe an den östlichen Reichsgrenzen die traditionellen Handelswege nachhaltig unterbrochen. Römische Fingerringe als archäologische (Quelle Römische Fingerringe und die ursprünglich vorwiegend darin gefaßten Gemmen und Kameen zählen im freien Germanien zu den selteneren Importfunden, so auch im Gebiet zwischen Ostsee und Thüringer Wald, obwohl Neuzugänge den Gesamt bestand im letzten Jahrzehnt erfreulich vermehrten. 16 9 Im untersuchten Gebiet sind es: 1. Hohendorf, Kr. Wolgast; 9. Langenstein, Kr. Halberstadt; 16. Leuna, Kr. Merseburg. 10 21. Wandersleben, Kr. Gotha. 11 15. Großörner, Kr. Hettstedt. 12 19- Haßleben, Kr. Erfurt; 24. Commichau, Kr. Grimma. 13 5. Kemnitz, Kr. Potsdam. 14 Im 3. und 4. Jh. kommt es nicht selten vor, daß in prunkvollen Goldringen einfache Glaspasten statt echter Steine gefaßt waren. 15 Es fehlen alle Hinweise, daß die reichen Achatvorkommen von Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz), BRD, schon in römischer Zeit genutzt wurden (Krug 1980, S. 156). 16 Seit 1978 kamen allein acht überwiegend aus Thüringen (7) stammende Funde hinzu.