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halb der empirisch ermittelten Kurve). In diesem Zusammenhang mag auch die Häu fung von Speichergruben in der Nachbarschaft des Hauses 204 angeführt werden. Da es anscheinend erneuert worden ist, haben vielleicht nicht alle Speicher gleichzeitig bestanden. Aber auch dann entfallen pro Bauphase noch zwei Speicher, während sich sonst bestenfalls einer nachweisen läßt. Bemerkungen zu Geschichte und Funktion der Flynicer Höhensiedlungen Mit V. Saldovä (S. 80 ff., 89 ff.; 1977) wollen wir abschließend versuchen, einigen allgemeineren Aspekten der Geschichte und Funktion unserer Höhensiedlungen auf dem Hintergrund der gleichzeitigen Gesamtbesiedlung in Westböhmen nachzugehen. Für derartige Verallgemeinerungen bieten die archäologischen Quellen derzeit aller dings kaum gesicherte, bestenfalls wahrscheinliche Aussagen. Viele Hypothesen wer den notgedrungen durch Extrapolation von Erkenntnissen in den Nachbargebieten gewonnen, und manches ist auch dort vor allem von theoretischen Modellvorstellun gen bestimmt. Zeitliche und räumliche Gliederung Mit den Höhenburgen der Nynicer Gruppe stellt uns die Autorin einen „neuen hier bislang unbekannten Siedlungstyp“ vor (S. 7). Nach ihrer chronologischen Kon zeption fällt ihre Erbauung und Existenz durchweg erst „in das Ende des 8. Jh. v. u. Z.“ (S. 100; Saldovä 1977, S. 155 - Zitat tschech.). Westböhmen gehörte damit zu denjenigen Gebieten, wo befestigte Siedlungen „am spätesten erscheinen, am Aus gang der HaB-Stufe“ (Ebenda, S. 159). Wenn auch die Siedlungsgefilde beiderseits von Bayerischem und Böhmerwald über die Jahrtausende hin immer wieder ein kulturell traditionelles, ja gelegentlich geradezu retardiertes Gepräge getragen ha ben, verwundert es doch, daß in Westböhmen wehrhafte Bergsiedlungen vorher völlig gefehlt haben sollen. Denn in den nächstverwandten Nachbarräumen an der oberen Ohre (Plesl 1961, S. 78 f., 257; Smrz/Mlady 1979, S. 41, 53), in Nord- und Mittelböhmen (Bouzek/Koutecky/Neustupny 1966, S. 86 f., 119; Hrala 1973, S. 120 f., 175), Südböhmen (Bouzek 1965, S. 56, 65, 75) sowie Nordostbayern (Jockenhövel 1974 a, S. 53 f.), auch in deren Einflußzonen nördlich der Gebirgs schwelle (zuletzt Simon 1984, S. 31 ff.), sind sie vereinzelt sogar bereits aus dem Be ginn der Urnenfelderzeit, in größerer Zahl jedenfalls seit deren Mittelabschnitt be zeugt (vgl. aber S. 90; Saldovä 1977, S. 138 ff., 159). Daß sich der Burgenbau regio nal gestaffelt und peripher erst am Ende der Urnenfelderzeit durchgesetzt hat (Biel 1980, S. 28 f.; Jockenhövel 1980, S. 45), ist natürlich unbestritten. Jedoch gehörte gerade der böhmisch-bayerische Raum zu demjenigen Bereich, wo er, gegründet auf eine längere Tradition, besonders frühzeitig geübt wurde. Aus der Milavecer Kultur sind derzeit Siedlungen gleich welcher Art kaum bekannt (zuletzt Saldovä 1978, S. 397); der Mangel an Wehrsiedlungen könnte also allein forschungsbedingt sein. Zumindest sollte diese Möglichkeit nicht außer Acht gelassen werden.