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> 11 500 bzw. > 5 100 (> 7 600). Solche Schätzungen fallen natürlich entschieden zu hoch aus - schon weil das Testgebiet nur wenige steilhängige Partien einschließt, also vermutlich verhältnismäßig dichter als andere Teile besiedelt war, vor allem aber weil die riesige Gesamtfläche sehr wahrscheinlich nicht überall dort, wo möglich, auch tatsächlich zu Wohnzwecken genutzt worden ist. Selbst wenn man, um einmal Minimalvorstellungen zu gewinnen, spekulativ lediglich ein Zehntel des Innenraums nach dem Muster der Grabungsfläche 3 ergänzte, beliefen sich die Zahlen immer noch auf > 3 000, > 2 000 bzw. > 900 (> 1 400) Köpfen. Bei aller Unsicherheit und Fragwürdigkeit derartiger Über schlagsrechnungen wird man also davon ausgehen müssen, daß auf dem Hradisfsky vrch wenigstens ein tausend, vielleicht sogar einige tausend Einwohner dauernd gesiedelt haben. 28 V. aldov (S. 47 f.; 1977, S. 152 f., 160) kommt zu der Ansicht, „dass die Tren nung von Wohn- und Werkstättenbereich in unserer Siedlung wahrscheinlich nicht existierte“. „Spezialisierte Handwerkersiedlungen sind für diese Zeit noch nicht vor auszusetzen.“ Ein derartiger Schluß läßt sich durch die beschränkten Grabungen auf dem Hradisfsky vrch derzeit weder stützen noch widerlegen. Denn welche Funk tionen den mehr als 99 Prozent bisher nicht untersuchter Innenfläche zugekommen sind, wissen wir nicht. So abwegig mögen die zitierten Vermutungen des Heimatfor schers L. Bittner gar nicht gewesen sein, der meinte, „dass der Westteil des umwehr ten Berings... als Wohnviertel diente, während sich im Südteil die handwerkliche Produktion, vor allem die Töpferwerkstätten konzentrierten, der Nordteil mit seinen Hügelgebilden dem Kult geweiht war und im Ostteil die ,Dienstmannen‘ hausten“ (S.47). • Das - oder besser ein - .Wohnviertel“ ist inzwischen gefunden (S. 48). Der auf anderen westböhmischen Bergsiedlungen dieser Zeit herausgehobene und abge trennte Gipfelbezirk (,Akropolis“) fehlt auf dem Tafelberg anscheinend. Er könnte - freilich ohne äußere Spuren einer separaten Befestigung hinterlassen zu haben - auf dem (den) höchsten Hügel(n) im Zentrum der langgestreckten, stark gegliederten Siedlungsfläche gelegen haben, während der (ein) Werkstättenbereich vielleicht auf dem abfallenden östlichen Plateauteil hinter dem Haupttor D gesucht werden kann (PI. 1). Das sind natürlich Spekulationen. Indessen gibt es für derartige Gliederun gen, die, wenn man so will, bereits an die funktionalen Strukturen späterer Oppida gemahnen, genügend Belege aus so früher Zeit. Beispielsweise lag auf der zur Stüt zung obiger Auffassung genannten Heuneburg während HD1 über mehrere Sied lungsstadien hinweg in der Südostecke der Burg hinter dem Tor „eine deutliche Bal lung von Produktionsstätten ..., in die offenbar nur vereinzelt Wohnbauten einge streut waren. Diese Handwerksbetriebe scheinen zu großen Blocks zusammengefaßt gewesen zu sein, die ... abgegrenzt waren“ (Kimmig/Gersbach 1971, S. 78 ff., 89; Gersbach 1974, S. 196 ff.). Und selbst an der äußersten Peripherie der späten nord alpinen Urnenfelderwelt, auf dem Alten Gleisberg in Ostthüringen, läßt sich eine derartige räumliche Sonderung mit einem Handwerkerviertel’ am alten Eingang wahrscheinlich machen (Simon 1984, S. 56, Abb. 5 d). Daß auf den untersuchten of 28 Da für den Hradist’sky vrch kein besiedeltes .Hinterland 1 nachweisbar ist, kann als Argument für hohe Einwohnerzahlen auch der Bau, die Unterhaltung und vor allem die ggf. notwendige Verteidigung der fast 4 km langen Burgmauer angeführt werden.