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tritt aus dem Plauenschen Grund gut passierbar war. Darüber hinaus konnte von Meißen und dem mittelsächsischen Raum aus das Weißeritzgebiet (Bvistrizi) sehr günstig über den 300-m-Höhenrücken um Steinhübel und Wüsteberg erreicht wer den. Weiterführend über den Weg Kohlenstraße/Südhöhe-Leubnitz-Lockwitz war dies vielleicht sogar die kürzeste Verbindung Meißen - Dohna. Nach meiner Meinung liefen also damals die Fernwege noch südlich und westlich der späteren Stadt Dresden vorbei. Hingegen spielte Dohna im überregionalen Wegesystem eine wichtige Rolle. Hier verließ die Haupttrasse Meißen - Böhmen die Elbtalweitung, stieg östlich aus dem Müglitztal auf die Hochflächen des Unte ren Osterzgebirges und führte über Gottleuba und den Paß von Naklov (Nollen- dorf) nach Böhmen. Nicht nur Fernhändler werden diese Trasse über Dohna benutzt haben, sondern auch frühfeudale Heere auf ihren Kriegszügen nach oder von Böh men. 128 Belegt ist dies z. B. für 1040, wo Dohna als Sammelpunkt zweier Heere für einen Zug nach Böhmen urkundlich erstmals erwähnt wird. Der Verlauf frühmittelalterlicher Hauptwege war einerseits von der Geländegunst diktiert, zum anderen aber bereits auf Machtkonzentrationspunkte wie Meißen oder Dohna ausgerichtet. 4.6. Die Periode der hochmittelalterlichen Kolonisation 4.6.1. Voraussetzungen Im Verlaufe des 12. und 13. Jh. wurde auch das Arbeitsgebiet in die hochmittel alterliche Kolonisationsbewegung einbezogen und in seinem gesamten Umfang auf gesiedelt. Weite Waldflächen wurden gerodet und in Ackerland verwandelt, zahl reiche neue Dörfer angelegt, erste Städte entstanden, und ein neues Verkehrsnetz bildete sich und überzog das ganze Land. Bauern waren die Träger der Kolonisation. Sie wanderten aus Altsiedelgebieten ab, um ihre soziale und rechtliche Stellung zu verbessern und sich feudaler Bedrängnis zu entziehen. Ein großer Teil der Neusiedler entstammte Mainfranken. 129 Aber auch Bevölkerungsgruppen aus dem slawischen Altsiedelland waren an der Auf siedlung beteiligt. Die Feudalherren wurden zu Organisatoren und Lenkern der Kolonisation, denn diese erweiterte ihre Grundherrschaften oder schuf neue; sie vergrößerte damit das bewirtschaftete Land und füllte es mit Bauern, die vorerst zwar nur geringe Lei stungen zu entrichten hatten, aber durch ihre große Anzahl letzten Endes erhöhte Einkünfte brachten. Die flächenhaften Rodungen kamen auch den Bestrebungen der großen Feudalgewalten entgegen, von Reichsbeamten zu erblichen Landesher ren aufzusteigen und eine möglichst geschlossene Landesherrschaft zu errichten. So 128 Dazu auch J. Hemleben 1911. 129 Siehe Altfranken bei Pesterwitz, die Wüstung Franken am Possendorfer Bach, Vorwerk Fran kenberg in Strehlen, ferner die 1186 um Taubenheim genannten Franken (CDS I, 2, Nr. 523). 57