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zeit. Sicherlich bestand während der Stufe Latne C noch ein zusammenhängender Siedlungsraum im Dresdener Gebiet, jedoch verstärkte sich in der Stufe Latne D der in der Billendorfer Zeit begonnene Siedlungsschwund und führte gegen Ende der Latenezeit zu einer starken Ausdünnung der Besiedlung in dieser Landschaft. 81 Die Gründe mögen in Wanderungen und Bevölkerungsverschiebungen innerhalb des elbgermanischen Bereichs zu suchen sein. Aus frührömischer Kaiserzeit liegen aus der Elbtalweitung und ihren Randgebieten bisher keine direkten Besiedlungsnachweise vor. Allerdings hielten sich zur selben Zeit elbgermanische Bevölkerungsgruppen weiter elbabwärts im Riesaer Gebiet 82 und weiter elbaufwärts in Nordböhmen auf. Die Elbe bildete eine allgemeine Orien tierungsleitlinie für Süd-Nord-Handel, der möglicherweise über die bereits genann ten geographisch günstigen Verkehrsbahnen verlief. Es liegt nun nahe und ist auch verlockend, diese Wege durch Münzfunde zu belegen, stellt doch gerade der Dres dener Raum ein Zentrum der Verbreitung römischer Fundmünzen in Sachsen dar. 83 84 Jedoch ist unbekannt, wann und wie diese Münzen in den Boden gelangten. Deshalb ist Vorsicht geboten, sie als sichere Belege für kaiserzeitliche Begehung oder gar Be siedlung anzusehen. In der spätrömischen Kaiserzeit wurde der Dresdener Raum von odergermanischen Bevölkerungsgruppen erreicht und vorübergehend auch locker besiedelt. Diese Neu besiedlung setzte in Stufe C 1 (nach H. J. Eggers) ein, fand ihren Höhepunkt in Stufe C 2 und verebbte wieder während der Stufen C 3 und D.84 Der dem Ort Tha randt zugeschriebene eiserne Nietsporn gehörte sicherlich zur Ausstattung eines Rei terkriegers. Sollte der Fundort stimmen, spräche das dafür, daß einzelne odergerma nische Gruppen auch über die Elbtalweitung hinaus südwestwärts vordrangen. 85 Während der späten Völkerwanderungszeit gehörte der Dresdener Elbraum peripher zum Einflußbereich der Thüringer. Die beiden Körpergräber von Nickern 86 bilden den am weitesten südostwärts vorgeschobenen germanischen Fundplatz der späten Völkerwanderungszeit in Sachsen. 87 Dieser schon mehrfach beschriebene wichtige Fund ist in die Zeit nach der kriegerischen Auseinandersetzung der Franken mit dem Thüringer Königreich 531/534 einzuordnen (B. Schmidt, Gruppe III). Die Gräber liegen an dem Hauptverbindungsweg nach Böhmen, über den sicherlich vielerlei Kontakte zwischen den ethnisch und kulturell verwandten Thüringern und Lango barden liefen; letztere beherrschten vor ihrem Abzug nach Italien 568 den böh misch-mährischen und mitteldonauländischen Raum. 81 K. Peschel 1978, S. 45 und Anm. 125 sowie Karte Abb. 5. 82 Siehe Gräberfeld Prositz, Kr. Meißen. 83 Vgl. E. Meyer 1976, Karte 9. - Einzelfunde römischer Münzen des 1. und 2. Jh. aus dem Untersuchungsgebiet: Fst. 102 Mockritz, 14 Coschütz, 35 Großopitz, 162 Tharandt. 84 E. Meyer 1976, Karten 6-8. 85 Fst. 163 Tharandt. - Des weiteren wurde eine römische Bronzemünze des 4. Jh. an einer gün stigen Passierstelle des Zschonergrundbaches gefunden (Fst. 157 Steinbach). - Die als „germanisch“ angesprochenen Scherben von Leutewitz (Fst. 72) sind verschollen; es ist nicht mehr überprüfbar, ob sie ebenfalls kaiserzeitlich sind. 86 Fst. 109 Nickern. 87 Vgl. B. Schmidt 1961, Karte 2. 4 Sachs. Bodendenkmal 24/25 49