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u. a. die erhalten gebliebenen mittelalterlichen Baudenkmäler, steinerne Flurdenk mäler wie Steinkreuze und Bildstöcke sowie die Reste alter Wegeführungen. 22 Die Wegereste sind als siedlungsgeschichtliche Quellen bisher zu wenig beachtet worden. Sie treten vor allem als Wegegeleise in Form von Spurenbündeln, Spurenfächern und Hohlwegen auf, die sich in einem Zeitabschnitt herausgebildet haben, als es bereits Wagenverkehr, aber noch keine befestigten Straßen gab. Allgemein werden wir damit in das späte Mittelalter und die frühe Neuzeit verwiesen; Anfänge rei chen sicherlich bis in das Hochmittelalter zurück. Die Abstiege in die Täler sind oft noch gut faßbar, denn hier bildeten sich durch den Geländezwang Radspuren her aus, die sich dann durch Dauernutzung zu Hohlwegen vertieften. Hohlwege sind besonders gut in Waldgebieten erhalten. Im Lößareal fallen sie durch ihr kasten förmiges Profil auf. In Gebieten geringer Reliefenergie, z. B. auf Hochflächen oder Höhenrücken, sind Wegespuren fast völlig verwischt. 23 Je tiefer wir in das Dunkel der Vergangenheit eintauchen, desto wichtiger werden die archäologischen Quellen. Reste von Wehranlagen wie Höhen- oder Wasserburgen sowie Bodenfunde ergänzen wesentlich das durch andere historische Quellen ge wonnene Bild der mittelalterlichen Besiedlung. Überschreiten wir die Schwelle der frühesten schriftlichen Überlieferung, bleiben uns ausschließlich die archäologischen Quellen. Für die Siedlungsarchäologie bilden dabei die Funde aus befestigten und unbefestigten Siedlungen die wichtigste Stütze. Daneben spielen auch die Grabfunde eine große Rolle, signalisieren sie doch in der Regel die Nähe von Ansiedlungen. Es folgen in der siedlungsarchäologischen Wertigkeit die Hortfunde und die meist wenig aussagekräftigen Einzelfunde. Das archäologische Quellengut vergrößert sich ständig, ohne je vollständig erfaßt werden zu können. Deshalb ist jede Fund kartierung relativ, da sie nur die materiellen Hinterlassenschaften im Boden er fassen kann, die der Forschung zur Zeit bekannt sind. Wie auch anderswo ist auch im Raum zwischen Dresdener Elbtalweitung und Oberem Osterzgebirge das gegen wärtige Fundstellenbild von der unterschiedlich intensiven Durchforschung des Geländes beeinflußt. Auch verdanken viele Fundstellen im Süden und Westen von Dresden ihre Entdeckung Bodenbewegungen, wie sie konzentriert besonders in 22 Auf eine andere Quellengruppe - die aber im Rahmen dieser Arbeit nicht näher erfaßt wurde - sei hier mit hingewiesen, auf die Reste ehemaligen Bergbaus und anderer mittelalterlicher Pro duktion wie Pingen, Stollen, Schürftrichter, Halden, Seifendämme, Reste von Erz- und Glas schmelzen, Kohlenmeilern und Pechsiedereien. 23 Da Wege und Straßen erst seit dem 16./17. Ih. kartographisch festgehalten sind, stellen die Spuren im Gelände die ältesten Belege für eine genauere Wegefixierung dar. Kombiniert mit der Auswertung von Flurkarten, Flurnamen, historischen Nachrichten, Standorten steinerner Flur denkmäler, Bodenfunden und der geographischen Geländesituation bilden diese Wegereste die Ansatzpunkte für eine Rekonstruktion des spätmittelalterlichen Wegebildes. Von da aus lassen sich rückwärtsschreitend Modelle von Wegesystemen auch für das Hoch- und Frühmittelalter ent werfen, wenn dabei die jeweilige historische Situation - soweit sie durch Quellen erhellt ist - genügend berücksichtigt wird. Sind aus bestimmten vormittelalterlichen Perioden auf Grund ar chäologischer Funde Beziehungen zwischen Räumen bekannt, die auch in historischer Zeit verkehrs mäßig miteinander verbunden waren, werden Wegebahnen ähnlich wie die mittelalterlichen verlaufen sein, da sie sicherlich immer schon den günstigsten natürlichen Gegebenheiten folgten.