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Abb. 45. Schirmenitz, Kr. Oschatz. Bruchstücke schwammig-porösen Knochengewebes von Skelett 3, wahrscheinlich aus dem unteren Bereich der Brustwirbclsäule. Etwa 1:1. Ende der rechten Ulna einer frühadulten Frau (Sk. 8). Auch hier schließen randlichc Sklerosierungen eine postmortale Entstehung aus. Zusammenfassung Die Anthropologie der während des frühen und hohen Mittelalters im Mittelelb- gebiet ansässigen slawischen Bevölkerung ist bisher wenig erforscht. Das 1969-1972 teilweise ausgegrabene Körpergräberfeld von Schirmenitz, Kr. Oschatz, etwa 20 km nordwestlich von Riesa, bot Gelegenheit zu einer ausführlichen paläanthropologischen Bearbeitung und Auswertung der geborgenen Skelettreste. Obwohl nur zu etwa einem Drittel archäologisch untersucht, ist ein einigermaßen repräsentativer Längsschnitt durch die Belegung des Gräberfeldes überliefert, und diese läßt sich, wenn auch nur pauschal, horizontalstratigraphisch in drei Abschnitte (zweite Hälfte 11., erste und zweite Hälfte 12. Jh.) gliedern. Mit Rücksicht auf den vorwiegend archäologisch-historisch interessierten Leserkreis dieser Zeitschrift seien im folgenden die wichtigsten anthropologischen Ergebnisse zusammengefaßt und im Hinblick auf ihre kulturgeschichtliche Aussage ge deutet. Grundsätzlich ist dabei stets zu berücksichtigen, daß das Schir- menitzer Material nur klein, unvollständig und zudem schlecht erhalten ist (Reste von 39 Individuen, weitere 18 Individuen erschlossen, vorwiegend Erwachsene). Das übliche Untersuchungsprogramm wird dadurch stark eingeschränkt (besonders hin sichtlich der metrischen und morphologischen Erfassung), und die Schlußfolgerun gen können teilweise nur als Hypothesen gelten. Immerhin lassen sich viele Zusam menhänge statistisch sichern. Die Qucllensituation zwingt zu intensiven Vergleichen (teilweise unter Aufarbeitung älterer und ähnlich kleiner Skelettserien), welche ihrer seits Einsichten vermitteln, die über den Lokalbefund weit hinausgehen. Der dabei