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Abb. 35. Schirmenitz, Kr. Oschatz. Röntgenbild der proximalen Tibiaenden von Skelett 3 mit zahl reichen Wachstumslinien und dünner Kortikalis (vgl. auch Abb. 36). Etwa 1:1. tungen (Tab. 25). Das Spektrum von massiven bis zu fehlenden Befunden ist fließend. Zwar erlaubt unser geringes Material keine exakten Vergleiche nach der Frequenz an ein und denselben Knochenabschnitten. 257 Doch führt der Gesamtbefund auch so vor Augen, in welchem Umfang und auf welche Weise ein größerer Teil der Schirme- nitzer Bevölkerung im kindlichen und jugendlichen Alter einer ungewöhnlichen Re- tardation unterlegen hat. Daß diese mit einer deutlichen periodischen Minderung des Längenwachstums verbunden war, darf als sicher gelten. 258 Freilich stehen die Harrisschen Linien in komplexeren Zusammenhängen. Der Mediziner billigt den beschriebenen Bildungen einen vergleichsweise hohen Informationswert zu. „Mit diesen ,Wachstumslinien‘ schreibt der Knochen seine Ent- 257 Vgl. die differenzierteren Vergleiche mittels des Morbiditätsindexes nach C. Wells ([Zahl der WL im bcsterhaltenen Langknochen x 100]: Zahl der Individuen; vgl. I. Kühl 1977, S. 183 ff.) bzw. mittels der „relativen Zahl“ der Wachstumslinien ([Zahl der WL x 100]: Zahl der Indi viduen mit WL) bei B. Bugyi 1973, S. 103. Erste Angaben über ur- und frühgeschichtlichc Stichproben aus England lassen deutliche Unterschiede erkennen. 258 J. Pechstein u. R. Hocke 1968, S. 615 f., haben nachgewicscn, daß die beispielsweise bei der Rachitis im floriden Stadium auftretenden Wachstumsverzögerungen trotz des danach ein setzenden „Nachholschubs“ nicht mehr eingeholt werden.