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belegten Verhältnisse ableitet, hätten nach seiner Formel zur Berechnung der Popula tionsgröße durchschnittlich (x • 45): 1000 = 180:150 oder x Erwachsene zur selben Zeit gelebt. 86 Setzte man in Anbetracht des geringen Sterbealters eine Mor talitätsrate von 50 % und eine möglicherweise nur 125jährige Benutzung des Gräber feldes voraus, erhöhte sich die Erwachsenenzahl auf 29. Dazu müssen mindestens ebensoviel Kinder und Jugendliche gezählt werden, 87 woraus eine Kopfzahl von we nigstens 50-60 Personen resultiert. Natürlich handelt es sich hierbei nur um einen groben Näherungswert für den Durchschnitt während der gesamten Belegungs zeit. 88 Über die Einwohnerzahl slawischer Siedlungen jener Zeit und jenes Raumes wissen wir bisher kaum etwas Sicheres. Die wenigen interpretierbaren archäologischen Siedlungsbefunde, vorwiegend aus dem nordwestslawischen Bereich, lassen erken nen, „daß kleine bis mittelgroße Siedlungen das Bild bestimmten“. 89 Aus der Zahl der meist wenig geräumigen Häuser, die im Durchschnitt von bestenfalls fünf- bis sechsköpfigen Kleinfamilien bewohnt gewesen sein könnten, wurden Einwohnerzah len zwischen 45-54 (Dessau-Mosigkau) und 90-108 (Tornow D) erschlossen. 90 Die Möglichkeit, von den bisher untersuchten Friedhöfen ausgehend, auf den Umfang der Bestattungsgemeinschaften zu schließen, wird pessimistisch beurteilt, doch lassen sich trotz des auch hier unzureichenden Forschungsstandes einige begründete Schätzungen vornehmen. Eine Zusammenstellung entsprechender Daten für die hier zum Vergleich herangezogenen Gräberfelder (Tab. 11, Abb. 1491) bestätigt zunächst, daß mit einem Nebeneinander recht verschieden großer Siedlungen gerechnet werden muß: Die Kopfzahlen schwanken zwischen 9 und 56! Zugleich weisen sie aber darauf hin, daß zumindest im Elbsaalegebiet auch mit erheblich kleineren Siedlergruppen als den oben erschlossenen gerechnet werden muß. Inwieweit die scheinbare Widersprüchlichkeit der Schätzungen auf echten regionalen und zeitlichen Unterschieden beruht 92 oder 86 Zu den Berechnungsverfahren nach N.-G. Gejvall sowie G. Acsädi u. J. Nemeskeri (vgl. Tab. 11) vgl. u. a. L. Schott 1964, S. 897; P. Donat u. H. Ullrich 1971, S. 236 ff; dies. 1976, S. 349. 87 Dem entspricht das mehrfach annähernde Verhältnis 2:1 der nach beiden Formeln berechneten Kopfzahlen für die Gesamtbevölkerung bzw. allein für die Erwachsenen (Tab. 11). 88 Bei dem von P. Donat u. H. Ullrich 1971, S. 241 ff., vorgeschlagenen mehrstufigen Korrekturverfahren lassen sich die im Einzelfall nicht auszuschließenden Unsicherheiten u. E. im Ergebnis nicht mehr deutlich genug erkennen; vgl. u. a. L. Schott 1964, S. 900, und selbst H. Ullrich 1972, Anm. 18. 89 P. Donat 1980, S. 139, 145. 90 Zuletzt P. Donat 1980, S. 137 ff.; zur Problematik noch höherer Zahlen (Tornow A 300 Einwohner) vgl. S. 145, Anm. 259. 91 Nachweise vgl. unter Anm. 44; dazu für Dreitzsch: K. Simon 1978, S. 242, Anm. 33 (42,8 statt 40,2%), 34 und Ergänzungen durch die Grabung von 1979 (statt der geschätzten 29 Indi viduen nachgewiesen 17 Erwachsene und 20 Nichterwachsene); Zöllnitz: H. Rempel 1966, Abb. 19, S. 148 (Gräberfeld fast vollständig erfaßt); Phöben: K. Grebe u. R. Hoffmann 1964, Abb. 21 (erfaßte Fläche mit 70-80 Erwachsenengräbern knappe Hälfte des gesamten Grä berfeldes); Espcnfeld: H. Bach u. A. Bach 1971, S. 145 f., Tab. 3; Reckahn: L. Schott 1963, S. 141 f.; der s. 1964, S. 900, Tab. 1; d e r s. 1973, S. 138 f. 92 Die Berechnungen nach Siedlungsbefunden gründen sich, abgesehen von Dessau-Mosigkau, auf drei jungslawische Siedlungen im brandenburgischen Raum; vgl. P. Donat 1980, S. 145; dazu J. Brachmann 1978, S. 231 f.