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die vielfältige Kombination unterschiedlich ausgeführter Tupfen-, Kerben-, Stem pel-, Rillen-, Furchen- und Wulstreihen, die insgesamt ein abwechslungsreiches, tep pichartiges Muster ergeben. Häufig werden die bevorzugt senkrechten Zierfelder durch eine waagerechte Tupfen- bzw. Dellenreihe abgeschlossen. Die Anlehnung an den Rahmenstil älter- bis mittelhallstattzeitlicher Gefäßzier ist offenkundig. Zu diesem frühen Zentrum gehören nördlich der Mittelgebirgsschwelle die Sied lungsgebiete an oberer und mittlerer Saale sowie Weißer Elster (Abb. 12). Hier waren die eingangs genannten allgemeinen Grundlagen für die Entstehung der Ka lenderbergverzierung in besonderer Weise gegeben: Ostthüringen erlebte am Über gang zur frühen Eisenzeit in Gestalt der älteren Dreitzscher Gruppe geradezu eine Spätblüte der oberfränkischen Urnenfelderkultur, und auch im Verlaufe der Hall stattzeit, als die heimische Spätbronzezeitgrundlage wieder mehr zum Tragen kam, sind die Beziehungen zu den gleichfalls traditionsgebundenen Gebieten südlich des Thüringer und des Frankenwaldes niemals völlig abgerissen. 17 Dem überkulturel len, „modischen“ Charakter des Kalenderbergdekors entsprechend, kann dessen Ausbildung jedoch auch hier nicht ganz auf die nachlebende Urnenfeldergruppe in Ostthüringen beschränkt werden, sondern bezieht deren bevorzugte nördliche Ein flußsphäre östlich der mittleren Saale 18 mit ein. Die feinchronologisch wichtigsten Belege stammen von Saalfeld und von Stößen, Kr. Hohenmölsen. Der Topf von Saalfeld gehört zu einem mehrfach ausgewerteten Grabinventar mit Beigefäß und Deck(?)schüssel aus einem Urnenfriedhof der Dreitzscher Gruppe (Abb. 1-3). 19 Die kürzlich erfolgte Restaurierung der zwischen zeitlich zerscherbten Gefäßreste 20 ergab, daß die alte Zusammensetzung und Er gänzung des Topfes fehlerhaft waren. Beschädigtes Unterteil und etwa die Hälfte des Oberteils eines eimerförmigen Topfes mit leicht ge wölbtem Boden, hohem, konischem Unterteil und niedrigem, geschweiftem, eingezogenem Oberteil; auf der Schulter eine umlaufende Reihe kleiner, hochovaler Tupfen, darunter bis fast zum Boden reichend und aneinandergrenzend etwa senkrechte, unterschiedlich breite, langrechteckige bzw. -tra pezförmige Zierfelder, und zwar von links nach rechts aufeinanderfolgend aus senkrechten Kniffel leisten, unregelmäßigen, schrägen Kerbenreihen, die von wirren Ritzlinien geschnitten werden, senk rechten Reihen querstehender Kerben, unregelmäßigen, senkrechten Kerbenreihen, senkrechten Knif felleisten, schrägen Tupfenreihen, einer Reihe stark plastischer Querkerben zwischen zwei senkrechten Kniffelleisten sowie flachschrägen Kniffelleisten; graubraun bis hellbraun, außen eben, innen buckelig verstrichen, grob gemagert, schlecht gebrannt; Bdm. 7,0-7,5, gr. Dm. 15,3-15,7, Rdm. 12,5, H. 12,3 bis 13,5, Wst. 0,5-1,3 cm (Abb. 1,3, 2). Der zerscherbte Topf von Stößen ist zusammen mit Resten einer Schale als von „1 Gefäß“ stammend ohne nähere Angaben aus einer alten Privatsammlung über- 17 Zuletzt K. Simon 1977, S. 654; d e r s. 1978, S. 235 ff. 18 Zu dieser zuletzt K. Simon 1979 c, S. 177; besonders deutlich in Fundkomplexen wie K. Si mon 1969, S. 258 ff., Abb. 2-5, und ders. 1972, S. 108, Taf. 68,12-27; anders westlich der Saale und im Thüringer Becken; vgl. K. Simon 1979 a, S. 62 f. 19 Zuletzt K. Simon 1972, S. 62 f„ Taf. 37,6-8. 20 Herrn Direktor G. Werner, Thüringisches Heimatmuseum Saalfeld, danke ich für die Bereit stellung der Scherben und Herrn Direktor Prof. Dr. sc. W. Coblenz für die im Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden durch M. Ehrentraut erfolgte Restaurierung des Topfes.