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die Schenkel auszuhämmern, bis es sich auf das vorgegebene Maß gestreckt hatte (Abb. 1,7). Danach wurden alle Teile auf das vorgesehene Maß verfeilt (Abb. 1,8), die Knöpfe über eine Lehre im Feuer gebogen (Abb. 1,9) und Bügel sowie Dorn endgültig gerichtet (Abb. 1,10). Anschließend brauchte der fertige Sporn nur noch verschliffen und geputzt zu werden, um die Grundlage für eine gute Politur zu geben (Abb. 2). Die Arbeitszeit bis zum fertig polierten Sporn betrug 21 Stunden. Abb. 2. Rekonstruktion des Sporns von Stradonice (Abb. 1). Ca. 2:3. Wäre das Original im Schmiedezustand verblieben, hätte sich die Zeit auf 5-6 Stunden beschränkt. Die meisten Originale weisen aber eine zeitraubende Glättung der Oberfläche auf. Eine Politur entstand zwar automatisch durch das Reiben am Fell des Pferdes in Verbindung mit dem an unserem Stück im Schlitz eingeknöpften Lederzeug, jedoch blieben dabei gerade die Schauseiten politurfrei. Deshalb wurde u. E. die Politur schon nach der Herstellung des Sporns künstlich erzeugt. Einen zweiten Sporn vom selben Fundort besitzt das Landesmuseum für Vorge schichte Dresden (Abb. 3)4. Gegenüber dem vorher genannten besitzt er kleinere Knöpfe, einen längeren und nach oben gebogenen Dorn sowie geschwungene, ver breiterte Schenkel. Wenn auch der Rost die ehemalige Form sehr verändert und reduziert hat, lassen sich doch noch einige Maße sichern oder ergänzen. Das abge setzte Mittelteil des Bügels, auf dem unmittelbar der Dorn sitzt, ist sehr schwer erkennbar und läßt zunächst vermuten, daß der Dorn dort eingenietet wurde. Die genauere Untersuchung ergab aber, daß der Sporn aus einem Stück hergestellt worden ist. So weit sich übersehen läßt, müssen wir für alle latenezeitlichen Knopf sporen das Schmieden aus einem Stück annehmen. Die geschwungenen Schenkel ver breitern sich beidseitig vor der Mitte und sind von dieser durch eine kurze Ein schnürung abgesetzt. Der Dorn ist leicht bogenförmig nach oben gerichtet. 4 Olshausen 1890, Verh. S. (204) f„ Fig. 21; J a h n 1921, S. 97.