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TECHNISCHE BETRACHTUNGEN ZUR HERSTELLUNG FRÜHER REITERSPOREN UND DEREN REKONSTRUKTION* Von Artur Pietzsch t In vielen prähistorischen und historischen Sammlungen befinden sich Reitersporen, die auf Grund der Fundzusammenhänge und der ihnen eigenen Merkmale chro nologisch eingeordnet werden können. Dazu gehören nicht nur Material, Konstruk tion, Form und Dekor, sondern auch die Herstellungstechnik. Diese soll hier an hand einiger vornehmlich aus Sachsen stammender Belege und ihrer Rekonstruk tion verdeutlicht werden. Wenn wir eine gewisse Reihenfolge einhalten, so beziehen wir uns in der Hauptsache auf R. Zschille und R. Forrer1 sowie hinsichtlich der Frühformen auf M. Jahn 2 . Wählen wir zunächst aus der Vielzahl der jüngerlatenezeitlichen Sporen vom Hradiste bei Stradonice ein eisernes Exemplar. Leider ist die Zeichnung bei R. Zschille und R. Forrer 3 technisch nicht besonders gut. Für eine Rekonstruktion war sie aber noch brauchbar, wenn bei dieser auch geringe Maßabweichungen entstan den sein können. Die beiden großen Endknöpfe an den Schenkeln werden keines falls kreisrund gewesen sein. Ihren Durchmesser kann man mit 17 mm, die im Querschnitt runden Schenkel mit 4 mm und die Dornhöhe mit 18 mm annchmcn. Es muß dabei beachtet werden, daß durch die Rostbildung an den Originalen vom ursprünglichen Maß immer etwas verloren geht. Im Rekonstruktionsversuch wurde zuerst ein Stück Eisen rundgeschmiedet, das einen Durchmesser von etwa 12 mm aufwies (Abb. 1,1). Danach wurde ein Ende auf 20 mm Breite frei, also ohne Gesenke, gestaucht (Abb. 1,2) und schon etwas gewölbt verhämmert (Abb. 1,3). Dabei wurde erkannt, um wieviel sich die Länge des Materials durch die Stau chung reduziert. Unter Berücksichtigung dessen wurde das andere Ende gekürzt und anschließend auch hier die Wulst für den Knopf angestaucht (Abb. 1,4,5). In der Mitte war dann das Material für den Dorn vorzutreiben (Abb. 1,6) und für * Vom ehemaligen leitenden technischen Mitarbeiter des Landesmuseums hinterlassenes, von Her ausgeber und Redaktionssekretär überarbeitetes und leicht gekürztes Manuskript aus dem Jahre 1971 mit dem Originaltitel „Der Rcitersporn. Rekonstruktionen und technische Betrachtungen bei ihrer Herstellung“. Die Zeichnungen stammen vom Verfasser, die Fotos von Margarete Möller, beide vormals Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden. 1 R. Z s c h i 11 e und R. Forrer 1891. 2 M. Jahn 1921. 3 R. Zschille und R. Forrer 1891, Taf. 1,2; M. Jahn 1921, Abb. 1.