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AFD Arbeits- u. Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 23,1979 S. 107-146 STEINBAUTEN DER WIPRECHTSBURG BEI GROITZSCH, KREIS BORNA, SEIT DEM ENDE DES 11. JAHRHUNDERTS Von Herbert Küas Die Burg zu Groitzsch ist durch Wiprecht II., der sie 1074 gegen Erbgut im Bal- samer Land eintauschte, als „Wiprechtsburg“ weithin bekannt geworden. Seitdem er sie zu einem „castrum fortissimum“ ausgebaut hatte, sind ihre Verwandlungen und Schicksale nicht weniger bewegt gewesen als in den Zeiten nach ihrer Grün dung vor der Jahrtausendwende, als sie ein im Zuge der deutschen Ostexpansion gegründeter Burgward war. 1 2 Im 16. Jahrhundert trug man den umfangreichen Gebäudekomplex auf dem sich über der Elsteraue erhebenden Hügel ab, der ganze ehemalige Burgberg wurde in einen Weinberg umgestaltet.- Nur hier und da regten einige spärliche Mauerreste zu Erkundungen an, sie blieben ergebnislos. 3 Erst als man bei der Erweiterung einer 1830 auf dem Burgberg erbauten Gaststätte im Jahre 1849 unerwartet auf altes Mauerwerk stieß, das metertief im Boden steckte und zur unteren Hälfte einer abgebrochenen runden Burgkapelle gehörte, 4 wurde die Aufmerksamkeit der baugeschichtlichen Forschung auch auf diese Hauptburg Wiprechts gelenkt, dessen Wirken durch die aus dem Pegauer Hauskloster Wiprechts von Groitzsch stammende „vita Wiperti“ bereits Gegenstand eingehender histo rischer Untersuchungen geworden war. 5 Immer wieder geforderte Grabungen be gannen auf der Wiprechtsburg 1959 aus ungewöhnlichem Anlaß; 6 7 sie wurden vom Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden durchgeführt und, ohne eine vollstän dige Durchsicht der umfangreichen Schuttmassen auf der westlichen Burghälfte er zielen zu können, 1967 beendet. Eine umfassende Publikation der Dokumentation und der Ergebnisse der Grabung verzögerte sich durch Veränderungen im Auf gabenbereich des Grabungsleitcrs, Herrn Dr. phil. H.-J. Vogt? Der Verfasser des 1 Obwohl die Burg Groitzsch erstmalig 1073 urkundlich genannt wird, erfolgte ihre Gründung als Burgwardsmittelpunkt im Zuge der deutschen Ostexpansion doch schon im 10. Jahrhundert. 2 Ausführlich beschreibt K. A. Kühn 1885, S. 236 ff., die weiteren Veränderungen und die Ab folge der Besitzer des Burgberges, insbesondere seit dem 16. Jahrhundert. 3 K. A. K ü h n 1885, S. 266. 4 A. Geutebrück 1856; R. Steche 1891; dazu auch K. A. Kühn 1885, S. 264-268. 5 Chr. Schöttgen 1749; Th. Flathc 1865; G. Blumschein 1882; zuletzt H. Patze 1963. 6 Ausführlicher dargestellt in H. K ü a s 1977. 7 Zusammenfassender Bericht von H.-J. Vogt 1965; H.-J. Vogt 1971. 107