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SLAWISCHE SIEDLUNGS- UND GRABFUNDE IN SCHIRMENITZ, KR. OSCHATZ Von Willfried Baumann Die Ortschaft Schirmenitz liegt etwa 25 km südöstlich von Torgau entfernt am west lichen Talauenrand der Elbe am Zusammenfluß von Dahle und Tauschke auf einer kleineren Talkiesfläche der jungdiluvialen Terrasse (Abb. 1). Auf der Hochfläche sind hier vorwiegend kiesige Sandböden der Saaleeiszeit ausgebildet. Der Talkies ist heute in den obersten Dezimetern schwach lehmig. Größere Verbreitung erlangt er auf der rechtselbischen Seite 1 . Die Talkiesböden sind für die landwirtschaftliche Nutzung weniger geeignet, da sie sehr niedrige Erträge aufweisen. Die holozänen Auelehmablagerungen der Elbe liegen 5-8 m tiefer. Schirmenitz ist seiner Anlage nach ein Haufendorf. Es wird erstmalig im Jahre 1130 in einer Schenkungsurkunde als Sremsnize 2 erwähnt:. . . villam quantam nostri allodii nomine Sremsnize in pago Beigor in burchwardo Trescowo sedam ... Der Mark graf Konrad (1123-1157) schenkte dem Bistum Meißen das Dorf Schirmenitz 3 4 5 . Der in der Urkunde von 1130 genannte Burgwardort Trescowo ist identisch mit Drösch- kau, einem ehemaligen Rittergut auf einer kleinen Erhebung, hochwasserfrei in der Eibaue etwa 5 km nördlich von Schirmenitz gelegen. Einige Gebäude aus dem 16. Jh. sind heute noch erhalten. Die grabenartige Vertiefung südwestlich des Gutes kann als Teilstück eines Burggrabens gedeutet werden, falls es sich hierbei nicht um eine offene Rinne eines alten Elbearmes handelt. Am südöstlichen Gutsausgang ist eine flache Bodenwelle zu erkennen; wahrscheinlich sind es die letzten Reste eines einge ebneten Walles. Die vermutete Burganlage kann nur an dieser Stelle gesucht werden. Archäologische Belege fehlen bis auf eine einzelne Wandscherbe aus dem 12. Jh. zu nächst vollständig. Die Kirche von Schirmenitz befindet sich im Nordosten des Ortes in exponierter Lage unmittelbar an der Terrassenkante der Elbe. Sie verkörpert den Typ der romanischen Saalkirche mit Chorquadrat. Der Chorturm ist vermutlich erst im 16. Jh. errichtet worden ’. Der Bau dürfte in der zweiten Hälfte des 12. Jh. entstanden sein. Ein ver- 1 Vgl. Geologisches Meßtischblatt, Nr. 16, Blatt Riesa - Strehla, 2. Auflage, 1923. 2 Codex diplomaticus Saxoniae regiac I, 2, Nr. 82; H. Schieckei 1960, Nr. 44, S. 63. 3 Den Hinweis auf die Urkunde verdanken wir Herrn M. Kobuch, Staatsarchiv Dresden. 4 W. Schlesinger 1937, Karte I. 5 K. Mertens 1973, S. 104.