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Die Fundgruppe aus Dolny Slsk und der Niederlausitz, die sog. Gubener Gruppe, die früher als Teil der Przeworsk-Kultur (in der polnischen Literatur) oder als soge nannte Lausitzer Gruppe galt 25 , darf man zum Jastorf-Kreis zählen 26 . Die Gubener Gruppe befand sich zum Teil auf dem Gebiet, das dicht von der Pommerellischen Kultur besiedelt worden war (Abb. I) 27 . Das Gräberfeld dieser Gruppe in Domanio- wice, Kr. Gogw (Abb. 3), in dem eine Kontinuität von der Pommerellischen Kultur bis zur Jastorf-Phase nachgewiesen werden kann 28 , zwingt zu der Annahme, daß die Entstehung dieser Gruppe sich wenigstens teilweise auf dem Weg der Akkulturation abspielte; doch auch ein Bevölkerungszufluß vom Nordwesten her ist nicht ausge schlossen. Die Gubener Gruppe nimmt im Rahmen des Jastorf-Kreises eine peri phere Stellung ein, was sich auch im Kulturbild widerspiegelt. So sind z. B. in der Keramik die charakteristischen Jastorf-Typen selten und kommen nur in der frühen Phase vor (Abb. 3 e) 29 , wogegen danach Przeworsk-Typen vorherrschen. Andere Kulturelemente jedoch, z. B. der Grabritus (Urnengrab mit Deckschale), die Regeln der Grabausrüstung - keine Waffen und Beigefäße, häufiges Vorkommen von Gür telhaken (Abb. 3 d,h,i), das Auftreten von Nadeln (Abb. 3 c) und Segel(?)ohrringen (Abb. 3 a)- und die Formen bestimmter Metallobjekte - besonders der Kugelfibeln mit bronzenen Kugeln (Abb. 3 b,f) 30 , der Spätlatenefibeln mit stufenförmigem Bügel (Abb. 3 g) -, hat sie mit der echten Jastorf-Kultur oder auch mit ihr verwandten Kulturgruppen (Latenekultur Sachsens, Poiene^ti-Lukasevka-Kultur, Kobyly-Gruppe) gemeinsam. Es ist charakteristisch, daß das Ende der Jastorf-Gruppen in Dolny lsk und im westlichen Pomorze sowie dasjenige der Kobyly-Gruppe in Nordböh men und der Beginn der Großromstedt-Stufe im Mittelelbe-Saale-Gebiet, aber auch der Übergang vom Ripdorf- zum Seedorf-Stil fast gleichzeitig waren. Das bestätigt die Eingliederung der Gubener Gruppe in den Jastorf-Kreis 31 , weil sich für diese Tatsache, daß die pommerellische Besiedlung nur auf einem kleinen Teil des späteren Jastorf-Ge bietes feststellbar ist (vgl. Abb. 1 und R. Wolgiewicz 1969 b, Karten 1-3). Nur die Be- sicdlungskontinuität von der Jastorf- zur Oksywie-Kultur ist sehr wahrscheinlich. 25 R. Hachmann 1960 (1961), S. 71. Neben den schon vor langer Zeit entdeckten Materialien dieser Gruppe verfügen wir jetzt über die Funde von den großen Gräberfeldern in Domaniowice, Kr. Giogöw (A. Koiodziejski 1973), und in Luboszyce, Kr. Lubsko (G. Domanski 1966, S. 134-137. -G. Domahski 1968, S. 386-390. -G. Domanski 1969 a, S. 153 ff. - G. Domanski 1969 b, S. 115 ff., Abb. 3 a. - G. Domahski 1970, S. 125-128, Abb. 3 a). 26 Das ist eine Schlußfolgerung des Kollektivs, das den 5. Band (jüngere vorrömische Eisenzeit, römische Kaiserzeit, frühe Völkerwanderungszeit) der „Vorgeschichte Polens“ vorbereitet. Sie wurde während der Sitzung in Warszawa (November 1973) formuliert. 27 Vgl. die Karten der Besiedlung der Pommerellischen Kultur (S. P az d a 1970, S. 111 ff., Karte 1. — T. Malinowski 1969) mit den Karten und Katalogen der Fundstellen der Gubiner Gruppe (G. Domahski 1970, S. 143 ff., Karte 1. - B. Czerska 1970, S. 199-201, Karten 1-2 - die Zone der Urnengräber). 28 A. Kolodziejski 1973, S. 113 ff. 29 Solchen Standpunkt vertritt jetzt Dr. G. Domahski (ein Vortrag im Dezember 1973 in Warschau), der die Materialien der Gubiner Gruppe bearbeitet. Auch einige veröffentlichte Jastorf-Gefäße aus Domaniowice stammen aus den Fundkomplexen (A. Kolodziej ski 1973, Abb. 5 a-1, 6 a-1), die man zur frühen Phase der jüngeren vorrömischen Eisenzeit rechnen muß. 30 A. Kolodziejski 1973, Abb. 5, 6, 7 d-k, p, r, u-z. Es soll auf 6 Kugelfibeln (mit bronzenen Kugeln) aufmerksam gemacht werden (A. Kolodziejski 1973, S. 128).